Название | Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman |
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Автор произведения | Patricia Vandenberg |
Жанр | Языкознание |
Серия | Dr. Norden Bestseller Paket |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783740937553 |
»Dr. Neubert ist tot?« fragte Felicitas. Sie war tief erblaßt.
»Ja, es hat Dan sehr getroffen, daß er gerade jetzt sterben mußte, da er sich doch so auf unsere Insel gefreut hatte. Ich kann nicht weg. Er war uns allen ein guter Freund, und ich möchte nicht gern, daß Dan allein an seinem Grab steht. Siehst du das ein?«
»Es tut mir entsetzlich leid, Paps«, flüsterte Felicitas. »Ich habe ihn doch auch gern gehabt. Ich verstehe, daß es Daniel sehr nahe gegangen ist. Aber ihm merkt man ja nichts an. Nie merkt man ihm eine Gefühlsregung an.«
»Er ist ein Mann, mein liebes Kind. Ein hundertprozentiger Mann, kein labiler Künstler. Nichts gegen David Delorme, aber gar so zu engagieren brauchtest du dich auch nicht.«
»Warum bist du so aggressiv, Paps? Du tust ja gerade so, als wolle ich eine Liebesaffäre beginnen.«
»Dagegen hätte ich allerdings allerlei einzuwenden«, sagte Dr. Cornelius brummig.
»Beruhige dich. Ich habe nicht die Absicht.«
»Aber vielleicht hat er solche.«
»Werde jetzt nur nicht komisch, Paps. David hat eine große Liebe.«
»Tatsächlich? Na, dann her mit ihr.«
»Die ist bei ihm. Es ist die Liebe zur Musik. Er ist sich nur nicht klar darüber, daß dies einstweilen seine einzige Liebe ist.«
Dr. Cornelius runzelte die Stirn. »Meine Tochter als Psychologin«, seufzte er.
»Das hatte ich jedenfalls schnell heraus«, sagte Felicitas. »Aber er ist dein Patient, nicht meiner. Also, ich soll heute mit Daniel nach München fahren«, lenkte sie ab.
»Bist du bereit?«
»Ja«, erwiderte sie kurz.
»Und wirst du ihn nicht ankläffen?«
»Du bist vielleicht höflich«, sagte sie. »Kläffe ich?«
»Deine Bemerkung gestern abend hat mir gar nicht gefallen, Fee«, sagte er ernst.
»Es tut mir leid, Paps. Man sagt manches unüberlegt. Warum hast du mir auch nie gesagt, was Daniel beigetragen hat?«
»Weil er es nicht wollte. Er denkt überaus sozial, Fee. Wenn alle Menschen so denken würden, gäbe es keine so schreckliche Not. Ich muß gestehen, daß ich diesbezüglich viel von ihm gelernt habe. Aber wenn man eine solche Einstellung hat wie er, will man dafür nicht hervorgehoben werden. Es ist ihm zu selbstverständlich.«
»Ein kärgliches Leben braucht er ja nicht zu führen«, sagte Felicitas aggressiv, weil sie einfach nicht eingestehen wollte, daß sie tief beeindruckt war.
»Das wäre auch zuviel verlangt. Warum sollte er das? Er arbeitet recht hart. Er gibt das, was er nicht braucht. Es ist eine sehr anerkennenswerte Einstellung, finde ich. Andere horten ihr Vermögen und werden immer knauseriger.«
»Wieso hat er dich dann aber überhaupt gebraucht, Paps«, fragte Felicitas.
Dr. Cornelius ging zum Fenster. »Sein Vater hatte diese Idee«, sagte er leise. »Ihm gehörte die Insel. Ihm gehörte noch mehr. Ein paar Häuser und Grundstücke, die er aber für seinen Sohn erhalten wollte. Die Idee hat Friedrich fasziniert, aber er hätte sie nie verwirklicht, weil er das Risiko fürchtete. Daniel hatte solche Bedenken nicht. Er hat alles verkauft und alles in die Verwirklichung dieses Wunschtraums seines Vaters gesteckt. Mein Beitrag dagegen ist gering. Nun weißt du es, aber schwöre mir, daß du Daniel nichts davon sagst.«
»Ich werde mich hüten. Er springt mir ins Gesicht«, sagte Felicitas. »Aber sage mir, warum er dir den Ruhm lassen will, warum dein Name hier an diesem Hause steht und nicht seiner?«
»Weil für ihn etwas gilt, was andere nur zu ihrem eigenen Nutzen gebrauchen, Fee. Freundschaft! Für ihn bleibe ich der beste Freund seines Vaters, weil ich mich für die Idee begeisterte, und jetzt bin ich sein Freund. Daniel hatte seine Bedenken, solange sein Vater lebte. Erst danach war er bereit, die Idee zu verwirklichen, auf sein Risiko wohlgemerkt. Er hat alles eingesetzt, und wenn es ein Fiasko wird, verliert er alles.«
»Aber es kann doch gar kein Fiasko geben«, sagte Felicitas erregt.
»Kennen wir die Menschen? Wie viele gibt es denn noch, die Ruhe und Frieden suchen? Die meisten rennen doch dem Vergnügen nach. Sie wollen etwas haben für ihr Geld. Sie wollen die Welt sehen!«
»Du hast also Bedenken, daß die Insel der Hoffnung keinen Gewinn abwirft«, sagte Felicitas leise.
»Gewinn, was heißt schon Gewinn, aber wenn wir nur draufzahlen, ist es nicht zu halten. Ich habe Daniel getäuscht. Es liegen noch nicht so viel
Anmeldungen vor, wie ich gesagt habe.«
»Wir haben doch auch noch gar keine Reklame gemacht«, sagte Felicitas.
»Das will er doch nicht. Er hält mehr von der Mund-zu-Mund-Empfehlung.«
Eine Weile war Schweigen zwischen ihnen, dann sagte Felicitas: »Immerhin ist der erste zahlende Gast David Delorme.«
»Was ist bei ihm schon zu heilen«, sagte Dr. Cornelius. »Seine Komplexe?«
»Oh, Paps, Komplexe sind manchmal sehr schwer zu heilen«, meinte Felicitas.
Sie legte ihre Arme um seinen Hals und lächelte zu ihm empor. »Wir beide haben ja auch welche«, sagte sie leise.
»Ich, wieso habe ich Komplexe?« fragte Dr. Cornelius.
»Daß die Insel der Hoffnung ein Fiasko werden könnte.«
»Und welche hast du?«
»Das verrate ich dir später einmal, aber ich habe eine ganze Menge«, erwiderte Felicitas.
*
»Wo ist eigentlich Frau Fischer?« fragte Daniel, als er Anne beim gemeinsamen Mittagessen vermißte.
»Sie holt ihre Tochter«, erklärte ihm Johannes Cornelius. »Eine tragische Geschichte, Katja hatte im Winter einen Skiunfall. Sie kann seither nicht mehr gehen.«
»Querschnittslähmung?« fragte Daniel.
»Nein, das ist es nicht. Eine Nervensache. Sie geriet mit ihrem Verlobten in eine Lawine. Er kam dabei um. Sie wurde gerettet. Der Schock muß sie gelähmt haben. Für Anne ist das alles natürlich schrecklich. Ein halbes Jahr zuvor hat sie ihren Mann durch einen Herzinfarkt verloren. Er war übrigens auch Arzt. Sie hat Katja von einem Spezialisten zum andern geschickt, doch keiner konnte dem Mädchen helfen. Die Lebensversicherung ging dabei drauf und auch das kleine Vermögen. Wir haben Kollegen, mein lieber Dan, die verflixt hohe Honorare verlangen.«
»Wir werden Frau Fischer doch hoffentlich auch ein gutes Gehalt zahlen«, meinte Daniel. »Werde ich die Tochter noch kennenlernen?«
»Kaum. Wahrscheinlich werden sie erst morgen kommen.«
»Teile mir bitte deine Diagnose mit, Hannes«, sagte Daniel.
»Du wirst mir doch nicht mehr zutrauen als den Kapazitäten?«
»Wer weiß. Wir wollen ja nicht nur an etwaige Honorare denken, und manchmal hilft der gesunde Menschenverstand weiter als Erkenntnisse der Schulmedizin.«
»Junge, Junge, du gibst mir immer wieder neue Probleme auf«, sagte Dr. Cornelius. »An was denkst du?«
»An Akupunktur.«
»Hast du dich denn damit auch befaßt?« fragte der Ältere staunend.
»Meine Neugierde ist schwer zu befriedigen. Die Chinesen haben mich schon immer fasziniert. Sollen wir alles Heilpraktikern überlassen, Hannes? Nichts gegen solche. Sie sind uns in manchem voraus.«
»Wieso?«
»Weil sie nicht mit Schulwissen und jahrhundertealten Erkenntnissen vollgepropft wurden. Manche von uns dünken sich so weise, daß sie keinen Instinkt mehr haben.«