Perry Rhodan Neo 239: Merkosh. Rüdiger Schäfer

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Название Perry Rhodan Neo 239: Merkosh
Автор произведения Rüdiger Schäfer
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan Neo
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845354392



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      Noch bevor er den Satz beendet hatte, tat er ihm unendlich leid. Wie konnte er so etwas nur sagen? Auch wenn Resotum ungerecht und selbstsüchtig war, wenn Merkosh ihm lieber Vorwürfe machte, statt sich für ihn zu freuen, hatte Merkosh kein Recht dazu, Resotum so etwas Dummes und Gemeines an den Kopf zu werfen.

      »Res ...«, begann er mit einer Entschuldigung, doch es war bereits zu spät.

      Resotum sprang wie eine Stahlfeder aus seiner Ruheschale. Seine rechte Faust erwischte Merkosh genau an der Stelle, die zwei Tage zuvor auch Breknesh getroffen hatte. Merkosh spürte, wie die dünne Haut erneut aufplatzte und warmes Blut über sein Kinn lief.

      »Ich brauche dich nicht!«, brachte Resotum in einer Mischung aus Schluchzen und Schreien heraus. Durch das Zellgeflecht, das sein Gehirn als feines Netz umschloss, pulsierte die Aspinalflüssigkeit in kurzen, heftigen Schüben. »Ich habe dich nie gebraucht!«

      Bevor Merkosh reagieren konnte, war sein Freund aus der Zelle gestürmt. Er eilte Resotum hinterher, holte ihn jedoch nicht mehr ein. Schließlich gab er auf und kehrte zurück, um den Rest seiner Sachen zu packen.

      Ein paar Stunden später holte ihn Hochlehrer Sinilton höchstpersönlich ab und führte ihn zu einem Gleiter, der auf dem großen Hof zwischen dem Omnitron und den Schülerunterkünften niedergegangen war. Auf dem weiten Platz hatten sich sämtliche Jahrgänge versammelt. Die Schüler standen, nach Lektionszirkeln geordnet, Reihe um Reihe in der Mittagshitze und pressten die Handrücken gegen ihre Stirnen. Sogar König Breknesh und sein Hofstaat waren anwesend, auch wenn ihre abfällig verzogenen Gesichter der allgemeinen Respektsgeste Hohn sprachen.

      Merkosh war die ungewohnte Aufmerksamkeit fast peinlich. Sein bisheriges Leben lang hatte er stets versucht, so wenig wie möglich aufzufallen. Sein Gefühl sagte ihm, dass das von nun an nicht mehr möglich sein würde.

      Als er das Ende der Gleiterrampe erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um und ließ den Blick über die Reihen der Schüler wandern.

      Resotum entdeckte er nirgends.

      3.

      Während der ersten Stunden im Eel-Institut bekam Merkosh keine Gelegenheit, über das, was ihm widerfuhr, intensiver nachzudenken. Die neuen Eindrücke prasselten in derart schneller Folge auf ihn ein, dass ihm kaum Zeit zum Atmen blieb.

      Ein Elementar namens Heringett brachte ihn unmittelbar nach seiner Ankunft in ein Zimmer, das mindestens zehnmal größer war als die Zelle, die Merkosh zusammen mit Resotum bewohnt hatte. Als ihm Heringett mitteilte, dass er dort von nun an allein residieren würde, lachte Merkosh, weil er glaubte, Heringett hätte einen Scherz gemacht. Doch dem war nicht so.

      Anschließend führte ihn der Elementar herum und stellte ihm eine Unzahl von Opronern vor, die alle auf die eine oder andere Weise wichtig waren. Merkosh versuchte, sich ihre Namen so gut wie möglich einzuprägen, doch irgendwann musste er einsehen, dass das unmöglich war.

      Hinzu kam die einschüchternde Umgebung. Das Institut war ähnlich weitläufig angelegt wie die vorherige Lehranstalt, der Merkosh zugewiesen worden war, doch alles wirkte viel edler und heller und vor allem bedeutsamer, als es selbst das Omnitron getan hatte. Das Hauptgebäude – Asteon genannt – bestand aus einer kreisrunden Basisfläche, über die sich mehrere zeltartige Glasdächer spannten. Sie schwebten vermeintlich frei in der Luft und waren mit Ranken und bunten Blumenteppichen bewachsen.

      Darüber wölbte sich eine mächtige Kugel von mindestens fünfhundert Metern Durchmesser. Beim Anflug mit dem Gleiter hatte es ausgesehen, als habe jemand mitten in einem wunderschönen Park einen riesigen, weißen Ballon aufgeblasen. Merkosh erfuhr, dass die Kugel nicht nur die Quartiere der Studenten, sondern auch die gesamte Verwaltung sowie die Versorgungseinrichtungen der Institutsanlage beherbergte.

      Um das Asteon herum gruppierten sich kleinere Ansammlungen aus flachen Gebäuden, die ziemlich unscheinbar aussahen und offenbar weder Fenster noch Türen hatten. Dort, so erläuterte Heringett, lagen die Laboratorien und Schulungsräume. Sie reichten bis tief unter die Oberfläche. Der Park diente den Studenten dagegen zur Erholung und als anregende Umgebung zum Studieren und Debattieren.

      Der Elementar ließ ihn schließlich für eine Stunde im Katra allein. So nannte man den Bereich des Instituts, in dem man seine Mahlzeiten einnahm. Die dortigen Speiseschalen kamen Merkosh tiefer vor als jene, die er kannte. Als er sich in eine von ihnen hineinlegte und den Zufluss aktivierte, überwältigte ihn ein Geschmackserlebnis, das er nicht für möglich gehalten hätte. Sein Körper zitterte vor Wonne, als die filigranen Poren der Schale den Nahrungsbrei absonderten, den seine Haut geradezu gierig aufsaugte. Niemals zuvor hatte er etwas so Köstliches genossen.

      Den Rest des Tages verbrachte er mit endlosen Orientierungs- und Einführungslektionen, sodass ihm am Abend der Kopf glühte. Trotzdem hatte er sich selten in seinem Leben wohler gefühlt, denn er erkannte sehr schnell, welche ungeheuren Perspektiven sich ihm boten. Auch wenn ihn die Quantenwissenschaften eigentlich mehr interessierten als die Medizin, akzeptierte er die Wahl, die Sinilton und die opronische Gesellschaft für ihn getroffen hatten, ohne Einschränkungen. Das System existierte seit vielen Jahrtausenden. Es war perfekt. Wenn es zu dem Ergebnis kam, dass Merkosh ein idealer Mediker war, gab es daran nichts zu rütteln.

      Als er am Abend trotz seiner Erschöpfung versuchte, eine Komverbindung mit Resotum herzustellen, meldete dieser sich nicht. Ob er nicht in seiner Zelle war oder sich weigerte, den Anruf entgegenzunehmen, konnte Merkosh nicht feststellen. Für einen Moment war die Wut wieder da, doch dann mahnte sich Merkosh zur Nachsicht. Schließlich war er es gewesen, der seinen Freund beleidigt und gedemütigt hatte, und er bedauerte zutiefst, dass sich Resotum keine Möglichkeit mehr geboten hatte, sich bei ihm zu entschuldigen.

      Merkosh hinterließ eine Nachricht und legte sich dann in seine Ruheschale. Sofort spürte er einen schwachen Luftzug, der seine Haut umschmeichelte und angenehm kühlte. Doch obwohl er todmüde war, gelang es ihm nicht, einzuschlafen. Seine Zelle ... sein Zimmer ... erschien ihm viel zu groß. Und die Stille war so allumfassend, dass er alle paar Minuten in die Hände klatschte, um sich zu vergewissern, dass er nicht taub geworden war.

      Irgendwann sah er ein, dass er diese Nacht keinen Schlaf mehr finden würde, und stand auf. Er zog einen der drei wuchtigen Sessel vor das Holofenster der Unterkunft, setzte sich hinein und betrachtete den Park, der sich unter ihm erstreckte. Die Ränder der Wege waren von winzigen Laternen begrenzt, die ein schwaches, aber ausreichendes Licht ausschickten. Die Bäume und Sträucher wurden von einer schwachen Brise bewegt. Da und dort flatterten Insekten umher. In der Ferne waren die Silhouetten einiger höherer Gebäude und die dunkle Oberfläche des Ozeans zu erkennen.

      Merkosh spürte, wie ihm Tränen über das Gesicht liefen. Und als er einfach nur so dasaß und weinte, begriff er plötzlich, was ihm fehlte, was er mit jeder Faser seines Herzens herbeisehnte. In diesem Moment hätte er das Institut, seine gesamte Ausbildung, sogar seine Zukunft als Mediziner dafür gegeben, wieder bei Resotum sein und mit ihm über alles sprechen zu können.

      Am nächsten Morgen begannen bereits die Lektionen. Merkoshs Lehrplan war straff organisiert und ließ ihm kaum Zeit für Privates. Andererseits gab es auch nicht viel, um das er sich kümmern musste. Im Institut war alles darauf ausgerichtet, den künftigen Medikern optimale Voraussetzungen für ihre Studien zu bieten. Die diversen Pflichten und Notwendigkeiten des Alltags wurden ihnen fast vollständig abgenommen.

      Immerhin ..., dachte Merkosh in einem Anflug von Spott. In die Laxierungsschale darf ich mich noch selbst legen.

      Die anderen Studenten begegneten ihm höflich und mit einem Interesse, das ihn zunächst argwöhnisch machte. Er merkte jedoch schnell, dass sie ihn nicht ausfragten, um seine Schwachstellen auszuloten, damit sie sich später über ihn lustig machen konnten, sondern weil sie sich tatsächlich für ihn sowie seine Vorlieben und Abneigungen interessierten. Das war für ihn, den Außenseiter, eine völlig neue Erfahrung.

      Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit kam er während seiner Lektionen ins Schwitzen. Die Anforderungen waren um einiges höher als in der Anstalt, und wenn er dort viel