Название | G.F. Barner 1 – Western |
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Автор произведения | G.F. Barner |
Жанр | Языкознание |
Серия | G.F. Barner |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740956240 |
»Raus – raus!« heulte Hank Priestley, als hätte ihn der nackte Wahnsinn gepackt. »Hilfe – raus hier, raus, wir fliegen alle…«
Er sah nur noch, daß es unter dem Vorhang herkroch und sprang durch die offene Tür und über den ihn so seltsam groß anstarrenden Edson hinweg. Hank Priestley stürzte. Er glich einem Irren, so verzerrt war sein Gesicht, als er wieder auf die Beine kam und nach links davonrennen wollte.
»Nein, nein, raus, weg!«
Der Mann mit dem Zylinder sah die Feuersäule und warf sich hinter die dicken Baumstämme unter den schweren Tisch.
Wer anderen eine Grube gräbt, dachte Jericho, fällt selbst…
Und dann dachte er gar nichts mehr. Er konnte nur hoffen, daß die Berechnungen, die er über die Festigkeit eines Blockhauses angestellt hatte, richtig waren.
David Jericho Graves lag am Boden unter dem Tisch.
Und dann ging die Welt unter.
*
Er schrie nicht, der Bandit Jake Higgins. Er sah nur die Feuersäule und wußte jetzt, warum Hank wie ein Verrückter gebrüllt und hinausgerast war. Er wußte auch noch, daß es keine Rettung mehr gab und stieß sich ab. Dort stand sein Bett, unter dem er vielleicht geborgen war.
Higgins flog und schrie: »Mike, unter das Bett, unter das Bett!«
Ich, dachte Higgins, als er schon über den Boden flog und den Kopf einzog, um unter das Bettgestell zu kommen, ich habe Mike im Stich gelassen. Ich hätte mich über ihn werfen müssen. Mike, ich komme zurück, ich komme…
Dann dachte Jake Higgins nichts mehr. Er wollte sich erneut abstoßen und Mike retten, als der Donner ihn betäubte und die Erde sich spaltete. Aber immerhin lag er unter dem Bett und nicht auf ihm wie jener andere, den sie einen Giftpilz genannt hatten.
Der Giftpilz lag unter der Decke, die Finger immer noch in die Ohren gebohrt. Er hörte gar nichts mehr, der Giftpilz Eddie Shaggers, weil es in seinem Kopf pfiff und heulte, so stark hatte er seine kleinen Finger schließlich in die Ohren gestopft. Sollte es pfeifen oder heulen, jaulen oder fauchen – immer noch besser, als die abscheulichen Töne der verhaßten Tröte zu hören.
Das Heulen und Pfeifen übertönte die Musik wirklich.
Hähähä, dachte der Giftpilz höhnisch, was ich nicht hören will, das höre ich auch nicht. Lassen ihn tröten, den Kerl, schlagen mich halbtot, nur weil ich was zu sagen gewagt habe. Die lernen mich noch kennen, die erleben noch was! Denen spiele ich einen Streich, die blase ich alle um, alle, yes, jawohl! Was denn – was haben sie denn, he? Was knallt denn da so?
Er hörte es, aber wie ganz weit entfernt, obgleich Higgins doch nebenan war.
Eddie, der Giftpilz, wollte die Finger aus den Ohren ziehen, er wollte, aber es ging nicht. Vielleicht hatte er sich die Ohren zu lange nicht gewaschen, war zuviel Ohrenschmalz in ihnen, so daß es sich um die beinahe hineingebohrten kleinen Finger wie eine Dichtungsmasse gelegt hatte.
Der Schreck packte Eddie, ein entsetzlicher Schreck, als er zog und gar nichts passierte. Einen grauenhaften Augenblick lang hatte er das Gefühl, daß es ihm nun erging, wie es ihm einmal als Kind ergangen war. Da hatte Eddie, der Tunichtgut, die Zunge in eine Flasche gesteckt und danach am Flaschenhals gesaugt. Und dann war die Flasche an seiner Zunge hängengeblieben, als wäre sie im Hals festgewachsen, um nie mehr aus dem Glas zu fahren.
Damals war er heulend zu seinen Schwestern gelaufen, ein Anblick für die Götter mit der pendelnden Flasche an der Zunge. Der rote Lappen hatte, scheinbar auf unendliche Länge gewachsen, bis tief in die Flasche gereicht. Danach war es ganz und gar entsetzlich für Eddie, die heulende Giftnudel, gekommen. Seine Schwestern hatten tatsächlich versucht, Eddie durch gewaltiges Geziehe von der Flasche zu befreien. Viel hätte nicht gefehlt, und sie hätten ihm die Zunge ausgerissen. Zu seinem Glück war sein Alter dazugekommen, den die Jammerlaute seiner Töchter angelockt hatten.
Der Alte hatte den Hammer genommen und ein Wischtuch um die Flasche gewunden. Dann hatte sich Eddie vor dem Hauklotz hinknien müssen. Er hatte nie vergessen können, wie seine vielen Schwestern im Halbkreis um den Hauklotz gestanden hatten. Vielleicht hatten sie gehofft, daß der Alte ihm die Zunge plattschlagen oder Blut fließen würde.
Es war kein Blut geflossen, nicht ein Tropfen. Die Zunge Eddies war in einem Stück geblieben, auch nicht platt geworden, damit sie für spätere Zeiten auch genug Gift verspritzen konnte. Das hatte Eddie schon fünf Minuten nach der Zungenbefreiung getan, indem er sie seinen ziegenhaften Schwestern ellenlang ausgestreckt hatte.
Nun lag Eddie auf der Koje und wurde von dem gleichen grausigen Gefühl gepackt wie damals. Es war ja lachhaft, zwei kleine Finger sollten nicht aus den Ohren zu ziehen sein? Dennoch blieb Eddie einige Sekunden wie gelähmt liegen. Es waren genau jene Sekunden, in denen Hank Priestley und Jake Higgins in den Vorhof der Hölle blickten. Eddie Shaggers gewann diesen Blick nicht. Er hatte zu lange zu tun, um seine grausigen Befürchtungen zu verdauen.
Was dann kam, traf Eddie Shaggers völlig ahnungslos.
Irgendwo über, unter und um Eddie Shaggers war ein einziger grauenhafter Knall. Das letzte, was Eddie Shaggers hörte, war jenes ungeheure Brüllen. Danach spürte er nur noch, daß sich seine Pritsche bewegte. Sie schien loszufliegen, obgleich das unmöglich war, denn es gab keine fliegenden Betten.
Eddie Shaggers sah auch nichts, weil er die Decke über den Kopf gezogen hatte. Das letzte, was er spürte, war ein fürchterlicher Anprall. Danach stürzte irgend etwas auf ihn herab, und er verlor die Besinnung.
Irgendwo war noch jemand, der gerade drei Schritte gelaufen war, bis sein langsamer Verstand ihm sagte, daß er nicht laufen, sondern zu seiner Rettung flach auf den Boden mußte.
Hank Priestley gehorchte auch sofort. Er kam jedoch nicht mehr dazu, sich aus eigenem Antrieb hinzuwerfen. Das Brüllen kam von hinten. Ein urgewaltiger Tritt schleuderte Hank vorwärts, wobei sich seine Beine anhoben und sein Kopf sich neigte. Der Luftdruck fegte Hank Priestley in dieser seltsamen Körperhaltung flach über den Boden hinweg. Er sauste mit geradezu ungeheurer Geschwindigkeit der anderen Talwand entgegen, sich nur langsam tiefer senkend und dann mit seiner Nase eine Furche über den Talboden ziehend.
Als der Schmuddelkoch gegen die Wand prallte, hatte er nur noch das eine Gefühl, daß die Talwand auf ihn herabfiel. Danach lag er still und etwas verkrümmt am Boden.
Im Tal stand eine riesige Staubwolke, sie hüllte jene Stelle, an der das Steinhaus liegen mußte und dem Blockhaus gegenüberstand, mehr als eine halbe Minute ein. Man konnte nicht sehen, was noch stand und was fortgeblasen worden war. Es gab nichts als Staub. Und vielleicht gab es einen manchmal äußerst wunderlichen Mann, den man Jericho nannte, der einige Berechnungen angestellt hatte. Er war ein Sargmacher, ein Fenster- und Türenbauer, der auch Schränke und Truhen und tausend andere Dinge aus Holz machen konnte. Nur davon, wie fest ein Holzhaus aus Stämmen sein konnte, hatte er keine umfassende Kenntnis. Hatte er sich verrechnet, war sein Pech doch nicht ganz verschwunden. Er konnte dann sogar so viel Pech gehabt haben, daß er nicht mehr lebte…
*
David Jericho spürte, daß ihn irgend etwas von hinterwärts an den Hosen traf. Er hörte absolut nichts, denn der Knall war so gewaltig, daß es außer ihm kein anderes Geräusch gab. Irgendwer riß an den beiden Tischstollen, an die sich Jericho geklammert hatte. Der Tisch bewegte sich ein Stück. Danach kam es Jericho vor, als fiele plötzlich helles Sonnenlicht von oben in das Blockhaus. Es wurde jedoch gleich wieder dunkel, nur war das gewaltige, urige Brüllen jetzt vorbei, und Jericho hörte wieder etwas. Über ihm dröhnte es, als fiele das Dach herunter. Nun prasselte es auf dem Dach, aber es schienen kaum Steine zu sein, die auf das Dach fielen, es hörte sich eher nach Holzstücken an.
David Jericho Graves ließ bedächtig die zwei Tischstollen los und kam auf die Knie. Dabei fing es an irgendwo hinten zu pieksen, so daß er die Hand zum Gesäß führte.
»Teufel auch«,