Название | H. G. Wells – Gesammelte Werke |
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Автор произведения | Herbert George Wells |
Жанр | Языкознание |
Серия | Gesammelte Werke bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962813628 |
Als einmal das Eis meines Widerstandes geschmolzen war, ließ er seiner eigenen, lange eingeschlossenen Erregung Spielraum. Auch er stand auf und schritt hin und her. Auch er gestikulierte und rief. Wir benahmen uns wie inspirierte Menschen. Wir waren inspirierte Menschen.
»All das wollen wir schon erledigen!«, sagte er als Antwort auf eine gelegentliche Schwierigkeit, die mir den Zügel angelegt hatte. »All das wollen wir in Kürze erledigen! Wir wollen die Zeichnungen für die Formen noch heute Abend beginnen.«
»Wir wollen sofort beginnen«, antwortete ich, und wir liefen zum Laboratorium, um diese Arbeit alsbald in die Hand zu nehmen.
Ich war die ganze Nacht hindurch wie ein Kind im Wunderland. Die Morgendämmerung fand uns beide noch an der Arbeit – wir achteten des Tages nicht und ließen unser elektrisches Licht weiterbrennen. Ich entsinne mich noch genau, wie diese Zeichnungen aussahen. Ich schattierte und tönte, während Cavor zeichnete – verschmiert und hastig hingeworfen waren sie in jeder Linie, aber wundervoll korrekt. Wir schickten die Bestellungen auf die Stahljalousien und Rahmen ab, die wir nach der Arbeit dieser Nacht nötig hatten, und die Glassphäre war in einer Woche entworfen. Wir gaben unsere Nachmittagsunterhaltungen und unseren alten Schlendrian völlig auf. Wir arbeiteten – und wir schliefen und aßen, wenn wir vor Hunger und Müdigkeit nicht mehr arbeiten konnten. Unsere Begeisterung steckte sogar unsere drei Leute an, obgleich sie keine Ahnung hatten, wozu die Sphäre war. In jenen Tagen gab Gibbs das Gehen auf und lief überall, selbst durchs Zimmer, in einer Art aufgeregten Laufschritts.
Und sie wuchs – die Sphäre. Der Dezember ging hin, der Januar – ich brachte einen Tag damit zu, mit einem Besen einen Pfad zwischen Sommerhaus und Laboratorium zu fegen – Februar, März. Gegen Ende März kam die Vollendung in Sicht. Im Januar war ein Spann Pferde gekommen, eine riesige Packkiste; unsere dicke Glassphäre hatten wir jetzt fertig, und sie war unter dem Krahn aufgestellt, den wir aufgetakelt hatten, um sie in die Stahlschale zu schwingen. All die Stangen und Jalousien der Stahlschale – es war nicht eigentlich eine sphärische Schale, sondern polyndrisch, mit einer Rolljalousie für jede Fazette – waren im Februar gekommen, und die untere Hälfte wurde zusammengenietet. Das Cavorit war im März zur Hälfte fertig: die Metallmasse hatte zwei der Entwicklungsstufen ihrer Herstellung durchgemacht, und wir hatten ganz die Hälfte davon auf die Stahlstangen und Jalousien gestrichen. Es war erstaunlich, wie eng wir uns an die Linien von Cavors erster Inspiration hielten, als wir den Entwurf ausarbeiteten. Als das Zusammennieten der Sphäre beendet war, schlug er vor, das rohe Dach des zeitweiligen Laboratoriums, in dem die Arbeit vor sich gegangen war, zu entfernen und einen Schmelzofen darum zu bauen. So sollte die letzte Phase der Cavorit-Herstellung, in der die Masse in einem Heliumstrom zu einer stumpfen Rotglut erhitzt wird, vollzogen werden, wenn es schon über der Sphäre lag.
Und dann hatten wir zu erörtern und zu beschließen, welcher Art Vorräte wir mitnehmen sollten – komprimierte Nahrungsmittel, konzentrierte Essenzen, Stahlzylinder mit Reservesauerstoff, eine Vorrichtung, Kohlensäure und verdorbene Luft zu entfernen und Sauerstoff mittelst Natriumhyperoxyd zu ersetzen, Wasserkondensatoren und so weiter. Ich erinnere mich noch des kleinen Haufens, den sie im Winkel bildeten – Zinndosen, Rollen und Kisten – überzeugend tatsächlich.
Es war eine emsige Zeit mit wenig Gelegenheit zum Nachdenken. Aber eines Tages, als wir uns dem Ende näherten, überkam mich eine sonderbare Stimmung. Ich hatte den ganzen Morgen am Schmelzofen gemauert, und ich setzte mich wie zerschlagen bei diesen Liegenschaften nieder. Alles schien stumpf und unglaublich.
»Aber hören Sie, Cavor«, sagte ich. »Schließlich! Wozu das alles?«
Er lächelte. »Jetzt soll das Ding gehen.«
»Der Mond«, überlegte ich. »Aber was erwarten Sie? Ich dachte, der Mond ist eine tote Welt.«
Er zuckte mit den Schultern.
»Was erwarten Sie?«
»Wir werden ja sehen.«
»Werden wir?«, sagte ich und starrte vor mich hin.
»Sie sind müde«, sagte er. »Sie sollten heute Nachmittag lieber spazieren gehen.«
»Nein«, sagte ich hartnäckig, »ich will diese Mauerei fertig machen.«
Und ich tat es und holte mir eine schlaflose Nacht.
Ich glaube nicht, dass ich je eine solche Nacht gehabt habe. Ich habe vor meinem Geschäftszusammenbruch ein paar schlimme Zeiten durchgemacht, aber die schlimmste jener Nächte war süßer Schlummer im Vergleich mit dieser Unendlichkeit schmerzhafter Wachheit. Ich hatte plötzlich vor dem, was wir tun wollten, die ungeheuerlichste Angst.
Ich entsinne mich nicht, dass ich vor jener Nacht überhaupt an die Gefahren gedacht hätte, die wir liefen. Jetzt kamen sie wie jener Aufzug von Gespenstern, die einst Prag belagerten, und legten sich um mich. Die Seltsamkeit dessen, was wir zu tun im Begriffe standen, das Unirdische überwältigten mich. Ich war wie ein Mann, der aus heiteren Träumen zur furchtbarsten Umgebung erwacht. Ich lag da, die Augen weit offen, und die Sphäre schien mit jedem Moment immer nichtiger und blasser, und Cavor immer unwirklicher und fantastischer, und das ganze Unternehmen immer toller und toller zu werden.
Ich stieg aus dem Bett und wanderte umher. Ich setzte mich ans Fenster und starrte in die Unermesslichkeit des Raums. Zwischen den Sternen lag die leere, die unergründliche Dunkelheit! Ich versuchte, mir die fragmentarische Kenntnis der Astronomie zurückzurufen, die ich mir durch mein unregelmäßiges Leben erworben hatte, aber sie war zu unbestimmt, um mir irgendeine Vorstellung der Dinge zu geben, die wir erwarten konnten. Schließlich ging ich wieder ins Bett und es gelang mir, ein paar Momente des Schlafs zu erfassen – vielmehr Momente des Albs – in denen ich auf ewig in den Abgrund des Himmels fiel und fiel und fiel.
Ich erstaunte, Cavor beim Frühstück zu sehen. Ich sagte ihm kurz: »Ich komme nicht mit Ihnen in die Sphäre.«
Ich setzte all seinen Protesten eine finstere Beharrlichkeit entgegen. »Die Sache ist zu toll«, sagte ich, »und ich will nicht mit. Die Sache ist zu toll.«
Ich wollte nicht mit ihm ins Laboratorium gehen. Ich trieb mich eine Zeit lang in meinem Sommerhaus herum, nahm