Название | Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman |
---|---|
Автор произведения | Friederike von Buchner |
Жанр | Языкознание |
Серия | Toni der Hüttenwirt Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740950989 |
»Das verstehe ich gut! Es wird auch eine Weile dauern, das sage ich dir aus Erfahrung. Aber dann bist du immun gegen ihn. Ich kann mich heute mit meinen Ex-Freunden treffen, ohne daß es weh tut.«
»Du siehst sie noch?«
»Ja! Die beiden sind ebenfalls Tierärzte. Man triff sich auf Kongressen und Tagungen. Das Leben ist ein Dorf! Wie heißt es so schön? Man sieht sich im Leben immer zweimal!«
»Bewahre! Ich will Stefan nie wiedersehen! Nie wieder!«
Das Telefon läutete. Beate stand auf.
»Das werden die Schöllers sein. Ich habe ihnen wegen dir auf den Anrufbeantworter gesprochen.«
Die Tierärztin nahm den Hörer ab.
»Tierarztpraxis Beate Brand!«
Rosi beobachtete, wie Beate telefonierte.
»Ja, Frau Schöller, wir kommen dann gleich vorbei. Vorher schaue ich noch einmal nach Ihrer Katze. Vorhin schlief sie noch tief und fest nach der Narkose. Bis gleich!
»So, das waren die Schöllers! Reizende Leute! Sie erwarten dich! Wir schauen jetzt noch schnell nach ihrer kranken Katze. Dann fahre ich mit dem Wagen voraus und lotse dich hin. Willst du mit in den ›Krankenstall‹ kommen, wie ich die Station nenne? Bunny kannst du hier hoppeln lassen. Wir machen die Tür zu. Er wird nichts anstellen.«
Rosi begleitete Beate über den Hof. Dort lagen die Räumlichkeiten, in denen die kranken Tiere untergebracht waren, die länger in der Obhut der Tierärztin bleiben mußten. Sie sahen nach der Katze. Sie schlief noch fest. Der Verband war nicht verrutscht und nicht durchgeblutet. Sie atmete gleichmäßig und tief.
»Was war mit ihr?«
»Sie hat eine Bauchverletzung! Es war schlimm. Vielleicht ist sie angefahren worden. Das glaube ich kaum. Ich denke eher, daß sie ein Hund erwischt hat. Die meisten Hofhunde sind Katzen gewöhnt und tun auch einer fremden Katze nichts. Aber die freilaufenden Hunde der Touristen können schon gefährlich werden. Meistens sind die Katzen schneller. Wie es war? Das weiß keiner. Das arme Tier schleppte sich noch heim. Dann brach es zusammen. Die Schöllers riefen mich gleich an.«
Sie gingen leise hinaus. Dann holten sie Bunny.
Beate begleitete Rosi zu den Schöllers.
Die Schöllers waren ganz reizende Leute. Rosi waren sie sofort sympathisch.
Die kleine Dachwohnung war genau das, was sie suchte, ein großer Raum, eine kleine Küchenzeile und eine Dusche. Über den Preis wurden sie sich schnell einig.
»Danke, Beate, daß du mich hergebracht hast und du mir die schöne Bleibe vermittelt hast.«
»Das ist nicht der Rede wert. Das habe ich gern getan. Warte, ich helfe dir noch deine Sachen hereintragen.«
»Danke, ich habe nur den Käfig mit Bunny und etwas Heu für ihn. Das reicht bis morgen. Dann gehe ich zum Unterbühler Hof. Die Plastiktüten lasse ich im Auto. Außer der kleinen Reisetasche habe ich kein Gepäck. Ich habe viel zu wenig Anziehsachen eingepackt. Ich war in Wut und so grenzenlos enttäuscht, daß ich nur fort wollte. Ich werde mir wohl noch etwas zum Anziehen kaufen müssen.«
»Ich kann dir auch was geben! Ich habe so viele Sachen, die ich kaum anziehe. Wenn ich zu den Bauern muß, dann sind Gummistiefel, grobe Hosen und ein weiter Pulli am besten. Komme doch morgen gegen Abend vorbei – natürlich nur, wenn du willst.«
»Mal sehen!« zögerte Rosi.
»Auch wenn du jemanden zum Reden brauchst, bin ich für dich da! Wir Frauen müssen doch zusammenhalten. Außerdem hat dich der Fell-bacher mir anvertraut.«
Rosi mußte lachen.
»Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Er war sehr besorgt, als ich so plötzlich in Tränen ausgebrochen bin.«
»Fritz Fellbacher ist eine Seele von Bürgermeister. Er will alle glücklich machen. Deshalb herrscht auch solche Harmonie in Waldkogel. Du wirst das schon noch feststellen. Es ist wirklich schön hier. Du bist zum ersten Mal hier?«
»Ja!«
»Dann wünsche ich dir eine gute Nacht, Rosi! Sie wird einsam sein. Aber du hast ja deinen Bunny!«
Sie schüttelten sich die Hände. Bea-te wendete ihren Geländewagen und fuhr ab. Rosi brachte Bunny mit dem Stall hinauf in das Dachzimmer. Dann holte sie ihre kleine Reisetasche.
*
Als Rosels Eltern am späten Nachmittag von der Arbeit kamen, fanden sie Rosis Schwester aufgeregt im Wohnzimmer.
»Na endlich! Ich versuche euch seit Stunden zu erreichen! Wozu gibt es Handys! Legt euch endlich mal solche Dinger zu!«
Margit Tremmler, die Maggy gerufen wurde, hielt ihren Eltern ihr Handy hin.
»Hier! Eine Nachricht von Rosi! Die muß den Verstand verloren haben! Lest selbst!«
»Lies vor! Du weißt doch, daß wir das Handy nicht bedienen können.«
»Gut! Aber setzt euch erst einmal hin! Das wird euch die Beine unter dem Körper wegziehen.«
»Nun, so schlimm wird es schon nicht werden!« schmunzelte der Vater.
Er kannte die dramatische Ader seiner jüngsten Tochter und sah es gelassen. Dann las Maggy vor. Jetzt mußte er sich doch setzen.
»Siehst du! Wußte ich es doch! Das ist doch der absolute Hammer! Rosi muß den Verstand verloren haben! Die muß krank sein!«
Die Mutter fand zuerst die Sprache wieder.
»So etwas nennt man Torschlußpanik! Das kann vorkommen. Wenn ich da an mich denke, oh, oh, oh! Die letzten Wochen vor der Hochzeit mit deinem Vater, da ging ich auch durch ein Wechselbad der Gefühle. So eine Heirat ist ein großer Schritt. Ich nehme das nicht so ernst. Wir tun erst einmal nichts! Rosi liebt Stefan. Sie sind ein wunderbares Paar. Es war die letzten Wochen etwas viel für Rosi. Da waren die letzten Prüfungen an der Universität, die Wohnungssuche, der Möbelkauf, die Hochzeitsvorbereitungen. Das war zuviel. Da liegen die Nerven schon einmal blank! Vielleicht hat Rosi es sich schon wieder anders überlegt. Hat sich Stefan schon gemeldet?«
»Nein! Keine Mail, keine SMS, keine Nachricht auf dem Anrufbeantworter!« berichtete Maggy.
»Dann wird es nicht so schlimm sein! Was sich liebt, das neckt sich! So heißt es! Wir warten erst einmal ab!«
Jetzt war es Maggy, die sich hinsetzen mußte. Sie verstand ihre Mutter nicht. Als auch ihr Vater seiner Frau noch zustimmte, war Maggy fassungslos.
»Wie könnt ihr so ruhig sein? Wir müssen versuchen, Rosi zu finden! Die kann doch nicht einfach alles absagen! Das geht doch nicht!«
»Wann hat sie die SMS geschickt?«
»Das war am frühen Nachmittag, Vater!«
Er warf einen Blick auf die Uhr. Das war fünf Stunden her. Wenn sich Stefan bisher nicht gemeldet hat, dann ist die Sache nicht ernst, dachte er. Thomas Tremmler hielt viel von Stefan. Er schätzte seine ruhige Art und Geduld. Stefan wußte immer, was er wollte und wie er es erreichen konnte. Einen besseren Mann konnte Rosi nicht finden. Stefan würde es schon richten, dachte Thomas. Sicherlich haben sich die beiden inzwischen schon wieder versöhnt, dachte er.
Er versuchte seine jüngere Tochter zu beruhigen. Thomas mußte seine ganze Autorität in die Waagschale werfen, um Maggy davon abzuhalten, sofort in die gemeinsame Wohnung von Stefam und Rosi zu fahren.
»In Ehestreitigkeiten mischt man sich nicht ein, Maggy!«
»Das sind keine Ehestreitigkeiten, Vater! Wenn wir nichts tun, dann platzt am Ende wirklich die Hochzeit!«
»Es ist aber das Leben deiner Schwester! Sie ist alt genug. Sie muß wissen, was sie tut.«
Maggy schüttelte den Kopf.