Elfenzeit 7: Sinenomen. Susanne Picard

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Название Elfenzeit 7: Sinenomen
Автор произведения Susanne Picard
Жанр Языкознание
Серия Elfenzeit
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783946773306



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Tod, und sie hatte darüber entschieden. Es war ein furchtbares Gefühl.

      Artair wog den blutigen Morgenstern in der Hand, dann hielt er ihn Nadja entgegen. »Du bist gut damit umgegangen. Willst du ihn behalten?«

      Sie schüttelte stumm den Kopf. Der Ritter hob die Augenbrauen und warf die Waffe in den Bach. »Dann soll der Rost ihn kriegen.«

      »Wer waren die beiden?«, fragte Nadja. »Warum haben sie uns angegriffen?«

      »Sie waren Flammenritter.« Artair wandte seine Aufmerksamkeit den Satteltaschen des übriggebliebenen Pferdes zu. Lächelnd zog er einen blauen Wappenrock heraus und breitete ihn aus. Eine gelbe Flamme war darauf eingestickt. »Wie man sieht. Und feige waren sie auch, sonst hätten sie sich zu erkennen gegeben.«

      Er warf den Wappenrock ins Gras und spuckte aus. Nadja sah Anne an. Die Muse hob die Schultern.

      Artair drehte sich zu ihnen um. Mit vor der Brust verschränkten Armen musterte er sie. Seine Rüstung war verstaubt und grau.

      »Ihr habt keine Ahnung, wovon ich rede, oder?«, fragte er. Hinter ihm begann das Pferd zu grasen. Der Cosgrach hingegen beobachtete seinen Herrn wachsam.

      »Ihr könnt es ruhig sagen. Ich bin kein Flammenritter. Ich bringe nicht jeden um, der mich anlügt.«

      Robert setzte zu einer Antwort an, aber Nadja kam ihm zuvor. »Jemand hat meinen neugeborenen Sohn entführt. Wir sind ihm aus einem …« Sie zögerte. »… anderen Land bis hierher gefolgt. Es ist weiter weg als alles, was du kennst.«

      Seine blauen Augen richteten sich auf sie. Sie fühlte sich unwohl unter dem kühlen, abschätzenden Blick.

      »Ein Kind zu stehlen, ist eine schlimme Sache«, sagte Artair schließlich. »Wer ist dafür verantwortlich?«

      »Ich weiß es nicht«, log Nadja. Sie hatte keine Ahnung, welche Stellung Catan in dieser Welt einnahm und wie der Ritter zu ihm stand. »Aber ich weiß, wohin er ihn bringen wird.« Sie zeigte auf den schneebedeckten Gipfel des Olymp. »Der Palast ist sein Ziel.«

      Artair stieß die Luft aus. »Geh zurück in dein Land, Mädchen, und nimm deine Freunde mit. Du bist jung. Du kannst noch viele Kinder gebären.«

      Ihr Entsetzen musste deutlich zu erkennen sein, denn er senkte den Kopf und fuhr sich mit einem Handschuh über die Haarstoppeln. Dann sah er wieder auf. »Du wirst deinen Sohn dort nicht finden, nur Leid und Tod. Das ist die Wahrheit. Mach mit diesem Wissen, was du willst.«

      »Wissen?«, fragte Anne. Sie rieb sich den Magen, dort, wo der Tritt sie getroffen hatte. »Das ist eine Warnung, mehr nicht.«

      »Eine sehr unpräzise Warnung«, fügte Robert hinzu.

      Der Ritter schüttelte den Kopf. Sein Cosgrach trabte heran, als spüre er, was sein Herr wollte. Artair schwang sich in den Sattel. Er war kein kleiner Mann, trotzdem überragte ihn die Kruppe des Tiers um mehr als einen Kopf. »Nehmt den Toten wenigstens die Waffen ab. Es herrscht Krieg. Jeder kann ein Feind sein.«

      Er setzte seinen Helm auf und öffnete das Visier. »Möge der Schmied mit euch sein.« Artair wendete sein Reittier, ohne eine Antwort abzuwarten. Langsam trottete es auf die Ebene hinaus.

      »Was sollte das denn?«, fragte Robert, als er außer Hörweite war.

      Nadja war sich nicht sicher, worauf er das bezog. Die ganze Unterhaltung hatte für sie nur wenig Sinn ergeben. »Weißt du, was er meinte?«, fragte sie Anne.

      Die Muse schüttelte den Kopf – wieder einmal. »In meiner Erinnerung ist der Palast ein Ort des Friedens und der Wunder. So hat ihn der Mann, der sich später Johannes nannte, erdacht. Es gab dort nichts Böses und erst recht nichts Todbringendes.«

      »Gibt es vielleicht noch einen zweiten Palast?«, fragte Robert. Nadja hörte, dass es ein Witz sein sollte, aber weder sie noch Anne lachten.

      Robert räusperte sich. »Ich denke, wir igno-«

      Er unterbrach sich. »Artair kommt zurück.«

      Nadja drehte den Kopf. Der Ritter hatte tatsächlich umgedreht und näherte sich ihnen wieder. Das Visier seines Helms war immer noch geöffnet. Er zügelte den Cosgrach vor ihnen und legte die Hände auf den Sattelknauf.

      »Ihr werdet meinen Rat nicht beherzigen, richtig?«, fragte er.

      »Nein«, sagte Anne. »Er war lächerlich.«

      Robert verzog das Gesicht, aber der Ritter wirkte nicht beleidigt. Nadja hatte ihn anfangs für einen Menschen gehalten, aber seine fast unnatürlich blauen Augen und sein zurückgenommenes Verhalten passten eher zu einem Halbelfen oder Elfen.

      »Dann kommt«, sagte Artair. »Ich bringe euch in die Stadt. Vielleicht könnt ihr euch dort einer Karawane in den Süden anschließen. Wenn ihr schon sterben müsst, dann soll es wenigstens mit einem Ziel vor Augen geschehen, nicht mitten in dieser Einöde.«

      »Danke.« Robert nickte, dann runzelte er die Stirn. »Glaube ich.«

      Anne bückte sich und hob die Schwertgürtel auf. Einen behielt sie, den anderen streckte sie fragend Robert und Nadja entgegen. »Ihr müsst euch bewaffnen.«

      Nadja wusste, dass sie Recht hatte, doch alles in ihr sträubte sich dagegen, eine der Waffen zu nehmen. Der Gedanke, dass sie jemanden getötet hatte, ließ sie nicht los.

      Robert schien zu verstehen, was in ihr vorging, denn er nahm Anne den Gürtel aus der Hand. »Ich nehme ihn«, sagte er, »und einen der Dolche.«

      Er nickte Nadja zu. »Falls du es dir anders überlegst.«

      Sie ließen die Hügel hinter sich. Artair ritt auf dem Cosgrach neben ihnen her. Er hatte die Vorräte und Rüstungsteile, die er den Flammenrittern abgenommen hatte, in einen Sack gesteckt und am Sattel festgebunden.

      »Ihr könnt sie in Las’wogg verkaufen«, hatte er erklärt. »Rüstungen und Waffen sind begehrt. Jeder will sie tragen, aber nur wenige können sie machen.«

      Anne und Robert unterhielten sich leise, Nadja ging schweigend neben ihnen her. Es war warm. Nach einer Weile zog sie ihre Jacke aus. Dann sah sie zurück. Die Hügel waren bereits im Staub, der vom Wind aufgewirbelt wurde, verschwunden. Der Staub legte sich auf alles, auf Kleidung, Haut und Haare. Nadja spürte sein Kratzen sogar unter den Lidern, wenn sie die Augen schloss. Sie riss ein Stück Innenfutter aus ihrer Jacke und band es sich vor Mund und Nase.

      Artair brachte den Cosgrach neben Nadja. Sie sah zu ihm hinauf. Er trug den Helm nicht mehr. Staub färbte seine Haut grau.

      »War es dein erster?«, fragte Artair leise.

      Nadja wusste, was er meinte. »Ja.«

      Er nickte. »Mach dir keine Sorgen. Es wird nicht leichter.«

      Das sollte es auch nicht werden. Nadja drängte die Gefühle nach unten. Nicht darüber nachdenken, auf Distanz gehen. Das durfte nie wieder geschehen, niemals wieder soweit kommen. Bleib auf Distanz. Bleib auf Distanz.

      Artair blieb neben ihr. Der Cosgrach roch ebenso süßlich wie scharf. Staub und Schweiß verklebten den sichtbaren Teil seiner Flanken.

      »War es hier schon immer so?«, fragte Nadja nach einem Moment.

      »Nein.« Artairs Geste schien die gesamte Ebene einzuschließen. »Früher war hier alles grün, grüner noch als heutzutage in den Hügeln. Es gab Elefanten, Dromedare, Tiger, Büffel und Löwen. Sie lebten zusammen wie im Paradies. Die Bäche und die Bäume, auf denen jede Frucht wuchs, die man sich vorstellen kann, versorgten sie.«

      Sein Blick verlor sich in der Ferne. »Aber sie sind längst weg. Sie brachten sich gegenseitig um, als das Wasser versiegte und die Bäume verdorrten. Nur wir sind geblieben. Manchmal frage ich mich, weshalb.«

      Mit einem Blinzeln kehrte er zurück in die Gegenwart. »Aber die Frage ist sinnlos. Die ganze Welt liegt in Trümmern, nicht nur diese Ebene. Der Schmied hat uns den Rücken zugekehrt und alles dem Teufel überlassen. Ihn müssen wir besiegen, um die