Название | Dr. Laurin Staffel 17 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Laurin Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740971649 |
Er wusste, dass sie sehr genau die Zeitung las. Besonders Dinge, die eine Sensation versprachen.
»Nein, was sollte da stehen? Mein Gott, sag doch endlich etwas. Ist sie entführt worden?«
»Nein, vergewaltigt«, erwiderte André knapp. »Sie ist in der Prof.-Kayser-Klinik. Ich wollte dich nicht aufregen. Es ist auch für mich nicht einfach, damit fertig zu werden.«
Thea starrte ihren Sohn aus trüben Augen an. »Du willst die Verlobung lösen, André?«, fragte sie. »Du weißt, was das für uns bedeuten würde.«
»Ja, ich weiß, Mama, und ich will die Verlobung auch nicht lösen. Aber vielleicht will Anja es. Nach diesem Vorfall wäre es möglich. Vielleicht bleibt sie auch gar nicht am Leben. Man weiß ja noch nichts.«
»Es wäre schlimm, wenn sie sterben würde«, murmelte Thea, »aber wenn sie am Leben bleibt, müssten die Heltcamps froh sein, wenn du zu ihr hältst und sie trotzdem heiratest. Ja, sie müssten dir dankbar sein. Wie soll es sonst weitergehen, André?«
»Verzweifle doch nicht gleich, Mama«, beruhigte er sie. »Wie es scheint, hat man den Schuldigen schon gefunden, und der ist sehr reich. Er würde sich gewiss dankbar erweisen, wenn man ihm ein Alibi verschaffte. Es war dumm von mir, den Verdacht auf ihn zu lenken.«
»Wieso?«, fragte seine Mutter verwirrt.
»Weil ich Uwe gesagt habe, dass Anja mit Heym geflirtet hat. Vielleicht wollte sie mich nur eifersüchtig machen. Aber ich werde das schon in Ordnung bringen, so oder so.«
»Du hättest eben nicht alles Geld in diesen Aktien anlegen sollen, André«, klagte Thea Malten resigniert, »dann könntest du heiraten, wen du willst.«
»Aber, liebe Mama, ich wollte Anja doch heiraten. Ich liebe sie.«
»Und warum hat gestern wieder diese Marina angerufen?«, fragte Thea. »Kaum, dass du aus dem Haus warst, hing sie schon wieder am Telefon.«
»Ich kann auch nichts dafür. Die Affäre ist vorbei, Mama. Ich schwöre es dir. Es gibt nur noch Anja für mich.«
»Wenn du es sagst, wird es schon stimmen«, murmelte sie, »aber mir gefällt diese Geschichte nicht. Hast du Anja denn nicht nach Hause gebracht?«
»Doch, aber sie kann ja noch mal weggefahren sein. Bring mich jetzt bloß nicht auch noch in Schwierigkeiten, Mama. Ich war gekränkt durch ihre Vorwürfe.«
»Sie hat dir Vorwürfe gemacht? Ich denke, du warst beleidigt, weil sie mit einem anderen geflirtet hat.«
»Natürlich fing es so an, aber dann machte sie mir Vorwürfe und sagte, dass verlobt noch nicht verheiratet sei und sie machen könne, was sie wolle.«
Thea Malten starrte vor sich hin. »Aber jetzt, da das geschehen ist, werden die Heltcamps froh sein, wenn du sie heiratest.«
»Bestimmt werden sie das.«
»Willst du Anja nicht besuchen?«
»Doch, ich fahre gleich in die Klinik. Zuerst spreche ich mit Herrn Heltcamp. Mach dir nur keine Gedanken, Mama, ich bringe das in Ordnung. Du behältst dein Haus.«
»Dein Vater hätte nicht gutgeheißen, dass du dich auf solche Spekulationen einlässt«, murmelte sie.
»Heym ist damit immer reicher geworden«, stieß André hervor, »und er hat diese Aktien auch gekauft. Es ist ja auch gar nicht gesagt, dass sie nichts bringen. Man muss nur warten können.«
»Aber wir können nicht mehr warten, André. Ich habe nicht mal mehr das Geld für die Kur, die ich so nötig brauche.«
»Das werde ich dir beschaffen, Mama«, erwiderte er. »Bitte, reg dich nicht auf. Du weißt doch, dass ich alles für dich tue, und ich wollte dich doch absichern. Heym hat immer Glück mit seinen Geschäften gehabt. Nur diesmal nicht. Aber auch er wird mir dankbar sein müssen.«
Thea Malten blickte ihm nach. André war ihr einziger Sohn, sie hing sehr an ihm. Und sie hatte sich so auf die Hochzeit gefreut, die doch bald stattfinden sollte. Anja war ein so nettes Mädchen, ein bisschen kühl, aber doch sehr höflich. Sie hatte ihr angeboten, doch auch Mama zu ihr zu sagen, aber Anja hatte es nie gesagt.
Als das Telefon läutete, schrak sie zusammen. Wieder war Marina am Apparat. Den Nachnamen dieser Frau kannte Thea Malten nicht.
»Bitte, rufen Sie nicht mehr an«, sagte Andrés Mutter hart. »Mein Sohn will nichts mehr mit Ihnen zu tun haben.«
Sie musste das einfach sagen. Sie hatte Angst vor der Zukunft. Angst, dass ihr die letzte Hoffnung genommen werden könnte.
*
Marina Cerny, zweiunddreißig, Schauspielerin und mit einer Figur ausgestattet, dass den Beamten die Augen übergingen, hatte eine Stunde zuvor ihre Aussage auf dem Polizeipräsidium gemacht. Sie hätte von Bekannten gehört, dass man wissen wolle, wer bei den Perlaus gewesen sei, und da hätte sie sich doch verpflichtet gefühlt, hier vorzusprechen, meinte sie.
Wer ihr denn den Hinweis gegeben hätte, wurde sie gefragt.
»Die Perlaus selbst«, erwiderte sie zögernd. »Wir sind befreundet. Ich weiß zwar nicht genau, worum es geht, ich habe nur gehört, dass Anja Heltcamp einen Unfall hatte und man wissen wolle, warum es zu Differenzen zwischen Herrn Malten und seiner Verlobten gekommen sei.«
»Das ist ja interessant«, sagte Kommissar Holzhauer, der sich inzwischen selbst mit diesem Fall beschäftigte. »Warum kam es zu diesem Streit? Können Sie uns das sagen?«
Marina lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. »Es war eine diffizile Situation für mich«, begann sie zögernd. »Ich kenne Herrn Malten recht gut. Wir waren einmal befreundet, aber dann fand er seine große Liebe. Ich wusste nicht, dass ich ihn an diesem Abend bei den Perlaus treffen würde. Ich wusste auch nicht, dass ich Patrick Heym treffen würde. Jedenfalls schien es so, dass er Anja Heltcamp mit seinem umwerfenden Charme einwickelte. Und da kam es zu dem Streit. André kann sehr eifersüchtig sein. Ich wollte mich da allerdings nicht einmischen. Sie verstehen das hoffentlich. Jedenfalls war Anja Heltcamp plötzlich verschwunden.«
»Herr Heym auch?«, fragte der Kommissar.
»Darauf habe ich nicht geachtet.«
»Haben Sie von Herrn Malten erfahren, was in dieser Nacht geschah?«, fragte Kommissar Holzhauer ruhig.
»Aber nein. Ich weiß ja eigentlich gar nicht, was geschehen ist. Es ist nur so merkwürdig, dass jeder, der auf dieser Party war, gesucht wird, und deshalb wollte ich mich gleich melden, weil ich morgen ein Engagement antrete.«
»Wo?«, fragte der Kommissar.
»In Wien«, erwiderte Marina. »Würden Sie mir bitte sagen, was nun eigentlich geschehen ist? Man hat es ja nicht gern, irgendwie verdächtigt zu werden.«
»Niemand verdächtigt Sie«, erwiderte er freundlich. »Hinterlassen Sie aber bitte Ihre Adresse.«
Marina tänzelte hinaus. Kommissar Holzhauer ließ seinen Assistenten kommen.
»Besorgen Sie mir Informationen über diese Person!«, ordnete er ruhig an.
*
Arnold Heltcamp hatte André in sein Arbeitszimmer gebeten. »Es ist gut, dass Sie kommen, André«, sagte er. Das Du hatte er bisher dem Jüngeren nicht angeboten. »Ich hätte Sie sonst zu mir gebeten.«
»Ich bin völlig durcheinander und so erschüttert, dass ich immer noch keinen klaren Gedanken fassen kann«, erklärte André.
»Wir sind auch nicht gerade in der besten Verfassung«, erwiderte Arnold Heltcamp. »Würden Sie mir jetzt bitte sagen, was zwischen Ihnen und Anja vorgefallen ist?«
»Im Nachhinein besehen, ist es läppisch«, erwiderte André. »Eine Kabbelei, nichts weiter. Anja gefielen die Leute auf dieser Party nicht, mir auch nicht. Es verliert alles an Stil. Dann trat da auch noch eine frühere Bekannte von mir in Erscheinung, eine Schauspielerin,