Название | Perry Rhodan Neo 233: Der Oxtorner |
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Автор произведения | Rainer Schorm |
Жанр | Языкознание |
Серия | Perry Rhodan Neo |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783845354330 |
Mackay runzelte die Stirn. War es möglich, dass er diese Schwingung tatsächlich nur spürte und der akustische Eindruck eine Täuschung war? Er wusste einiges über menschliche Wahrnehmung und vor allem deren Grenzen.
Wenn da etwas ist, wirst du es aufspüren müssen, Mackay, alter Junge. Sonst halten dich alle für übergeschnappt. Keine schöne Aussicht.
»Gut«, sagte er. »Weiter nach Prüfprotokoll.«
Ekboom unterbrach die Verbindung.
Mackay blieb stehen, wo er war, schloss die Augen und versuchte, die Richtung einzugrenzen. Dann ging er dem Geräusch nach, das vielleicht keins war. Seine Unruhe nahm weiter zu. Vor ihm lag eine weitere Depotsektion, die noch abgedunkelt war. Seinen Informationen nach lagerten dort hauptsächlich Halbzeuge aus diversen Leicht- und Halbmetallen.
Abrupt verschwand das Wummern. Eine eigenartige Leere machte sich in ihm breit.
Dann öffnete sich links von ihm ein Schott, und ein Mann trat hindurch. Er trug einen abgegriffenen Mantel, das Haar war wirr, der kurze Bart ungepflegt. Er schien nicht erstaunt zu sein, jemandem zu begegnen. Er erschrak nicht, sondern sah Mackay offen an. Die wässrig blauen Augen wirkten ein wenig verschleiert, als habe der Mann eine Sauftour hinter sich. Neben ihm schwebte ein Gebilde, das an Bord der CREST II ebenso unpassend wirkte wie ihr menschlicher Begleiter. Es war ein schwarzer, eiförmiger Metallkörper.
»Leibnitz!«, entfuhr es Mackay. »Und Monade. Was tun Sie hier?«
Leibnitz lächelte unverbindlich. Trotz seines Aussehens war der Mann kompetent. Unter anderem galt er als Spezialist für Xenotechnologie. Leibnitz gehörte mit Monade, der Posbi, die ihn überallhin begleitete, zum engsten Mitarbeiterstab der lunaren Hyperinpotronik NATHAN. Mackay war selbst Multi- und Xeno-Ingenieur. Er hatte Arbeiten von Leibnitz gesehen und studiert, soweit sie von NATHAN freigegeben worden waren. Die Hyperinpotronik war selbst fremdartigen Ursprungs, also war Leibnitz dort am richtigen Platz. Aber auf der CREST II – zu diesem Zeitpunkt?
»Ein Kontrollgang, Mister Mackay«, antwortete Leibnitz. »Außerplanmäßig. NATHAN fand das der Wichtigkeit dieses Schiffs angemessen. Hier ist meine Autorisierung.« Er griff in die ausgeleierte Seitentasche seines Mantels und holte einen kleinen Datenkristall hervor.
Mackays Kontrollsphäre überprüfte ihn in Bruchteilen einer Sekunde und gab grünes Licht. Damit war die Frage, ob Leibnitz sich auf der CREST II aufhalten durfte, beantwortet. Die Frage nach dem Grund allerdings nach wie vor nicht.
»Was um alles in der Welt haben Sie denn in einem Halbzeugdepot kontrolliert?«, fragte Mackay verblüfft.
»Nur, ob alles da ist, wo es sein sollte.« Leibnitz lächelte freundlich. Über Monades pechschwarzen Rumpf lief ein Schimmer, als habe jemand Wasser oder Öl darübergegossen.
Sie amüsiert sich, dachte Mackay verwirrt. Nach allem, was ich gehört habe, glänzt sie, wenn sie etwas lustig findet. Aber was könnte das nur sein?
»Ich will Sie nicht von Ihrer Arbeit abhalten, Mister Mackay.« Leibnitz setzte sich in Bewegung, gefolgt von Monade. »Es ist alles vorhanden. Aber seien Sie gewissenhaft, und prüfen Sie es selbst. Obwohl die Nanosonden das bereits erledigt haben, nehme ich an. Einen schönen Tag und viel Erfolg wünsche ich.«
Dann verschwand er. Mackay blieb zurück und wusste nicht, wie ihm geschehen war. Er befolgte den Rat von Leibnitz und überprüfte das Depot gründlich. Wie der Mann gesagt hatte, war alles vollständig und an seinem Platz. Irgendwelche Auffälligkeiten gab es nicht.
Etwa eine Viertelstunde später waren die Überprüfungen komplettiert. Die Nanosonden kehrten zurück und setzten sich auf den Sphärenkern.
Mackay bestätigte den Vollzug um 13.34 Uhr lunarer Ortszeit und ergänzte den Prüfbericht mit seinem Abschlusskommentar. »Die anstehenden Probeflüge können ohne Einschränkungen stattfinden. Anmerkung: Bezüglich der Anwesenheit von Leibnitz und Monade empfehle ich, zur Sicherheit NATHAN zu kontaktieren und um eine Stellungnahme zu bitten, warum Leibnitz' Gegenwart den Prüfgruppen nicht mitgeteilt wurde.
Gezeichnet: Harold Malcolm Mackay, Multi- und Xeno-Ingenieur.«
Mackay verließ das Raumschiff elf Minuten später auf demselben Weg, den er gekommen war. Seine Gedanken kreisten nicht nur um seine Begegnung mit Leibnitz und der Posbi. Was ihn sehr viel mehr beschäftigte, war etwas anderes: die Tatsache, dass die Hauptpositronik der CREST II sich kein einziges Mal dazu geäußert hatte.
1.
Die Irrfahrten des Omar Hawk: Die erste Etappe
Canopus / Alpha Carinae: Die Embolische Welle
Das Schicksal ist unheilvoll.
Keiner, der geboren wurde, entrinnt ihm.
Homer, etwa 800 v. Chr.
Am Himmel stand Canopus und brannte in greller, gelber Glut. Omar Hawk legte den Kopf in den Nacken und starrte nach oben.
Links von ihm reckte sich der Säulenberg von Primus Calvani in die Höhe, über und über bedeckt mit Schling- und Kletterpflanzen aller Art. Nur Nor Tun, die auf und an dem Turmberg errichtete Siedlung, war frei von dem wilden Gewucher. Die Strukturen der künstlichen Bauten folgten den geologischen Formationen, als seien sie ein natürlicher Teil der Umgebung. Sie hingen an den Felswänden wie Schwalbennester aus Glas, Stahl und Kunststoffen oder wuchsen oben auf dem Plateau wie polygone Stalagmiten empor. Nor Tun war die Hauptstadt von Imart.
Das weißgelbe Sonnenlicht arbeitete gegen die Harmonie an und ließ die Konturen der Gebäude aufglühen, als würde ein Schneidbrenner sie erhitzen. Fast glaubte man, herabtropfendes Metall zu sehen. Canopus war ein eigenartiger Stern: ein Gelber Riese vom Spektraltyp F0 II mit dem mehr als siebzigfachen Durchmesser der irdischen Sonne und der 14.000-fachen Leuchtkraft.
»Alpha Carinae«, murmelte Hawk. »Was für ein harmloser Name für ein solches Monstrum.«
Etwas lag in der Luft, und es irritierte ihn. Seine Intuition war eindeutig: Gefahr.
Hawk schnupperte. Seine olfaktorischen Rezeptoren registrierten derzeit wohl rund fünftausend unterschiedliche Aromen. Ein normaler Mensch von der Erde konnte etwa zehntausend Gerüche unterscheiden – er hingegen die gut zehnfache Menge.
Er roch Dellavis, ein schwacher Duft nach Muskatblüte. Der aufkommende Flue trug den Geruch der explodierenden, stahlblauen Samenkapseln bis hierher. Bald würde die Duftintensität kaum noch zu ertragen sein.
Plötzlich gleißte überall tiefrotes Licht auf, und der tiefe Ton der Fluewarnung lag über allem, drang in seine Ohren und war in den Magennerven zu spüren.
Die Imarter, die sich auf demselben Stag wie Hawk aufhielten, begannen zu rennen. Die Stagen dienten als Verbindungswege zwischen den Felssäulen und Gebäuden von Nor Tun, sie erinnerten an steife Hängebrücken, waren aber sehr viel stabiler – des Flues wegen.
Der Flue war ein heftiger, warmer und feuchter Steigungswind, der allerdings nicht viel mit ähnlichen Phänomenen auf anderen Welten gemein hatte. Imarts Flue war eine Sturmflut aus Luft, eine Naturgewalt, die alles hinwegriss, was ihr im Weg stand. Die Stagen jedoch vermochten dem Flue zu widerstehen, die Siedler wollten ihrer Welt dadurch beweisen, dass sie zu Recht auf Imart waren. Gleiter oder andere Fluggeräte indes hatten bei den sturmartig auffrischenden Kaminwinden oft gewaltige Schwierigkeiten. Die Stagen und die Siedlungen auf den Turmbergen waren Imarts Visitenkarte.
Rings um Hawk liefen Imarter auf die Endpunkte des Stags zu. Sie waren nicht panisch, aber viel fehlte nicht, es kam zu ersten Rempeleien. Ein Flüchtender prallte gegen ihn, und der Mann verzog schmerzlich das Gesicht. Hawks Kompaktkonstitution hatte für andere zuweilen unangenehme Folgen, er selbst schwankte nicht mal.
Er unterschied sich äußerlich kaum von einem irdischen Menschen, einem Plophoser oder Olymper. Vor allem seine olivbraune Haut bewies aber jedem, dass er nicht von Imart stammte.
Die