Название | APEX |
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Автор произведения | Ramez Naam |
Жанр | Языкознание |
Серия | Nexus |
Издательство | Языкознание |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783958352988 |
Sie beobachtete ihn. Er konnte sehen, wie sie ihn musterte, um ihn in einer grundlegenden Art und Weise abzuschätzen, die er nicht verstand. »Sie können ihren Kindern dabei helfen, schneller zu lernen.« Das war eine Aussage, keine Frage.
Kade nahm einen langsamen Atemzug durch die Nase. Er musste das Ganze in der richtigen Art und Weise beginnen.
»Um ehrlich zu sein«, sagte er zu ihr, »können Sie das selbst bewerkstelligen. Mit Nexus und ohne mich.«
Die Premierministerin hob das Blatt Papier hoch und hielt es ihm ins Gesicht. Aus dieser Entfernung konnte er lateinische Buchstaben darauf erkennen. Englische Worte.
»Und dann Ihre Bedingungen«, sagte sie. »Warum sollte ich auch nur einer davon zustimmen?«
Kades Augen bewegten sich weg vom Blatt Papier und zu Ayesha Danis Augen zurück.
Er sprach mit aller Überzeugung, die er in sich hatte: »Weil jede einzelne davon bedeutet, das Richtige zu tun – das Richtige für die Kinder, denen Sie Nexus verabreichen wollen, das Richtige für Indien und das Richtige für die ganze Welt.
Denn wenn es soweit ist, und wenn Sie die Person sind, für die ich Sie halte, dann werden Sie alle diese Bedingungen sowieso umsetzen.«
Sie schaute ihn einen Moment lang an. Ihr Gesicht war unverändert, ihre Augen musterten ihn noch immer.
»Und«, sagte Kade mit einem Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete, »weil Ihre Kinder mit meiner Hilfe sogar noch besser werden.«
20| WAHLTAG
UNSICHERER AUSGANG DER WAHLEN AM WAHLTAG
Dienstag, 06.11.2040, 5:31 Uhr, Washington DC Amerikanisches Nachrichten-Netzwerk Wahllokale und Analysten gaben unterschiedliche Einschätzungen über den vermutlichen Ausgang im Rennen um die Präsidentschaft am späten Montagabend ab. Eine Serie an Skandalen zerschlug die Kampagne des noch amtierenden Präsidenten John Stockton und stärkte seinen Herausforderer Stanley Kim, jedoch könnte der Effekt durch die Rekordzahl früher Stimmabgaben gedämpft werden.
Senator Kim veröffentlichte am Montag via Videocast einen Aufruf an die Wähler:
< Video: Stan Kim steht in Anzug und Krawatte vor dem Hintergrund einer sanft wehenden amerikanischen Flagge auf seinem Podium >
»Meine amerikanischen Mitbürger, dies ist eine Demokratie! In einer Demokratie ist der Kandidat, der durch die Mehrheit gewählt wurde derjenige, der ins Amt berufen wird. Klar ist, dass heute, vor dem Hintergrund dessen, was wir nun alle wissen, die Mehrheit von Ihnen ihre Stimme für mich abgeben würde. Für den Fall, dass Sie frühzeitig gewählt haben, sollten Sie wissen, dass die Verfassung und die Gesetzgebung dieses Landes klar statuieren, dass Ihre Stimme bis zum eigentlichen Tag der Wahl nicht als tatsächlich abgegeben gilt, auch wenn Sie sie vorher schon eingesendet haben. Es ist noch immer Zeit, Ihre Abstimmung zu ändern.
Und wenn Sie sich entschließen, dies zu tun und es Ihnen aus irgendeinem Grunde verwehrt wird, möchten wir Sie bitten, auf folgender Website darauf hinzuweisen …«
Stocktons Kampagne hat diese Behauptungen hingegen bestritten und führt an, dass …
Barb tippte auf ihr Tablet, um es auszuschalten und stieg dann aus dem Wagen – diesmal aus ihrem privaten Wagen. Sie lief den Gehweg in Richtung des Rathauses entlang und trat dann durch die Tür in den Westflügel hinein. Sie blieb kurz stehen, um den Aufnahmemodus ihres Telefons einzuschalten, und steckte es dann in ihre Brusttasche. Dann trat sie in das für sie vorgesehene Wahllokal.
Es war 6.01 Uhr morgens.
Jenny Collins war für die Wahlkabine zuständig. Bill Banks sorgte in Uniform gekleidet für die Sicherheit. Sonst war niemand anwesend.
Barb ging auf Jenny zu.
»Mein Name ist Barbara Ann Richmond, und ich würde gerne meine Abstimmung ändern.«
21| VERABSCHIEDUNGEN
Dienstag, 06.11.2040 Rangan verabschiedete sich von den Jungs im versteckten Keller eines Ladens für Agrarbedarf am Rande von Palmyra. Es flossen Tränen. Er konnte es kaum ertragen.
Er umarmte sie alle ganz fest und sagte so viel er nur konnte.
Ich sehe euch in ein paar Tagen, sendete er ihnen.
Aber er klang nicht sehr überzeugend. Nicht einmal für sich selbst.
Dann übergab er sie in die Obhut von Laura und Janet und machte sich an den langsamen, schmerzhaften Aufstieg der engen Treppe.
Um 19.42 Uhr kam er schweißgebadet und keuchend vor Schmerzen in der dunklen Gasse an und der unauffällige Wagen bog in die andere Richtung ein, so wie es ihm zuvor gesagt worden war.
Der Fahrer des Wagens nannte sich »Oscar«. Es war nicht sein richtiger Name, das hatte er Rangan sofort mitgeteilt. So sollte Rangan ihn nennen. Oscar war groß, schlank, sommersprossig, rothaarig und jünger als Rangan. Und er war zappelig. Er trug einen schwarzen Kapuzenpulli, ähnlich dem, den sie Rangan geliehen hatten. Er sprach mit einem Jersey-Akzent.
»Leg dich hinten hin und zieh die Decke über dich, die gräuliche. Lass den Kopf unten. Immer. Wenn du raus gucken kannst, dann können dich die Kameras auch sehen. Verstanden?«
»Verstanden.«
Oscar fuhr los. Oder besser gesagt der Wagen.
Rangan war sich nicht sicher. Sie fuhren Kilometer um Kilometer. Ihr Vorankommen wechselte von Stop-and-go-Verkehr zu schnellerer, fließender Fahrt auf dem Freeway.
»Sollte ich nicht lieber in den Kofferraum oder so?«, fragte Rangan.
»T-Strahlen«, antwortete Oscar. »Terahertzstrahlen. Die können den Kofferraum durch den Deckel hindurch scannen. Gibt nichts Auffälligeres als einen Mann im Kofferraum.«
Rangan nickte.
»Also, woher kennst du …?«, fing er an.
»Ich kenne niemanden!«, schnauzte Oscar ihn an. »Und du genauso wenig! Leute zu kennen kann sie umbringen, okay? Willst du den Leuten, die dir geholfen haben, einen Gefallen tun? Dann vergiss sie. Wenn du jemals wieder Kontakt zu ihnen aufnimmst oder ihre Namen erwähnst, dann tötest du sie. Wortwörtlich. Also kenn‘ ich sie nicht. Und du kennst sie nicht. Und mich kennst du verdammt noch mal auch nicht!«
Daraufhin hielt Rangan für Kilometer hinweg den Mund und starrte nur an die Decke des Wagens. Er versuchte, dankbar für Oscars Hilfe zu sein und sich die Dinge, die er gesagt hatte, zu Herzen zu nehmen.
»Und wohin fahren wir?«, fragte er schließlich.
Oscar sagte nichts.
»Ich werde es schon niemandem erzählen«, fuhr er fort. »Ich kenne ja nicht mal jemanden, dem ich es zum Teufel noch mal erzählen könnte, richtig?« Er zwang sich ein leises Lachen heraus.
»Baltimore«, kam dann endlich zur Antwort.
»Baltimore?« Rangan war überrascht. Das war nördlich von hier. Kuba lag in der anderen Richtung. »Sollten wir nicht gen Süden fahren?«
Oscar ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Wir fahren dahin, wo es ein Boot gibt, dem wir trauen können. Das nimmt dich dann mit. Du bist heiße Ware. Die Kubaner wollen dich. Aber es