Название | Dr. Norden Extra Staffel 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Extra Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740975074 |
Jessica blickte zu ihm auf. »Wir?« wiederholte sie leise.
Er streichelte ihre Wange. »Ja, wir.«
*
Sie fuhren zum Hotel, damit sich Jessica ein bißchen ausruhen und umkleiden konnte. Dann konnten sie sich bei einem guten Essen unterhalten, und abwechselnd erzählten Laura und Julian, wie Laura gesucht und gefunden worden war.
»Wie bist du denn auf den Gedanken gekommen, aus dem Hospital wegzulaufen?« fragte Jessica.
»Weil ich gehört habe, daß Dad böse ist. Ich habe das nicht so verstanden, Mummy. Ich bin doch nicht klein, hat Julian gesagt, und ich werde das alles vergessen. wenn wir zusammen sind. Ich möchte gar nicht mehr von ihm reden, und du sollst nie mehr weinen.«
»Jetzt bin ich ja glücklich«, sagte Jessica leise.
»Ich möchte, daß du immer glücklich bist«, flüsterte ihr Julian zu.
Laura schleckte genußvoll ihr Eis und blinzelte ab und zu mal zu ihnen herüber.
»Wie lange kennt ihr euch eigentlich schon?« fragte sie.
»Leider noch nicht lange genug«, erwiderte Julian.
»Wärest du sonst mein Daddy?«
»Früher hat sie nie solche Fragen gestellt«, murmelte Jessica verlegen.
»Dazu war auch kein Anlaß vorhanden«, meinte er lächelnd. »Sie macht sich ihre Gedanken, und das finde ich gut. Mir würde es gefallen, ihr Vater zu sein.«
»Siehst du, Mummy!«
»Ich finde, wir sollten Julian nicht zuviel zumuten«, meinte Jessica.
»Das ist doch keine Zumutung«, widersprach er. »Meine Verständigung mit Laura ist schon sehr weit gediehen. Wir sollten nichts komplizieren, was eigentlich doch sehr erfreulich ist.«
»Wir sind endlich vereint«, sagte Laura triumphierend. Das hatte sich ihr eingeprägt, und ihr gefiel es, dies immer zu wiederholen. Was sollte Jessica dazu noch sagen? Sie konnte wieder träumen, und manche Träume erfüllten sich.
*
Ein paar nicht gerade angenehme Erlebnisse mußte sie während dieser Tage in Beverly Hills noch überstehen. Aber da Julian immer erreichbar war, fühlte sie sich sicher, und vor allem wußte sie Laura gut beschützt.
Vor Gericht wurde sie mit Victor konfrontiert: Jetzt war er derjenige, der unsicher und nervös wirkte und langsam begriff, daß er der Verlierer war.
»Du hast alles mißverstanden«, wagte er zu sagen. Sie maß ihn mit einem langen verächtlichen Blick, dann beantwortete sie die Fragen, die ihr gestellt wurden, ganz ruhig und ignorierte seine Zwischenrufe, für die er gerügt wurde.
Schließlich konnte er alldem, was gegen ihn vorgebracht wurde, nicht mehr widersprechen. Die Beweise gegen ihn waren erdrückend. Kollbergs Geständnis gab ihm den Rest.
»Das ist ein Komplott«, schrie er unbeherrscht. »Ihr seid ja alle verrückt!« Aber da wurde es ganz offensichtlich, daß er selbst nicht mehr ganz zurechnungsfähig war.
Voller Haß wollte er sich auf Jessica stürzen. »Ich verzichte nie auf meine Tochter«, schrie er. »Eher bringe ich euch um.« Und das hätte er besser nicht sagen sollen, denn nun war auch die Entscheidung über das Sorgerecht endgültig gefallen.
»War es sehr schlimm?« fragte Julian.
»Am schlimmsten ist es für mich, daß er Lauras Vater ist«, erwiderte sie tonlos. »Ich werde es mir nie verzeihen.«
»Sag nicht ›nie‹, Jessi.« Er legte den Arm um ihre Schultern. »Wir werden nicht mehr daran denken, wenn wir alles hinter uns gelassen haben. Die Zeit wird uns dabei helfen.«
»Du müßtest mich doch verachten, Julian«, sagte sie stockend.
»Um Himmels willen, wie kannst du nur so etwas sagen. Meinst du, ich habe keine Fehler gemacht, hab’ mich nie getäuscht? Wahrscheinlich werden so ein paar Irrtümer von mir uns mal in den Weg laufen und vielleicht sogar versuchen, dich zu verunsichern. Was wirst du dann denken?«
»Daß ich nicht mehr daran geglaubt habe, daß mir noch so ein Mann begegnet, der mir den Glauben an die Liebe zurückgibt.«
Er beugte sich schnell zu ihr herab und küßte sie auf die Stirn. »Das höre ich gern, liebste Jessica.«
Laura hatte brav im Auto gewartet, war aber nun doch ein bißchen ungeduldig geworden.
»Müssen wir noch öfter hierher?« fragte sie. »Oder können wir bald nach München fliegen?«
Sie war ja schon so gespannt auf ihre neue Heimat, die Jessicas eigentliche Heimat geblieben war.
»Wir buchen jetzt den Flug, dann machen wir noch ein paar Einkäufe, und übermorgen um diese Zeit können wir schon in München sein«, sagte Julian.
»So schnell geht das?« staunte Laura.
»Das kommt durch die Zeitverschiebung. Wir sind schon eine ganze Zeit in der Luft, aber in Deutschland haben sie eine andere Uhrzeit.«
»Erklärst du mir das, Julian?«
Sie fragte grundsätzlich ihn, nicht ihre Mummy. Und sie strahlte ihn dabei an.
»Jetzt ist es hier dreizehn Uhr. Siehst du, der Zeiger steht auf der Eins, und in Deutschland ist es jetzt einundzwanzig Uhr.«
»Warum ist das so?« fragte Laura.
»Das kommt daher, weil sich die Erde um die Sonne dreht.«
Laura seufzte hörbar. »Ich muß noch sehr viel lernen, aber du bringst mir ja alles bei, Julian.«
Es machte Jessica unendlich froh, wie vertrauensvoll das Kind war, ließ es doch hoffen, daß sie nicht mehr nach dem Vater fragen würde. Sie erwähnte ihn überhaupt nicht, und das überraschte Jessica doch.
Aber wie es der Teufel wollte, geschah es, daß sie im Restaurant Audrey Burnes sahen. Sie saß mit zwei Männern an einem Tisch, der in ihrem Blickfeld lag. Laura hatte sie zuerst bemerkt.
»Guck nicht hin, Mummy, da sitzt Audrey«, flüsterte sie. »Jetzt hat sie gleich zwei Männer.«
»Gönnen wir es ihr«, erwiderte Jessica.
»Sie guckt aber giftig. Sie ärgert sich bestimmt, weil wir Julian haben.«
»Soll sie sich doch ärgern«, meinte Julian.
»Ist ja auch egal«, nickte Laura, »bald sind wir weit weg.«
Nur zwei Koffer mit Kleidung nahm Jessica mit, sonst ließ sie alles zurück. Es war ihr egal, was aus Victors Haus wurde. Ihre Wohnung war nur gemietet gewesen. Laura hatte eine Tasche voller Spielsachen eingepackt, aber Jessica konnte beobachten, daß es nur solche waren, die sie ihr gekauft hatte. Es tat ihr gut, daß sie keine Erinnerung an ihren Vater mitnahm.
Aber Laura hatte ja Julian, mit dem sie reden konnte und der geduldig ihre Fragen beantwortete. Sie hatte ganz instinktiv den Unterschied zwischen ihm und Victor festgestellt. Natürlich gefiel es ihr auch, daß Julian so lieb zu ihrer Mummy war.
Und dann kam der große Augenblick, als sie das Flugzeug bestiegen, das sie nach Deutschland bringen sollte. Ganz rote Bäckchen hatte Laura vor Aufregung. Es gefiel ihr freilich auch, daß sie in der First-class mit besonderer Aufmerksamkeit begrüßt und bedient wurden.
Am tollsten fand sie es jedoch, als die Stewardeß Julian fragte, ob er besondere Wünsche für seine Tochter hätte. Ein Leuchten ging über ihr Gesichtchen.
»Sie denken, daß ich deine Tochter bin«, sagte sie stolz, »was sagst du dazu, Julian?«
»Es gefällt mir, mein Schatz.«
»Hast du gehört, Mummy, ich bin sein Schatz«, flüsterte sie. »Er ist der allerliebste Mann von der Welt, findest du doch auch?«