50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2. Эдгар Аллан По

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Название 50 Meisterwerke Musst Du Lesen, Bevor Du Stirbst: Vol. 2
Автор произведения Эдгар Аллан По
Жанр Учебная литература
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Издательство Учебная литература
Год выпуска 0
isbn 9782291092247



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leben und arbeiten! – nie wollen wir zanken!« Und der Bäliälpler und sein Weib, die einander nicht mehr leiden mochten, versöhnen sich.

      Bälzi schreit: »Es lebe Seppi Blatter, der neue Garde!« und schwenkt den Hut.

      Jetzt kommt Seppi Blatter selber, totenblaß, doch hoch aufgerichtet.

      »Vater!« – ruft Josi und hält ihn umschlungen, »ein Held will ich sein wie du – ich gehe mit dir.«

      »Du bleibst bei der Mutter!« sagt Seppi bewegt. Fränzi ist an seine Brust gesunken, sie schluchzt, als drehe sich ihr das Herz in der Brust.

      »Du himmelgutes Weib!« Er küßt ihr dunkles schwellendes Haar. »Kommt – kommt!«

      Dicht aneinandergedrängt bewegt sich das Vierblatt von Eltern und Kindern am Bären vorbei.

      Die Leute ziehen vor ihm ehrfürchtig die Hüte. Auf der Freitreppe steht der Presi. Wie er Seppi Blatter sieht, schwankt er ins Haus. Ihm ist nicht gut. Die Ueberraschung, daß das Aeckerchen bezahlt worden ist und Seppi Blatter freiwillig an die Bretter steigt, hat ihm einen großen Stoß gegeben.

      Jetzt wallt das Volk in den Bären. Dem Schrecken darf ein Trunk im stillen folgen. Laut sein ist nicht schicklich, aber in gedämpftem Gespräch stoßen die Dörfler mit den Gläsern an:

      »Auf Seppi Blatter, den Freiwilligen, mögen ihm Gott und die Heiligen fröhliche Wiederkehr schenken!«

      Kapitel Vier

      Gegen Abend kam Hans Zuensteinen feierlich in die Wohnung Seppi Blatters. In stummer Fassung saß die Haushaltung da, Frau Fränzi wie ein Marterbild, Vroni mit den Thränen kämpfend, Josi voll Neugier und freudiger Zuversicht.

      »Seppi Blatter,« sagte der Garde, »es ist alles geordnet, die bestellte Mannschaft mit den Reifen und den Känneln nach dem Glottergrat unterwegs. Sie übernachten in der oberen Balm, die Führung der Posten übernehme ich selbst, wie's in meiner Pflicht liegt, und was von uns aus zu Euerm Dienste gethan werden kann, wird treulich und gewissenhaft besorgt. Und so Gott und die Heiligen wollen, Seppi Blatter, daß Ihr gesund zurückkommt, so gehen also der Gardenhut, Schwert und Binde in Eure Hand. Es sind Ehrenzeichen, die ich nicht jedem abtreten würde. Euch aber schon und gern. Vierzehn Jahre war ich auf dem Posten, fast zu lange, und ich habe Arbeit genug auf Acker und Maiensäße und im Weinberg.«

      Seppi Blatter errötete. Als Garde war er und sein Haushalt jeder Not überhoben, aber bescheiden sagte er: »Ich werde das Amt wohl nicht versehen können, ich habe schon die Hände, aber nicht den Kopf dafür.«

      »Der findet sich schon, wenn Ihr einmal dabei seid – im übrigen ist's im Gemeinderat gut gegangen. Es wäre ungeschickt gewesen, wenn der Vertrag der Losgemeinde hätte vorgelegt werden müssen. So sieht es besser aus, auch für Euch, noch mehr für den Presi und dient dem allgemeinen Frieden. Der Presi hat sich mit Euch einfach verrannt, aber, wie er ist, wenn die vorderen Räder des Wagens in den Kot gefahren sind, so hat er die Gnade nicht, ›Hüst‹ zu rufen. Nein, wenn die heilige Jungfrau mit der ewigen Seligkeit auf dem Wagen säße, die Hinterräder müssen auch hinein. Aber gewohlt hat's ihm, wie ein anderer an die Deichsel gestanden ist und kehrt gemacht hat.«

      »Ihr, Garde!«

      »Mich haben die hundertachtzig Franken nicht gereut. Nur eins. Ueber diese Vertragsgeschichte muß Gras wachsen. Es ist wegen des Presi. Wenn sie bekannt würde, so wäre sie ein Fleck auf seiner Ehre. Ihr werdet, wenn Ihr einmal als Garde mit ihm zu verkehren habt, sehen, daß er gar nicht so ungrad, nicht so hart ist, wie er scheint, obgleich ihn von Zeit zu Zeit der Teufel reitet und dann nichts mit ihm anzufangen ist.«

      Der Garde stand auf: »Also um ein Uhr.«

      Als Seppi und Fränzi Blatter ihm das Geleit unter die Hausthüre gaben, blies der Senn auf der Fenkenalp durch seinen Milchtrichter den Heligen-Wasser-Segen:

      »Die heiigen Wasser behüte uns, Gott.

      Behütet sie, ihr lieben Heiligen!

      Sankt Peter, nimm den Schlüssel zur Hand,

      Thu auf dem Seppi Blatter die Wand,

      Führ' den Seppi auf dem bösen Weg,

      Schließ seinen Fuß fest an den Steg,

      Du hast den Schlüssel und Gottes Gewalt,

      Sorg', daß der Seppi Blatter nit fallt!

      Die heligen Wasser behüte uns Gott,

      Und ihr liebe Heilige alle!«

      Das klang und wogte durch die geröteten Berge, die den Wiederhall zurückwarfen, als sängen Himmel und Erde. Und Franzi umarmte ihren Mann.

      Rückblickend sagte der Garde, der schon einige Schritte gegangen: »Wenn Ihr ein paar Stunden schlafen könnt, Blatter, so thut es!«

      Und als er den anderen aus Hörweite gegangen war, knurrte er: »Das Wetter ist entsetzlich schön, kein Wölkchen am Himmel.« – –

      Mitternacht! Das Glöckchen von St. Peter läutet. Jetzt wissen die Bewohner, die vom Schrecken des Tages ausruhen, daß der Pfarrer und der Mesner mit den Sakramenten zu Seppi Blatter gehen. Nichts drängt die Gefahr, die an den Weißen Brettern lauert, so brennend vor die Augen, wie die Thatsache, daß selbst die allbarmherzige hoffnungsreiche Kirche den halb verloren giebt, der an die Felsen steigt.

      Sie reicht ihm ihre Tröstungen.

      Der Priester spricht zu Seppi Blatter: »Du hast gebeichtet und den Leib des Herrn gegessen. Du gehörst nicht mehr dieser Welt, lege ab die irdischen Gedanken und sinne auf deine Seligkeit. Giebt dich Gott in seiner grenzenlosen Güte der Erde zurück, so dank' es ihm ewiglich.« Da pocht es ans Fenster. Josi, der hinausblickt, sieht drei große gelbe Augen, die gegen das Haus leuchten, die Windlichter für den Marsch durch den dunklen Wald. Er sieht ein Trüppchen Männer.

      »Vater, ich will mit dir gehen!« fleht er.

      »Bist ein thörichter Bub.« Rauh sagt es Seppi Blatter. Josi weiß, es ist nicht böse gemeint, aber die Thränen treten ihm in die Augen.

      Da pocht es zum zweitenmal scheu wie vorhin, als fehle denen draußen der Mut, stark zu klopfen.

      Lautes Weinen erhebt sich in der Stube – unter der Thür erscheint der Garde, er zieht das dicke Nürnberger Ei aus der Tasche. »Im Augenblick ist es eins!«

      Garde und Pfarrer ziehen sich zurück, die Haushaltung Blatter ist allein. Geduldig warten die Männer, da kommt vom Kirchturme herüber der schwere scharfe Einsschlag.

      Seppi Blatter tritt unter die Hausthüre: »Ich bin bereit!« Fest und mannhaft soll es klingen, aber es rasselt, daß es den Männern schier die Brust zerreißt. Die Windlichter verschwinden gegen den dunkeln, schauernden Alpenwald empor, sie sind nur noch winzige gelbe Punkte.

      Halberstickte Stimmen rufen in die Nacht: »Vater, behüt' dich Gott, Vater!« – Und hoch aus dem Wald kommt noch einmal seine Stimme zurück.

      »Er jauchzt, er hat Mut!« versetzt Josi mitten in Thränen.

      »Fränzi! hat er geschrieen – der Mutter hat er gerufen!« Vroni will's sagen, aber sie kann nicht sprechen vor Weh.

      Fränzi und die beiden Kinder sitzen in der Stube, gelähmt und stumm – sie weinen nicht mehr – sie starren vor sich hin.

      Der alte Pfarrer hockt auf der Bank nebenan, den Mesner hat er fortgeschickt. Der flackernde Kienspan beleuchtet die Strähnen weißen Haares und die hundert feinen Fältchen seines bäuerlich ehrwürdigen Gesichts. Er kann Fränzi jetzt nicht verlassen, aber er schweigt. Wozu reden?

      Mit gesenkten Lidern, die mageren Hände ineinander gekrampft, sinnt er. Indem er die Menge schwerer Gänge überdenkt, die ihm die Pflicht in vierzig Jahren überbunden, geht sein eigenes Leben in traumhaften Bildern an ihm vorbei. Er hat gekämpft und gelitten. Als er im Uebereifer des unerfahrenen Vikars den fremden Naturforscher für einen Abgesandten