Название | Schwere Körperverletzung |
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Автор произведения | Ted Lewis |
Жанр | Языкознание |
Серия | Pulp Master |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783946582137 |
Niemand hatte eine erschöpfende Erklärung für den Unfall. Nun, ein Dutzend Zeugen sehen ein Dutzend unterschiedlicher Dinge. Einige sagten aus, der Wagen habe sich verhalten, als sei ein Reifen geplatzt – ausgeschlossen, das zu rekonstruieren in Anbetracht des Zustandes, in dem sich der Wagen befand. Aber sie alle stimmten darin überein, dass er mit mindestens siebzig Meilen über den Mittelstreifen geschossen war. Erstaunlich, wie er in der daraus resultierenden Karambolage nur zwei Leute hatte mich sich reißen können, das Mädchen eingeschlossen.
Was das betraf, war Jean besonders verbittert. Die unschuldigen Toten trugen hauptsächlich dazu bei, dass die Erinnerung an ihn flüchtiger wurde als die buchstäbliche Asche, zu der er bereits geworden war.
Hör mal, hatte ich zu ihr gesagt, du darfst an solche Dinge keinen Gedanken verschwenden. Ein Unfall ist ein Unfall. So etwas passiert jeden Tag.
DER RAUCH
Nachdem Mickey sich verabschiedet hatte, ging ich hinüber ins Büro.
Jean lehnte sich hinter ihrem Schreibtisch im Stuhl zurück. Einige der Bücher lagen offen vor ihr. Sohos graues Tageslicht unterstrich ihre Nachdenklichkeit. Mein Eintreten trug nicht dazu bei, sie in ihrem Vertieftsein zu stören.
Ich setzte mich ans Fenster.
»Du hast deinen Kaffee noch nicht getrunken«, sagte ich.
Sie schüttelte den Kopf.
»Möchtest du, dass ich Gerry rufe?«
Wieder schüttelte sie den Kopf.
»Der Postversand«, sagte sie.
»Was ist damit?«
»Nun, zur Zeit sind es vierundachtzig Agenten.«
Das war korrekt: Überall im Land gab es diese Büros, aktuell vierundachtzig, betrieben von jeweils einem Agenten mit Telefon und Schreibmaschine und einer Adressiermaschine und darüber hinaus mit nichts als braunen Umschlägen, von Wand zu Wand. Und natürlich die Ware – Pornos. Diese Seite des Geschäfts machte ihres speziellen Charakters wegen häufige Bürowechsel notwendig, trotz der Summen, die wir den Gesetzeshütern zahlten; doch ansonsten waren die Kosten äußerst gering. Sie würden nicht glauben, wie viel dieser Geschäftszweig abwirft. Über eine Million zweihunderttausend Pfund pro Jahr. Ich sagte ja, Sie würden mir nicht glauben. Niemand tut das, nicht einmal die Agenten, die keine Vorstellung davon haben, wie viele andere Agenten es noch gibt. Anders die Polizei natürlich, die mit ihren zehn Prozent in gewisser Weise einen zusätzlichen Agenten darstellt. Die wissen es. Darum verlangen sie so viel. Wenn Sie’s noch immer nicht glauben, dann betrachten Sie es einmal so: Jeder Agent hat eine Liste mit rund tausend Kunden. Einmal im Monat gibt es einen neuen Film, manchmal mehr als einen Film – zu unseren konkurrenzfähigen Konditionen von zehn Pfund pro Film. Die Agenten versorgen die Kunden automatisch mit den neuen Filmen. Sie können also Ihre eigene Rechnung aufmachen.
Das war nur eins unserer Geschäfte.
Jean prüfte die Bücher. Es gab Angestellte, die sie führten, aber Jean prüfte sie. Sie war gut darin. Der einzige weitere Geschäftsbereich, der ihr unterstand, betraf die Qualitätskontrolle der Mädchen, und zwar nicht der Mädchen, die man für hundert Pfund pro Einsatz bekam. Sie kümmerte sich um die teuren.
Mit den anderen geschäftlichen Dingen waren Mickey und ich befasst.
Ich zündete mir eine Zigarette an und bestätigte die Anzahl unserer Büros mit einem Kopfnicken.
»Ja«, sagte sie, denn es war keine Frage gewesen.
Ich wartete.
»Und keins davon hat kürzlich dichtgemacht«, sagte sie.
Auch dies keine Frage. Ich wartete weiter.
»In dem Fall ergeben diese Zahlen für mich wenig Sinn«, sagte sie. »Natürlich stimmen sie rein rechnerisch. Aber verglichen mit den Zahlen der letzten drei Monate stimmen sie nicht.«
»McDermott hat mir gesagt, dass er in der Region rund um Coventry etwas jonglieren musste. Wir mussten ein paar neue Adressen beschaffen.«
»Von solchen Dingen spreche ich nicht. Komm her und sieh dir das an.«
Ich erhob mich, stellte mich neben sie und beugte mich über den Schreibtisch.
Jean schob zwei Bücher nebeneinander. Ich sah mir eine Zahlenkolonne an, dann die andere. Dann sah ich mir beide noch einmal an.
Ich sagte nichts.
»Du verstehst, was ich meine«, sagte sie.
DIE SEE
Ich klettere auf den Panzer und setze mich auf den Geschützturm, der durch den Einschlag der Raketen auf ewig mit dem Rest des Metalls verschmolzen ist. Die Ebene ringsum sorgt dafür, dass meine aktuelle Position doppelt so hoch erscheint und die See mehr Tiefe vorgaukelt.
Ich zünde mir eine Zigarette an und ziehe den Flachmann aus der Tasche meines Anoraks, nehme einen großen Schluck und warte, bis er wirkt. Ich nehme noch einen Schluck und stelle die Flasche auf den Rand des Geschützturms. Wie eine metallene Parodie auf Millais’ Die Kindheit von Raleigh ragt das geschwärzte Geschütz aufs Meer hinaus.
Sicherlich, in vielerlei Hinsicht wäre Jean eine ideale Wahl gewesen, hätte ich eine Partnerin gesucht, die sich ums Geschäft kümmert, und nicht allein eine Ehefrau. Da ich keins von beidem gesucht hatte, stellte ihr Geschäftssinn einen zusätzlichen Pluspunkt dar. Doch ich hätte sie niemals für eins von beiden in Betracht ziehen können, solange ich mir im Unklaren darüber war, wie sie auf meine wahre Natur und meine Tätigkeit reagieren würde.
Für lange Zeit hielt ich mich zurück. Für sehr, sehr lange Zeit. Selbst was den normalen Umgang betraf, ging ich nach der Tragödie für sechs Wochen auf Abstand.
Und danach, als die Entwicklung den Verlauf genommen hatte, wie von mir vermutet, war es ein schrittweiser Prozess gewesen – denn bevor der Stein richtig ins Rollen kam, musste ich so viel über sie herausgefunden haben, wie sie über mich erfahren würde.
Doch ich hätte niemals von ihr erwartet, dass sie in die ihr meinerseits nach und nach gewährte Rolle auf die Weise hineinwachse, wie sie es tat. Menschen stellen immer wieder eine Überraschung dar; alles Erdenkliche steckt in ihnen, doch nur sehr wenige wissen um die Möglichkeiten, die sich unterhalb der Oberfläche verbergen, von der sie meinen, dass die