Название | Sophienlust Staffel 14 – Familienroman |
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Автор произведения | Elisabeth Swoboda |
Жанр | Языкознание |
Серия | Sophienlust Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740971625 |
»Deine Frau hat dich verlassen?«
»Ja.«
Lauretta musste die Neuigkeit erst verdauen. Trotzdem sah Otmar ihr an, dass sie keinen Kummer dabei empfand.
»Du scheinst dich ja sehr darüber zu freuen.«
»Ja. Ein wenig Schadenfreude musst du mir zugestehen. Du hast jahrelang geglaubt, dass du zwischen Ehefrau und Freundin hin und her pendeln könntest, und jetzt sitzt du gewissermaßen zwischen zwei Stühlen. Oder hast du vielleicht schon eine neue Freundin gefunden?«
»Hör auf! Das ist kein Thema, über das man Witze macht.«
»Nein.« Lauretta wurde sofort wieder ernst. »Wie ist es dazu gekommen?«, fragte sie.
Otmar schilderte ihr den Vorfall in Sophienlust in allen Einzelheiten. Lauretta hörte aufmerksam zu und wurde immer nachdenklicher. Otmar beendete seine Erzählung mit der Schilderung seines letzten Streites mit Irene.
»Dann ist es also teilweise meine Schuld, dass deine Frau dich verlassen hat«, stellte Lauretta fest.
Otmar widersprach ihr nicht.
»Wir hätten schon viel früher Schluss machen sollen«, fuhr Lauretta fort. »Ich selbst habe dazu auch die ehrliche Absicht gehabt. Aber dann kamst du, um Anselm zu besuchen, und so …«
»Ich bin nicht nur wegen Anselm gekommen. Ich konnte dich nicht vergessen, Lauretta. Du warst meine erste Liebe.«
»Ich hätte dir nicht nachgeben dürfen.« Lauretta sprach mehr zu sich selbst. »Nachdem du geheiratet hattest, hätte für mich unsere Liebe zu Ende sein müssen.«
»Ich hatte dich so sehr gebeten, meine Frau zu werden, noch bevor Anselm geboren wurde.«
»Ja, ja, dieses Thema haben wir oft und oft durchgesprochen. Ich bereue meine Handlungsweise, aber jetzt ist es zu spät. Ich kann nichts mehr ungeschehen machen.«
»Nein, du nicht. Aber vielleicht sollte ich …« Lauretta kaute an ihren makellos lackierten Fingernägeln. Es war eine Angewohnheit, von der sie überzeugt gewesen war, dass sie sie seit Jahren abgelegt hatte. Als sie merkte, was sie tat, nahm sie die Finger schnell aus dem Mund.
»Deine Frau hat dich also verlassen?«, fragte sie nochmals. »Endgültig?«
»Ich fürchte, ja.«
»Und ich bin daran mitschuldig«, murmelte Lauretta. »Irgendwie ist es meine Pflicht, nachdem ich jahrelang deine Geliebte war und wir ein Kind haben …«
»Wovon redest du? Was ist deine Pflicht?«
»Nun, wenn sich deine Frau meinetwegen von dir scheiden lässt, muss ich dich wohl heiraten.«
»Bietest du dich als Ersatz an?«
»Ich biete mich gar nicht an. Mit dir verheiratet zu sein, hat mich nie gereizt«, entgegnete Lauretta mit einiger Schärfe. »Ich will nur das wiedergutmachen, was ich verschuldet habe. Es geht mir dabei um Anselm. Das Kind kann nicht für immer in Sophienlust bleiben. Es hat schließlich einen Vater und eine Mutter.«
»Jetzt auf einmal kümmerst du dich um deinen Sohn?«
»Ich habe ihn nie vernachlässigt«, verteidigte sich Lauretta. »Ich habe gewusst, dass er bei meiner Mutter gut aufgehoben war. Er hat nie etwas vermisst. Ich kann doch nichts dafür, dass alles ganz anders gekommen ist, als ich mir vorgestellt hatte.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen, die sie eilig hinunterschluckte. Sie wollte sich vor Otmar keine Blöße geben.
»Und was geschieht mit deinem Filmvertrag?«
»Ich weiß, dass ich darauf verzichten muss«, entgegnete Lauretta müde. »Es fällt mir sehr schwer, denn es ist mir nicht in den Schoß gefallen. Ich habe jahrelang auf diese Chance gehofft und gewartet. Jetzt haben sich meine Hoffnungen endlich erfüllt, und es ist alles umsonst.«
»Es wäre also für dich ein Opfer, wenn du auf die Filmrolle verzichten müsstest?«
»Natürlich. Wie kannst du nur so fragen? Ich weiß jetzt, dass ich begabt und imstande bin, eine gute Schauspielerin zu werden, egal, wie du darüber denkst. Du hast immer nur darüber gespottet.«
»Ich spotte nicht mehr«, erwiderte er ernst. »Du würdest mich nur Anselm zuliebe heiraten, damit das Kind ein Heim bekommt?«
»Ja«, sagte Lauretta ehrlich, »und vielleicht auch, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Würde ich jetzt nach Paris fahren, würde ich mir wohl dauernd den Vorwurf machen, dass ich Anselm eine schlechte Mutter bin und dich im Stich gelassen habe.«
»Du hast bisher nur über eine eventuelle Heirat gesprochen, aber von Liebe hast du nichts gesagt.«
»Liebe? Was erwartest du von mir? Ja, ich habe dich geliebt, damals, als ich noch jung und unbekümmert war. Vielleicht auch noch später. Aber jetzt? Nein. Du hast dich verändert seit damals, und ich auch. Deine Ansichten sind so anders als die meinen. Vielleicht verhindert auch mein Ehrgeiz jedes tiefere Gefühl für dich.«
»Und auf einer solchen Grundlage willst du eine Ehe aufbauen?«, fragte Otmar.
Lauretta seufzte. »Was soll ich denn tun? Verstehst du mich nicht? Du kannst von mir nicht verlangen, dass ich dich liebe. So etwas lässt sich nicht erzwingen.« Sie sah ihn an. »Und wie steht es um dich? Kennst du überhaupt deine eigenen Gefühle? Hast du ehrlich darüber nachgedacht?«
Er schwieg.
»Ich bin überzeugt, dass auch du mich längst nicht mehr liebst. Sonst hättest du auf meinen Vorschlag, zu heiraten, ganz anders reagiert. Du wärst freudig darauf eingegangen, ohne nach meinen Motiven zu forschen.«
»Ja, du hast recht. Aber ich wollte dich nicht abweisen. Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, wenn ich aufrichtig sage, dass es mir weit lieber wäre, wenn du nach Paris fahren und dort einen Film drehen würdest.«
»Nein, ich nehme dir das nicht übel.« Lauretta lächelte etwas mühsam. »Im Gegenteil, ich bin erleichtert. Nur – was geschieht mit Anselm?«
»Ich werde nach ihm sehen, während du fort bist«, versprach Otmar.
»Schade, dass deine Frau dir davongelaufen ist«, bemerkte Lauretta. »Aus deiner Erzählung ging hervor, dass Anselm sich an sie angeschlossen hat. Das ist ein merkwürdiger Zufall …«
»Bitte, reden wir nicht von Irene«, unterbrach Otmar sie.
»Geht es dir so nahe?«
»Ja.«
»Dann liebst du Irene?«
»Ja, ich liebe sie. Wie sehr, weiß ich erst, seit sie fort ist.«
»Warum versuchst du nicht, sie zurückzuholen?«
»Ich habe keine Ahnung, wohin sie gefahren ist.«
»Das herauszubekommen, kann doch nicht so schwierig sein. Leben ihre Eltern noch?«
»Ja, in München.«
»Dann fahre nach München. Ich würde mich in einer solchen Situation zu meinen Eltern flüchten. Wahrscheinlich hat das auch deine Frau getan.«
»Glaubst du?«
»Natürlich. Sei nicht so schwerfällig. Soll ich dich vielleicht an die Hand nehmen und nach München führen?«
»Nein. Aber warum bist du plötzlich so eifrig darauf bedacht, dass ich mich mit meiner Frau versöhne?«
»Weil das mein schlechtes Gewissen beruhigen würde. Außerdem – wenn sie Anselm wirklich so gern hat, wie du mir erzählt hast, vielleicht würde sie sich um den Jungen kümmern?«
»Du meinst also, ich soll nach München fahren und versuchen, Irene zurückzuholen?«
»Wenn du Wert auf eine Versöhnung mit deiner Frau legst, wird dir nichts anderes übrigbleiben. Von selbst wird sie nicht zurückkommen,