Der exzellente Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Название Der exzellente Butler Parker Staffel 2 – Kriminalroman
Автор произведения Günter Dönges
Жанр Языкознание
Серия Der exzellente Butler Parker Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740953065



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Besucher zu und blieb in Schirmstocklänge hinter ihnen stehen. Noch machte er sich nicht bemerkbar.

      Er blickte zurück zur Tür und war erleichtert, daß Mylady sich an seinen Rat gehalten hatte. Er hatte ihr höflich vorgeschlagen, mit dem Nähertreten ein wenig zu warten.

      Der Reizstoff verflüchtigte sich bald, zumal durch das Öffnen der Tür ein kräftiger Durchzug entstanden war. Die beiden Männer husteten bereits weniger und drückten sich endlich von den Fensterbänken ab. Als sie sich umwandten, blickten sie den Butler völlig entgeistert an.

      Dann reagierten sie auf unverwechselbare Art. Sie ließen klar erkennen, daß sie nach Waffen greifen wollten, die sich in Schulterhalftern befanden. Bevor sie sie jedoch erreichen konnten, sorgte Parker für klare Verhältnisse.

      Er funktionierte seinen altväterlich gebundenen Regenschirm in einen Kendo-Stock um und setzte die beiden Männer mit blitzartigen Stößen außer Gefecht. Sie verbeugten sich ungemein tief vor ihm und lagerten sich auf dem Fußboden. Für den Butler gab es keine Schwierigkeiten, ihnen daraufhin die Waffen abzunehmen.

      Die beiden Männer schnappten nach Luft, massierten sich die getroffenen Stellen und blickten den Butler in einer Mischung aus Irritation und Wut an. Wahrscheinlich hatten sie solch eine Behandlung noch nie erlebt.

      »Falls meine Wenigkeit ein wenig voreilig reagiert haben sollte, bittet man um Entschuldigung«, sagte Josuah Parker. »Sie warten auf Mister Lem Stiller, wenn man fragen darf?«

      »Verdammt, wer sind Sie?« wollte einer der beiden Männer wissen und hüstelte.

      »Parker mein Name, Josuah Parker. Ich habe die Ehre und den Vorzug, Lady Agatha Simpson dienen zu dürfen«, stellte der Butler sich vor. »Und mit wem hat meine Wenigkeit das Vergnügen?«

      »Das geht dich einen Dreck an«, antwortete der Mann und erhob sich langsam.

      »Sollten Sie die Absicht haben, Ihre diversen Muskeln spielen zu lassen, so muß davor nachdrücklich gewarnt werden«, antwortete der Butler.

      »Was sollen die unnützen Höflichkeiten?« war in diesem Augenblick die tiefe, tragende Stimme der Lady Agatha zu vernehmen. Sie stand in der Tür und preßte sich ein wirklich nicht kleines Taschentuch gegen Mund und Nase.

      Die beiden Männer änderten ihre Blickrichtung und verstanden die Welt nicht mehr. Sie sahen sich einer majestätisch aussehenden Dame gegenüber, die keineswegs zimperlich wirkte. Sie trug ein viel zu weites Tweed-Kostüm, derbe und große Schuhe und schließlich einen Hut, der an einen verunglückten Napfkuchen mit Blumenbesatz erinnerte.

      »Das kann doch nicht wahr sein«, behauptete der Wortführer und schüttelte den Kopf.

      »Mylady ist eine Realität«, warnte Parker die beiden Männer, die inzwischen wieder auf den Beinen standen. Sie schienen seinen Hinweis nicht gehört zu haben.

      Sie starrten Lady Simpson an und begriffen es wohl noch immer nicht, daß sie sich bereits längst auf der Verliererstraße befanden. Sie hatten es mit einem konventionell aussehenden Mann zu tun, der eindeutig ein Butler war. Und dann eben mit dieser Frau, die auf keinen Fall taufrisch aussah. Und von diesem Duo hatten sie sich überrumpeln lassen! Sie konnten es einfach nicht verstehen.

      Und dann versuchten sie es. Sie nickten sich zu und stürzten sich auf Lady Agatha, um sie als Geisel in ihre Gewalt zu bringen. Dabei übersahen sie den Pompadour, in dem sich Myladys Glücksbringer befand, ein mächtiges Hufeisen, das von einem Brauereipferd stammte.

      Mylady hatte mit einem Angriff gerechnet und den perlenbestickten Handbeutel bereits in leichte Schwingung versetzt. Sie holte zu einem Rundschlag aus und bewies bei der Gelegenheit, daß sie mit Leidenschaft, aber ohne greifbaren Erfolg Golf spielte. Ihre Oberarmmuskeln waren auf jeden Fall recht gut entwickelt und verliehen dem Pompadour einen Schwung, der sich als geradezu vernichtend herausstellte.

      *

      »Sie trafen natürlich, Mylady«, unterstellte Mike Rander, der sich zusammen mit Kathy Porter im altehrwürdigen Haus der Agatha Simpson in Shepherd’s Market eingefunden hatte. Mike Rander erinnerte, was sein Äußeres betraf, an einen bekannten James-Bond-Darsteller. Er war Anwalt und hatte seine Praxis in der nahen Curzon Street, doch er kam kaum dazu, einen Fall zu übernehmen. Lady Agatha hatte ihm die Verwaltung ihres immensen Vermögens anvertraut und schaffte es immer wieder, ihn in einen ihrer Kriminalfälle zu verwickeln.

      Kathy Porter war die Sekretärin und Gesellschafterin der Lady Agatha, die alles tat, um Kathy und Mike miteinander verheiraten zu können. Kathy Porter wurde von der älteren Dame wie eine Tochter behandelt und auch manchmal gegängelt. Sie arbeitete eng mit Mike Rander zusammen und war inzwischen längst zu seiner unentbehrlichen Mitarbeiterin geworden, was Lady Agatha heimlich noch unterstützte.

      Kathy Porter war eine bemerkenswerte Erscheinung, groß, schlank, knapp dreißig Jahre alt und verfügte über den Charme einer Exotin, wozu ihre mandelförmig geschnittenen Augen und die betonten Wangenknochen noch beitrugen. Sie war in allen Spielarten fernöstlicher Verteidigungskunst beschlagen, was man ihr jedoch nicht ansah.

      »Mylady trafen ungemein genau«, beantwortete Josuah Parker die Frage des Anwalts. »Die beiden Männer dürften noch jetzt unter Nachwirkungen der erzieherischen Maßnahmen leiden.«

      »Und haben Sie gesagt, für wen sie auf Stiller warteten?« erkundigte sich Kathy Porter. Sie goß Tee nach und schob die Schale mit den kleinen Teekuchen für Mylady zurecht.

      »Mister Parker wird Ihnen antworten, meine Liebe«, gab die ältere Dame zurück. »Die beiden Lümmel sprächen ein wenig undeutlich.«

      »Wegen ihrer leicht verschobenen Kiefer«, erklärte der Butler. »Dennoch waren sie im Endeffekt recht gut zu Verstehen. Ein gewisser Mister James Falconer hätte sie geschickt. Sie sollten Mister Lem Stiller zu ihm bringen.«

      »Wer ist James Falconer?« warf Mike Rander ein.

      »Eindeutig ein Gangster, Sir, dessen Geschäftspraktiken so gut wie unbekannt sind.«

      »Was sich sehr schnell ändern wird«, schaltete die passionierte Detektivin sich freudig ein. »Selbstverständlich werde ich mich mit ihm befassen.«

      »Und wo steckt dieser Lem Stiller zur Zeit?« wollte Kathy Porter wissen und blickte den Butler an.

      »In einem der Brunnenschächte, Miß Porter«, gab Parker zurück.« Natürlich wird man ihm in den kommenden Stunden die Möglichkeit geben, diesen Schacht wieder zu verlassen. Bis dahin dürfte er bereit sein, das Versteck seiner bisher gemachten Beute preiszugeben.«

      »Er sprach von einem Frauenjäger?« erinnerte der Anwalt.

      »Und von einer Frauenfalle«, fügte Parker hinzu. »Dabei scheint es sich um eine Person zu handeln, die sich auf Frauen spezialisiert hat. Mit der Frauenfalle meinte Mister Stiller Hoch- und Tiefgaragen aller Art im Weichbild Londons.«

      »Ein Täter, der Frauen ausraubt?« fragte Myladys Gesellschafterin.

      »Ich kann mich nicht erinnern, in jüngster Zeit davon gelesen zu haben«, meinte Rander.

      »Möglicherweise hält die Polizei aus taktischen Gründen Nachrichten dieser Art zurück«, entgegnete der Butler. »Laut Mister Stiller soll dieser Frauenjäger sehr aktiv sein. Mister Stiller behauptete, er sei durch diesen Mann zu einem Überfall angeregt worden.«

      »In Kreisen der Unterwelt scheint man demnach von diesem Frauenjäger zu wissen«, sagte Mike Rander.

      »Meine bescheidene Wenigkeit war bereits so frei, Mister Horace Pickett einzuschalten«, ließ der Butler sich vernehmen. »Mit ersten Hinweisen auf den Frauenjäger und seine Falle dürfte sicher bald zu rechnen sein.«

      »Der gute Pickett«, meinte Lady Agatha und lächelte durchaus freundlich-versonnen. »Irgendwann sollte ich ihn mal...«

      »... zum Tee einladen«, sagten Kathy Porter und Mike Rander wie aus einem Mund. Sie kannten diese Einleitung nur zu gut.

      »Richtig«, pflichtete die Hausherrin ihnen bei. »Er hat