Название | ZwölfUhrTermin |
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Автор произведения | Nora Adams |
Жанр | Языкознание |
Серия | Termin-Reihe |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783947115136 |
Diesen Moment hatte er sich irgendwie festlicher vorgestellt. Wie oft hatte er davon geträumt, wie es sein würde, wenn er Alexander endlich einen Laufpass geben durfte. Doch was er jetzt spürte, war reine Frustration, Zorn und eine lähmende Schwere, die immer wieder die gleiche Frage in ihm hervorrief: Wie kann ein Mensch so dumm sein?
»Das kannst du nicht bringen!« Fassungslosigkeit machte sich auf seinem Gesicht breit.
Alexander ignorierend drückte er den Sprechknopf, der ihn automatisch mit Sina verband: »Vereinbare einen Termin mit Berger. Es eilt!« Provokant sah er Alexander entgegen, während er die Rechtsberatung orderte. Selbst ihm müsste somit klar werden, dass das wohl das Ende ihrer langjährigen Partnerschaft war. »Und jetzt darfst du gehen und wage es nicht, auch nur einen Schritt in meine«, er betonte das letzte Wort, indem er ihm den Finger entgegenstreckte, »Firma zu setzen!«
Stumm stand er da, starrte Marc mit offenem Mund an und verharrte. Seine Augen schlossen sich für einen kurzen Moment, ehe er leise sprach: »Das wirst du bereuen!« Dann verließ er endlich Marcs Büro.
»Chef, Berger ist im Urlaub«, stand Sina plötzlich vor ihm, die ihn in einer Mischung aus Stolz und Schock anblickte.
»Ruf ihn her! Du hast ja mitbekommen, was los ist.« Kurzentschlossen trat Sina hinter den Schreibtisch, sah ihn einen Augenblick an und legte die Arme um ihn. »Ich weiß, die Umstände sind katastrophal, aber, Chef … Mein Gott, er ist weg, ich kanns gar nicht glauben«, beteuerte Sina beinahe flüsternd, mit einem ehrlichen Strahlen in den Augen, das ihm zeigte, dass das, was hier gerade geschehen war, die Realität war. Sie hatte verfickt nochmal recht und doch hoffte er jetzt in erster Linie, dass ED keinen größeren Schaden davontrug. Sina klopfte ihm fast schon aufmunternd auf die Schulter, bevor sie ihm einen Kuss auf die Wange drückte und zu ihrem Schreibtisch zurücklief, um zu telefonieren.
Er öffnete eine E-Mail, fügte den Verteiler der befugten Personen im Unternehmen ein, entfernte Alexander und verfasste einen Text, aus dem knapp hervorging, dass sich ED mit sofortiger Wirkung von ihm getrennt hatte und veranlasste, dass alle relevanten Zugangsdaten und Passwörter neu vergeben wurden. Das war definitiv nicht übertrieben, denn heute hatte Alexander gezeigt, wie kopflos er agierte.
Um sein Geld machte er sich keine Sorgen, denn das würde er vermutlich ohne Probleme zurückbekommen, wenn Berger das Ganze über den juristischen Weg ins Rollen gebracht hatte. Die Gesetze standen eindeutig auf seiner Seite.
Venture Capital
»Anni?« Erschrocken zuckte sie zusammen, als Constantin kurz vor Feierabend in ihr Büro stürmte. »Die Kinder hab ich bei deinen Eltern geparkt, du musst heute Abend mit zu einem Geschäftsessen kommen.«
Immer wenn Constantin das sagte, wusste Anni, dass der Neukunde alles andere als gut zu händeln war. Ihr Mann hatte ein glückliches wirtschaftliches Händchen, auch was die Konversation mit Kunden betraf, aber wenn es schwierig wurde, hatte er sie gerne an seiner Seite, das war schon immer so gewesen und irgendwie machte es Anni stolz, dass sie eine beruhigende Wirkung auf ihn hatte. Schmunzelnd nickte sie: »Kein Problem.«
Constantin erwiderte ihr Lächeln und hockte sich auf die Tischkante, sodass er gleich neben ihr saß. »Und sonst, Engelchen? Du siehst müde aus«, stellte er fest. Anni nahm seine Hand und legte sie sich auf ihre Wange. Viel zu selten spürte sie diese Nähe.
»Ich bin auch müde. Keine Ahnung, was los ist, im Augenblick fühle ich mich täglich ausgelaugt, selbst wenn ich zwölf Stunden geschlafen habe.«
»Kann ich dir was abnehmen?«, fragte er und sah sie besorgt an. Doch im selben Moment wusste sie, dass Constantin genug zu tun hatte und sie ihm niemals mehr Arbeit als nötig aufbürden würde. Wobei sich der Gedanke schlagartig in Luft auflöste, als sie an ihren Sohn dachte.
»Du kannst tatsächlich was tun«, platzte es aus ihr heraus. Aufrecht saß sie da, war plötzlich angespannt und auch etwas aufgeregt, Constantin endlich von diesem Kuss erzählen zu können. »Ich hab Marius …«
Abrupt wurde sie unterbrochen. »Anni, lass uns jetzt nicht über die Kinder reden. Wir sind auf der Arbeit und hier sollten wir die Zeit in Berufliches investieren. Wir sprechen daheim über Marius, okay?«
Was zum Teufel? Wie vor den Kopf gestoßen betrachtete sie ihn mit offenstehendem Mund. Das hatte gerade wehgetan!
Natürlich sprachen sie Zuhause. Nur wann? Morgens, wenn sie sich die Türklinke in die Hand gaben, oder abends, wenn Anni vor Müdigkeit die Augen zufielen und sie nur noch ins Bett wollte? Wer hätte ahnen können, dass sich sein großzügiges Angebot nur auf das Büro bezieht. Sie wandte sich ihrem PC zu und begann mit der Aktualisierung der Excel-Tabelle, die auf ihrem Bildschirm erschien, sobald der Bildschirmschoner erloschen war.
Constantins Aussage hatte Anni gekränkt, immerhin waren es genauso seine Kinder und Anni saß in diesem Augenblick, den sie eigentlich mit ihnen verbringen sollte, im Büro und arbeitete, weil er sie brauchte. Das war ein Ungleichgewicht und versetzte Anni einen gefühlten Stich in der Magengegend. Pff, morgen würde sie um Punkt zwei Uhr das Büro verlassen und keine Sekunde länger bleiben, dachte sie trotzig, wenn auch wenig erwachsen. Bisher lebten sie nach dem Motto, füreinander da zu sein, aber dass er ihr so eine Abfuhr erteilte, verletzte sie.
Schnell schrieb sie Amalia: Benehmt euch bei der Oma. Ich drück dich, bis später!
Während sie ihre Tochter noch in die Arme schließen konnte, gehörte Marius schon eher der coolen Fraktion an und verzichtete auf derartige Gefühlszuneigungen in der Öffentlichkeit. Scheinbar nahm er sich diese neuerdings woanders, dachte sie sarkastisch.
Amalia: Nur eventuell bis später, es schneit ohne Ende. Vielleicht pennen wir hier, außerdem hat Oma Pfannkuchen gemacht.
Anni: Das möchte ich vorher mit Oma besprechen. Guten Appetit!
Amalia: Wenn das bis dahin noch möglich ist. Opa sagt, sein Bein juckt.
Automatisch schlich sich ein Lächeln auf Annis Züge. Wenn das Bein ihres Vaters juckte, war das keine gute Wettervorhersage. Je schlimmer es ihn ärgerte, desto heftiger wurde