Mord à la carte in Schwabing. Jörg Lösel

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Название Mord à la carte in Schwabing
Автор произведения Jörg Lösel
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783839267660



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      Jörg Lösel

      Mord à la carte in Schwabing

      Kriminalroman

      Zum Buch

      Tödliche Speisen Der junge, sensible aber ehrgeizige TV-Journalist Tom Becker hat aktuell zwei Ziele: Er möchte einen festen Job bei dem Münchner Fernsehsender TV 1, und er wünscht sich Lisa als Freundin, die im Zwei-Sterne-Restaurant »Odeon« serviert. Als er vor dem Restaurant auf sie wartet, kommt ein Mann aus dem Lokal getorkelt und bricht ohnmächtig auf Toms Wagen zusammen. Zunächst denkt Tom, der Mann habe nur sein Spitzenmenü nicht vertragen, doch dann stellt sich heraus, dass er ermordet wurde. Im Fernsehen berichtet Tom über einen Prozess, bei dem der Sternekoch des »Odeon« angeklagt ist. Bei seinen Recherchen stößt er auf den Chefkoch Marc Wissler, der mit dem »Odeon« um einen dritten Stern konkurriert. Bald gibt es einen zweiten Toten, und plötzlich wird es auch für Tom gefährlich. Doch das ist nicht sein einziges Problem. Sein gefühlskalter Redaktionsleiter schränkt sein Potenzial eher ein, als dass er es fördert, und seine Beziehung zu Lisa ist einem großen Auf und Ab unterworfen. Ist sie vielleicht selbst in den Mord verwickelt?

      Jörg Lösel, 1948 in Erlangen geboren, lebt seit 50 Jahren in München. Nach dem Studium der Sinologie, Soziologie und Kommunikationswissenschaften führte er Reiseleitungen nach Asien durch und war als freier Mitarbeiter beim Bayerischen Rundfunk/Fernsehen tätig. Ab 1983 arbeitete er als Redakteur im Fernsehbereich des BR, zuletzt als stellvertretender Leiter und Redaktionsleiter der Programmredaktion von BR-alpha. Er betreute fiktionale Fernsehserien sowie Sendereihen aus dem Bildungsbereich mit Prof. Harald Lesch und Prof. Manfred Spitzer. Als Gegengewicht zum Fernsehgeschäft verlegte er sich privat auf das Schreiben von Geschichten und Romanen. Jörg Lösel ist verheiratet, hat zwei erwachsene Kinder, kocht gerne und reist viel.

      Impressum

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      Lektorat: Katja Ernst

      Herstellung/E-Book: Mirjam Hecht

      Umschlaggestaltung: U.O.R.G. Lutz Eberle, Stuttgart

      unter Verwendung eines Fotos von: © magdal3na / stock.adobe.com

      ISBN 978-3-8392-6766-0

      Widmung

      Für Tine, Corinna und Philipp

Gruß aus der Küche

      1

      Tom ließ das Seitenfenster herunter, um den Rauch nach draußen zu blasen. Frauen hatten oft so feine Nasen und mochten es nicht, wenn es im Auto nach Zigaretten roch. Ob das bei Lisa der Fall war, wusste er noch nicht. Er wartete in seinem roten Dacia Logan, der schon ein paar Roststellen hatte, um sie abzupassen. Es sollte eine Überraschung werden.

      Er hatte Lisa beim Taekwondo kennengelernt, und sie hatte ihm gleich gefallen: die schwarze Kurzhaarfrisur, die grünen Augen und der volle, rot geschminkte Mund. Nach der Trainingsstunde waren sie auf einen Drink in eine Schwabinger Eckkneipe gegangen, und da hatte sie ihm erzählt, dass sie im Odeon als Bedienung arbeitete.

      Er war froh, direkt vor dem Restaurant einen Parkplatz bekommen zu haben. Die Fallmerayerstraße, in der das Odeon lag, war eine ruhige Schwabinger Wohnstraße. Mal lief ein nächtlicher Jogger den Gehsteig entlang, mal rauschte ein PKW durch die Stille, immer wieder sah Tom fröhlich lachende Paare aus dem dezent beleuchteten Gourmet-Tempel kommen, allesamt gestylt und in Abendgarderobe. Ansonsten war es sehr still für eine Großstadt. Im Eingangsbereich des Odeon stand eine Skulptur mit dem bärtigen Kopf des antiken Philosophen Epikur, der als Botschafter des guten Geschmacks den Weg wies.

      Tom knurrte der Magen, er dachte an die teuren kulinarischen Leckereien, warf die Zigarettenkippe aus dem Fenster und biss in seine Wurstsemmel, die er sich an einem Brotzeit-Stand besorgt hatte. Er steckte seinen Musik-Stick in die Hi-Fi-Soundanlage, und hörte »Wicked Game« von Chris Isaak, in dem die Zeile vorkommt: »Ich hätte nie gedacht, dass ich jemandem wie dir begegnen würde.«

      Schön. Schnulzig. Tom lächelte träumerisch vor sich hin. Ihm kam die MeToo-Debatte in den Sinn, die weltweit Sexismus und Gewalt von Männern gegen Frauen in den Mittelpunkt gestellt und das Kennenlernen und Zusammenleben zwischen den Geschlechtern verändert hat.

      Er dachte wieder an Lisa, an ihren weißen Teint im Kontrast zum schwarzen Haar und an ihren exotischen Duft.

      Automatisch drängte sich ihm der nächste Gedankensplitter auf: wie er seine Ex Franziska mit seinem besten Freund Gregor vor einem Jahr im Bett erwischt hatte. Es war ein Gefühl, als würden seine Beine nachgeben und er in sich zusammenklappen wie eine Ziehharmonika beim Schlussakkord. Sein Kopf war voll von Leere, und vor den Augen schwirrten rote Flecken. Mit Franziska und Gregor hatte er seither kein Wort mehr gesprochen. Gegenüber Frauen hatte er sich in der Folgezeit sehr reserviert verhalten, die Angst vor einer erneuten Enttäuschung hatte ihn verschlossen gemacht. Doch Lisa hatte ihn auf den ersten Blick angezogen. Wäre es nicht schön, wenn er sie näher kennenlernen könnte – und sie vielleicht sogar seine feste Freundin werden würde?

      Tom zog seine Lederjacke enger und schloss das Fenster. Obwohl es Anfang Mai war, war es frisch, am Abend hatte es leicht geregnet, in den Pfützen spiegelten sich die Lichter der Straßenlampen.

      Im Spiegel der Sonnenblende sah er seine hellbraunen Haare, die wirr über seine Ohren fielen und nach einem Haarschnitt verlangten. Mit ein paar Fingerstrichen brachte er sie halbwegs in Form, zu geleckt wollte er Lisa auch nicht gegenübertreten. Sein Dreitagebart verstärkte den lässigen Eindruck.

      Die Tür des Odeon wurde aufgestoßen, und ein leicht korpulenter Mann trat unsicher ins Freie, sein dunkelblauer Trenchcoat stand offen, ebenso wie sein Jackett. Der Mann riss an seinem Krawattenknoten und an den Knöpfen seiner weißen Hemdbrust, versuchte sich Luft zu verschaffen. Torkelnd lief er auf die Straße zu, vorbei an der Skulptur, und presste die Hände in die Magengegend.

      Der muss wohl ein paar Gläser Schampus zu viel getrunken haben, ging es Tom durch den Kopf. Das dunkelrote Gesicht, die weit aufgerissenen Augen, die Speichelfäden am Mund ließen Unheilvolles erahnen. Geradewegs auf den Dacia stakste der Mann zu, ging kurz davor leicht in die Knie, beugte sich mit dem Oberkörper nach vorn und spie im großen Bogen das unverdaute exklusive Abendessen der Gourmetküche auf die Windschutzscheibe. Auf der Motorhaube brach er zusammen.

      Wie versteinert saß Tom auf dem Fahrersitz. Adrenalin schoss durch seinen Körper. Er riss die Autotür auf, der Kopf des