Название | Im Sonnenwinkel Staffel 3 – Familienroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Im Sonnenwinkel Staffel |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740918064 |
Lisa schreckte empor. Steil aufgerichtet saß sie in ihrem Bett und starrte das Kind an, das ihr den Rücken zuwendete.
Aber Jill bemerkte gar nicht, dass Lisa erwacht war. Sie presste ihre Stirn an die Fensterscheibe und murmelte Worte, die Lisa nicht verstehen konnte.
Lisa stand auf und ging zu Jill. Sie legte sanft ihre Hände auf die schmalen Schultern des Kindes und drückte ihre Lippen in das weiche Haar.
Ganz langsam hob Jill den Kopf. »Granny hat mich Jennifer gerufen.
Jetzt weiß ich es«, erklärte sie leise. Sie klammerte sich an Lisa. »Ich weiß ja, dass du nichts sagen kannst«, flüsterte sie, »und es macht mir auch nichts aus. Aber jetzt würde ich es so gern haben, dass du mit mir redest.«
In ihren Augen blinkten Tränen. Lisa beugte sich zu ihr hinab und streichelte ihr Gesichtchen. Sie deutete auf den Hocker, auf dem die Kleidungsstücke lagen.
»Ich soll mich anziehen?«, fragte Jill. Lisa nickte. Sie nahm ihre Sachen und verschwand im Bad. Schon wenige Minuten später war auch sie angekleidet. »Ich muss mich noch waschen und Zähne putzen«, sagte Jill.
Lisa führte sie in das Bad und wusch ihr das Gesicht. Mit einer Handbewegung bedeutete sie dem Kind, dass sie später baden könnte. Sie nahm Jill bei der Hand und ging mit ihr aus dem Zimmer, die Treppe hinunter und dann aus dem Haus.
*
Nicolas sprang auf, als Lisa mit Jill an der Hand sein Arbeitszimmer betrat. Er war heute früh aufgestanden und wollte eben das Tonband abhören.
»So zeitig seid ihr schon auf?«, rief er. Lisas Lippen formten ein paar Worte.
Er schüttelte leicht den Kopf.
»Schreib es mir lieber auf«, bat er. »Du bist aufgeregt.«
Während Lisa sich über den Block beugte, den er ihr hingeschoben hatte, betrachtete er Jill. Er hatte dafür gestern noch nicht genügend Zeit gehabt.
Sie war ein reizendes Kind. Er schätzte sie auf etwa fünf Jahre.
Lisa hielt ihm den Block hin. Verwundert las er die Worte, die sie aufgeschrieben hatte.
»Frag Jill bitte nach Granny! Sie muss Jennifer gerufen worden sein. Was sich am Genfer See zutrug, kann Dir Michael erzählen. Jill möchte mit mir reden.«
Sie sah ihn flehend an, als er den Block wieder auf den Schreibtisch legte.
»Es ist gut, Kleine«, bemerkte er. »Ich verstehe dich.« Er ergriff Jills Hand. »Du weißt jetzt, dass ich Lisas Freund bin«, sagte er voller Wärme zu dem Kind. »Ich hoffe, dass du auch zu mir Vertrauen hast, Jill.«
»Lisa ist meine Allerliebste«, beteuerte Jill.
»Aber sie macht sich ein wenig Sorgen um dich, weil du traurig warst, und weil sie nicht mit dir sprechen kann, möchte sie, dass ich es für sie tue.«
Jills Augen wanderten zwischen ihnen hin und her.
»Willst du das, Lisa?«, fragte sie. »Ist Nicolas dein allerbester Freund?«
Lisa nickte.
»Und Michael?«, fragte das Kind. »Ist er nicht dein allerbester Freund?« Hilflos sah Lisa Nicolas an. Er legte den Arm um sie.
»Ich kenne Lisa schon von Kindheit an, Jill«, erklärte er, »als sie noch ein so kleines Mädchen war wie du.«
»Du bist aber noch nicht alt«, meinte Jill nachdenklich.
»Aber doch schon viel älter als Lisa und auch älter als Michael.«
Jills Blick wanderte an ihm vorbei in die Ferne.
»Es ist nur, weil Granny mich Jennifer gerufen hat«, sagte sie leise. »Und die Dame gestern Morgen hat auch Jennifer gerufen. Da sind mir Gedanken gekommen.«
»Welche Gedanken, Jill?«
»Wegen dem Seerosenteich und dem Haus mit den Blumen, in dem Granny war. Es muss schon lange her sein, aber vielleicht habe ich das nur geträumt. Kann das sein, Nicolas?«
»Es kann schon sein, aber erzähle mir doch mal, was du sonst noch geträumt hast!«
»Manchmal war das aber nicht schön.«
»Du brauchst mir nur zu erzählen, was du erzählen willst, Jill. Wer hat dich denn noch Jennifer genannt?«
Ihre Augen verdunkelten sich. »Mami«, antwortete sie leise. »Janet war eine andere Mami. Daddy hat sie erst geholt.«
Nicolas wandte sich zu Lisa um. Ganz weit waren ihre Augen, und schnell beugte sie sich wieder über den Block. Wenig später las Nicolas: »Janet hieß die Frau, die mit Jills Vater verunglückt ist.«
»Was hat Lisa geschrieben?«, wisperte Jill.
Nicolas zögerte einen Augenblick. »Dass du ein sehr liebes kleines Mädchen bist«, erwiderte er dann rasch.
»Ich habe Lisa auch sehr lieb. Ich hatte bei ihr keine Angst mehr. Daddy hat mit Janet gestritten, und da bin ich weggelaufen«, erklärte sie zusammenhanglos. »Und dann hat Michael mich zu Lisa gebracht.«
»Und gestern Morgen hat eine Dame dich Jennifer gerufen«, sagte Nicolas gedankenverloren.
»Sie hat doch nicht mich gerufen«, entgegnete Jill. »Sie hat jemanden gerufen.«
»Du hast sie nicht erkannt. Es war nicht deine Granny?«
»Granny hatte weiße Haare. Sie war lieb mit mir. Sie hat mir das Kettchen geschenkt.«
»Welches Kettchen?«, fragte Nicolas. »Das ich um den Hals trage. Da, guck mal.«
Es war ein goldenes Kettchen mit einem Anhänger, auf dem die Buchstaben J und B eingraviert waren. Nicolas betrachtete es eingehend.
»Du heißt Jill. Und wie noch?«, fragte er.
»So wie Dada.«
»Und wie ist der Name von deinem Daddy?«
»Barmister«, erwiderte Jill. Lisa nickte. »Daddy ist tot. Das hat Dr. Valdere gesagt«, erklärte Jill.
»War er lieb zu dir?«, fragte Nicolas nach einer kurzen Pause.
»Ja, aber Janet war nicht so lieb. Sie hat oft gestritten mit Daddy. Und wir sind immer nur herumgefahren. Wir haben nie in einem schönen Haus gewohnt. Ich möchte so gern bei Lisa bleiben. Erlaubst du es, Nicolas?«
»Möchtest du nicht auch zu deiner Granny?«, fragte er.
Jill schloss die Augen und lehnte ihren Kopf an seine Schulter …
»Wenn ich es aber doch nur geträumt habe?«, fragte sie leise. »Kennst du den Seerosenteich und das Haus mit den Blumen?«
Seine Finger glitten sanft durch ihr Haar.
»Wir werden es finden, Jill, wenn du es nicht nur geträumt hast«, sagte er sinnend.
*
Lisa hatte Jill wieder mit sich genommen. Nun kam Nicolas endlich dazu, sich mit dem Tonband zu beschäftigen. Aber er wurde bald unterbrochen. Diesmal war es Schwester Meta, die ihn ins Spielzimmer rief.
»Thomas muss Ihnen etwas ganz Wichtiges sagen«, erklärte sie. »Ich bin gespannt, was sie diesmal wieder ausgeheckt haben.«
Er ahnte bereits, dass er nun auch direkt aus ihrem Mund die Wahrheit erfahren würde.
Die leicht aggressive Haltung, die beide Kinder einnahmen, konnte nicht über ihre schuldbewussten Mienen hinwegtäuschen.
»Ulrike hat keine Bauchschmerzen, und ich auch nicht«, begann Thomas. »Es ist nämlich so.«
Und dann erfuhr Nicolas alles, was er doch schon wusste. Die Kinder jedoch waren erstaunt, dass keine Strafpredigt folgte.
»So ähnlich habe ich es mir gedacht«, sagte Nicolas. »Ich freue mich, dass ihr endlich vernünftig