Название | BAT Boy 2 |
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Автор произведения | C. A. Raaven |
Жанр | Языкознание |
Серия | BAT Boy |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783982064536 |
Zuerst hatten sie den Abend damit verbracht, Voyager in Enterprise-Kostümen zu genießen, die Paul von einem Geschäftsfreund aus den Staaten geschenkt bekommen hatte. Um Mitternacht war Lucas auf die Idee gekommen, Ines zum neuen Jahr alles Gute zu wünschen, da er Licht in ihrem Zimmer gesehen hatte. Aber niemand hatte auf die Anrufe reagiert. Lucas hatte jedoch nicht eher Ruhe gegeben, bis Betty und Paul sich dazu bereiterklärten, mal vorbeizuschauen. Auch auf das Klingeln an der Haustür hatte niemand reagiert. Sie ließen sich von Lucas erneut überreden, auch noch ums Haus zu gehen. Es war ihnen allen seltsam vorkommen, dass oben Licht brennen sollte, das restliche Haus aber vollkommen dunkel war. Dabei hatten sie erstaunt festgestellt, dass die Terrassentür nur angelehnt war. Sie waren dann durch die offene Tür ins Haus gegangen, wo sie letztendlich Ines – vollkommen angekleidet, aber ohne Bewusstsein – liegen gesehen hatten.
Lucas fühlte sich elend, was zum Großteil daran lag, dass er seit einer Ewigkeit nichts mehr gegessen hatte. Aber er brachte trotzdem keinen Bissen hinunter. Er machte sich bittere Vorwürfe, dass er Ines so lange nicht aus sich herausgelassen hatte – ja dass er sie überhaupt in sich aufgenommen hatte.
Es hatte schon allein über eine Stunde gedauert, bis ein Rettungswagen eingetroffen war. Bei der Feuerwehr war um genau 4 Minuten nach Zwölf der Zentralcomputer ausgefallen. Das ergab einen weiteren Punkt, für den er sich schuldig fühlte, denn das Rechenzentrum befand sich in Siemensstadt, wo er die Bombe fallengelassen hatte. Auf der Fahrt hierher ins Krankenhaus hatten mit einem Mal Ines‘ Organe versagt. Es war den Rettungssanitätern gerade noch so gelungen, sie lebend dort abzuliefern. Jetzt lag sie auf der Intensivstation. Maschinen übernahmen die Aufgaben, die ihr Körper nicht mehr zu leisten imstande war. Lucas blickte hinüber zu dem Bett, das – umringt von blinkenden Apparaten – durch eine Glaswand zu sehen war. Seine Finger nestelten fahrig an etwas herum, das er in seiner Hand hielt. Er blickte nach unten und entdeckte den Rucksack, den sie zusammen mit dem von Ines in der Siegessäule gefunden hatten. In diesem Moment erklang daraus ein Geräusch. Lucas ließ ihn vor Schreck fallen. Das Geräusch entpuppte sich bei näherem Hinhören als »Enter Sandman« von Metallica. Es spielte immer weiter. Voller Neugier stöberte Lucas im Rucksack herum, auf der Suche nach der Quelle des Songs. Kurze Zeit später hielt er etwas in der Hand, das er noch nie irgendwo gesehen hatte. Es musste ein Handy sein, aber auf Anhieb konnte Lucas keine Tastatur entdecken. Dann fand er heraus, dass es sich aufklappen ließ. Als er dies tat, wurde sein Erstaunen immer größer. Die Handys, die er kannte, konnten nur ziemlich hässliche Piepser von sich geben. Dieses hier spielte einen vollständigen Musiktitel und hatte darüber hinaus ein Farbdisplay, das sogar Bilder darstellen konnte. Auf diesem Display war nun ein Sarg zu sehen, auf dem mit blutroten Buchstaben »Blood Pride« geschrieben stand. Lucas starrte noch einen Moment darauf, dann drückte er die Annahme-Taste.
»Plague, was ist los? Warum hat es nicht geklappt?!«, dröhnte eine tiefe Stimme aus dem Hörer.
ucas starrte den Hörer in seiner Hand mit einem Gesichtsausdruck an, als ob er erwarten würde, dass dieser sich jeden Moment in eine Kobra verwandelte.
»Hey, was ist los? Hat’s dir die Sprache verschlagen?«, rief der Mann am anderen Ende der Leitung ungeduldig.
»Plague spricht nicht mehr. Ich hab ihn gekillt«, sagte Lucas mit tonloser Stimme. Dann wurde ihm bewusst, was er da gerade gesagt hatte und er schlug sich erschrocken die freie Hand vor den Mund. Die andere hielt immer noch das Handy an sein Ohr.
»Wie? Was is los? Wer ist da!?«, sagte der Mann immer noch laut, aber nun etwas überrascht.
Auf Lucas‘ Gesicht breitete sich ein kaltes Grinsen aus.
Bist du bekloppt? Leg auf!, schrie die Stimme in seinem Hinterkopf, aber er hörte nicht auf sie. Von einer morbiden Neugier auf die Reaktion seines Gegenübers gepackt öffnete er den Mund. Er brannte darauf, dem Unbekannten von den letzten Sekunden in Plagues Leben zu berichten – dem Mann, der seinen Mentor auf den Stufen der Berliner Siegessäule getötet hatte.
»Was glaubst du eigentlich, was du hier machst? Das ist hier ne Intensivstation! Hier sind Handys verboten!«, herrschte ihn plötzlich eine Stimme an.
Lucas fuhr erschrocken hoch und blickte in das verärgerte Gesicht eines Pflegers, der sich vor ihm aufgebaut hatte.
»Oh ... äh, Tschuldigung. Das wusste ich nicht«, murmelte er.
Der Pfleger zeigte nur stumm nach rechts, wo auf einem Schild die Worte zu lesen waren: »Achtung Intensivstation. Benutzung von Mobiltelefonen verboten.«
»Wennde det nich lassen kannst, dann sieh zu, dassde Land jewinnst«, ergänzte er und zeigte in Richtung der Lifttüren am anderen Ende des Flurs.
Lucas setzte sich in Bewegung. Dabei hob er die Hand mit dem Telefon, die er eben hatte sinken lassen, wieder ans Ohr.
»Wer zum Teufel bist du und wo hast du das gottverdammte Handy her?«, grollte die Stimme des Mannes erneut daraus hervor.
»Ich bin …«, begann Lucas, brach dann aber ab, weil in seinem Kopf so etwas wie eine Alarmglocke zu schrillen begonnen hatte. Doch etwas in ihm wollte sich nicht zum Schweigen bringen lassen. Etwas wollte davon berichten, wie jämmerlich dieser Typ auf der Flucht zugrunde gegangen war. Er hatte die friedliche Millenniumsfeier in ein Chaos verwandeln und dabei tausende unschuldiger Menschen zu Opfern bluttrinkender Vampire machen wollen. Aber schließlich endete er als Häufchen Asche.
»Ich bin jemand, der diesem Schwein das gegeben hat, was ihm zusteht«, sagte er mit fester Stimme, während er auf den Abwärts-Knopf des Aufzugs drückte.
… was?
»Okay jetzt hör‘ auf mit dem Quatsch und hol mir Plague ans Rohr«, grunzte der andere mit nur mühsam beherrschter Wut.
Ein Gong ertönte. Die Aufzugtüren öffneten sich. Entnervt trat Lucas in die Kabine und drückte den Knopf mit der ‘1‘. Er hoffte, dort weitertelefonieren zu können, weil sich in dieser Etage eine Cafeteria befand. Das Gespräch lief ganz und gar nicht nach seinem Geschmack, aber er hatte nicht vor, es dabei zu belassen. Die Türen schlossen sich. Der Lift begann, sich in Bewegung zu setzen.
»Zum letzten Mal«, blaffte Lucas den Unbekannten an. »Plague ist Toast! Wenn du willst, dann kannst du den Rest von ihm vom Boden in der Siegessäule abkratzen.«
… nein … nicht …
Aus dem Hörer war mit einem Mal ein seltsames Geräusch zu hören, aber Lucas war jetzt voll in Fahrt. Er schrie seine ganze Wut und Trauer darüber hinaus, dass Neumann nicht mehr lebte, stieß Beschimpfungen über Plague und seine Horde von Monstern aus.
… nicht weiter …
»Doch«, bellte Lucas. »Ich mach weiter! Ich …«
... bitte Lucas … nicht … noch … weiter …
Lucas verstummte. Er blickte auf das Display des Telefons, das ihm sagte, die Verbindung sei unterbrochen. Aber woher kam dann diese Stimme? Diese erschreckend vertraute Stimme.
»Ines?«, hauchte er.
… Lucas … ich geh … kaputt – ein schwaches Flüstern.
Seine Beine gaben nach, und Lucas rutschte an der Kabinenwand herunter in eine hockende Position. Was mochte es zu bedeuten haben, dass er sie hören konnte? Völlig verwirrt wanderte sein Blick vom nutzlosen Handy in seiner Hand in der Aufzugskabine umher, bis er an der sich ständig verändernden Stockwerksanzeige hängen blieb.
Ich