Название | H. G. Wells – Gesammelte Werke |
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Автор произведения | Herbert George Wells |
Жанр | Языкознание |
Серия | Gesammelte Werke bei Null Papier |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962813628 |
Er starrte. »Einen Moment«, sagte er, »sicherlich. Oder wenn Sie länger mit mir zu reden wünschen und es nicht zu viel verlangt ist – Ihr Moment ist vorbei – wäre es Ihnen zu viel Mühe, wenn Sie mich begleiteten?«
»Nicht im geringsten«, sagte ich, indem ich mich neben ihn begab.
»Meine Gewohnheiten sind regelmäßig. Meine Zeit für den Verkehr – begrenzt.«
»Dies, nehme ich an, ist Ihre Zeit für die Bewegung?«
»Ganz recht. Ich komme hierher, um den Sonnenuntergang zu genießen.«
»Das ist nicht wahr.«
»Herr?«
»Sie sehen ihn nie an.«
»Sehe ihn nie an?«
»Nein. Ich habe Sie dreizehn Abende beobachtet, und Sie haben kein einziges Mal nach dem Sonnenuntergang geblickt – kein einziges Mal.«
Er runzelte die Stirn, wie einer, der auf ein Problem stößt.
»Nun, ich genieße das Sonnenlicht – die Atmosphäre – ich gehe diesen Pfad entlang, durch die Pforte da« – er ruckte mit dem Kopf über die Schulter – »und herum – –«
»Das ist nicht wahr. Das haben Sie nie getan. Das ist alles Unsinn. Es gibt da gar keinen Weg. Heut abend, zum Beispiel – –«
»O! Heut abend! Lassen Sie sehen; Ah! ich blickte gerade auf meine Uhr, sah, dass ich schon drei Minuten über die präzise halbe Stunde ausgewesen war, entschied, ich hätte keine Zeit mehr, herumzugehn, machte kehrt –«
»Das tun Sie immer.«
Er sah mich an und dachte nach. »Vielleicht ja, jetzt, wo ich drüber nachdenke. Aber worüber wollten Sie mit mir reden?«
»Nun, darüber!«
»Darüber?«
»Ja. Warum tun Sie das? Jeden Abend kommen Sie und machen ein Geräusch – –«
»So« – ich ahmte sein summendes Geräusch nach.
Er sah mich an, und es war klar, das Summen erweckte Widerwillen. »Das tue ich?«, fragte er.
»Jeden lieben Abend.«
»Ich hatte keine Ahnung.«
Er blieb stehen. Er sah mich ernst an. »Ist es möglich«, sagte er, »dass ich eine Angewohnheit angenommen habe?«
»Nun, es sieht so aus. Nicht wahr?«
Er zog zwischen Finger und Daumen die Unterlippe herab. Er blickte eine Pfütze zu seinen Füßen an.
»Mein Geist ist sehr beschäftigt«, sagte er. »Und Sie wollen wissen, warum! Ja, Herr, ich kann Sie versichern, dass ich nicht nur nicht weiß, warum ich diese Dinge tue, sondern ich wusste nicht einmal, dass ich sie tat. Wenn ich nachdenke, es ist genau, wie Sie sagen; ich bin nie über das Feld hinausgegangen … Und diese Dinge belästigen Sie?«
Aus irgendeinem Grunde begann ich versöhnlicher gegen ihn zu werden. »Belästigen nicht«, sagte ich. »Aber – stellen Sie sich vor, Sie schrieben ein Drama!«
»Könnte ich nicht.«
»Nun, irgend etwas, wozu Konzentration nötig ist.«
»Ah!«, sagte er, »natürlich«, und er dachte nach. Sein Ausdruck sprach so beredt von Kummer, dass ich noch versöhnlicher wurde. Schließlich ist es ein wenig aggressiv, wenn man einem Menschen sagt, man wisse nicht, warum er auf einem öffentlichen Fußweg summt.
»Sie sehn«, sagte er schwach, »es ist eine Angewöhnung.«
»O, das sehe ich ein.«
»Ich muss sie einstellen.«
»Nicht, wenn es Sie stört. Schließlich hatte ich kein Recht – ich habe mir so etwas wie eine Freiheit herausgenommen.«
»Durchaus nicht«, sagte er, »durchaus nicht. Ich bin Ihnen sehr verbunden. Ich sollte mich vor solchen Dingen hüten. Ich werde es in Zukunft. Könnte ich Sie noch einmal bemühen? – Dies Geräusch?«
»Etwa so«, sagte ich: »Susuhh, Susuhh. Aber wirklich, wissen Sie – –«
»Ich bin Ihnen sehr verbunden. Ich weiß auch, ich werde absurd geistesabwesend. Sie haben ganz recht – vollständig recht. Wahrhaftig, ich bin in Ihrer Schuld. Die Sache soll aufhören. Und jetzt, Herr, ich habe Sie schon weiter mitgenommen, als ich hätte tun sollen.«
»Ich hoffe, meine Impertinenz – –«
»Durchaus nicht, Herr, durchaus nicht.«
Wir blickten einander einen Augenblick an. Ich hob den Hut und wünschte ihm einen guten Abend. Er erwiderte krampfhaft, und so gingen wir unserer Wege.
Am Zauntritt blickte ich auf seine verschwindende Gestalt zurück. Sein Gebaren war merkwürdig verändert, er schien lahm, zusammengeschrumpft. Der Kontrast mit seinem ehemaligen gestikulierenden, summenden Selbst ergriff mich absurderweise als pathetisch. Ich beobachtete ihn, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann kehrte ich mit dem herzlichen Wunsch, ich hätte mich an meine eigenen Angelegenheiten gehalten, in mein Sommerhaus und zu meinem Drama zurück.
Am nächsten Abend sah ich ihn nicht. Aber er lag mir sehr im Sinn, und mir war eingefallen, er könne in der Entwicklung meines Dramas als ein sentimental komischer Charakter einem nützlichen Zwecke dienen. Am dritten Tage machte er mir einen Besuch.
Eine Zeit lang plagte mich der Gedanke, was ihn wohl hergeführt habe. Er machte aufs formellste gleichgiltige Konversation; dann kam er unvermittelt aufs Geschäft. Er wollte mich aus meinem Haus herauskaufen.
»Sie sehn«, sagte er, »ich tadele Sie nicht im geringsten, aber Sie haben eine Gewohnheit zerstört, und das desorganisiert mir meinen Tag. Ich bin hier jahrelang gegangen – Jahre. Ohne Zweifel habe ich gesummt … All das haben Sie unmöglich gemacht!«
Ich schlug vor, er solle es mit einer anderen Richtung versuchen.
»Nein. Es gibt keine andere Richtung. Dies ist die einzige. Ich habe mich erkundigt. Und jetzt – jeden Nachmittag um vier – da komm ich an eine blinde Mauer.«
»Aber, mein lieber Herr, wenn die Sache für Sie von solcher Bedeutung ist – –«
»Es ist eine Lebensfrage. Sie sehn, ich bin – ich bin ein Forscher – ich bin mit einer wissenschaftlichen Untersuchung beschäftigt. Ich wohne – –« er hielt inne und schien zu denken. »Da drüben«, sagte