Название | Sophienlust Paket 4 – Familienroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Sophienlust Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740971076 |
»Du darfst nicht zu ihr fahren! Willst du dir eine solche Blöße geben und mich so ins Unrecht setzen ihr gegenüber?«
»Es tut mir leid, dass ich mich in dieser Sache gegen dich stellen muss, Mutter, aber du hast es dir selbst zuzuschreiben, dass es so weit gekommen ist. Du bist mir gegenüber unaufrichtig gewesen.«
»Weil ich dein Glück wollte, mein guter, lieber Junge.«
»Du wolltest eine Komtess in der Familie haben. Ich aber merkte nicht, wie sehr dein Verhalten von Eitelkeit und Geltungsbedürfnis diktiert war. Ich werde versuchen, mit Rosita wenigstens noch ein einziges Mal zu sprechen, damit sie die Wahrheit erfährt.«
»Was nützt ihr das jetzt? Es ändert doch nichts, Axel. Wenn du unbedingt etwas unternehmen willst, dann wollen wir ihr Geld schicken. Das würde ihr die Möglichkeit geben, Spezialärzte zu konsultieren. Fast alles im Leben lässt sich mit Geld in Ordnung bringen.«
»Nicht alles, Mutter. Und diese Sache hat nur in zweiter Linie etwas mit Geld zu tun. Ich will Rosita vor allem die Wahrheit sagen. Dass ich dabei auf dich keine Rücksicht nehmen kann, bedaure ich. Ändern lässt es sich nicht.«
»Ich hätte nicht gedacht, dass mein eigener Sohn sich einmal mir gegenüber so benehmen würde«, empörte sich Adelheid Fernau. »Ich werde abreisen von hier, und zwar sofort. Ich fliege mit dir nach Deutschland und werde zu Nancy nach Wiesbaden übersiedeln.«
»Tante Nancy wird sich freuen, wenn sie nicht mehr so allein ist, Mutter. Es ist sicherlich eine gute Idee, zu ihr zu gehen. Ich danke dir für alles, was du für mich getan hast.« Das klang höflich, aber kalt.
»Ich hoffe, du überlegst es dir noch mit Fräulein Linden. Vielleicht ist sie inzwischen längst anderweitig verheiratet? Künstler heiraten schnell.«
»Davon hat Marianne nichts geschrieben. Ich werde zu ihr gehen, um ihr zu sagen, dass wir deinen Intrigen zum Opfer gefallen sind. Außerdem will ich ihr meine Hilfe anbieten. Alles Weitere mag die Zukunft ergeben.«
»Falls du auf die Idee kommen solltest, sie um ihre Hand zu bitten, ist das Tischtuch zwischen uns zerschnitten, Axel«, stieß seine Mutter zornig hervor.
»Rosita Linden würde sicherlich nein sagen, wenn ich sie fragen würde, ob sie meine Frau werden will. Schließlich kann ich nicht erwarten, dass sie mir das verzeiht, was ich ihr angetan habe – freilich ohne zu wissen, wie sehr ich mich dabei ins Unrecht setzte.«
»Machst du mir Vorwürfe?«, fuhr sie auf.
»Nein, denn dazu ist es heute zu spät. Mir selbst kann ich allerdings den schweren Vorwurf nicht ersparen, dass ich von dem, was du damals getan hast, nichts merkte.«
»Du bist sehr ungerecht. Ich kann nur hoffen, dass Fräulein Linden wenigstens den Stolz bewahrt hat, den sie damals zweifellos besaß. Diese Frau darf niemals meine Schwiegertochter werden. Das ist mein letztes Wort.«
»Ich muss dich in aller Form daran erinnern, dass ich tun und lassen kann, was ich für richtig halte, Mutter. Es täte mir leid, wenn wir uns in dieser Sache endgültig zerstreiten würden.«
»Wer streitet denn? Doch höchstens du, mein Junge.«
Axel Fernau biss sich auf die Lippe und schwieg. Er kannte seine Mutter. Sie würde immer weiterreden, weil sie gewohnt war, immer das letzte Wort zu haben. Früher hatte ihn das oft genug geärgert. Heute war es ihm gleichgültig.
Axel Fernau nickte ihr zu und verließ sie. Mochte sie denken, was sie wollte. Es interessierte ihn nicht.
Er las Mariannes Brief noch einmal. Es stand wenig genug darin. Einen Einblick in Rosita Lindens Leben – in das, was ihr seit ihrer Trennung in Paris widerfahren war – gaben die kargen, nüchternen Zeilen nicht. Doch lag gerade in dieser knappen Darstellung etwas Drängendes, was ihn beunruhigte und zur Eile mahnte.
Es muss etwas geschehen, sagte er sich.
Um die Form zu wahren, werde ich mit Mutter reisen. Später kann ich dann beiläufig erwähnen, dass ihr das Klima hier in Buenos Aires nicht zusagte.
*
Deutschland war erfrischend kühl nach der Hitze in Südamerika. Adelheid Fernau reiste sofort weiter nach Wiesbaden zu ihrer Kusine, bei der sie sich bereits angemeldet hatte. Sie umarmte ihren Sohn beim Abschied zärtlich, aber als sie ihn küssen wollte, wandte er den Kopf zur Seite.
Axel traf Lisa in München in ihrem Hotel.
Seine Frau war so schön wie immer. Nein, sie erschien ihm sogar noch schöner. Das macht die Liebe, dachte er. Sie ist aufgewacht. Aus einem Marmorbild ist eine lebendige Frau geworden.
»Warum sträubst du dich gegen die Scheidung, Lisa?«, fragte Axel. »Ich möchte, dass wir uns trennen. Es ist nur gerecht, und ich komme, um dir ein Angebot zu machen.«
»Deine Mutter hat mir goldene Berge versprochen, wenn ich mich der Scheidung widersetze. Da deine Mutter mir jeden Monat einen beachtlichen Scheck schickte, fühlte ich mich verpflichtet, ihr wenigstens den Gefallen zu tun, mich scheinbar gegen die Scheidung zu wehren. An und für sich will ich sie nicht weniger als du, Axel.«
Er sah sie verwundert an.
»Was bist du für eine seltsame Frau, Lisa! Ich verstehe dich nicht. Dass du bei meiner Mutter nicht auf die richtige Karte setzt, sollte dir doch klar sein.«
»Das sagst du? Ausgerechnet du, der du immer alles tatest, was deine Mutter wollte?«
»Geschenkt, Lisa. Du hättest auch jetzt den Mund halten können, und ich wäre ahnungslos geblieben. Allmählich wird mir klar, dass es so ziemlich nichts gibt, wozu meine Mutter nicht fähig wäre. Hat sie denn allen Ernstes geglaubt, dass unsere Ehe zu retten sei?«
Lisa lächelte schwach. »Nein, sie wollte das gar nicht. Es gefiel ihr, glaube ich, dass sie für dich die Dame des Hauses spielen konnte. Als Witwe waren ihr viele Möglichkeiten verschlossen, doch als deine Mutter war sie plötzlich eine der Damen des diplomatischen Corps in Buenos Aires.«
»Du hast sie weit besser erkannt und durchschaut als ich. Als ich ihr klipp und klar sagte, dass ich die Scheidung unter allen Umständen durchsetzen werde, beschloss sie, ihre Zelte in Buenos Aires abzubrechen.«
»Armer Axel. Ich mache dir große Schwierigkeiten und wage es nicht, dich um Verzeihung zu bitten. Der einzige Trost für mich ist die Gewissheit, dass du mich genauso wenig geliebt hast wie ich dich. Unsere Ehe war ein großer Fehler.«
»Ja, und zwar ein Fehler, an dem wir beide schuld sind. Aber ich hätte erkennen müssen, wohin wir steuerten.«
»Du warst damals tief verletzt, weil die Geigerin dir davongelaufen war. Jedenfalls sagte das deine Mutter.
Du wolltest dich trösten und dir selber beweisen, dass Rosita dir nichts bedeutete. Deshalb hast du mich geheiratet.«
»So genau wusstest du das?«
»Ja, und ich war zufrieden, dass es so war. Ich wollte die Frau eines Diplomaten werden, wollte eine Rolle unter den wirklich interessanten Leuten haben.«
»Ich stehe trotzdem in deiner Schuld. Es ist meine feste Absicht, dir einen monatlichen Betrag auszusetzen, den du erhalten sollst, solange du nicht wieder heiratest.«
»Eigentlich dürfte ich das von dir nicht annehmen, aber für eine gewisse Zeit werde ich es tun, weil ich das Geld brauche. Du hättest es nicht nötig, mir auch nur einen Euro zu geben.«
»Ich bin zufrieden, dass es zwischen dir und mir keine hässliche Auseinandersetzung gibt, sondern dass wir ruhig über unsere Probleme sprechen können.«
»Danke, Axel.«
»Schon recht, Lisa. Ich wünsche dir Glück für das, was du dir vorgenommen hast.«
»Ich wünsche dir auch Glück, Axel. Was hast du vor?«