Lieblingsplätze Engadin. Daniel Badraun

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Название Lieblingsplätze Engadin
Автор произведения Daniel Badraun
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783839263860



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samt Armeen mussten hier durch. Nicht immer kamen die Besucher in friedlicher Absicht. Die Dörfer im Unterengadin wurden mehrfach von fremden Truppen geplündert und gebrandschatzt. Verschiedene Burgen und Schlösser zeugen von einer kriegerischen Vergangenheit des Engadins, das ein fester Bestandteil des Freistaates der Drei Bünde war.

      Im Hochtal des Inns gab es nicht immer genug Nahrung für alle Bewohner. Viele junge Engadiner sahen sich gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. So kämpften in etlichen europäischen Kriegen Bündner Regimenter mit. Einen friedlicheren Weg der Emigration wählten die Cafétiers und Zuckerbäcker. Von Russland bis Spanien wurde in Bündner Konditoreien gutes Geld verdient und von den Rückkehrern oft in repräsentative Bauwerke investiert.

      In der Pionierzeit des Tourismus entstanden grosse und prächtige Hotelbauten wie das Palace in Maloja, das Kulm in St. Moritz, der Kronenhof in Pontresina oder das Palace in Scuol, um nur einige zu nennen. Diverse Wirtschaftskrisen machten der Hotellerie stark zu schaffen, nicht alle Grandhotels können noch rentabel betrieben werden. In den letzten 40 Jahren veränderten sich die Ortsbilder stark. Gerade im Oberengadin entstanden viele neue Bauten mit wenig benutzten Zweitwohnungen, die das Landschaftsbild bis heute nicht immer vorteilhaft prägen.

      Doch immer noch dominiert die Natur das Engadin. Viele Seitentäler bieten unberührte Landschaften, Ruhe und unzählige, unvergessliche Touren. Man muss nicht unbedingt im Viersternehaus logieren, es gibt preisgünstige Alternativen wie Jugendherbergen, Berghütten, Campingplätze sowie Ferienwohnungen. Wer es dennoch luxuriös mag, kommt hier im prickelnden Champagnerklima voll auf seine Kosten. Sehen und gesehen werden gilt vor allem in den Wintermonaten in den grösseren Kurorten des Oberengadins. In der kältesten Jahreszeit schwillt das Oberengadin zur Grossstadt an. Die Pisten sind gut genutzt und in den Restaurants, Clubs und Nobelboutiquen herrscht reges Treiben. Ganz anders ist es in den kleinen Dörfern mit den stolzen Engadiner Häusern. Hier hat man Zeit für einen Schwatz, sitzt gemütlich am Stammtisch in der Usteria und erzählt sich von der Jagd.

      Trotz städtischem Flair darf man niemals vergessen, dass man hier in den Alpen ist. In den Bergen herrschen andere Verhältnisse als im Flachland. Das Wetter kann schnell umschlagen, auch im Sommer ist jederzeit Schneefall möglich. Eine gute Ausrüstung ist darum Pflicht, auch sollte man jede Tour gut planen und sich mit den Verhältnissen vertraut machen. Dann steht dem ungetrübten Naturerlebnis nichts im Wege.

1 Zwei Seen für die Seele

      Maloja: Von der Staumauer Orden zum Bitabergh- und Cavlocsee

      Von Maloja aus folgt man der Passstrasse die erste Abzweigung links bis zum Parkplatz Orden d’Ora. Und dann kommt sie in unser Blickfeld, die mächtige Staumauer von Orden, geschmückt mit den farbigen Stelen des Bildhauers Arthur Honegger und erbaut, um das Bergell vor Überschwemmungen zu schützen. Es lohnt sich, den Weg über die Mauer zu nehmen. Rechts geht es steil hinunter nach Casaccia, links sanft ins Tal hinein bis zum Bildungszentrum Salecina. Auf den Stelen stellen sich dem Spaziergänger Sinnfragen. »Müssen Menschen Spuren hinterlassen?« oder »Verändert uns die Zeit, oder verändern uns Augenblicke?« Hat man den Steg überquert, schlängelt sich der Weg durch einen märchenhaften Wald, der für Familien einen Abenteuerparcours mit Hängebrücken und Kletterstellen bereithält und bis zum versteckt gelegenen Lägh da Bitabergh reicht.

      Der Weg zum Lägh da Cavloc führt an der Bergflanke entlang, zu empfehlen ist ein kleiner Umweg mit kurzem Aufstieg zur Motta Salacina auf 2.105 Metern mit herrlicher Rundsicht. Im Gegensatz zum kleineren Lägh da Bitabergh, der versteckt in einer Schonung liegt, präsentiert sich das Gelände um den Lägh da Cavloc offen. Picknickplätze laden zur Rast ein und das Restaurant offeriert einheimische Spezialitäten.

      Vom See aus kann man die Wanderung bis hinauf zur Fornohütte auf 2.574 Metern fortsetzen. Hier, im Fornogebiet, drehte Leni Riefenstahl mit Luis Trenker in der Hauptrolle den Film Der heilige Berg. Die Route führt gut gesichert über den Gletscher.

      Auf dem Rückweg nach Maloja kommt man am Bildungszentrum Salecina vorbei. Lange Zeit galt das von Linksintellektuellen 1972 gegründete Zentrum als »verdächtig«. So sammelte der Staatsschutz im Kalten Krieg Daten über die Gäste aus der ganzen Welt. Heute ermöglicht sie auch Urlaubern mit kleinerem Geldbeutel ein paar Tage der Erholung im Engadin.

      Im Sommer wird auf der Alp hinter dem See Ziegenkäse verschiedener Reifegrade verkauft. Bringen Sie Ihr Brot mit und geniessen Sie ein Picknick am See!

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      Staumauer von Orden

      Startpunkt: Parkplatz Orden d’Ora

      7516 Maloja

      Lägh da Bitabergh/ Lägh da Cavloc

      7516 Bregaglia

      Fornohütte

      7516 Maloja

      0041 081 8243182

       www.fornohuette.ch

2 Fast eine Insel

      Maloja: Wanderung zum Weiler Isola

      »Isola« heisst auf Italienisch »Insel«. Der Ort liegt auf einem Flussdelta auf der südlichen Seite des Silsersees. Die Wege zum Weiler sind von Sils und Maloja aus gut beschildert. Parkmöglichkeiten finden sich im Parkhaus Sils und in Maloja Capolago/Cadlägh.

      Anfang Winter, wenn der See noch nicht zugefroren ist, ist der Weiler schwer erreichbar, fast wie ein Eiland. Wenn Ende Januar die Sonne den Weiler wieder erreicht, wird bei der Pension Lagrev die Terrasse geöffnet. Langläufer und Spaziergänger kommen über den See, gehen bei der nördlichen Spitze des Sasc da Corn, einem bewaldeten Hügel, an Land und folgen den Wegen über das Delta hinauf zum kleinen Ort. Bei Polenta und Nusstorte sitzt man draussen in der Wintersonne oder in der gemütlichen, kleinen Gaststube. Natürlich ist die Küche das ganze Jahr über empfehlenswert. Wer Isola im Sommer besucht, hat zwei Möglichkeiten. Entweder gemächlich auf der Fahrstrasse von Maloja her oder über die Ebene von Sils den Pfad am Hang entlang, mit herrlichem Blick auf den See. Geniesser lassen sich keinen der beiden Wege entgehen.

      Zwischen Isola und Sils verläuft die Sprachgrenze. Sils ist Teil des rätoromanischen Sprachraums, Isola gehört mit Maloja zum italienischsprachigen Bergell. Noch bis weit ins 20. Jahrhundert hinein kamen die Bauern aus dem Südtal im Sommer mit ihren Tieren hinauf nach Isola, mähten die Wiesen und stellten Käse her, im Herbst wanderten sie zurück ins Bergell. In den Wintern, wenn der See zugefroren war, kamen die Männer mit den Tieren zurück und verfütterten das eingelagerte Heu.

      Ein beeindruckendes Erlebnis – gerade für Kinder: die abendliche Rückkehr der Ziegenherde ins Dörfchen und wie die Tiere den steilen Hang oberhalb der Brücke meistern. Übrigens: Frischen Ziegenkäse bekommt man mitten im Dorf bei Familie Pedroni-Cadurisch.

      Im Sommer ist ein Bad im See ein erquickendes Erlebnis. Geeignet ist das seichte Ufer gegen Maloja hin sowie die kleine Bucht rechts vom Sasc da Corn.

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      Isola am Silsersee

      7516 Maloja

      Startpunkt Wanderung: Parkplatz Capolago/Cadlägh

      Capolago

      7516 Maloja

      Pensione Ristorante Lagrev

      Isola