Название | Little Women. Vier Schwestern halten zusammen |
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Автор произведения | Louisa May Alcott |
Жанр | Книги для детей: прочее |
Серия | |
Издательство | Книги для детей: прочее |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783037921708 |
Elizabeth – oder Beth, wie sie von allen genannt wurde – war ein rosiges, dreizehnjähriges Mädchen mit glatten Haaren und leuchtenden Augen. Sie wirkte eher schüchtern, hatte eine leise Stimme und meist einen friedlich-verträumten Gesichtsausdruck. Ihr Vater nannte sie »Kleiner Ruhepol«, und dieser Name passte ausgezeichnet zu ihr, denn sie schien in ihrer eigenen glücklichen Welt zu leben, die sie nur für die wenigen Menschen verließ, denen sie vertraute und die sie liebte.
Amy war zwar die Jüngste von allen, aber eine überaus bedeutende Person, zumindest in ihren eigenen Augen. Mit ihrer hellen Haut, den blauen Augen und blonden Locken, die ihr bis auf die Schultern fielen, hatte sie etwas von einer Schneeprinzessin, und sie benahm sich stets wie eine junge Dame, die auf ihre guten Manieren achtete. Die Uhr schlug sechs, und Beth, die gerade das Feuer geschürt hatte, stellte ein Paar Hausschuhe vor den Kamin, damit sie warm wurden. Beim Anblick der alten Schuhe wurden die Mädchen munter. Die Mutter kam bald nach Hause, und alle freuten sich darauf, sie willkommen zu heißen. Meg hörte mit ihren Belehrungen auf und zündete die Lampe an, Amy gab, ohne sich lange bitten zu lassen, den Lehnstuhl frei, und Jo vergaß ihre Müdigkeit, setzte sich hin und hielt die Hausschuhe näher ans Feuer.
»Sie sind ziemlich ausgetreten. Marmee braucht ein neues Paar.«
»Ich wollte ihr von meinem Dollar welche kaufen«, sagte Beth.
»Nein, das mache ich!«, rief Amy.
»Ich bin die Älteste«, sagte Meg, aber Jo schnitt ihr das Wort ab:
»Ich bin jetzt der Mann in der Familie, also werde ich die Hausschuhe besorgen. Schließlich hat Papa mir aufgetragen, mich besonders gut um Mutter zu kümmern, während er fort ist.«
»Ich weiß, was wir machen können«, erklärte Beth. »Wir kaufen ihr alle etwas zu Weihnachten und nichts für uns selbst.«
»Typisch Beth! Darauf kannst auch nur du kommen. Abgemacht, was kaufen wir ihr?«, rief Jo.
Alle dachten eine Weile angestrengt nach, dann erklärte Meg, als hätte der Anblick ihrer eigenen hübschen Hände sie darauf gebracht: »Von mir bekommt sie ein schönes Paar Handschuhe.«
»Von mir Armeepantoffeln, das sind die besten«, rief Jo.
»Von mir bestickte Taschentücher«, sagte Beth.
»Und ich kaufe ihr ein Fläschchen Eau de Cologne. Das mag sie und ist nicht so teuer, dann bleibt noch genug Geld für meine Stifte übrig«, ergänzte Amy.
»Und wie wollen wir ihr die Sachen schenken?«, fragte Meg.
»Wir legen alles auf den Tisch, holen sie herein und schauen zu, wie sie die Sachen auspackt. Wisst ihr nicht mehr, wie wir es früher an Geburtstagen gemacht haben?«, erwiderte Jo.
»Ich hatte immer solche Angst, wenn ich mit der Krone auf dem Kopf im Sessel sitzen, mir von euch die Geschenke überreichen und mich küssen lassen musste«, sagte Beth, die ihr Gesicht und das Brot für den Nachmittagstee gleichzeitig röstete. »Ich mochte die Geschenke und die Küsse, aber es war schrecklich, wenn ihr mir dabei zugesehen habt, wie ich sie auspacke.«
»Marmee soll denken, dass wir uns selbst etwas kaufen, und dann überraschen wir sie. Aber den Einkauf müssen wir auf morgen Nachmittag verschieben, Meg. Vorher müssen wir noch so viel vorbereiten für das Theaterstück am Weihnachtsabend«, sagte Jo, die mit den Händen auf dem Rücken und hoch erhobenem Kopf auf und ab marschierte.
»Ich spiele nur noch dieses eine Mal mit. Ich werde langsam zu alt für solche Sachen«, befand Meg, obwohl sie Verkleidungsspiele noch genauso liebte wie früher.
»Solange du in einem weißen Kleid, mit offenem Haar und goldenem Papierschmuck herumstolzieren darfst, hörst du sicher nicht auf. Außerdem bist du unsere beste Schauspielerin. Wenn du aufhörst, ist alles aus«, sagte Jo. »Jetzt müssen wir proben. Amy, komm her und übe die Szene mit der Ohnmacht. Du bist dabei immer steif wie ein Brett.«
»Ich kann nichts dafür. Ich habe noch nie jemanden ohnmächtig werden sehen und keine Lust, mir blaue Flecken zu holen, wenn ich es mache, wie du es willst. Wenn ich dabei vorsichtig sein darf, dann lasse ich mich fallen. Wenn nicht, sinke ich graziös in einen Sessel. Es kümmert mich nicht, ob Hugo mit einer Pistole auf mich zukommt oder nicht«, erwiderte Amy, die keine große Schauspielerin war. Trotzdem hatte man sie für die Rolle ausgesucht, denn sie war klein genug, um vom Bösewicht des Stückes schreiend hinausgetragen zu werden.
»Mach es so: Du taumelst händeringend durchs Zimmer und rufst verzweifelt: ›Rette mich, Roderigo! Rette mich!‹« Und schon stieß Jo einen melodramatischen Schrei aus, der allen durch Mark und Bein ging.
Amy gehorchte, reckte die Hände dabei jedoch steif in die Luft und bewegte sich so ruckartig, als würde sie von einer Maschine angetrieben. Ihr »Ooh!« ließ weniger an Angst und Verzweiflung denken als an einen Nadelstich. Jo stöhnte frustriert, und Meg lachte laut los, während Beth beim Betrachten des Spektakels das Brot anbrennen ließ.
»Es hat keinen Zweck! Tu einfach dein Bestes, wenn es so weit ist, aber gib nicht mir die Schuld, wenn du ausgelacht wirst. Jetzt du, Meg.«
Von da an verlief die Probe reibungslos, denn Don Pedro trotzte der Welt in einem zweiseitigen Monolog, ohne ein einziges Mal ins Stocken zu geraten. Die Hexe Hagar sagte über ihrem brodelnden Kessel voller Kröten eine schauerliche Beschwörungsformel auf. Roderigo befreite sich heldenhaft aus seinen Ketten, und Hugo schied, von Reue und Gift geschüttelt, mit einem wilden »Ha! Ha!« dahin.
»Das ist das beste Stück, das wir je hatten«, sagte Meg, als sich der tote Bösewicht wieder aufrichtete und den Ellbogen rieb.
»Ich weiß wirklich nicht, wie du so wunderbare Stücke schreiben kannst, Jo. Du bist ein richtiger Shakespeare!«, rief Beth, die ihre Schwestern eigentlich in allen Dingen für außerordentlich begabt hielt.
»Na ja«, erwiderte Jo bescheiden. »Ich finde meine tragische Oper Der Fluch der Hexe nicht schlecht, aber ich würde es zu gern mit Macbeth versuchen, wenn wir bloß eine Falltür für Banco hätten. Den Mord wollte ich schon immer einmal spielen. ›Ist das ein Dolch, den ich da vor mir sehe?‹«, murmelte sie, verdrehte die Augen und griff in die Luft, wie sie es bei einem berühmten Darsteller gesehen hatte.
»Nein, es ist die Röstgabel mit Mutters Schuh daran statt einer Scheibe Brot. Beth ist ganz hin und weg!«, rief Meg und die Probe endete in schallendem Gelächter.
»Wie schön, dass ihr so vergnügt seid«, sagte eine fröhliche Stimme von der Tür, und Schauspielerinnen wie Publikum wandten sich einer hochgewachsenen, mütterlichen Gestalt zu, deren fürsorgliches Wesen sich aufs Schönste in ihren Augen spiegelte. Sie war nicht elegant gekleidet, aber dennoch eine vornehm wirkende Frau. In den Augen der Mädchen verbargen der graue Mantel und die unvorteilhafte Haube die wunderbarste Mutter der Welt.
»Nun, meine Lieben, wie ist es euch heute ergangen? Wir hatten so viel zu tun, die Päckchen für morgen vorzubereiten, dass ich nicht zum Essen nach Hause kommen konnte. Waren irgendwelche Besucher da, Beth? Wie geht es deinem Schnupfen, Meg? Jo, du siehst todmüde aus. Komm und gib mir einen Kuss, mein Kleines.«
Während dieser mütterlichen Nachfragen schlüpfte Mrs. March aus ihren nassen Sachen und in die warmen Hausschuhe. Dann setzte sie sich in den Lehnsessel und zog Amy auf ihren Schoß, um die glücklichsten Stunden ihres arbeitsreichen Tages zu genießen. Die Mädchen eilten von hier nach da und versuchten jede auf ihre Art, es ihrer Mutter behaglich zu machen. Meg deckte den Tisch, Jo holte Holz und rückte die Stühle zurecht, wobei alles, was sie anfasste, entweder runterfiel, umkippte oder klapperte. Beth