Perry Rhodan Neo 242: Sturm über Olymp. Lucy Guth

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Название Perry Rhodan Neo 242: Sturm über Olymp
Автор произведения Lucy Guth
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan Neo
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845354422



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wie diesem arbeitete; aber so ganz war er noch nicht auf seinem neuen Posten angekommen. Alles erschien ihm so unwirklich.

      Er nahm seine Datenbrille ab und putzte sie sorgfältig mit einem Nano-Reinigungstuch. Er fragte sich, was seine Mutter wohl dazu gesagt hätte, dass er mit Leuten wie Proht Meyhet und Atlan da Gonozal verkehrte. Wahrscheinlich hätte sie den Kopf geschüttelt und irgendwas von neuen Moden gemurmelt, um sich dann wieder ihrem Zeitvertreib zuzuwenden. Nachdem sein terranischer Vater gestorben war, hatte sie sich Holospielen und Trividserien zugewandt. Snipes war damals fünfzehn gewesen und hatte sich zunehmend allein zurechtfinden müssen. Seine Mutter war nie ganz in der jüdisch-terranischen Gesellschaft seines Vaters heimisch geworden. Er hatte sich oft gefragt, warum sie nicht nach Arkon zurückgekehrt war, und redete sich gern ein, dass er selbst der Grund gewesen sein musste.

      Selbst wenn seine Mutter nicht vor drei Jahren gestorben wäre, hätte sie niemals davon erfahren, dass ihr Sohn nun in so illustrer Gesellschaft verkehrte. Als GHOST-Agent war Howard Snipes zur Verschwiegenheit verpflichtet, als Mitglied der Abteilung III erst recht. Niemand auf der Erde wusste von seinem Beruf.

      Wenn ich ehrlich bin: Wem hätte ich es denn erzählen sollen? Seine Eltern waren seine einzige Familie gewesen, und sie waren tot. Freunde hatte er nie viele gehabt. Zu den wenigen, die ihm von der Schule und der Universität geblieben waren, hatte er den Kontakt verloren, als er seine Ausbildung beim Geheimdienst begonnen hatte. Zu zwei Kollegen hatte er ein gutes Verhältnis gehabt; mit Jaqueline und Pham hatte er sich nach Dienstschluss manchmal getroffen, zum Essen oder für einen Besuch im Trividkino. Er hatte allerdings keine Ahnung, wohin es die beiden nach der Ausbildung verschlagen hatte; seine Versetzung zur Abteilung III und dann nach Olymp war zu rasch gekommen. Vielleicht schreibe ich ihnen eine Meshnachricht und frage mal, wie es ihnen geht.

      Mit Lisa Arlon würde er ganz sicher kein solch gutes Verhältnis haben. Zugegeben, sie war nett zu ihm und hatte ihm seinen Arbeitsplatz gezeigt und ihn etwas herumgeführt. Aber erstens würde sie nicht mehr lange in der Basis sein, sondern bald zur Erde zurückkehren. Und zweitens war sie ihm etwas zu direkt und kühl. Mit solchen Frauen kam er nie ins Gespräch, da er eher der zurückhaltende Typ war.

      »Haben Sie sich eingerichtet?«, riss ihn Arlons Stimme aus seinen Gedanken.

      Er fuhr zusammen und hätte beinahe seine Datenbrille fallen lassen. »Ja, alles bestens«, versicherte er hastig und schob sich die Brille auf die Nase.

      »Sehr gut. Dann kommen Sie mit, ich gebe Ihnen einen Überblick über die Anlage und die wichtigsten Mitarbeiter von Proht Meyhet.«

      Snipes hatte Mühe, mit Arlon Schritt zu halten, während sie im Eiltempo durch die Basis gingen. »Die oberplanetare Sektion ist ein Tarnkomplex, in dem tatsächlich Geschäfte getätigt werden. Die Mitarbeiter dort gehören allerdings vollzählig der Abteilung Drei an«, erzählte sie. »Außerdem sind in dem runden Obergeschoss des Gebäudes die Wohnungen der Angestellten untergebracht, auch Ihre. Die meisten verlassen das Gelände selten. Sie können Alec am Empfang später nach ihrem Wohnungsschlüssel fragen.« Sie wies um sich. »Das unterplanetare Labor besteht aus drei Ebenen, wir sind derzeit in der obersten. Hier wird Grundlagenforschung betrieben, außerdem haben die Mitarbeiter hier ihre persönlichen Arbeitsbereiche. Und die Sanitärräume befinden sich ebenfalls auf Ebene eins.«

      Arlon zeigte ihm das Dutzend Büros, das ebenso wie das Arbeitszimmer von Proht Meyhet rund um die zentrale, runde Halle gruppiert war, die Snipes gleich nach seiner Ankunft gesehen hatte. Die Zimmer waren ähnlich ausgestattet wie sein eigenes Büro, nur wiesen sie mehr persönliche Noten auf: Bilder, Dekogegenstände, Blumen und was man sonst so an seinen Arbeitsplatz mitnahm. Bei mir liegt in dieser Hinsicht bislang nur ein Notizblock.

      Dann geleitete Arlon ihn zu einem Lift, der weiter in die Tiefe, zur zweiten Ebene hinabführte. Snipes sah, dass in der Nähe die mit einem kleinen Schutzgatter gesicherte, offene Mündung eines großen Antigravschachts gähnte. Er war offensichtlich vornehmlich für die Beförderung von sperrigen Frachtstücken statt von Personen gedacht. Als sie an ihrem Ziel aus der Expressliftkabine stiegen, betraten sie einen breiten Korridor, von dem aus zahlreiche Türen und weitere Gänge abzweigten.

      »In der mittleren Etage befinden sich Besprechungsräume sowie verschiedene Laboratorien – wie etwa ein komplett isolierbares, durch eine Schleuse erreichbares biochemisches Labor, ein Technikraum, mehrere Prüfstände, eine Großzentrifuge, ein Luftfilterraum, ein Reinraum, ein Teilchenbeschleuniger ...«

      Snipes war sprachlos angesichts der fortgeschrittenen Technik und der Versuchsaufbauten, die sich allesamt mit Halatiumtechnologie beschäftigten. Am meisten erstaunte ihn eine Apparatur, bei der ein Zellaktivator im Zentrum des Interesses stand.

      »Woher haben Sie das Gerät? Man sollte denken, alle bekannten Aktivatoren wären vergeben«, fragte Snipes eine Wissenschaftlerin, die sich damit beschäftigte. Dieses Thema interessierte ihn angesichts seiner eigenen Forschungen besonders.

      Die Thetiserin lachte. »Sollte man annehmen. Aber dieses Gerät ist defekt. Laut Faktor Zwei ist es seit Jahrzehnten nicht mehr im Einsatz. Wir beißen uns daran allerdings nach wie vor die Zähne aus – wir bekommen es einfach nicht geöffnet und können keine invasive Forschung vornehmen.«

      Solche und ähnliche Gespräche führte Snipes noch mit verschiedenen weiteren Wissenschaftlern und Ingenieuren in den unterschiedlichsten Laboratorien. Im Allgemeinen konnte man sagen, so seine Schlussfolgerung, dass die Suche nach Alternativen für halatiumbasierte Technik bislang nicht gerade von Erfolg gekrönt war.

      »Wo ist der Zugang zur dritten Ebene?«, fragte Snipes, während er Arlon durch die Gänge und Räume folgte und sich fragte, wie in aller Welt er sich jemals in diesem Labyrinth orientieren sollte. Er musste Arlon unbedingt fragen, wie er das positronische Leitsystem aktivieren konnte. So was werden die hier doch sicherlich haben. »Mit dem Fahrstuhl vorhin ging es ja nicht mehr tiefer.«

      »Die Ebene drei ist nur über einen separaten Personenaufzug erreichbar. Er befindet sich dort drüben.« Sie waren in den Zentralkorridor zurückgekehrt, in dem der aus der oberen Ebene herabführende Expresslift endete. Arlon deutete an das andere Ende des Gangs. Dort war eine unverkennbar gepanzerte Fahrstuhltür zu sehen.

      »Ein so schweres Sicherheitsschott für einen simplen Aufzug?«, wunderte sich Snipes.

      »Der Zutritt ist beschränkt. Weder Sie noch ich haben eine Zugangserlaubnis. Wenn Sie Ebene drei betreten, werden Sie das nur in Begleitung von Proht Meyhet tun. Nur der Meister der Insel und seine engsten Mitarbeiter können das Schott öffnen, die Agenten der Abteilung Drei sind dazu nicht ohne Zusatzqualifikation befugt.«

      Snipes blieb verblüfft stehen. Das in der Mitte geteilte Schott war aus hellblauem Metall gefertigt. Es gab keinerlei sichtbaren Knopf oder Sensor, um die Tür zu öffnen. Wahrscheinlich reagiert sie auf bestimmte DNS-Sequenzen und öffnet sich nur dann, wenn die richtigen Leute in die Nähe kommen. Das Schott schien mit einem Mal geheimnisvoll zu leuchten. Aber das bildete er sich wahrscheinlich nur ein.

      »Kommen Sie, weiter«, forderte Arlon ihn auf. »Sie werden vielleicht eines Tages von Botschafter Meyhet mit hinuntergenommen – wenn es an der Zeit dafür ist.«

      Langsam setzte sich Snipes wieder in Bewegung, blickte sich aber noch ein paarmal nach der Fahrstuhltür um. Was mag dort unten sein, was Faktor Zwei zu verbergen hat? Diese ganze Anlage an sich ist schon supergeheim – was kann eine noch größere Geheimhaltungsstufe haben?

      Sie fuhren mit dem Expresslift zurück in die erste Ebene und standen kurz darauf wieder in der großen Zentralhalle.

      »Das Wichtigste habe ich Ihnen noch gar nicht gezeigt.« Arlon lächelte und ging auf ein zweiflügliges Portal zu, das Snipes beim Beginn ihres Rundgangs für den Sanitärraumzugang gehalten hatte. »Die Kantine.«

      Sie passierten die selbsttätig aufgleitende Doppeltür und gelangten in eine großzügige Mensa. Zehn Tische standen in dem sauberen Raum, an dessen Wände große Hologramme Impressionen von Welten zeigten, die Snipes völlig fremd waren: üppige, grüne Wälder, die womöglich auf dem thetisischen Heimatplaneten Handoriaán wuchsen, und ausgedehnte Wiesen mit dichtem, gelbem Gras, zwischen