Название | Toni der Hüttenwirt Paket 2 – Heimatroman |
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Автор произведения | Friederike von Buchner |
Жанр | Языкознание |
Серия | Toni der Hüttenwirt Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740950989 |
Dann nahm Cäcilia ihr Taschentuch und trocknete die Tränenspuren im Gesicht von Josefa, wie sie es bei einem Kleinkind gemacht hätte. Es quollen immer wieder neue Tränen aus den großen blauen Augen. Es war, als löse sich in ihrem Herzen eine Verkrampfung, und die Tränen des Glücks spülten alles Leid der Jahre der Einsamkeit fort. Immer wieder nahm Cäcilia Josefa in den Arm.
»Zilli! Ich habe eine Bitte!« sagte Josi leise mit großen, etwas ängstlichen Augen.
»Welche? Was kann ich für dich tun?«
»Ich will diesen Dirk jetzt nicht sehen. Kannst du ihm sagen, daß es noch etwas dauert. Meinst du, er wartet?«
Cäcilia streichelte Josefas Wange.
»Das tut er bestimmt. Wir flunkern ein bisserl! So eine kleine Notlüge ist wohl verzeihbar. Du gehst jetzt rauf auf dein Zimmer und ich gehe in den Garten und rede mit Dirk. Ich lade ihn für einen anderen Tag ein. Einverstanden? Wir sind jetzt eine Familie und halten zusammen.«
»Danke, Zilli! Oder soll ich schon… darf ich schon… also… kann ich Mama zu dir sagen?«
Cäcilia Draxel schloß Josefa in die Arme.
»Das darfst du! Wir gehen später gleich zum Bürgermeister Fellbacher. Der kennt sich in diesen juristischen Dingen aus. Der wird uns sicherlich bei den Formalitäten helfen.«
»Ma… Mama! Die Oberin im Mutterhaus, die kennt sich da bestimmt aus. Die kann auch weiterhelfen.«
»Das ist eine gute Idee! Bist ein schlaues Madl! Was hab’ ich für ein kluges Kindl! Jetzt gehst rüber ins Arbeitszimmer und rufst die Oberin gleich an. Ich rede derweil mit deinem Dirk.«
»Danke! Du kannst ihm ruhig andeuten, daß er mir gefällt und ich ihn gern wiedersehe. Nur jetzt nicht. Für mich ist eben ein Traum in Erfüllung gegangen. Etwas – von dem ich träumte, seit ich denken kann. Du hast mir eine Heimat geschenkt, Mama! Die will ich erst ganz kennenlernen. Du mußt mir alles erzählen über dich und den Draxel Hof.«
»Und über den Draxelbauer!«
»Ja, über den auch! Wir sollten vielleicht als erstes gemeinsam zum Friedhof gehen? Würde dir das Freude machen?«
»Große Freude!«
Cäcilia fuhr sich mit dem Taschentuch über das Gesicht.
»Dann packen wir es an! Du telefonierst mit der Oberin! Ich rede mit Dirk! Danke, daß du so viel Vertrauen zu mir hast, Josi.«
Josi lachte herzlich.
»Ich habe gerade erkannt, daß es Vorteile hat, eine Mama zu haben. Die kann ich dann vorschicken.«
Sie lachten.
»Anschließend gehen wir zum Friedhof – und dann einkaufen. Ich freue mich schon darauf, dich ein bisserl zu verwöhnen. Der Kleiderschrank in deinem Zimmer ist viel zu leer.«
»Wie machen wir das mit meinem Urlaub und meiner Arbeit in der Klinik?«
»Ich überlasse es dir! Ich kann dir ein Auto kaufen, dann kannst du pendeln. Allerdings ist das eine große Fahrerei. Du kannst auch kündigen. Du bist meine Tochter. Du gehörst auf den Draxel Hof, jeden Tag, wenn du willst.«
»Nichts lieber als das! Wir holen uns aber bald einen Hund aus dem Tierheim.«
»Wir können auf dem Rückweg vom Einkaufen bei unserer Viehdoktorin vorbeigehen. Die Doktorin heißt Beate Brand und ist sehr lieb und tüchtig. Sie kann dir sicherlich weiterhelfen. Vielleicht weiß sie von einem Hund, der dringend eine neue Familie braucht.«
»Das ist eine gute Idee, Mama! Jetzt rufe ich die Oberin an.«
Josefa umarmte Cäcilia und drückte ihr einen Kuß auf die Wange.
»Ich kann es immer noch nicht fassen! Kneife mich! Es ist wirklich wahr? Du willst mich adoptieren, obwohl du mich erst seit gestern kennst?«
»Ja! Im Herzen spüre ich, daß wir eine gute kleine Familie abgeben. Ich habe immer auf mein Herz gehört, Josi. Das solltest du auch immer tun. Ein Herz irrt sich nie.«
Cäcilias Herz klopfte, als sie Josefa nachsah, wie sie ins Arbeitszimmer lief, um mit der Oberin zu telefonieren. Dann ging Cäcilia in den Garten.
Das Gespräch mit Dirk dauerte eine Weile. Josefa verbarg sich hinter dem Vorhang im Wohnzimmer. Von dort aus sah sie, wie Cäcilia Dirk am Auto verabschiedete und er davonfuhr.
»Josi! Mein Madl! Wo bist du?«
»Hier im Wohnzimmer! Er ist fort! Kommt er auch wieder?«
»Ja, mein Liebes! Er kommt wieder. Ich habe ihn zum Kaffee eingeladen am nächsten Sonntag. Bis dorthin wird er wieder rauf auf die Berghütte gehen. Ich habe ihm gesagt, er soll jeden Abend beim ›Erkerchen‹ auf dich warten. Vielleicht möchtest du ihn ja dort besuchen? Das ›Erkerchen‹ ist ein wunderschöner Platz, und vor allem Verliebte treffen sich dort. Hier, die Blumen hat er dir mitgebracht. Die Vasen stehen im Küchenschrank unten links.«
»Danke, Mama! Ich werde sie schon finden!«
Josefa drückte die Blumen an ihr Herz. Sie atmete den Duft ein und freute sich über das erste Liebeszeichen von ihm.
*
Auf dem Weg zum Friedhof erzählte Josefa von ihrem Telefongespräch mit der Oberin.
»Sie hat sich sehr für mich gefreut. Sie sagte, dann seien ihre vielen Gebete für mich endlich in Erfüllung gegangen. Sie freut sich darauf, dich kennenzulernen. Sie kennt einen Rechtsanwalt und Notar für Familienrecht und Adoptionen. Sie gab mir die Adresse. Sie bot an, im Hintergrund etwas die Fäden zu ziehen, daß die Angelegenheit zügig bearbeitet wird. Ich soll, so bald wie möglich, mit dir kommen. Sie ist sehr neugierig auf dich!«
»Dann fahren wir gleich heute nachmittag! Wir wollen die hilfsbereite Oberin nicht warten lassen. Schließlich haben wir beide ihr unser kleines Familienglück zu verdanken.«
Für Cäcilia war es ein bewegender Augenblick, als sie mit Josefa am Grab ihres Mannes stand.
»Das ist die Josi! Ich werde sie zu unserer Tochter machen. Sie ist ein gutes, braves und kluges Kindl. Dir hätte sie auch gefallen. Daß ich hier stehe und ein bisserl weine, darüber mußt net traurig sein, mein Guter, wenn du von dort oben runterschaust. Es sind Freudentränen. Ich bin glücklich. Es hat eine neue wunderbare Zeit begonnen auf dem Draxel Hof.«
»Willst net auch etwas sagen?« fragte Zilli Josi.
Diese räusperte sich.
»Also, die Zilli ist eine liebe warmherzige Frau. Ich hab’ sie gleich in mein Herz geschlossen. Wir verstehen uns gut. Ich vertraue ihr und sie vertraut mir. Der Draxel Hof ist wunderbar und ich bin dankbar – aus tiefstem Herzen dankbar – für diese Heimat.«
Dann legten sie Blumen nieder und sprachen ein Gebet.
Auf dem Rückweg zündeten Josefa und Cäcilia in der Kirche zwei große Kerzen an. Pfarrer Zandler beobachtete sie von weitem. Er hielt sich aber zurück. Er sah, wie gut sich die beiden verstanden. Außerdem war er von der Oberin bereits informiert worden.
Arm in Arm gingen Cäcilia und Josefa über den Marktplatz und betraten den Andenken – und Trachtenladen Boller.
»Grüß dich, Zilli!« rief die Inhaberin. »Mei, schaust gut aus!«
»Grüß Gott, Veronika! Dazu habe ich auch allen Grund. Des ist meine Adoptivtochter Josefa.«
»Ach, was du net sagst? Des ist ja eine Überraschung! Des kann man kaum glauben, so ähnlich wie ihr euch seid.«
»Daß du nicht auf dumme Gedanken kommst, Veronika Boller! Ich kann mir schon denken, was du dir in deinem Hirnkasten denkst. Des Madl ist wirklich meine Adoptivtochter. Wenn du des net glauben willst, dann frage Pfarrer Zandler. Und jetzt will ich