Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Zum Ärger des Finanzamtes«, erwiderte er mit leisem Lachen, »aber darauf hatte ich schon längst kommen können, Fee.«
»Komm lieber mal wieder her«, sagte sie.
»Wenn nichts Dringliches vorliegt, am Sonntag«, versprach er.
In bester Stimmung betrat er zehn Minuten später seine Praxis. Er hatte noch Dr. Leitners Mutter anrufen wollen, aber als sich dort niemand meldete, war ihm eingefallen, wie früh es noch war. Alte Damen pflegten doch wohl länger zu schlafen. Gut, daß sie sich durch das Telefon nicht wecken ließ. Es wäre ihm doch peinlich gewesen, sie gestört zu haben.
*
Der Mittwoch war für jene Patienten reserviert, für die er mehr Zeit brauchte. Pünktlich wie immer, war Molly zur Stelle.
Und ganz früh war auch schon Uschi Glimmer gekommen. Sie hatte er völlig vergessen gehabt.
»Fräulein Glimmer ist gar nicht vorgemerkt«, sagte Molly.
Daniel schlug sich an die Stirn. »Ich habe ihr gestern gesagt, daß sie kommen soll. Ist schon in Ordnung, Molly. Ich schiebe sie zwischen Herrn Hieber und Frau Kießling ein.«
Herr Hieber hatte Diabetes und hatte noch immer nicht gelernt, die Insulininjektionen selbst zu machen. Er bekam jedes Mal das große Zittern, wenn Daniel die Spritze aufzog, obgleich er doch wußte, daß sie lebensnotwendig für ihn war.
»Besser wär’s, wenn man das Zeug schlucken könnte«, sagte er. »Daran würde ich mich gewöhnen.«
Weil er nach und nach ganz genau erforschen wollte, wie man zu solch einer Krankheit überhaupt käme, zog sich die Zeit mit einem solchen Gespräch immer in die Länge. An diesem Tage verkündete er Dr. Norden jedoch, daß er sich Informationsmaterial besorgt hätte und nun ganz genau Bescheid wüßte.
»Mein Frau studiert es auch«, erklärte er, »und nun sieht sie auch endlich ein, daß ich diese Spritzen brauche. Sie ist nämlich mehr für Tee, Herr Doktor. Spritzen sind ihr ein Greuel.«
Und in solchen Fällen ist nur dadurch ein Menschenleben zu verlängern, dachte Daniel. Die Entdeckung des Insulins ist eine wahrhaft medizinische Großtat, so erfolgreich wie kaum eine andere.
»Es ist ein Wunder, daß es so etwas gibt«, sagte Herr Hieber, »und ich weiß nicht, wie ich es Ihnen danken soll, Herr Doktor.«
»Ich habe es nicht erfunden«, sagte Daniel. »Das waren zwei Kanadier, Banting und Best. Aber bei denen können Sie sich nicht mehr bedanken, Herr Hieber. Wir Ärzte haben ihnen zu danken, daß wir vielen Menschen helfen können.«
»Was Sie so alles wissen müssen«, sagte Herr Hieber bewundernd. Und dann gestand er doch ein bißchen verlegen ein, daß er es nun selbst mit den Injektionen versuchen wollte.
»Damit ich Ihnen nicht zuviel von Ihrer Zeit stehle, Herr Doktor«, meinte er. »Es gibt andere, die noch schlimmer dran sind.«
Uschi Glimmer war so verlegen, daß sie eigentlich nicht mehr viel zu sagen brauchte. Daniel ahnte schon, was sie bedrückte.
»Na, wir bekommen wohl ein Baby«, half er ihr weiter, als sie kein Wort über die Lippen brachte.
»Sieht man mir es schon an?« fragte sie bebend.
»So etwas fühlt man mehr«, erwiderte er. »Weit kann es noch nicht sein.«
»Und wie ich es meinen Eltern beibringen soll, weiß ich auch nicht. Der Eugen studiert doch noch, Herr Doktor. Vati ist da ziemlich altmodisch.«
»Aber er wird sich an den Gedanken gewöhnen«, sagte Daniel nachsichtig.
»Er wird uns was husten«, sagte Uschi kleinlaut.
»Ich glaube, Ihre Eltern ganz gut zu kennen, Uschi«, sagte Daniel. »Zuerst werden sie sich ein bißchen aufregen, und dann werden sie natürlich auf baldige Heirat drängen.«
»Meinen Sie?« fragte sie zweifelnd.
»Das Kind muß doch einen Namen haben«, sagte Daniel lächelnd. »Was sagt denn der Papa?«
»Der weiß es noch gar nicht. Mir ist das so peinlich, Herr Doktor. Ich möchte eigentlich nicht geheiratet werden, weil ein Kind unterwegs ist.«
»Aber ihr mögt euch doch.«
»Das schon. Eugen ist da auch eigen. Er kann eine Familie noch nicht ernähren. Und ich habe doch auch noch keine Ahnung, was man mit so einem kleinen Baby anfangen soll. Ich finde Kinder ja süß, aber Vati hat doch bestimmt gedacht, daß ich ihn noch entlaste. Er redet immer davon, daß er sich mit Mutti nun auch mal ein schönes Leben machen will.
Es tut mir mächtig leid, wenn ich meine Eltern enttäusche.«
»Aber das Kind möchten Sie schon haben«, sagte Daniel.
»Denken Sie etwa, ich will es loswerden?« fragte Uschi bestürzt.
»Nein, das brächte ich nicht übers Herz. Aber wenn meine Eltern mich nun vor die Tür setzen? Ich kann Eugen doch nicht die ganze Zukunft zerstören. Er hat doch so geschuftet, daß er es zu etwas bringt.«
»Und das wird Ihr Vater sicher anerkennen, Uschi, oder hat er etwas gegen Eugen?«
»Nein, das nicht. Er mag ihn gern. Er blubbert nur immer gleich los, und wenn ich ihm jetzt damit komme, wird er sagen, daß er bloß mal aus dem Hause sein muß, und schon geht alles drunter und drüber. Er soll sich doch nicht aufregen. Wie soll ich es ihm nur sagen, Herr Doktor?«
»Soll ich es ihm sagen?« fragte Daniel väterlich. Ja, er hatte richtig väterliche Gefühle in diesem Moment, als Uschi fragte:
»Würden Sie das tun? Ich wäre Ihnen ja so dankbar. Sie wissen genau, wenn Vati zu kochen anfängt. Ich will doch nicht, daß er sich aufregt. Ich kann mir auch noch gar nicht vorstellen, wie es mal sein wird, wenn ich nicht mehr bei meinen Eltern bin. Maxl ist zwar da, aber…«
Da hörte Daniel gar nicht mehr so richtig hin, denn unwillkürlich mußte er jetzt wieder an einen anderen Max denken. An Max Lamprecht. Wie mochte wohl diese Nacht für ihn zu Ende gegangen sein?
»Wann soll ich denn mit Ihrem Vater sprechen, Uschi?« fragte er, als er sich wieder in die Gegenwart zurückgefunden hatte. »Bald, oder wollen wir noch warten?« »Bald wäre mir schon lieber«, erwiderte sie. »Er macht sich sonst noch Gedanken, weil ich so wenig Appetit habe und weil es mir oft so schlecht wird. Er denkt doch, daß es auch der Magen ist bei mir.«
Sie sagte es so treuherzig, daß er lächeln mußte.
»Ich werde Sie erst einmal zu einem sehr netten Kollegen schicken, der Sie gründlich untersuchen wird«, sagte er. »Und wenn ich dann Bescheid habe, spreche ich mit Ihrem Vater. Okay?«
»Danke«, sagte Uschi schüchtern. »Aber was soll ich machen, wenn mich die Eltern wirklich rauswerfen?«
»Dann schicke ich Sie auf die Insel«, sagte Daniel schmunzelnd, denn er war überzeugt, daß die Glimmers ihre Tochter bestimmt nicht vor die Tür setzen würden.
Er gab ihr die Adresse von Dr. Leitner. »Warten Sie, ich rufe ihn gleich an und frage, wann Sie kommen können, damit Sie nicht so lange warten müssen«, sagte er.
Er erreichte Schorsch zwischen zwei Operationen. Er schien ziemlich aufgeregt.
»Ich versuche schon dauernd, Mutter zu erreichen«, sagte er. »Es meldet sich niemand. Mir ist ganz komisch, Dan. Ich hätte doch lieber nach Hause fahren sollen.«
Er hat mehr als ein Problem, dachte Daniel. »Ich werde es noch einmal versuchen«, sagte er, »vielleicht ist euer Telefon gestört. Ich habe jetzt noch eine Patientin, und bevor ich dann meine Krankenbesuche mache, fahre ich zu deiner Mutter, wenn ich sie nicht erreichen sollte. Wann kann ich dir meine Patientin schicken?«
»Können Sie gegen elf Uhr in der Klinik sein, Uschi?« fragte er, die Hand auf die Sprechmuschel legend. Uschi nickte zustimmend.
»Gut,