Das kleine 1 x 1 der Oralchirurgie. Группа авторов

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Название Das kleine 1 x 1 der Oralchirurgie
Автор произведения Группа авторов
Жанр Медицина
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Издательство Медицина
Год выпуска 0
isbn 9783868675368



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      Gezielt sollte auch nach einer vorhandenen Allergie auf häufig verwendete zahnärztliche Materialien oder Medikamente gefragt werden. Von besonderer Bedeutung bei oralchirurgischen Eingriffen sind hier eine etwaige Penicillin-, Latex- oder Jodallergie.

      Die Sozial- und Familienanamnese

      Bei der Sozialanamnese wird nach den Lebensverhältnissen, dem Beruf, dem Alkohol- und Tabakkonsum sowie bei Frauen nach einer bestehenden Schwangerschaft gefragt. Oft wird dieser Teil der Anamnese in den allgemeinen Teil, d. h. in den entsprechenden Fragebogen, integriert, sodass eine klare Abgrenzung zwischen diesen beiden nicht mehr möglich ist. Das Wissen über die sozio-ökonomischen Verhältnisse der Patienten ist wichtig, um eine adäquate Therapie auch unter eben diesen Gesichtspunkten planen zu können.

      Eine Familienanamnese macht Sinn, wenn hereditär bedingte Anomalien, Erkrankungen und Fehlstellungen, wie beispielsweise Anomalien der Zahnzahl, Zahnform und Zahnsubstanz, vorhanden sind. Zudem sollte diese auch erfolgen, wenn Dysgnathien und Syndrome bei direkt verwandten Personen – also bei den Eltern, Geschwistern und Kindern der Patienten – vorliegen.

      Die spezielle Anamnese

      Die spezielle Anamnese enthält die Schilderung der Patienten über die aktuelle dentoalveoläre Krankheit bzw. Problematik und sollte den Beginn, den Verlauf, die subjektiven Symptome und die bisherigen Behandlungen umfassen. Es sollen spezifisch die Beschwerden im Bereich des Kauorgans erfasst werden. Handelt es sich um ein dentales Problem? Oder scheint die Problematik eher vom Knochen (Maxilla oder Mandibula) bzw. dem Kiefergelenk auszugehen? Liegt ein akutes oder ein chronisches Leiden vor? Bei Beschwerden und Schmerzen werden gezielt Fragen nach der Dauer, der Intensität, dem Auslöser, dem Charakter und der Qualität, dem Zeitpunkt, dem Ort und den bisher getroffenen Maßnahmen gestellt. Hier ist es auch bezüglich Dringlichkeit einer Therapie hilfreich zu fragen, wie stark der Patient durch das aktuelle Leiden im Alltag beeinträchtigt wird. Der Schmerz kann auf einer Skala von 1 bis 10 gemäß der VAS (Visuelle Analog-Skala/visual analogue scale) angegeben und so auch objektiv quantifiziert werden.

      Zur speziellen Anamnese gehört im allgemeinen zahnärztlichen Kontext auch eine zahnärztliche Präventionsanamnese, die ein gezieltes Erfragen von Mundhygienegewohnheiten sowie die Anwendung von Zahnpflegeprodukten und Putztechniken umfasst. Ebenso wird nach der Häufigkeit, der Dauer und dem Zeitpunkt der Zahnpflege gefragt. Eine detaillierte Ernährungsanamnese mit einem speziellen Ernährungsfragebogen kann bei Verdacht auf ein erhöhtes Kariesrisiko und/oder Erosionen sinnvoll sein. Nicht selten sind sich die Patient ihres hohen Zucker- und Säurekonsums nicht bewusst.

      Fazit

      Eine detailliert durchgeführte Anamnese bildet die Grundlage für den Befund, die Diagnose, eine gezielte Therapieplanung mit nachfolgender Therapie und auch der Nachsorge. Sie soll bei geplanten oralchirurgischen Eingriffen helfen, Komplikationen während der Behandlung zu minimieren. Diese Komplikationen können zum einen zu einem Misserfolg der Behandlung selbst – beispielsweise Zahn- oder Implantatverlust – oder zum anderen auch zu schwerwiegenden Wundheilungsstörungen oder Infekten führen, die dann aufwändige und auch langwierige Folgebehandlungen nötig machen. Es liegt in der Verantwortung des Behandlers, durch gezielte und präzise gestellte Fragen und gegebenenfalls in Rücksprache mit Hausarzt oder Facharzt möglichst umfassende Informationen zu gewinnen. Diese sind für die Diagnose und Therapieplanung unerlässlich. Man kann angesichts dieser Tatsachen betonen, dass eine gute und umfassende Anamnese den Schlüssel zu einer erfolgreichen Therapie darstellt. Zudem sollte die Anamnese anlässlich regelmäßiger Kontrolltermine aktualisiert und ergänzt werden. Die Anamnese ist also kein einmaliges oder statisches Ereignis, sondern ein dynamischer Prozess.

      Empfohlene Literatur

      1.Breil D: Arzneimittelcocktail im Alter: Was macht Sinn? Sometimes less is more. Primary and Hospital Care – Allgemeine Innere Medizin 2016;16:17–20.

      2.Eremenko M: Anamnese als Herausforderung für das Praxisteam. Ein Beispiel anhand parodontaler Erkrankungen. Prophylaxe Journal 2018;2:12–15.

      3.Gutwald R, Gellrich NC, Schmelzeisen R: Einführung in die zahnärztliche Chirurgie. 1. Auflage. München: Urban und Fischer, 2003:102–103.

      4.Reichart PA, Hausamen JE, Becker J, Neukam FW, Schliephake H, Schmelzeisen R: Curriculum. Zahn-, Mund- und Kieferkrankheiten. 2. Band. 2. Auflage. Berlin: Quintessenz 2002:25–26.

      5.Schriber M, Suter VGA, Bornstein MM: Anamnese - weshalb sie so wichtig ist. Dimensions/Swiss Dental Hygenists 2015;14:6–9/26–29.

      6.Schwenzer N, Ehrenfeld M: Chirurgische Grundlagen, 4. Auflage, Stuttgart: Georg Thieme 2008:2–5.

      7.Wieland TM, Rychter O: Risiken und praktische Aspekte im Umgang mit mehreren Medikamenten. Hausarzt Praxis 2015;10:2–5.

      8.World Health Organization (WHO). World Report on Ageing and Health. WHO Press, Geneva 2015.

       Hygiene, Instrumente und Nahtmaterialien

      Aspekte zur Hygiene bei oralchirurgischen Eingriffen

      Die Hygienerichtlinien beinhalten Maßnahmen zur Vermeidung nosokomialer Infekte. Dies setzt jedoch voraus, dass alle Mitarbeitenden im Behandlungszimmer bzw. im Eingriffsraum die Richtlinien bei vorgeschriebener Asepsis (=Keimfreiheit) kennen und diese auch einhalten. Dabei sind der Operateur sowie das assistierende Operationspersonal gleichermaßen für die Asepsis im sterilen Bereich verantwortlich. Können die Hygienerichtlinien nicht eingehalten werden, muss dies dem verantwortlichen Operateur mitgeteilt werden. Jede Verletzung oder Missachtung der Asepsis ist unmittelbar zu korrigieren.

      Bei größeren operativen Eingriffen, die über Zahnentfernungen hinausgehen, tragen alle Mitarbeiter im Behandlungsraum anstelle der alltäglichen Berufsbekleidung separate Operationskleidung bzw. Shirt und Hose (meist Einwegkleidung), waschbare und vorn geschlossene Schuhe sowie eine Operationshaube zum vollständigen Bedecken der Haare. Die Mund-Nasen-Schutzmaske umfasst die Nase sowie Kinnpartie und sollte ausreichend befestigt und abgedichtet sein. Sie wird sowohl bei der Patientenvorbereitung als auch während des chirurgischen Eingriffs getragen. Ist die Mund-Nasen-Schutzmaske einmal durchfeuchtet, muss sie gewechselt werden.

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      Abb. 2-2 Danach werden die Fingerspitzen der rechten Hand während 5 Sekunden in die Handfläche der linken getaucht und daran gerieben, um die Fingernägel zu dekontaminieren.

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      Abb. 2-3 bis 2-7 Die Handseife soll am rechten Unterarm über 10 bis 15 Sekunden von der Hand bis zum Ellenbogen hin durch kreisende Bewegungen