G.F. Barner Staffel 4 – Western. G.F. Barner

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Название G.F. Barner Staffel 4 – Western
Автор произведения G.F. Barner
Жанр Языкознание
Серия G.F. Barner Staffel
Издательство Языкознание
Год выпуска 0
isbn 9783740927240



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sollte er so weit sehen können, denn dann würde er umdrehen und sich vor nackter Furcht in seinem Bett verkriechen, denn auf der Ranch ist der einzig sichere Platz.

      *

      Im Last Penny singt Ireen Clay gerade das letzte Lied.

      Sie singt, und der Beifall prasselt los. Und in dem Beifall hinein, dünn, zirpend und kaum zu hören, erst ein Schuß, dann zwei andere.

      Einige Männer wenden die Köpfe und blicken automatisch zur Tür. An seinem Tisch nimmt Mikel Todhunter langsam seine Hand vom Arm der Walcott und starrt Owen Walburn

      und Meehan an. Sein Blick wandert weiter zu Art Ford, der auf die Tür starrt und gerade zusammengezuckt ist.

      Der Beifall erstickt nach kaum einer Minute. Ein halbtrunkener Cowboy kreischt grölend, daß Ireen noch einmal singen soll.

      Doch seine Partner bringen ihn zum Schweigen.

      Aus der Gasse von irgendwoher der Ruf auf die Main Street gellend:

      »Hank Pritwall ist erschossen worden! Hank hat man erwischt! Es ist hinter dem Exelsior!«

      Auf der Bühne steht Ireen Clay und atmet erleichtert auf. Einen winzigen Augenblick kommt ihr etwas an der Stimme bekannt vor. Aber dann brüllen noch einige Stimmen weiter vorn auf der Main Street:

      »Heh, wer hat den alten Pritwall erschossen? Was war das für ein Skunk? Los, Leute, sehen wir nach! He, sie haben Pritwall erschossen!«

      Mikel Todhunter atmet erleichtert auf und grinst Owen breit an. Und Owen sagt flach:

      »Mikel, ich sehe mal nach, was? So eine Gemeinheit, der alte Pritwall hatte nur seinen Store und sonst nichts.«

      »Sicher, sieh nach«, sagt Mikel knapp. »Du auch, Harry? Nun gut, dann verschwindet beide. Teufel, alles rennt los!«

      Die Leute springen hoch und rennen auf den Vorbau. Mindestens achtzig Männer rennen auf den Exelsior Saloon zu, stürmen durch das offene Hoftor in den Hof und sehen den Stallhelp aus dem Stall hasten.

      »Wo liegt er, he?«

      Drei, vier Stimmen zugleich rufen den Mann an, und der schüttelt verwirrt den Kopf.

      »Hier war es nicht«, sagt der Stallhelp heiser. »Weiß der Teufel, wer das gerufen hat, aber die Schüsse fielen da drüben links. Leute, hier war nichts.«

      Die Männer drehen wieder um, und Owen Walburn, der mit Meehan der aus dem Torweg stürmenden Meute ausweichen will, wird beinahe umgerissen. Fluchend bleibt er am Zaun stehen und läßt den Haufen brüllender Männer vorbei. Er sieht den Stallhelp und sagt heiser:

      »He, Larry, war er bestimmt nicht hier? Aber da hat doch jemand gerufen, daß es hier sei.«

      »Weiß nicht, wer der Narr war«, gibt der Mann zurück und rennt nun auch an dem verblüfften Owen vorbei aus dem Tor.

      »Die Pest!« sagt Owen Walburn grimmig. »Harry, da führt uns jemand an der Nase herum. Die Leute rennen wie verrückt nach links und links…«

      »Die Hölle!« erwidert Meehan schnaufend. »Links ist doch Budd hingerannt, was? Mann, es wird doch nicht…«

      Er packt Walburn am Arm, und sie drehen sich beide um.

      Und genau in diesem Augenblick bewegt sich jemand rechts vom Stall, und eine kalte und schneidende Stimme sagt pulvertrocken:

      »Es war Budd, Freunde! Ich bin hier!«

      Mehr braucht Meehan nicht. Er gibt sich einen Stoß, erkennt in einer Sekunde die Stimme und wirbelt herum.

      Walburn erfaßt es erst langsam. Er begreift zu spät, daß dort Steven Clay gesprochen hat und duckt sich dann.

      Und während er sich duckt, dreht er sich und reißt an seinem Coltkolben.

      Links von ihm ist Meehan mit zwei Sätzen an den Zaun geflogen und wirbelt ganz herum, den Colt in der Faust. Meehan sieht den Schatten in der Nische am Holzstoß und feuert augenblicklich.

      Sein Revolver brüllt auf, die Kugel klatscht in den Holzstapel und Steven Clay sagt eiskalt:

      »Meehan, weiter rechts! Hier bin ich!«

      Und während er spricht, schießt er.

      Meehan sieht die Feuerwolke und für den Bruchteil einer Sekunde beleuchtet, Steven Clays grausam kaltes Gesicht.

      Dann trifft ihn der Schlag links unter die Weste und stößt ihn halb zurück. Er taumelt nach hinten, prallt an den Zaun und hört, wie Clay heiser sagt:

      »Owen, dies ist dein Teil.«

      Owen Walburn hört Meehan schrecklich seufzen, hat den Revolver in der rechten Hand und schießt, ehe Steven Clay feuern kann.

      Er sieht Clays Schatten ganz deutlich rechts des Holzstoßes, sein Colt bellt auf, und hinter dem Holzstoß verschwindet taumelnd der Schatten. Er hört Steven Clay ächzen und sagt heiser und giftig:

      »Da hast du selber dein Teil, Halunke! Warte, ich werde dich schon…«

      Er rennt nach links, will um den Holzstapel herum und hört es poltern.

      Und er sieht nicht, daß Steven Clay die eine leere Tonne, die an der Ecke des Stalles steht, mit dem Fuß umstößt und mit dem Revolver in der Hand sich in die Nische zurückzieht.

      Wie ein wilder Präriebüffel stürmt Walburn mit gezogenem und rauchendem Colt um die Holzstapelecke, sieht den dunklen Fleck am Boden und feuert sofort.

      Krachend und knallend jagt die Kugel in das Faß, und der helle Flammenschein des Schusses läßt Walburn zu spät seinen Irrtum erkennen.

      Da ist kein Stöhnen mehr, da rollt nur die Tonne knarrend ein Stück an der Wand des Stalles entlang.

      Und Steven Clay sagt aus der Dunkelheit der Nische heraus:

      »Walburn, nur eine Idee schlauer, dann würdest du nicht hier sein. Da hast du es.«

      Der Schuß kommt mitten in diese beiden Sätze hinein.

      Walburn sieht die Feuerwolke, den Colt blitzen und der Schlag schleudert ihn gegen den Holzstapel zurück. Er prallt hart an, taumelt und dreht sich. Und sein Colt brüllt zweimal, dreimal, schmettert auf, hämmert los, und die Kugeln jagen in den Boden des Hofes.

      Dann verliert Walburn den Colt, preßt beide Hände auf den Bauch und fällt zu Boden. Er liegt da, stöhnt schlimm und will kriechen. Er sieht seinen Colt, sieht die Stiefel kommen und einen ausholen. Der Colt fliegt im Bogen weg, landet irgendwo unter dem Schuppendach am Kastenwagen Ismays, und der Gorilla Mikel Todhunters blickt hoch.

      Er sieht mitten hinein in Steven Clays noch rauchenden Revolver und wimmert hoch und schrill, die Furcht läßt ihn zittern wie Espenlaub, und der Revolverhammer knackt einmal scharf.

      »Nein!« sagt er schrill. »Nicht schießen. Mein Bauch, ich werde sterben. Mein Bauch, ich sterbe.«

      »Du wolltest doch mein Haus anstecken, wie?« fragt Clay düster. »Du wolltest mich doch zerschlagen, Halunke? Nun, was willst du jetzt? Willst du leben? Mister, du wirst leben, ich weiß nicht, wie lange, aber es wird die Hölle sein.«

      Er stößt ihn mit dem Fuß an und blickt zu Meehan hin, der am Zaun kauert und seinen Colt mit beiden Händen auf ihn richtet.

      Und da macht Steven Clay einen jähen Satz und Meehan sagt verzerrt und kaum hörbar, ehe er abdrückt:

      »Ich bringe dich um! Ich bringe dich…«

      Und dann drückt er ab, die Kugel faucht über den Hof und schlägt in den Stall als harmloser Abpraller. Meehan verliert den Colt, er hat keine Kraft mehr und fällt auf die Seite.

      An ihm vorbei springt Steven Clay mit einem langen Satz, taucht über den Zaun am Holzstoß hinweg und macht die schmale Tür auf.

      Brüllend und gestikulierend stürzt eine Menschenmenge aus der Gasse rechts und jemand schreit:

      »Da,