Die Mutter - mit Briefen über die Mutter. Sri Aurobindo

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Название Die Mutter - mit Briefen über die Mutter
Автор произведения Sri Aurobindo
Жанр Эзотерика
Серия
Издательство Эзотерика
Год выпуска 0
isbn 9783937701455



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      ***

      Die Mutter sitzt auf dem Gipfel eines eisbedeckten Berges; ein enger Pfad führt dorthin und ich nähere mich allmählich dem Ort.

      Das ist einfach ein Symbol der Reinheit und Stille des höheren Bewusstseins, die auf dem Pfad der Sadhana erreicht werden müssen. Der Berg symbolisiert die Schwierigkeit, da man weder auf die eine, noch die andere Seite abgleiten darf, sondern geradeaus gehen muss.

      ***

      Ich will Dir mitteilen, was sich im Verlauf meines Mittagsschlafes ereignete. Ich befand mich auf dem Schoß der Mutter. Sie hatte ihre transformierende Handfläche auf meinen Kopf gelegt. Mit ihrem Daumen presste, oder besser, öffnete sie das Brahman-Zentrum oben am Kopfe. Ich bekam ein Gefühl, als ob etwas von dort empfangen würde. Dann gab es plötzlich einen Wechsel des Bewusstseins in eine Art andere Welt. Die Zellen des Körpers, der bereits von Licht überflutet war, erfuhren ein supra-physisches Licht. Das Physische selber wurde emporgehoben. Würdest Du dieses Phänomen bitte erklären?

      Es gibt nichts zu erklären. Es war das, was du beschreibst: das plötzliche Aufsteigen des Bewusstseins auf eine höhere Ebene und dessen Herunterkommen in das Physische.

      5-9-1934

      ***

      Über meinem Kopf sehe ich eine Ebene unendlichen und ewigen Friedens. Die Mutter ist die Königin dieser Ebene. Von dort fühle ich etwas wie ein unaufhörliches Glühen zu mir herab kommen. Erst berührt es mein höheres Wesen und geht ohne jeden Widerstand durch es hindurch. Aber auf seinem Weg nach unten verengt sich sein Fluss zu einem schmalen Strom, der durch die Brahman-Öffnung hindurchgeht. Was hältst Du von dieser Beschreibung?

      13-2-1936

      ***

      Die Mutter sitzt auf ihrem Stuhl. Hinter ihr ist eine Kobra mit vielen Hauben, die über dem Kopf stehen und ihn bedecken. Sie ist von strahlend goldener Farbe; im Zentrum jeder Haube ist ein glänzend roter, runder Punkt.

      Die Kobra ist ein Symbol der Natur-Energie; golden bedeutet die höhere Wahrheits-Natur; viele Hauben bedeuten viele Kräfte. Rot ist wahrscheinlich ein Zeichen der Mahakali-Macht. Die Kobra, mit ihren Hauben den Kopf bedeckend, ist ein Symbol der Souveränität.

      23-1-1937

      ***

      Ich sehe einen rauen Felsen, auf den das Licht der Sonne fällt, und die Gestalt ändert sich: im Zentrum entsteht ein hohler Kreis und Felsen formieren sich rund um den Kreis. Im Zentrum des Kreises erscheint ein etwa zwei Fuß hohes Steinbild von Shiva; danach tritt aus dem Abbild Shivas die Mutter hervor. Sie befindet sich in Meditation. Das Licht der Sonne fällt direkt hinter dem Körper der Mutter ein. Was bedeutet das?

      – Felsen: das physische (allermateriellste) Wesen. Eine Öffnung im Materiellen, die Raum für die Formierung des spirituellen Bewusstseins dort schafft.

      – Steinbild von Shiva: die Realisation des schweigenden Selbstes oder des Brahman (Frieden, Stille, Weite des Unendlichen, Reinheit des Zeugen-Purusha). Aus diesem Schweigen taucht die Göttliche Shakti auf, konzentriert auf die Transformation des Materiellen.

      – Sonnenlicht: Licht der Wahrheit.

      12-10-1936

      ***

      Du hast mich kürzlich aufgefordert, im Zustand der Trance bewusst zu bleiben; ich habe mich sehr darum bemüht und hier ist das Ergebnis: Ich sah, wie eine Heilige einen Ort betrat, wo sich einige der Sadhaks für ihren Darshan versammelt hatten. Sie ging in einen geschlossenen Raum, in den wir einer nach dem andern hineingehen sollten. Ich bemerkte, dass jedem eine oder zwei Minuten gewährt wurden, wie es an unseren Darshan-Tagen üblich ist. Ich kam zuletzt an die Reihe.

      Im Zentrum des Raumes saß die Heilige, einfach gekleidet. Ohne auf ihr Gesicht zu schauen, legte ich meinen Kopf in ihren Schoß. Sie legte ihre Hände auf meinen Kopf und streichelte mich sanft, wobei sie zu sich selbst so etwas wie „Lass ihn ... haben“ murmelte; das letzte Wort des Satzes härte ich sehr deutlich, kann mich jetzt aber nicht mehr daran erinnern. Es war der Name einer spirituellen Kraft. Kaum hatte sie gesprochen, fühlte ich plötzlich einen Drang dieser Kraft, die in meinen Kopf eintrat.

      Ein paar Sekunden danach äußerte sie den Namen einer anderen Kraft. Diese traf mich mit großer Wucht – die Kraft war von einer geradezu umwerfenden Intensität.

      Nach einer Weile hob ich meinen Kopf und schaute die Heilige zum ersten Mal an. Ihr Gesicht erschien mir wie das der Mutter. Dann sagte ich zu ihr: „Darf ich eine Frage stellen?" Sie schien das nicht zu mögen, aber da sie es nicht ablehnte, wiederholte ich die Frage. Diesmal sagte sie: „Ich will keine Fragen". (Ich wollte mehr über ihre beiden Gaben unterschiedlicher Kräfte wissen, die sie mir verliehen hatte). Was ich dann noch sagte, weiß ich nicht mehr. Nach langer Zeit kamen wir ins Bewusstsein zurück, denn wir waren beide gemeinsam in eine Trance gegangen. Wir bemerkten es erst, als wir den Türwächter fragten, wie viel Zeit wir zusammen verbracht hatten. Hinterher sagte ich zu ihr: „Du musst in Trance gegangen sein und ich bin dir einfach gefolgt".

      Ich begreife das ganze Phänomen nicht:

      1) Wer war die Heilige?

      2) Warum gewährte sie mir die Gabe ihrer Kräfte?

      3) Eine Trance in der Trance! Das ist etwas Neues!

      Offensichtlich war die Heilige die Mutter selbst, in einer supra-physischen Form. Es war nur natürlich, dass sie keine Fragen mochte – die Mutter hat mentale Fragen zu keiner Zeit gern und am wenigsten dann, wenn sie gerade jemanden in Meditation versetzt, wie in dieser Erfahrung. Zu fragen „warum“ (dein ewiges „warum“), höhere Mächte gegeben werden, mutet eher komisch an. Die meisten Leute hinterfragen die Gaben der Shakti nicht, oder verlangen nach Gründen, wozu sie erteilt werden sie sind nur zu glücklich darüber. Trance m der Trance – natürlich, weil deine Sadhana im Trance-Zustand weiterging, eben auf Trance-Art.

      Auf gleiche Weise kann sie auch im bewussten Schlaf weitergehen.

      ***

      Während eines Mittagsschläfchens hatte ich die Vision einer wunderschönen, in der Sonne sitzenden Frau. Die Strahlen der Sonne umgaben sie oder kamen aus ihrem Körper hervor – genau kann ich es nicht sagen. Ihre Erscheinung und Kleidung schien eher europäisch als orientalisch zu sein.

      Es ist keine Frau. Eine Frau strahlt nicht aus und ist auch nicht von Strahlen umgeben. Wahrscheinlich eine Sonnengöttin, oder eine Shakti des inneren Lichts, eine von Mutters Mächten.

      20-12-1935

      ***

      X sagte uns heute, dass die Mutter am Tag der Durga Puja versuchte, die Persönlichkeit von Durga herabzubringen.

      Es handelte sich nicht um einen Versuch – sie ist herabgekommen.

      Als ich zum Pranam kam, vermittelte mir die Erscheinung der Mutter das Gefühl, dass sie Durga in Person sei. Ich weiß nicht, ob ein derartiger Eindruck durch die Assoziation mit der Puja an diesem Tag entstanden ist, oder ganz unabhängig davon.

      All das ist die Dummheit des physischen Mentals, das sich sehr klug vorkommt, wenn es das innere Gefühl oder die innere Wahrnehmung wegrationalisiert.

      Diese Gefühle sind so vage und vorübergehend und von keiner konkreten Vision begleitet.

      Was sonst erwartest du von den ersten Kontakten!

      Um Dir ein Beispiel zu geben: Mir war, als ob ich die Göttin Bhagawati zu mir sagen härte, „ich komme“, und viele andere Dinge, an die ich mich jetzt nicht mehr erinnere.

      Diese Dinge sind zumindest ein Beweis dafür, dass das innere Mentale und das innere Vitale versuchen, sich den supra-physischen Dingen zu öffnen. Aber wenn du das, in dem Moment wo es anfängt, schon herabsetzt, wie kann es sich dann jemals entwickeln!

      Ich habe