Название | H. G. Wells – Gesammelte Werke |
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Автор произведения | Herbert George Wells |
Жанр | Языкознание |
Серия | Gesammelte Werke bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962813628 |
2. Kapitel – Mr. Teddy Henfreys erste Eindrücke
Um 4 Uhr – es war schon ziemlich dunkel, und Mrs. Hall nahm eben ihren Mut zusammen, um ins Gastzimmer zu gehen und den Fremden zu fragen, ob er Tee wünsche – kam Teddy Henfrey, der Uhrmacher, ins Wirtshaus.
»Bei Gott, Mrs. Hall«, sagte er, »ein böses Wetter für dünne Stiefelsohlen!«
Der Schnee fiel draußen immer dichter.
Mrs. Hall war derselben Ansicht und bemerkte dann, dass er seinen Werkzeugkasten bei sich hatte. »Da Sie einmal da sind, Mr. Henfrey«, meinte sie, »wäre es mir lieb, wenn Sie sich die alte Uhr im Gastzimmer ein wenig ansehen wollten. Sie geht zwar gut und schlägt auch laut und richtig, aber der Stundenzeiger zeigt immer auf sechs.«
Und sie ging voran zur Gastzimmertür, pochte und trat ein.
Als sie die Tür öffnete, sah sie ihren Gast im Lehnstuhl vor dem Feuer sitzen; den verbundenen Kopf zur Seite geneigt, schien er zu schlummern. Das Licht im Zimmer ging von der roten Glut des Feuers aus. Alles erschien ihr rötlich, schattenhaft und undeutlich, besonders da sie kurz vorher die Lampe in der Schankstube angezündet hatte und ihre Augen noch geblendet waren. Aber eine Sekunde lang schien es ihr, als ob der Mann, den sie vor sich sah, einen ungeheuren, weit geöffneten Mund habe, einen unglaublich großen Mund, der den ganzen unteren Teil seines Gesichts wegnahm. Es war der Eindruck eines Augenblicks: der weißverbundene Kopf, die riesige Schutzbrille und diese ungeheure, gähnende Leere darunter. Dann machte er eine Bewegung, fuhr von seinem Stuhl auf und hob die Hand empor. Sie riss die Tür weit auf, sodass das Licht von außen ins Zimmer drang und dann sah sie ihn deutlich, mit dem Halstuch vor dem Gesicht, gerade wie er vorher die Serviette gehalten hatte. Sie dachte, die Schatten müssten ihr Spiel mit ihr getrieben haben.
»Wäre es Ihnen unangenehm, mein Herr, wenn der Mann hier die Uhr ansehen würde?«, fragte sie, sich von ihrer augenblicklichen Verwirrung erholend.
»Die Uhr ansehen?«, wiederholte er, verschlafen um sich blickend, hinter der Hand hervor. Dann wurde er vollends wach und sagte: »Meinethalben!«
Mrs. Hall holte die Lampe und er stand auf und reckte sich. Dann kam das Licht, Mr. Teddy Henfrey trat ein und stand der vermummten Gestalt gegenüber. Er war, wie er später sagte, ganz betroffen.
»Guten Abend!«, sagte der Fremde, indem er Mr. Henfrey, wie dieser in Anspielung auf die ungeheuren Brillengläser angibt, »wie ein Hummer« anglotzte.
»Ich hoffe, ich störe nicht«, sagte Mr. Henfrey.
»Durchaus nicht«, versetzte der Fremde. »Obgleich ich annehme«, fuhr er zu Mrs. Hall gewendet fort, »dass dieses Zimmer ausschließlich für meinen Privatgebrauch bestimmt ist.«
»Ich dachte, mein Herr«, entgegnete Mrs. Hall, »es würde Ihnen lieber sein, wenn die Uhr –«
»Gewiss«, sagte der Fremde, »ganz gewiss. In der Regel ziehe ich es aber vor, allein und ungestört zu sein.«
Er lehnte sich an den Kamin und legte die Hände auf den Rücken. »Und dann, wenn die Uhr in Ordnung ist, hätte ich gern eine Tasse Tee. Aber nicht früher.«
Mrs. Hall wollte hierauf das Zimmer verlassen – diesmal machte sie keinen Versuch, ein Gespräch anzuknüpfen, weil sie sich in Mr. Henfreys Gegenwart nicht einer Abweisung aussetzen wollte – als ihr Gast sie fragte, ob sie wegen seines Gepäcks in Bramblehurst etwas veranlasst hätte. Sie erwiderte, sie hätte mit dem Postmeister darüber gesprochen und der Fuhrmann würde es am nächsten Morgen bringen.
»Ist es bestimmt früher nicht möglich?«, sagte er.
Es sei unmöglich, lautete die kühle Antwort.
»Ich muss Ihnen noch etwas mitteilen«, fügte er hinzu, »früher war ich zu durchkältet und zu müde dazu: ich beschäftige mich mit wissenschaftlichen Experimenten.«
»Wirklich, mein Herr!«, sagte Mrs. Hall sehr gespannt.
»Und mein Gepäck enthält die erforderlichen Apparate und Hilfsmittel.«
»Gewiss sehr nützliche Dinge«, meinte Mrs. Hall.
»Es liegt mir natürlich daran, in meinen Forschungen fortzufahren.«
»Natürlich, mein Herr.«
»Der Grund meiner Reise nach Iping«, fuhr er mit einer gewissen Überlegung fort, »war – der Wunsch nach Einsamkeit. Ich wünsche nicht in meiner Arbeit gestört zu werden. Außer diesen Arbeiten zwingt mich ein Unfall –«
»Ich dachte es mir gleich«, sprach Mrs. Hall zu sich selbst.
»Zurückgezogen zu leben. Ich habe ziemlich schwache Augen, die mir oft so starke Schmerzen verursachen, dass ich mich für Stunden bei geschlossenen Türen im Dunkeln einschließen muss. Hie und da, nicht jetzt gerade. Zu solchen Zeiten ist mir die leiseste Störung, der Eintritt eines Fremden, eine außerordentliche Qual. Ich möchte, dass wir uns ein für allemal verstehen.«
»Gewiss, mein Herr«, erwiderte Mrs. Hall. »Nur wenn ich mir die Freiheit nehmen dürfte, zu fragen –«
»Das ist alles, glaube ich«, sagte der Fremde in jener ruhig abweisenden Art, der man nichts entgegensetzen, und die er nach Belieben annehmen konnte. Mrs. Hall sparte also ihre teilnehmenden Fragen für eine bessere Gelegenheit auf.
Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, blieb der Fremde vor dem Feuer stehen, um, wie Mr. Henfrey behauptet, ihn bei seiner Arbeit anzustarren. Mr. Henfrey hatte die Lampe dicht neben sich stehen und der grüne Schirm warf, während er arbeitete, ein blendendes Licht auf das Gehäuse und die Räder der Uhr. Sonst blieb das Zimmer im Schatten. Wenn er aufblickte, flimmerte es ihm vor den Augen. Er war von Natur aus neugierig, und so hatte er ganz unnötigerweise das Werk auseinander genommen, in der Absicht, sein Fortgehen dadurch hinauszuschieben und vielleicht mit dem Fremden ein Gespräch anzuknüpfen. Aber dieser stand unbeweglich und still auf seinem Platz, so still, dass es Henfrey nervös machte. Er hatte das Gefühl, allein im Zimmer zu sein, und blickte auf. In schattenhaften Umrissen, wie durch einen grünen Nebelschleier, sah er den weißverbundenen Kopf und die riesigen, dunkeln, starr auf sich gehefteten Gläser. Es war Henfrey so unheimlich, dass er den anderen eine Minute lang wortlos anblickte. Dann sah er wieder auf seine Arbeit. Eine ungemütliche Lage! Wenn er wenigstens ein paar Worte hätte sprechen können! Vielleicht, dass das Wetter für diese Jahreszeit sehr kalt sei?
Er