Türkei - Entdeckungen im Morgenland. Claudia Stosik

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Название Türkei - Entdeckungen im Morgenland
Автор произведения Claudia Stosik
Жанр Книги о Путешествиях
Серия
Издательство Книги о Путешествиях
Год выпуска 0
isbn 9783969405239



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auf türkischem Boden Kayseri, das biblische Caesarea, sowie der Herkunftsort des heiligen Nikolaus von Myra nahe der Mittelmeerküste, legen beredtes Zeugnis der biblischen Geschichte ab. Das unter Kaiser Konstantin einberufene Konzil von Nicäa im Mai des Jahres 325 führte nach langem Streit zu Klärung und Festlegung des Osterfestes. Auf geschichtsträchtigem Boden von Kleinasien, der heutigen Türkei, legte man neben anderen kirchlichen Glaubensfragen das höchste Kirchenfest auf den 1. Sonntag nach dem Frühlingsvollmond fest. Was an Gültigkeit bis heute nichts verloren hat.

       An diesem historischen Ort, wo einst Apostel Petrus predigte, hielt unser Pfarrer eine Andacht.

      ***

      Antakya und das Mosaikmuseum

      Ankunft in Antakya, das frühere Antiochia, die nach Rom größte Stadt des Altertums. Damals lebten hier 500.000 Einwohner – heute nur noch 66.000. Die Stadt wurde 301 v. Chr. gegründet, gehörte zu Syrien, denn wie schon erwähnt, beherrschten die Römer diesen Teil Asiens. Auch heute noch wird die Stadt von ihrer einstigen griechisch-römischen Stadtanlage geprägt. Vermutlich wurden die Menschen hier zum ersten Mal in der Geschichte Christen genannt. Von meinem Hotelfenster blicke ich auf die Altstadt von Antakya. Bei einem abendlichen Stadtbummel offenbart sich die Schönheit der Altstadt mit einem Besuch im orientalischen Basar.

       Blick auf die Altstadt von Antakya in der Abenddämmerung

      Aus unerfindlichen Gründen sollte die Stadt nicht mehr lange Antakya heißen, sondern zukünftig Hatay, nach der gleichnamigen Provinz. Das wäre dann der dritte Name seit ihrer Gründung.

      Besonders sehenswert empfinden wir das Mosaikmuseum bzw. archäologische Museum, welches zahlreiche Objekte von Ausgrabungen aus Orten der näheren Umgebung von Antakya und Syrien – meist der Hethiter und Assyrer präsentiert.

       Mosaikmuseum im Jahr 1990 – Der Umzug in ein anderes Gebäude erfolgte im Jahr 2011

      Großflächige, jedoch meist nur in Teilen erhaltene, imposante Mosaikbilder an den Wänden und Fußböden bestaunen wir und sind immer wieder überrascht über das hohe Niveau der künstlerischen Darstellungen des damaligen Lebens.

      „Bedeutende Kulturschätze wurden in einer Villenstadt der Reichen Antiochias entdeckt, in Daphne, vor allem prachtvolle Mosaiken mit Tierbildern, mit Imitationen wertvoller Perserteppiche, mit Erzählungen und religiösen Szenen.“6

      ***

      Fahrt Richtung Osten

       9. September:

      Es ist Sonntag. Früh am Morgen nehmen wir an einem Gottesdienst in der syrisch-orthodoxen Kirche der Basilius-Gemeinde in Antakya teil, so wie es sich für eine Reisegruppe, die den Spuren der frühchristlichen Apostel nachspüren möchte, gehört.

      Ablauf: erst eine große Fürbitte (große Kyrie), dann wird die große Kyrie gesungen – Halleluja –. Es folgt der kleine Einzug – 1. Höhepunkt jeder Liturgie – Gott wird Mensch. Gott Vater wird in der Ikonenmalerei aber nicht dargestellt, nur Jesus Christus. Anschließend erfolgt die Lesung des Evangeliums. Wir erfahren, dass in jeder orthodoxen Kirche die gleiche Liturgie abläuft. Der Eremit Basilius, der Namensgeber der Kirche, wurde in der Region Kappadokien geboren und lebte Mitte des 4. Jahrhunderts. Seine Lehre, Rat und Anleitungen wurden nach seinem Tod weitergegeben. Seine Regeln: „haben im griechisch-orthdoxen Klosterleben die gleiche Rolle gespielt wie die Regel des heiligen Benedikt im Westen.“7

      Nachdem wir uns beim reichhaltigen Frühstück im Hotel und im Anschluss beim erbaulichen Gottesdienst in der Kirche gestärkt hatten, geht die Reise in Richtung Osten weiter. Wir überqueren die Gleise der berühmten Bagdadbahn. Sie fährt wohl heute noch, zwar nur einmal am Tag, von Istanbul bis Bagdad. Das vor dem Ersten Weltkrieg aus dem Boden gestampfte, von deutschen Ingenieuren geleitete Mammutprojekt, beendete man schließlich erst nach dem Ersten Weltkrieg.

      ***

      Der Moses-Berg

      Auf der Fahrt Richtung Urfa erblicken wir in der Ferne einen hohen Berg, den Mosesberg (Musa-Dağ), auf dem während des Ersten Weltkrieges 5000 Armenier überlebten bis sie schließlich gerettet wurden. Ein französischer Panzerkreuzer, da heißt die Schiffsbesatzung, ah die weiße Fahne mit der Aufschrift „Christen in Not“, die oben auf dem Berg geschwenkt wurde, und leitete somit die Rettung der Flüchtlinge ein. Das war im Sommer 1915 mitten im Krieg.

      Der Schriftsteller Franz Werfel hat mit seinem Buch „Die 40 Tage des Musa Dağ“ dieser wunderbaren Rettung ein eindrucksvolles literarisches Denkmal gesetzt. Ich hatte während der Reise den Titel und Namen des Autors in meinem Gedächtnis verankert und mir vorgenommen, irgendwann einmal das Buch zu lesen. Siebzehn Jahre später fand ich es auf einem Trödelmarkt. Trotz des schweren Themas machte das Buch auf mich einen düsteren Eindruck. Im Gegenteil: Mir gefiel, das Unterlassen der schwarz-weiß-Malerei-Sichtweise: die guten Armenier, die bösen Türken. Es gab ja auch von Seiten der Türken Hilfe, indem Kinder gerettet worden sind und in türkischen und arabischen Familien unterkamen. Erwähnenswert ist noch, dass der Roman im Schicksalsjahr 1933 erschien, das Werk gleich Opfer der Bücherverbrennung wurde und Hitler es verbot, da das Schicksal der jüdischen Bevölkerung mit dem der Armeniern fatale Gemeinsamkeiten aufwies. Die meisten Armenier, auch Griechen und Juden lebten damals im Istanbuler Raum. Kleinasien war stets ein bevorzugtes es Durchgangs- und Einwanderungsgebiet gewesen. Im Osmanischen Reich von 1300-1923 existierten viele Völker, die verschiedensten Sprachen und Konfessionen. Heute ist von alledem kaum noch etwas übrig. Die Armenier leben verstreut in aller Welt.

      Endlich kommen wir in Gaziantep an, bei etwa 40 Grad im Schatten, wobei man die Hitze gut ertragen konnte, weil die Luftfeuchtigkeit relativ niedrig war. Wir nehmen Kurs auf ein Restaurant – über den Dächern der Stadt. Bei der Auswahl des Menüs dürfen wir in der Küche in jeden Topf hineinschauen und unser Essen nach Augenmaßzusammenstellen. In Deutschland undenkbar!

       Gaziantep: altarmenische Kirche im Verborgenen

      Der Ausblick birgt eine Überraschung, denn jenes Dachrestaurant lässt einen Blick auf eine verfallene, vermutlich armenische Kirche zu. Verborgen inmitten von Häusern fristet sie ihr Dasein.

       Unterwegs: In einem Baumwollfeld

      Später machen wir Halt an einem Baumwollfeld. Das musste genauestens begutachtet werden. Dabei versinken wir im Schlamm. Abends wird gleich mit Schuhen geduscht. Auf der Fahrt nach Urfa überqueren wir den Euphrat, einer der Paradiesflüsse, an dessen Ufern überhaupt die ersten Schriften gefunden worden waren. Es gibt 2 Quellflüsse, dieser ist 2700 km lang. An jener Stelle, die wir passierten, breitete sich der Fluss auf 150 m aus. Er ist Lebensgrundlage für die Bevölkerung in den von ihm durchflossenen Gebieten und dient dem Bewässerungsfeldbau sowie mehrerer Staudämme.

      Urfa – die orientalischste Stadt in der Türkei

      Urfa, das alte Edessa, entstand schon 2000 v. Chr. Wie schon erwähnt, nahm das Christentum von Antiocha aus seinen Ausgang und verbreitete sich weiter im Gebiet von Kleinasien. So vermutet man, dass in Edessa das erste Staatswesen gewesen sein soll, welches zum Christentum übertrat. „Im 2. Jahrhundert ist anscheinend von Edessener Juden das Alte Testament ins Aramäische übertragen worden, wohl in der Auseinandersetzung