Perry Rhodan 3094: Herz des Lichts. Kai Hirdt

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Название Perry Rhodan 3094: Herz des Lichts
Автор произведения Kai Hirdt
Жанр Языкознание
Серия Perry Rhodan-Erstauflage
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783845360942



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rechtfertigten.

      »Es ist wahr«, bestätigte er, »dass die Cairaner einige Einheiten abgezogen und Richtung Sol geschickt haben. Das ist aber völlig irrelevant, solange das Sternenrad vor Ort ist. Selbst wenn das Rad weit und breit die einzige Einheit der Cairaner wäre, könnten wir nichts gegen sie ausrichten.«

      Das muss dir doch vor allen anderen klar sein!, fügte er in Gedanken hinzu. Das Sternenrad hat deine Heimatwelt ins Nichts verfrachtet!

      Larsav da Ariga räusperte sich. Endlich bezog der Baron Stellung. Er musste diesen Wahnwitz stoppen. »Mir scheint, der Stellvertreter unseres verschollenen Mascanten hat insoweit recht, dass ein Angriff mit einem hohen Risiko einherginge.«

      Agh Fermi atmete erleichtert die Luft aus. Er hatte gar nicht gemerkt, wie angespannt er gewesen war

      Leider hatte der Baron nicht fertig gesprochen. »Meine Amtskollegin jedoch hat insofern recht, dass es Dinge gibt, die militärisch nicht ratsam, politisch jedoch opportun sind. Die Evakuierung von Tschirmayn ist weit vorangeschritten, die Cairaner sind abgelenkt, und das Volk dürstet nach Rache. Vielleicht können wir das Sternenrad nicht besiegen. Aber wir benötigen ein Zeichen, dass wir den Cairanern nicht hilflos ausgeliefert sind.«

      »Mit Verlaub, Baron: Wenn die Cairaner abgelenkt sind, kann uns nichts Besseres passieren! Sie jetzt anzugreifen und sie wieder auf uns aufmerksam zu machen, wäre ...« Wieder musste agh Fermi sich mäßigen. »... nicht klug.«

      Da Ariga bedachte ihn mit einem Blick, dessen Frostigkeit jenem von Sherusa Tagg in nichts nachstand.

      Agh Fermi musste sehr vorsichtig sein, das war ihm klar. »Wir forschen mit Hochdruck daran, wie man den Weißen Schirm des Sternenrads durchdringen kann. Bis wir so weit sind, sollen die Cairaner sich aufs Solsystem konzentrieren. Jeder Tag, den sie damit verbringen, ist ein Tag, an dem sie keine Welten der Baronien vernichten.«

      »Verweigerst du einen direkten Befehl deines Barons?«, fragte Tagg.

      »Ich habe keinen direkten Befehl erhalten«, gab agh Fermi zurück. »Aber ja: Ich würde ihn verweigern. Ich habe einen Eid geschworen, die Baronien zu schützen. Ich werde keinen Angriff auf uns provozieren, gegen den wir uns nicht verteidigen können. Wenn euch Opportunität so wichtig ist, setzt einen Opportunisten auf diesen Posten.«

      »Was maßt du dir an, du degenerierter ...«

      Erneut räusperte sich da Ariga. Die Baronin verstummte inmitten ihrer Tirade.

      »Unser Flottenoberbefehlshaber«, sagte der Baron, »bringt etwas ganz und gar Einzigartiges in seine Amtsführung ein. Er dürfte wohl in Zehntausenden Jahren arkonidischer Geschichte der einzige Oberkommandierende sein, der seinen Posten wirklich und wahrhaftig so schnell wie möglich loswerden möchte, statt sich mit Zähnen und Klauen daran zu klammern. Das ermöglicht ihm einige erfrischend offene Aussagen.«

      Da Ariga sah ihn ernst an. »Aber denk daran: Die Amtsenthebung ist nicht die übliche Sanktion für Befehlsverweigerung. Darauf stehen höhere Strafen.«

      Agh Fermi wusste das allzu gut. Er fand, dass sein Kopf und sein Körper gerne noch einige Jahrzehnte länger in Verbindung bleiben durften. Trotzdem war er nicht bereit, eine Schlacht anzuzetteln, die seiner Ansicht nach nicht zu gewinnen war.

      »Baronin Tagg kann leicht einen Angriff fordern«, erklärte er. »Ihre Heimatwelt haben die Cairaner bereits in ein kaltes Grab verwandelt, da kann es nicht viel schlimmer kommen. Ich werde tun, was ich tun muss, um Zalit dasselbe Schicksal zu ersparen.«

      Er starrte den Baron an, nicht bereit, einen Fingerbreit zurückzustecken. Wenn Larsav da Ariga seinen eigenen Amtssitz mit einem unsinnigen Befehl in Gefahr bringen wollte, konnte agh Fermi ihn nicht daran hindern. Aber er würde nicht das Werkzeug sein, dass dieses Unheil in die Welt brachte.

      Die Millitontas zogen sich.

      Schließlich nickte der Baron. »Behalt die Lage im Auge. Wir brauchen einen Sieg, ein Zeichen der Hoffnung. Nicht unbedingt heute, aber bald. Du bist dafür verantwortlich.«

      »Zu Diensten, Baron.« Markul agh Fermi neigte das Haupt und beendete die Verbindung.

      *

      »Untätigkeit ist deine Methode, die Welt zu retten?« Mit spöttischem Lächeln schlenderte Mava da Valgathan, die Kommandantin von agh Fermis Flaggschiff, in seinen Arbeitsraum. Sie hatte sich in den vergangenen Wochen zu seiner wichtigsten Beraterin entwickelt, daher hatte er ihr gestattet, das Gespräch mitzuhören.

      »Wir brauchen ein Zeichen der Hoffnung«, äffte er den Baron nach. »Das Einzige, was mir da einfällt, wäre, das Sternenrad zu verjagen. Aber das Ding kann unsere ganze Flotte in kürzester Zeit vernichten, wenn es will. Und mit dieser Aussicht soll ich angreifen? Nur ein Idiot beginnt eine Schlacht, von der er weiß, dass er sie nicht gewinnen kann.«

      »Oder ein Held«, korrigierte die Kommandantin.

      Agh Fermi brummte. »Ein Held ist nichts anderes als ein Idiot, der Glück gehabt hat.«

      Da Valgathan lächelte fein und wechselte das Thema. »Während du gesprochen hast, sind zweihundert weitere gatasische Einheiten zu uns gestoßen, die bei Tschirmayn nicht mehr benötigt werden. Die Solidarität aller wichtigen galaktischen Machtblöcke ist uns sicher.«

      Agh Fermi überschlug die Flottenstärke im Kopf: 28.000 arkonidische Einheiten, 1800 Posbi-BOXEN, inzwischen 300 Gataserschiffe. Nach wie vor 300 Haluterschiffe, davon 30 mit den neuen, hocheffektiven Intervalldopplerkanonen ausgerüstet. 1300 terranische Schiffe inklusive der THORA. Reginald Bulls Flaggschiff stand aktuell unter dem Kommando des Ilts Gucky. Eine beachtliche Streitmacht. Dazu kamen nun 200 weitere Gataserraumer.

      »Weißt du, was ein Frosch ist?«, fragte er da Valgathan.

      Die Kommandantin sah ihn kopfschüttelnd an.

      Er seufzte. »Das Wort ist im terranischen Funkverkehr aufgetaucht, ich habe es nachgeschlagen. Ein Wassertier von ihrer sagenhaften Heimatwelt, die ja angeblich zurückgekehrt ist.«

      »Und das ist wichtig, weil ...« Da Valgathan ließ den halb fertigen Satz in der Luft hängen.

      Agh Fermi rang sich ein Lächeln ab. »... es in diversen Sprichwörtern der Terraner eine Rolle spielt. Es gibt die Geschichte, dass ein Frosch aus einem Topf mit heißem Wasser herausspringt, wenn man ihn hineinwirft.«

      »Kluges Tier.« Da Valgathan verzog keine Miene.

      »Die Geschichte geht weiter. Setzt man den Frosch in kaltes Wasser, bleibt er sitzen. Erhitzt man den Topf langsam, bemerkt er es nicht, bis es zu spät und er fast gar ist.«

      »Dummes Tier. Ich nehme an, diese Vorlesung in Exobiologie hat einen Sinn?«

      Agh Fermi lächelte. »Die Cairaner haben die Unterstützung der Naats verloren. Das hat die Anzahl ihrer Einheiten beim Sternenrad fast halbiert. Unsere Flotte hingegen wächst – langsam, aber stetig. Ich bezweifle allerdings, dass die Cairaner es wie der Frosch machen und untätig zusehen, während wir unsere Kräfte sammeln. Wann haben wir so viel militärische Stärke, dass die Cairaner sich bedroht fühlen und zurückschlagen? Gibt es vielleicht einen Zeitpunkt, an dem wir diesen politisch opportunen Angriff erfolgreich versuchen dürfen? Liegt er zeitlich vor dem zu erwartenden Präventivschlag der Cairaner? Solange das alles unbekannt ist, muss ich dem Baron diesen Unfug ausreden. Solange Arkon nichts tut und die Cairaner nichts tun, überleben wir alle einen weiteren Tag.«

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      Illustration: Swen Papenbrock

      Da Valgathan bekam eine Nachricht und sah auf ihr Multikom. »Ein weiteres Schiff kommt an.«

      »Gataser?«, fragte agh Fermi.

      Die Kommandantin schüttelte den Kopf und projizierte das Ortungsbild.

      Markul agh Fermi riss die Augen auf. Es war nicht irgendein Schiff, das da angekommen war. Es war gigantisch, durchmaß drei Kilometer und war damit größer als jede Einheit