Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Название Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman
Автор произведения Patricia Vandenberg
Жанр Языкознание
Серия Dr. Norden Bestseller Paket
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740937553



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aus dem Geist, der sie belebte.

      »Männer können das nicht verstehen«, sagte sie gedankenverloren. »Es ist keine Torschlußpanik, wenn man die Zahl Dreißig vor Augen hat. Man möchte seinem Leben nur einen Sinn geben. Gestern, als wir gefeiert haben, ist es mir so richtig bewußt geworden, Daniel. Anfangs waren wir eine große Runde, dann, um Mitternacht, hatten sich die Pärchen zusammengefunden, nur ich war allein. Ich habe sie betrachten können und blieb meinen Gedanken überlassen.

      Sabine ist ein reizendes Mädchen. Ich habe zurückgedacht. Ich war genauso wie sie, als ich neunzehn war. Jung und ehrgeizig und auch hübsch.«

      »Das bist du immer noch«, sagte Daniel. »Mehr als das.«

      Er hatte es auch nicht sagen wollen, aber es tröstete ihn, daß sie jetzt unbefangen auflachte.

      »Die kleine Sabine hatte mächtige Gewissenskonflikte, weil es so lange gedauert hat«, fuhr Isabel fort. »Sie hat sich sehr mit Uwe Winter angefreundet, unserem Lokalreporter. Und wenn sie gescheit ist, heiratet sie ihn. Er meint es ernst. Es wäre schade, wenn sie in zehn Jahren auch mal so dasitzen würde wie ich, um darüber nachzudenken, ob sie alles richtig gemacht hat.«

      Daniel sah Isabel eine Weile schweigend an. »Ergehen wir uns also in Erinnerungen«, sagte er. »Ich entnehme deiner Bemerkung, daß du mit neunzehn auch verliebt warst.«

      »Nicht nur mit neunzehn«, erwiderte Isabel. »Ich könnte längst verheiratet sein, wenn ich meine Karriere nicht so verdammt wichtig genommen hätte. Und sicher wäre ich auch glücklich geworden. Es waren alles unglaublich nette Männer. Diesbezüglich hat es das Schicksal immer gut gemeint. Auch damit, daß ich dich kennenlernte. Mit dir kann man über alles reden. Kindernärrisch war ich eigentlich nie. Das kam erst, als ich diese kleinen, hilflosen, halbverhungerten Geschöpfe sah.« Darauf versank sie in Schweigen, und auch Daniel dachte nach.

      »Wie wäre es, Isabel, wenn du die Reportage doch schreiben würdest?« fragte er. »Mit dem Fragezeichen und ohne jede Beschönigung. Vielleicht finden sich dann Eltern für diese Kinder. Eltern, die sich vergeblich ein Kind wünschten und bei denen alle Voraussetzungen gegeben sind, daß sie es bekommen. Wenn du noch zehn Jahre älter wärest, würde ich sagen, du solltest es riskieren. Jetzt ist es noch zu früh.«

      »Vielleicht hast du recht, Daniel«, sagte Isabel. »Solchen Entschluß muß man bis ins letzte durchdenken. Und als Appell könnte ich die Reportage schreiben. Ich will dir nicht verschweigen, daß ich heute einen gewaltigen Krach mit dem Chef deswegen hatte. Er hat mir an den Kopf geworfen, daß ich zu sentimental würde und vielleicht in die Frauenredaktion einer Illustrierten überwechseln sollte, die auf der Nostalgiewelle schwämme.«

      »Das kannst du immer noch, wenn du mal für eine Zeit abgeschaltet hast, Isabel«, sagte Daniel. »Ich persönlich finde nichts Anrüchiges dabei. Ganz im Gegenteil! Ich trinke auf dein Wohl, auf einen neuen Lebensabschnitt, auf einen glücklichen für dich.«

      »Dazu gehört eigentlich Sekt«, sagte sie.

      »Laß mich beim Bier. Es bekommt mir besser. Mit meinen paar Pfunden brauche ich ja doch noch nicht zu kämpfen.«

      »Aber essen mußt du jetzt«, sagte sie, »und dann, ehe ich es vergesse, sag deiner Molly, daß sie sich um Sabine keine Sorgen zu machen braucht. Das Mädchen ist in Ordnung, und wenn sie an Uwe hängenbleibt, hat sie bestimmt nicht falsch gewählt.«

      »Ich werde es Molly sagen, und es wird sie beruhigen. Und dir möchte ich sagen, daß dir der Hauch von Sentimentalität gut steht.«

      »Na denn«, sagte Isabel, »Prost, Daniel!«

      *

      Am nächsten Morgen wartete Daniel schon fünf Minuten vor sieben Uhr auf Fees Anruf, aber er blieb aus.

      Ob Fee doch eifersüchtig ist wegen

      Isabel? überlegte er.

      Er hatte sich bald von ihr verabschiedet und war schon gegen elf Uhr daheim gewesen und dann auch sofort eingeschlafen.

      Aber vielleicht hatte Fee ihn noch gestern abend angerufen?

      Lenchen hatte nichts gehört, wie er von ihr erfuhr, als er sie fragte.

      So rief er dann im Sanatorium an, nachdem er geduscht hatte.

      Am Apparat war Anne Fischer, die ihm aufgeregt erzählte, daß Mr. Docker am frühen Morgen einen Kreislaufkollaps bekommen hätte und die Arzte noch um ihn bemüht wären.

      Er bat sie, Fee auszurichten, daß er angerufen hätte und daß er, wenn es irgend möglich zu machen wäre, am Wochenende kommen würde.

      »Wissen Sie, daß Frau Guntram sich angemeldet hat?« fragte Anne.

      Er hätte es gestern gehört, erwiderte Daniel zögernd.

      Hoffentlich dachte Fee nun nicht, daß er Isabels wegen kommen würde.

      Aber Anne Fischer war viel zu taktvoll, um es Fee so nebenbei zu sagen.

      Fee kam wenig später vom Kliniktrakt herüber. »Wie spät ist es denn schon?« fragte sie.

      »Dr. Norden hat vor einer halben Stunde angerufen«, erwiderte Anne behutsam. »Ich habe ihm gesagt, was mit Mr. Docker los ist.«

      »Etwas besser geht es ihm schon«, sagte Fee. »Gott sei Dank. Er ist ja hergekommen, um sich zu erholen.«

      »Er hat Raubbau mit seinen Kräften getrieben, und nun kommt die Reaktion«, sagte Anne. »Dr. Norden will am Wochenende kommen, wenn es ihm irgendwie möglich ist.«

      »Isabel kommt ja auch« sagte Fee. »Weiß er es schon?«

      »Darüber haben wir nicht gesprochen«, erwiderte Anne, sich schnell in die Notlüge flüchtend.

      »Isabel wird es ihm sicher sagen«, erklärte Fee geistesabwesend. »Sag mal, Anne, kennst du den Namen Woldan?«

      »Woldan?« wiederholte Anne fragend. »Ich glaube, die Besitzer von der Riefler-Alm heißen so. Wer hat denn neulich mal darüber gesprochen? War es nicht Herr Glimmer? Er hat doch immer Ausflüge ins Gebirge gemacht. Warum willst du es wissen, Fee?«

      »Mr. Docker hat den Namen mehrmals erwähnt.«

      »Er hat aber noch keinen Ausflug gemacht, seit er hier ist.«

      »Aber er muß den Namen kennen«, sagte Fee. »Ich glaube, Paps macht sich auch Gedanken darüber.«

      Dr. Cornelius machte sich nicht nur Gedanken, er hatte schon einen Entschluß gefaßt.

      »Kommt ihr ein paar Stunden ohne mich zurecht, Fee?« fragte er beim Mittagessen.

      »Das muß wohl möglich sein, sonst könnten wir unser Lehrgeld zurückzahlen«, erwiderte sie. »Mr. Docker ist jetzt doch außer Gefahr.«

      »Er braucht absolute Ruhe. Achtet bitte darauf. Ist Post für ihn gekommen?«

      Anne Fischer nickte. »Ein paar Briefe«, erwiderte sie.

      »Die haltet ihr zurück. Wir wissen nicht, was darin steht, und jede Aufregung muß von ihm ferngehalten werden. Er darf das Bett auch nicht verlassen.«

      »Ich glaube nicht, daß ihm danach zumute ist«, warf Dr. Schoeller ein.

      »Was hast du denn vor, Paps?« fragte Fee.

      »Ich habe etwas zu erledigen«, erwiderte Dr. Cornelius ausweichend.

      *

      Anne Fischer hatte so eine ferne Ahnung, als sich Dr. Cornelius in seinen Wagen setzte und davonfuhr. Sie behielt sie für sich.

      Sie gönnte sich eine halbe Stunde Mittagspause und setzte sich zu ihrer Tochter Katja auf die Terrasse.

      Katja war in träumerischer Stimmung. Ihre Gedanken bewegten sich in einer fernen Welt. Ihre Augen hatten einen entrückten Ausdruck.

      Anne meinte, daß es nun an der Zeit wäre, Katja ernsthaft zu beschäftigen. Die schrecklichen Folgen des Lawinen­unglücks