Rente (ἀποφορά) geben ließ, – e) wenn es sich um »Preiswerk« handelte, indem er ihnen die Besorgung von Lokal, Rohstoffen und Werkzeug aus ihrem peculium überließ und sich ἀποφορά zahlen ließ, – f) endlich durch Mischung des ἀποφορά-Verhältnisses mit Lieferung des Lokals, Rohstoffes, Werkzeug durch den Herrn, ein Verhältnis, wie es in dem Fall des Timarchos (nicht aber, wie Francotte annimmt, in dem des Demosthenes) bestanden zu haben scheint. Selbstverständlich ist jede Form der Nutzung, welche das
Eigeninteresse des Sklaven mobil macht, für die Entwicklung der Produktivkraft der Sklavenarbeit – welche bei den großen Bauten offenbar um nichts hinter der freier Arbeiter zurückbleibt – die weitaus günstigere, also: normalerweise auch für den Herrn rentablere. Denn wenn schon die Rentabilitätsrechnung sich komplizierter stellt, als Francotte sie aufzumachen versucht hat, so zeigen doch die unzähligen Freilassungsinschriften an den Tempeln, daß die Herren mit ziemlich schnellem Verschleiß ihrer Sklavenkapitalien rechneten. – Die Entstehung industrieller Sklavenarbeit für den Markt überhaupt, speziell aber der Besitz eines ἐργαστήριον in
eigener Regie, ist offenbar von den kaufmännischen
Importeuren der
Rohstoffe (bzw. eines von ihnen, bei Demosthenes: Elfenbein zum Einlegen in Messergriffe und Holzarbeiten) ganz ebenso ausgegangen, wie umgekehrt im Mittelalter die
Hausindustrie von den kaufmännischen
Exporteuren der fertigen
Produkte. Bei Demosthenes erklärt sich daher auch vom importierten
Rohstoff – Elfenbein – her die scheinbar seltsame Kombination eines Messerschmiede- und eines Tischlerei-ἐργαστήριον. Die Rohstoffe verarbeitete Demosthenes senior ursprünglich vielleicht gar nicht, später nur zum Teil selbst, er verkaufte davon vielmehr jederzeit »τῷ βουλομένῳ«; den Vorrat aber, den er hinterließ, schätzt der Sohn auf ca. 11250 M. Wert. Dies bei einem Wert des Gesamtvermögens von 62000 M., wovon etwa 13200 M. – und zwar meist bei Banken und auf Seerisiko – ausgeliehen waren und die Arbeitssklaven etwa 17550 M. ausgemacht haben sollen, während, außer dem auf ca. 2250 M. geschätzten Hause, Landbesitz
nicht, dagegen Bargeld, verarbeitetes Edelmetall und andere Wertobjekte, also:
thesauriertes, nicht als »
Kapital«, fungierendes bewegliches Vermögen im Werte von 18000 M. (
mehr als die beiden »Fabriken«
zusammengenommen) vorhanden waren
13. Der spezifisch kaufmännische Ursprung des Vermögens springt in die Augen.
Ein ἐργαστήριον ist Gelegenheitserwerb: die Sklaven sind als
Pfand (πρᾶσις ἐπὶ λύσει), wahrscheinlich eines Elfenbeinkunden, der nicht zahlte, in Demosthenes' Hand gelangt,
beide aber sind ganz offenbar lediglich Veranstaltungen zur Verwertung von
Kaufmannsgut. Zuweilen ist die Kombination der »Berufe« auch ganz zufällig (so, bei Timarchos, der gleichzeitige Besitz von Gerbern, Stickern usw.), rein durch die jeweilige Möglichkeit eines Gelegenheitskaufes als Kapitalanlage bedingt. Und es ist nicht fraglich, daß die Zahl der
Kaufsklaven in historischer Zeit die οἰκογενεῖς
übertraf, – aus den in der Einleitung oben angeführten Gründen. Alle jene Verhältnisse hat z.B. Francotte gar nicht untersucht, dessen – sehr verdienstliches – Buch, obwohl es in bezug auf die ökonomische
Struktur der Antike eigentlich nur weiter ausführt, was schon Bücher u.a. gesagt hatten, anscheinend das
erste ist, welches den Historikern Eindruck macht. Gerade
diese Dinge aber bedürften, trotz einiger sehr guter Einzelvorarbeiten, noch sehr der systematischen Analyse. Denn es hängt mit dieser Eigenart der Entwicklung des gewerblichen Kapitalismus im Altertum auch zusammen, daß er – man kann nahezu sagen –
keinerlei Fortschritt in der Technik und Oekonomik des Arbeitsprozesses gegenüber dem Kleinhandwerk involvierte. Selbstredend
gab es – wie zur Ergänzung der früher gemachten Bemerkungen zu sagen ist – seit ältester Zeit Arbeits
zerlegung und -vereinigung, deutlicher: das arbeitsteilige Zusammenwirken mehrerer bei einem Produktionsvorgang
innerhalb der Betriebe: zahlreiche ägyptische und pompejanische Wandbilder und die antiken Vasen wären des Zeuge, wollte man es irgend bezweifeln. Die Zahl der kombinierten, unter sich differenzierten Funktionen in einer und derselben Werkstatt ist dabei nicht groß, und, was wichtiger ist: sie ist in der Zeit
kapitalistischer Invasion der Gewerbe
nicht in Zunahme begriffen. Die wenigen auf »Fortschritt« zum »
Großbetrieb«,
das heißt: zur Differenzierung
innerhalb des Betriebes und zur rationalen Arbeitsersparnis hin zugeschnittenen technischen Neuerungen des Altertums sind solche für den Landbau und die landwirtschaftlichen Nebengewerbe des
Okzidentes, wo das Kapital (zuerst bei den Karthagern) die
Plantageschuf. Für das
private Gewerbe (also außerhalb der Kriegstechnik und der teils militärisch-politisch interessierten, teils
staatlich dirigierten
Bautechnik) ist derartiges
nicht feststellbar. Bei den ungeheuren Schwankungen der
Marktlage und der
Unterhaltskosten der Sklaven und bei der Labilität der
Vermögen mußte und wollte der Sklavenbesitzer eben jederzeit in der Lage sein, sei nen Sklavenbestand zu
teilen oder anderweit zu verwerten: er war eben
Rentner, nicht: Unternehmer. Vor allem aber hinderte der »Bedürfnisstand«, der auf der politisch und durch die Sklaverei bedingten Art der
Vermögensverteilung ruht, im Altertum die Organisation schon von »Hausindustrien«, geschweige denn: »Fabriken«.
Daß das Kapital, wie heute, die Wissenschaft in seinen Dienst nimmt, um Großbetriebe mit »innerer Arbeitsteilung« und technisch aus dieser herauswachsenden Arbeitswerkzeugen zu schaffen, ist weder für die Vergangenheit noch für die Zukunft dauernd gültig: Es ist rein historisch bedingt und keineswegs aus der Eigenart des Kapitals als solchen deduzierbar, – welches einfach Gewinn sucht, wo und wie es ihn am bequemsten bekommen kann. Und der bequemste Weg dazu war im Altertum nicht der Weg der Schöpfung neuer Methoden der Arbeitszerlegung zwecks Schaffung großer disziplinierter und arbeitsteiliger Betriebseinheiten: weder qualifizierte sich die Sklavenarbeit technisch und »ethisch« dazu, noch war, bei der Art der Vermögensverteilung und der Entwicklung des Bedürfnisstandes der Antike, der expansive Markt für industrielle Massengüter zu schaffen. Ob die Zunahme des Austausches gewerblicher Erzeugnisse im Verlauf der kapitalistischen Entwicklung des Altertums irgendwie Schritt gehalten hat mit der unzweifelhaften Zunahme des Austausches landwirtschaftlich (für den privaten, staatlich nicht kontrollierten Verkehr: garten-) und bergbaulicher Produkte, ist bekanntlich äußerst zweifelhaft. Sicher aber ist, daß der Fortschritt der »kapitalistischen« Entwicklung die ökonomische und soziale Lage des Gewerbes, als Ganzen, nicht gehoben, sondern lediglich seine alten Grundlagen zersetzt hat. Der Demiurgos in der Polis der Frühzeit mochte dem adeligen Herrn als völlig unebenbürtig gelten, er war doch, namentlich soweit er Waffen oder Schiffe herstellte, militärisch unentbehrlich und, soweit er Kunsthandwerker war, auch sozial leidlich geschätzt: Der Schmied z.B. spielt bei Hesiod seine Rolle im Dorf; noch Solon nennt sein Gewerbe unter den Mitteln, ökonomisch hochzukommen. Aber die Zeit, wo die Hausgemeinschaft des Demiurgen an der ererbten Geheimkunst so reich wurde, daß er nach den Aemtern der Höchstbesteuerten streben konnte, ist mit der Entwicklung zur Kleinfamilie infolge der Geldwirtschaft vorüber. Das anlagesuchende Kapital schafft unfreie gelernte Handwerker, wie es besitzlose Kolonen schafft. Der Kapitalbesitzer, nicht der Demiurg, ist jetzt der respektable Mann. Im kapitalistischen Zeitalter steht der gelernte Gewerbesklave, – eine bloße Gelegenheitsanlage für den Kapitalisten, – in jeder Hinsicht, außer der des formalen Rechts, neben dem freien Kleinhandwerker, geht aber dabei durch Kauf, Pfand, Leihe von Hand zu Hand, wird bald hier bald da zu einer größeren Werkstatteinheit zusammengeballt. Das formale private und öffentliche Recht der Demokratie konnte den freien »βάναυσος« – Handwerker und Krämer – gegen die Konsequenzen dieses Eindrucks nicht schützen, ebensowenig ein guter Verdienst, solange er nicht in die kapitalistischen Kreise aufzusteigen vermochte, – und das war, bei Konkurrenz der Sklavenarbeit, damals nur recht ausnahmsweise der Fall. – Die Besitzenden ihrerseits zogen ihren Verdienst entweder aus Grundrenten (ländlichen oder städtischen: das Verbot des Grunderwerbs durch Fremde, auch – vorbehaltlich persönlichen Privilegs – Metöken und Freigelassene, machte ja das »Hausagrariertum« zu einem Monopol der Vollbürgerschaft) oder aus Geld- oder endlich aus Sklavenrenten. Sowohl die Entwicklung der Grundrenten aber als diejenige der Geld- und Sklavenrenten hingen, soweit sie ökonomisch bedingt waren, letztlich am Handel. Die bloße Fruchtbarkeit des Bodens allein hat nirgends Grundherren