stehe auf, mache das Radio aus. Auf der Stelle schwappt Stille ins Zimmer, füllt jeden Winkel aus. Ich reiße die Fenster auf, dass die Scheiben zittern im spröd gewordenen Kitt, und lehne mich mit verschränkten Armen auf den Sims. Weiße Flocken fallen lautlos aus dem schwarzen Himmel. Vor mir ein Feld und dahinter, aufgereiht wie auf einer Perlschnur, Laternen und unter ihnen gelbe Indianerzelte aus Licht, die in der Nacht hängen mit ihrem steilen Dach. Alles ist still, alles ist dumpf, nur ab und an trägt ein leichter Luftzug das Rauschen eines Baches aus dem Wald heran und bricht in die Stille ein für eine Sekunde oder zwei, dann ist es wieder still draußen und dumpf und dumpf und still ist es auch in mir drin. Ich versuche, mit dem Blick den brüchigen Stäben auszuweichen, die sich vom Boden hinauf bis unter den Himmel stapeln und weiß flimmern vor mir und schwarz wie im Wald die Birken, und jetzt erinnere ich mich, dass ich mich früher mit meiner Schwester hinaus auf die Wiese gelegt habe, auf eine andere Wiese als diese, und dass wir, wenn es regnete, stundenlang in den grauen Himmel starrten, bis es uns unsere Mutter verboten hat, weil ich mir eine Lungenentzündung geholt habe. Und weil wir nicht mehr hinausdurften, wenn es regnete, blieb uns nichts anderes übrig, als mit einem Taschenspiegel am Fenster zu sitzen und den Tropfen zuzuschauen, wie sie hinauffielen und uns ins Gesicht, das nie feucht wurde davon. Ich denke daran und ich denke an meine Schwester und darüber wird mir das Dasein übel. Ich bin allein, denke ich, umgeben von dieser Schicht aus ewiger Gegenwart, aus der ich nicht herauskann. Ich bin allein, denke ich und drehe mich um. Ich schaue ins leere Zimmer und sehe meinen Schatten, der da gefangen ist in ihm. Er tut mir leid, wie er da an der Raufasertapete hängt und weder ein noch aus weiß, so unendlich leid, dass ich ihn umarme.
Und weil ich einfach nicht weiß, was ich dagegen tun soll, mache ich, was man tut, wenn man nicht weiß, was man tun soll.