Название | Elfenzeit 4: Eislava |
---|---|
Автор произведения | Verena Themsen |
Жанр | Языкознание |
Серия | Elfenzeit |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783946773245 |
»Da ist etwas draußen auf der Terrasse«, sagte er leise.
Birte gab einen Laut des Unmuts von sich. »Das sind nur irgendwelche Tiere«, sagte sie. »Sie kommen manchmal bis hierher, weil das Haus so lange leer gestanden hat. Sie werden auch wieder gehen. Kümmer dich nicht weiter drum.«
Nachdrücklich zog sie seinen Kopf wieder zu sich hinunter und holte ihn zurück in den Sog ihres leidenschaftlichen Kusses. Ein Schwindelgefühl erfasste ihn, während seine Erregung stieg. Er ließ seine Hand von ihrer Brust aus wieder abwärts wandern, ertastete die weiche Haut ihrer Bauchdecke und folgte dann weiter der Reihe ihrer Blusenknöpfe. Sie stöhnte leise, erwartungsvoll, und wölbte sich seiner Hand entgegen.
Als der letzte Knopf aufsprang und der kühle Stoff zur Seite glitt, um ihre weiche Haut preiszugeben, sah er aus dem Augenwinkel erneut eine Bewegung, die irgendwo in seinem Inneren eine Warnglocke ertönen ließ. Das, was sich dort bewegte, war kein normales Tier. Es war zu schwerfällig und zu groß dafür, die Bewegungen zu ungleichmäßig. Erneut löste er sich aus dem Kuss und wollte den Kopf heben, doch Birtes Hand krallte sich in seinen Nacken.
»Hör nicht auf«, flüsterte sie. »Bitte … hör nicht auf.«
David zögerte, dann spürte er einen kalten Luftzug. Er griff nach Birtes Hand in seinem Nacken, zog sie zur Seite und hob den Kopf.
Etwas schob die Terrassentür auf. Birte hatte die Raumbeleuchtung so stark gedimmt, dass die Scheiben kaum spiegelten und David durch sie hindurch eine menschliche Gestalt erkennen konnte, die sich seltsam verkrümmt hielt und mit beiden Händen am Rahmen der Tür zog. Sie schien bemüht, keinen Lärm zu machen, und bewegte die Tür daher nur langsam.
»Da will jemand rein«, zischte David.
»Egal«, murmelte Birte. »Es wird nur Martha sein oder der Gärtner, sie werden gleich wieder verschwinden. Küss mich, David, und vergiss das da draußen … Komm, küss mich …«
Sie legte ihre Finger an seine Lippen und strich sacht darüber. Ein süßlicher Duft stieg in Davids Nase, und erneut wurde ihm schwindlig. Vor seinen Augen schienen die Geschehnisse sich zu beschleunigen, oder seine Wahrnehmung verlangsamte sich. Immer weiter öffnete sich die Tür. Mühsam drehte er den Kopf zur Seite, weg von Birtes Fingern. Inzwischen war die Glastür schon halb aufgeschoben, dass ein Mensch hindurch schlüpfen konnte. David schob Birte zur Seite und sprang auf.
»Wer ist da?«, rief er. Unwillkürlich tastete er nach der Stelle an seinem Gürtel, an der normalerweise sein Dolch hing. Doch der war jetzt im Mantel, und der Mantel hing im Flur.
Erneut schwappte Schwindelgefühl in einer Welle über ihn hinweg. Er sah, dass Birte sich aufsetzte und ihr Haar ordnete. Mit gerunzelter Stirn sah sie von der Terrassentür zu David und stand dann auf. Sie machte keinerlei Anstalten, ihre Bluse wieder zu schließen, und der Anblick ihrer sich unter dem hochgeschobenen BH in perfekten Rundungen wölbenden Brüste verwirrte seine Gedanken. Das Bild einer anderen Frau tauchte in seinem Geist auf, einer Frau mit kastanienbraunen Haaren und einem selbstbewussten Blick in bernsteinfarbenen Augen, einer Frau, mit der ihn etwas verband. Erneut fühlte sich falsch an, was hier geschah, und es war nicht nur die Gestalt an der Tür.
»Es ist alles in Ordnung«, schnurrte Birte und schmiegte sich an ihn. »Das ist gar niemand, nur ein dummer Junge, der gleich wieder verschwindet. Nur wir zwei sind wichtig, nichts und niemand sonst. Komm, küss mich …«
Sie hob ihr Gesicht, und David sah auf sie hinunter, und erneut füllten ihre goldenen Augen und der süße Duft ihres Parfüms all sein Denken aus.
Rian starrte mit gerunzelter Stirn auf die Hausfront, die sie mit ihrem kühlen Klassizismus abzuweisen schien.
»Es ist nirgends Licht zu sehen«, stellte sie fest.
Mats schaltete die Taschenlampe an, ging zum Kofferraum, öffnete ihn und holte eine Holzfälleraxt heraus. Um Lärm zu vermeiden schloss er den Deckel langsam, ehe er die Axt schulterte und ebenfalls zum Haus sah. Mats war das letzte Stück nur noch mit Standlicht gefahren, und sie hatten ein neben der Auffahrt angehalten.
»Ihr Auto steht vor der Tür«, stellte der Schwede fest und deutete auf die dunkle Mittelklasse-Limousine. »Sie müssen hier sein. Wir sollten um das Haus herumgehen und schauen, ob wir vom Garten aus etwas sehen. Zu unserem Glück gibt es keine Zäune und keine Überwachung. Marta fand das immer seltsam, noch einer der Gründe, die mich misstrauisch machten.« Er nickte Rian zu. »Gehen wir.«
Ohne auf Antwort von Rian zu warten ging Mats mit langen Schritten los, auf die linke Hausecke zu. Rian folgte ihm eilig. Der alte Schwede erwies sich nicht nur als unternehmungslustig, sondern auch als erstaunlich rüstig. Sie musste ihre langen Beine weit ausgreifen lassen, um mit ihm Schritt zu halten. Dabei dehnte sie zugleich all ihre Sinne aus und versuchte, zu erfassen, was genau sie an diesem Ort so abstieß. Vielleicht war es ein Schatten der Tragödie, die sich hier abgespielt hatte, der die Energien des Ortes verdunkelte. Sie hatte das Gefühl, dass noch ewas dabei war, das gepflegt und erhalten wurde. Und die Empfindungen, die sie über ihr Band von David empfing, wurden zunehmend verwirrender.
»Vorsicht«, flüsterte Rian, als sie die Hausecke erreichten. »Hier lauert Gefahr. Schalte die Taschenlampe aus, ich führe dich.«
Mats knipste die Lampe aus. Während für ihn nun alles stockfinster erscheinen musste, genügte Rian das wenige Sternenlicht zwischen den Wolken, um alles klar zu erkennen. Der Schwede legte seine Hand auf ihre Schulter und sie schritten vorsichtig voran, auf die nächste Hausecke zu.
»Wwer isssn da?«, erklang in diesem Moment eine gedämpfte Männerstimme aus dem Haus. Rian erstarrte. Erst mit Verzögerung erkannte sie, dass es die Stimme ihres Bruders war.
Er kann unmöglich in so kurzer Zeit so viel Alkohol getrunken haben, dass er dermaßen lallt, dachte sie. Als wäre er halb betäubt!
»Mats …« Selbst im Flüstern konnte sie die Sorge nicht aus ihrer Stimme halten.
»Ich habe es gehört«, antwortete er leise. »War das David?«
Rian nickte. In diesem Moment war ein dumpfer Knall zu hören, als würde ein Möbelstück umfallen, und ein hoher, erboster Aufschrei folgte. Ohne zu zögern oder an Mats zu denken rannte Rian los, um die Hausecke herum und dort weiter auf einen schwachen Lichtschein zu, mit den Händen ohne bewusste Anstrengung ein Zaubernetz aus einigen ihrer eigenen Haare webend. Nur am Rand registrierte sie den schwankenden Lichtkegel, der zeigte, dass Mats die Taschenlampe angeschaltet hatte und ihr folgte.
»David!«, rief sie laut. »David, wo bist du?«
Das Licht, das sie bemerkt hatte, kam durch einige Fenster und eine breite Glasfront und erleuchtete die weiße Pflasterung einer Terrasse, die davor lag. Eine menschengroße Gestalt schob sich gerade durch die halb geöffnete Tür unbeholfen ins Haus. Rian sah David neben einem umgestürzten Sessel stehen, leicht taumelnd und eine Hand am Kopf, als habe er eine Wunde erlitten. Eine Frau mit offener Bluse kroch auf der anderen Seite des liegenden Möbelstückes weg, als sei sie darüber gestürzt und vom Aufprall noch zu benommen, um aufzustehen.
Als Rian die Glastür erreichte, schlurfte das Wesen auf David zu. Die Elfe schleuderte mit einem Schrei ihr Geflecht. Die leuchtenden Linien dehnten sich im Flug rasend schnell aus und umwickelten das Wesen, schmiegten sich an