Название | Elfenzeit 7: Sinenomen |
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Автор произведения | Susanne Picard |
Жанр | Языкознание |
Серия | Elfenzeit |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783946773306 |
Maata seufzte innerlich. Es hatte dem Jungen nicht gutgetan, die Eltern so früh bei diesem Flugzeugunglück zu verlieren. Sie und Tamati waren einfach zu alt gewesen, um noch Kinder zu erziehen. Besonders einen Jungen in den Flegeljahren.
Doch sie kam nicht mehr dazu, ihren Gedanken weiter nachzuhängen, denn Rian Bonet hatte ihre Geschichte beendet.
Tamati nickte gemessen, doch er dankte ihr nur für die Geschichte. »Ich hoffe, ihr nehmt unsere Gastfreundschaft an«, sagte er, während er sich würdevoll erhob. »Zum Abendessen werden wir uns wiedersehen. Meine Enkelin Mahine wird euch unser Gästezimmer zeigen und sich um eure Verletzungen kümmern, sie ist Krankenschwester. Morgen könnt ihr dann mit meinem Neffen Tearoa zur Polizeistation nach Waitara fahren. Er wird euch zu Officer Spencer bringen. Der kann alles weitere veranlassen. Doch bitte seid heute unsere Gäste. E iti noa ana, na te aroha – auch wenn unser Geschenk klein ist, es ist mit dem Herzen gegeben.«
Rian und David waren offenbar zu verwirrt und zu müde, um das Angebot abzulehnen oder eine Alternative vorzuschlagen. Sie stützten einander, als Mahine sie nach oben führte, wo die Schlafzimmer lagen.
Die Gemeinde zerstreute sich nun auf ein Nicken und ein Klatschen von Tamati.
Nur Maata, Whetu und Teramati blieben noch. Jetzt setzte sich auch Maata mit an den Tisch. Die vier Dorfältesten sahen sich an.
Eine Weile sagte keiner ein Wort.
»Was sagst du, Teramati? Haben wir Glück?«, wollte Tamati Waka Nene schließlich wissen. Er sprach Maori. Zur Sicherheit. Jeder von ihnen hatte zwar Wert darauf gelegt, dass auch die jüngeren Generationen die Sprache übten – Jimmy Raunga lernte sie sogar in der Schule –, aber die beiden Fremden mussten nun wirklich nicht alles verstehen, was hier an diesem Küchentisch gesagt wurde.
Der ariki von Pukearuhe sah gedankenverloren aus dem Fenster hinter der Küchenzeile und antwortete nicht sofort.
»Bist du sicher, dass es die beiden sind, von denen die Sage spricht?«, fragte er und sah seinem jüngeren Bruder direkt ins Gesicht. Tamati Waka Nene runzelte die Stirn.
Kein gutes Zeichen, dachte Maata und versuchte, die Wogen schnell zu glätten. »Ich bin jedenfalls der Ansicht, dass Whetu und ich unseren heiligen Aufgaben gerecht geworden sind. Die Schutzzauber und Bannsprüche sind noch wirksam, das spüre ich!«
Whetu nickte bestätigend.
Tamati sah von Teramati zu seiner Frau. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich sofort und wurde weicher. »Ich würde nie annehmen, dass du deine Pflichten vernachlässigen könntest, Maata. Du und Whetu, ihr versteht eure Sache viel zu gut, meine Liebe.« Er wandte sich wieder seinem Bruder zu. »Du bist der ariki. Du solltest dich in den Zeichen der Götter mindestens so gut auskennen wie ich. Du stammst genauso vom Waka Nene wie ich auch. Diese beiden jungen Leute sind göttlicher Abstammung.«
»Göttlich? Mit ihrem Aussehen?« Whetu verzog das Gesicht. »Ich kenne mich auch ein wenig mit dem Andersweltlichen aus, Schwager, aber die beiden sind nicht göttlich. Ihr Aussehen hat mit Ranginui und Papatuanuku, von denen wir alle abstammen, nichts zu tun.«
»He toa taumata rau – Mut findet man an vielen Stellen«, sagte Tamati ungerührt. »Ich rede nicht von ihrer Haar- oder Hautfarbe. Seid ihr drei blind? Die besondere Aura, die sie beide umgibt, zeichnet sie als Angehörige der Anderswelt aus. Sie konnten nur durch einen Zugang hierher gelangen, denn weit und breit gab es in letzter Zeit keine Touristen, und diese Schwindelgeschichte, die sie uns da aufgetischt haben, haben sie sich doch selbst nicht abgenommen, das war deutlich zu merken. Die beiden sind urplötzlich erschienen, also kann es nur so sein, sie sind von dort. Und eines steht fest: Keiner von uns hat diesen Zugang.«
Maata sah ihren Gatten verblüfft an. Er klang so sicher. Sie dachte an das Gespräch und daran, was die junge Frau erzählt hatte. Vielleicht hatte sie ja etwas überhört, weil sie sich zu viele Gedanken über die Frisur der jungen Leute gemacht hatte? Und sich gefragt hatte, ob die Schutzzauber noch wirksam waren? Aber dennoch, Tamati hatte Recht, dieses Abenteuergarn nahm sie Rian Bonet nach einigem Nachdenken nicht ab. Und dann diese Blicke, die sie mit ihrem vorgeblichen Freund, in Wirklichkeit aber Bruder, getauscht hatte … Sie hatten improvisiert, mehr nicht.
»Was Tamati sagt, stimmt«, äußerte sie. »Wir sollten davon ausgehen, dass die beiden aus einer anderen Welt stammen als der, die durch die Trennung von Ranginui und Papatuanuku durch ihre Kinder entstand.«
Whetu schien immer noch nicht überzeugt, doch je länger Maata darüber nachdachte, desto mehr stimmte sie ihrem Mann zu. Es wäre das erste Mal gewesen, dass er sich in diesen Dingen irrte. Die beiden Fremden verbargen etwas.
»Tamati, angenommen, du hast Recht«, sagte Teramati. »Können wir den beiden wirklich unsere heikle Angelegenheit anvertrauen? Sie scheinen so jung zu sein und keiner von unseren Ahnen hat das je geschafft, egal, wie sehr sie es versucht haben.«
Auf Tamatis Gesicht breitete sich ein wissendes Lächeln aus. »Ich bin ganz sicher, Bruder, dass es diese beiden sind, von denen die Prophezeiung sprach. Und den Grund wird Whetu dir sagen, denn es ist der Grund, der sie daran zweifeln lässt.«
Seine Schwägerin funkelte ihn zornig an. »Teramati, du weißt, ich zweifle in der Regel nicht an irgendetwas, was dein Bruder sehen kann, er ist darin einer der begabtesten Schamanen, die ich je kennengelernt habe! Aber diese beiden Fremden haben eine seltsame Aura. Es ist keine menschliche Aura. Und sie wird dazu noch schwächer. Falls es wirklich so ist, wie Tamati sagt, und eigentlich zweifle ich auch nicht daran, dass es sich so verhält, ist ihre Aura leider nichts wert.«
Tamati lachte mit einem Mal dröhnend. »Die schwache Aura ist genau das, was uns nützen wird. Denn diese Wesen waren einst unsterblich, seht ihr das nicht? Das sind sie nicht mehr, da hat Whetu absolut Recht. Und das ist genau der Köder, den wir zu unserem Zweck verwenden werden. Sie sind durch das hierher geraten, was die pakeha Zufall nennen. Aber ich wette mit euch, es ist etwas Magisches gewesen, das sie hergebracht hat, etwas, das der anderen Welt angehört. Puauta! Nur diese beiden können es betreten. Und nur diese beiden haben die Kraft, Hine-nui-te po zu besiegen!«
10.
Der Panther
Catan lief durch die Nacht. Er war schnell, schneller als die, die ihn zu jagen versuchten. Die Würmer, die aus dem Feuer kamen, die Schlangen, die unter dem Sand warteten, die Grawnyas in der Luft und die Herden wilder Cosgrachs – sie alle konnten ihm nichts anhaben. Er war der Panther. Niemand war schneller als er.
Das Kind schlief in seinen Armen. Seine Schreie hatten ihn anfangs begleitet, so regelmäßig und unablässig wie sein eigener Atem, doch irgendwann hatte es aufgehört. Vielleicht hing das damit zusammen, dass Catan begonnen hatte, mit ihm zu reden. Es waren nur Kleinigkeiten, mal ein Wort, mal eine kurze Erklärung. Der Junge war viel zu klein, um ihn zu verstehen, das wusste Catan, aber er hatte den Eindruck, dass es ihm trotzdem guttat.
Im Morgengrauen fand er neben einem Bach einen Baum mit breiter Krone. Er fütterte den Jungen mit dem frischen Wasser, dann kletterte er den Stamm hinauf und hockte sich in eine Astgabel. Unter ihm erwachte die Wüste langsam zum Leben.
»Wir nannten sie früher die Wüste der Eitelkeit«, sagte Catan. Der Junge gähnte. »Der Sand war verglast. Künstler kamen hierher und schnitten wunderbare Kunstgebilde zurecht. Der König gab mir eines als Geschenk für meine zukünftige Braut.«
Er schüttelte den Kopf. »Es liegt immer noch verpackt unter meinem Bett. Ich weiß noch nicht einmal, wie es aussieht.«
Eine Weile gab er sich den Gedanken an die Braut, die er nie gehabt hatte, hin, dann gähnte auch er.
»Aber das ist vorbei«, sagte er, während er sich mit dem Rücken gegen den Stamm lehnte. Der Junge lag in seinen Armen und betrachtete ihn aufmerksam, so als warte er auf eine