Kurfürstenklinik Paket 1 – Arztroman. Nina Kayser-Darius

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Название Kurfürstenklinik Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Nina Kayser-Darius
Жанр Языкознание
Серия Kurfürstenklinik Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740970673



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genau, wann er zurück sein wird.«

      »Ach!« sagte Lolly unglücklich. »Ich hätte so gern noch einmal mit ihm gesprochen wegen meiner Schwester Inga Matthäus. Er war so freundlich letzte Nacht, und deshalb wollte ich…«

      »Sie sind Frau Matthäus Schwester? Entschuldigung, das wußte ich nicht. Herr Dr. Winter hat gesagt, daß Sie sie jederzeit besuchen dürfen, kommen Sie doch bitte. Sie müßten sich aber vorsichtshalber Schutzkleidung anlegen, und kommen Sie ihr bitte nicht zu nahe. Soll ich Herrn Dr. Winter Bescheid geben, daß Sie ihn noch einmal sprechen wollen, sobald er zurück ist?«

      »Würden Sie das tun?« Lolly lächelte die junge Frau dankbar an. »Das wäre nett. Wie geht’s Inga denn jetzt?«

      »Zumindest besser als letzte Nacht, das werden Sie gleich selbst feststellen. Sie wird noch ein Weilchen hier bleiben müssen, aber das Fieber ist nicht mehr so hoch. Wir haben ihr die Hände verbunden, weil sie sich sonst die Pusteln aufkratzt – wundern Sie sich also nicht darüber.«

      Sie führte Inga zu ihrer Schwester und zog sich dann zurück.

      »Hallo, Kleine!« sagte Lolly liebevoll und sah aufmerksam in das mit Pusteln übersäte Gesicht ihrer Schwester.

      »Lolly!« Inga zog eine Grimasse. »Ganz schön blöd, was? Ich fühle mich ziemlich mies. Außerdem schlafe ich dauernd ein.«

      »Das darfst du ruhig, ich werde es dir nicht als Unhöflichkeit auslegen. Viele Grüße von der ganzen Familie, Kitty wollte unbedingt mitkommen – sie fand, deine Krankheit sei durchaus ein triftiger Grund, nicht in die Schule zu gehen.«

      »Hätten wir in dem Alter auch so gehalten«, murmelte Inga. »Wie seh ich eigentlich aus, Lolly?«

      »Wie ein Streuselkuchen«, antwortete Lolly ehrlich. »Kannst du dich nicht erinnern, wie die Kinder mit Windpocken ausgesehen haben?«

      »Ihr habt mich ja nicht an sie rangelassen«, sagte Inga.

      »Stimmt.« Jetzt fiel es Lolly wieder ein. »Du solltest dich ja nicht anstecken.«

      »Und nun ist es doch passiert.«

      »Was war das eigentlich für eine komische Geschichte?« wollte Lolly wissen. »Holger hat behauptet, ein Arzt im Flugzeug hätte von Pocken geredet, als er dich gesehen hat.«

      »Pocken?« fragte Inga. »Weiß ich nicht. Ich habe von dem Flug nichts mitgekriegt. Als ich endlich wieder zu mir gekommen bin, da lag ich schon hier, und ein netter Arzt hat mir erzählt, daß ich die Windpocken habe.«

      »Dr. Winter«, meinte Lolly. »Mit dem habe ich heute nacht auch gesprochen. Wirklich ein sehr netter Mann, ich hoffe, ich sehe ihn gleich noch.«

      »Hast du… hast du mit Holger gesprochen heute morgen?« fragte Inga unsicher.

      Lolly nickte. Sie würde nichts über ihren Ärger sagen, das hatte sie bereits beschlossen. »Ja, er kommt später«, antwortete sie sachlich. »Ich glaube, er war ziemlich fertig nach dem Flug.«

      »Kann ich mir vorstellen«, sagte Inga. »Ich bin schon wieder schrecklich müde, Lolly.«

      »Ich geh ja schon«, versicherte ihre Schwester. »Brauchst du noch etwas? Soll ich dir was bringen?«

      »Nichts, Lolly. Ich will bloß schlafen.«

      »Bis später! Ich komm noch mal mit den Kindern vorbei. Die geben ja sonst doch keine Ruhe.« Leise schlüpfte Lolly aus dem Zimmer hinaus.

      *

      Adrian war guter Laune, als er auf die Isolierstation zurückkehrte.

      »Wars schlimm?« fragte Schwester Claudia ängstlich.

      »Überhaupt nicht. Im Gegenteil, muß man sagen. Es scheint so, als hätten wir alles richtig gemacht. Ich kann es immer noch nicht glauben. Offenbar hat sich nicht einmal der grimmige Amtsarzt über uns beschwert – und wenigstens damit hätte ich gerechnet.«

      »Ich auch«, gab Claudia zu, »obwohl er zum Schluß ja richtig friedlich war, finden Sie nicht auch?«

      Adrian nickte. »Das haben wir nur Ihnen zu verdanken«, stellte sie fest. »Sie haben genau den richtigen Ton gefunden. Ich wollte Sie zum Dank heute eigentlich mit einem Blumenstrauß überraschen, aber dann habe ich es doch vergessen.«

      »Zum Glück«, erwiderte Schwester Claudia, »das hätte mich nur verlegen gemacht. Übrigens ist die Schwester von Frau Matthäus da, und sie hätte gern mit Ihnen gesprochen.«

      »Ach, das trifft sich gut. Dann mache ich mich gleich auf den Weg.«

      Lolly kam ihm schon auf dem Gang entgegen. Sie lächelte, als sie den Arzt erkannte. »Meine Schwester ist so müde, daß sie schon wieder eingeschlafen ist«, berichtete sie. »Guten Tag, Herr Dr. Winter, ich bin froh, daß ich noch mit Ihnen sprechen kann. Es geht Inga doch wirklich besser, oder? Und es sind tatsächlich die Windpocken? Alles andere war nur Gerede?«

      »Wenn es das nicht gewesen wäre, hätten Sie es schon längst erfahren«, antwortete er beruhigend. »Ja, sie hat die Windpocken. Und es geht ihr tatsächlich besser. Wir behalten sie eine Weile hier. Wenn sie sich nicht ihre Windpocken aufkratzt, wird sie auch keine Narben zurückbehalten.«

      »Ich möchte gern mit meinen Kindern kommen heute am späten Nachmittag. Sie haben beide schon Windpocken gehabt. Meinen Sie, das wäre möglich?«

      »Sicher. Sie sollten zwar trotzdem Schutzkleidung tragen und Abstand wahren, aber bringen Sie sie ruhig mit. Ihre Schwester kann ein wenig Ablenkung vertragen. Sie wird bald anfangen, sich hier schrecklich zu langweilen.«

      »Das kann gut sein, Inga ist sonst immer in Bewegung. Sie ist sehr temperamentvoll«, erwiderte Lolly etwas sorgenvoll.

      Adrian lachte. »Nun, dann kommt sie hier zur Ruhe, das schadet ihr sicher auch nicht. Auf Wiedersehen, Frau Matthäus-Kleber. Wir sehen uns ja sicher noch öfter.«

      »Ich würde mich darüber freuen«, sagte Lolly aufrichtig.

      *

      Es fiel Holger schwer, sein Entsetzen zu verbergen, als er Inga sah. Er fand ihr Aussehen ausgesprochen abstoßend, aber er bemühte sich, das für sich zu behalten.

      Natürlich merkte Inga trotzdem, was in ihm vorging, und auf einmal sah sie ihn mit anderen Augen als zuvor. Sie wußte selbst nicht, warum sie das tat, schließlich kannte sie ihn ja und wußte um seine Schwächen. Konnte es sein, daß die Krankheit ihre Sinne geschärft hatte?

      Immer hatte sie Entschuldigungen für Holger gefunden, wenn er wieder einmal in erster Linie an sich gedacht hatte, aber diesmal war es anders. Erstaunt stellte sie fest, daß er ihr auf die Nerven ging, wie er jetzt so fassungslos vor ihr stand und ihrem Blick auswich. Was bildete er sich eigentlich ein? Wenn er sie liebte, würde er es doch wohl aushalten können, daß sie im Augenblick mal nicht die hübsche Inga war? Windpocken gingen schließlich vorüber, und sie würde sich schon nicht kratzen, denn sie wollte natürlich keine Narben riskieren. Warum also stand er da wie ein Stock und druckste herum?

      »Sag mal«, fragte sie leise, »wie hast du mich denn eigentlich ins Flugzeug gebracht? Ich muß doch schon völlig hinüber gewesen sein! Jedenfalls kann ich mich an nichts mehr erinnern.«

      »War auch ganz schön schwierig«, nuschelte er.

      »Hattest du vorher einen Arzt gerufen?« bohrte sie weiter. »Ich kann mich doch daran erinnern, daß es mir auch am Vorabend schon ziemlich mies ging.«

      Er schüttelte den Kopf. »So schlimm war es nun auch wieder nicht«, behauptete er.

      Sie war einige Sekunden lang ganz still, sah ihn nur an. Das merkte er allerdings nicht, weil er angelegentlich aus dem Fenster blickte, um nur nicht ihr entstelltes Gesicht betrachten zu müssen. »So schlimm war es nicht?« fragte sie schließlich mit veränderter Stimme. »Ich kann mich an nichts erinnern, und du sagst einfach ›So schlimm war es nicht‹?«

      »Sonst wärst du ja jetzt nicht hier, oder?«

      »Ach«,