Ein tödlicher Kuss. Фиона Грейс

Читать онлайн.
Название Ein tödlicher Kuss
Автор произведения Фиона Грейс
Жанр Современные детективы
Серия Ein Cozy-Krimi mit Lacey Doyle
Издательство Современные детективы
Год выпуска 0
isbn 9781094342443



Скачать книгу

wie es sich gehörte.

      Chester bellte zur Begrüßung.

      „Das ist mein treuer Begleiter Chester“, erklärte Lacey. „Wir haben uns gerade ein paar gefrorene Hundeleckerlis am Strand gegönnt.“

      „Es ist wunderschön da unten, nicht wahr?“

      „Das kann man wohl sagen. So sehr ich den wilden, zerklüfteten Strand von Wilfordshire auch liebe, das Gefühl von warmem Sand zwischen den Zehen ist einfach unbeschreiblich.“

      Belinda lächelte. „Ich nehme an, Sie wollen sich meine Antiquitäten ansehen?“

      Sie führte Lacey zu den Gegenständen, die sie für sie vorbereitet hatte. Da waren jede Menge Gebisse, Zaumzeug, Steigbügel und Sporen. Lacey begann sofort damit, sie genauestens zu inspizieren, um herauszufinden, ob echte Raritäten dabei waren.

      „Ich muss sagen“, sagte Belinda, während Lacey die Antiquitäten untersuchte, „ich bin froh, dass es wieder ein Antiquitätengeschäft in Wilfordshire gibt.“

      „Wieder?“, fragte Lacey etwas geistesabwesend, da ihre Aufmerksamkeit voll und ganz den Reitsportartikeln galt. Sie hatte einige sehr interessante Zaumzeuge und Gebisse für berittene Infanterieoffiziere und militärische Kavallerien entdeckt.

      „Es hat vor ein paar Jahren mal eins gegeben“, fuhr Belinda fort. „Muss mittlerweile schon um die zwanzig Jahre her sein. Es wurde von dieser schönen, glamourösen Frau geleitet. Ich glaube, sie war eine Gräfin oder Baronin oder so. Irgendeine Art von Adel, zumindest wenn man den Gerüchten glaubt.“

      „Sehr interessant“, murmelte Lacey und legte die beiden lateinamerikanischen Sporen aus dem neunzehnten Jahrhundert beiseite, die sie gerade inspiziert hatte, bevor sie sich ein paar gotischen Sporen aus dem fünfzehnten Jahrhundert zuwandte.

      Belinda fuhr mit ihrer Geschichte fort. „Sie ist von ihrer Familie verstoßen worden, weil sie sich entschieden hatte, zu arbeiten, und sich in einen gewöhnlichen Mann verliebt hat.“ Ein wehmütiger Unterton lag in ihrer Stimme.

      „Klingt so, als wäre sie eine starke Persönlichkeit gewesen“, sagte Lacey, die gerade ein seltenes Paar silberner französischer Sporen mit einem einzigartigen Phönix-Muster gefunden hatte. Sie schaute auf. „Die sind alle fantastisch. Ich nehme sie alle.“

      „Wirklich?“, fragte Belinda und klang überrascht. „Einige davon habe ich schon seit Jahren, ohne dass die Kunden auch nur einen Hauch von Interesse daran gezeigt hätten!“

      Lacey lächelte. So lief das Spiel in der Antiquitäten-Branche, das war der Nervenkitzel an der Sache. Viele Händler blieben oft jahrelang auf ihren Waren sitzen, weil ihnen einfach das entsprechende Klientel fehlte, während es anderen gelang, für beide Seiten einen Gewinn zu erzielen, einfach nur, weil sie ihren Kundenstamm genau kannten. Bei den meisten von Belindas Waren handelte es sich um Niedrigpreisartikel, die jahrelang im Laden stehen und Staub ansetzen konnten, bis sie nach und nach für zwanzig bis dreißig Pfund pro Stück verkauft wurden. Aber als Zusatzartikel bei einer thematischen Auktion konnten sie dazu beitragen, den Preis der teureren Artikel in die Höhe zu treiben. Die zwei seltenen französischen Silbersporen könnten Hunderte von Pfund einbringen, wenn der richtige Bieter am Auktionstag da war. Normalerweise würde Lacey kein so großes Risiko eingehen, aber sie war zuversichtlich, dass es sich auszahlen würde – vorausgesetzt, Ginas Behauptungen, dass eine ganze Schar reicher Pferdenarren in Wilfordshire einfallen würde, waren zutreffend. Und als sie Belinda anbot, ihr die gesamte Partie abzukaufen, erhielt sie sogar noch einen Mengenrabatt.

      Lacey verließ den Laden in Bournemouth mit einer großen Schachtel im Arm und einem breiten Lächeln auf dem Gesicht. Sie war begeistert, dass ihre Schatzsuche so gut begonnen hatte.

*

      Die nächste Station ihrer Tour durch Dorset war Poole, nur zwanzig Autominuten von der Küste entfernt. Wie sich herausstellte, war der Lieferwagen doch eine sehr gute Idee gewesen. Er war jetzt schon deutlich voller als Lacey gedacht hatte, und sie war bisher nur in einem Geschäft gewesen! Und sie wollte noch in das Lederfachgeschäft und in den Kunstladen.

      Im Rückspiegel betrachtete Lacey die Ladung Zaumzeug, Steigbügel und Sporen, die sie gerade gekauft hatte, bevor ihr Blick auf Chester fiel. Er saß aufrecht und selbstgefällig auf dem Rücksitz und seine Ohren flatterten im Wind.

      „Habe ich ein bisschen übertrieben?“, fragte sie ihn.

      Er legte seinen Kopf schief, als ob sie Unsinn reden würde.

      „Bist du dir da sicher?“

      Er bellte.

      „Du hast recht“, sagte sie beruhigt. „Das Risiko sollte nicht allzu hoch sein. Schließlich weiß ich, dass es einen entsprechenden Kundenstamm für diese thematischen Artikel geben wird. Wenn man Gina und Tom Glauben schenken darf, ist das Risiko tatsächlich ziemlich gering.“

      Beim Gedanken an Tom hielt sie inne. Eigentlich sollte er heute mit ihr hier sein und ihr bei ihren Einkäufen beistehen und nicht ein Hund, so wunderbar Chester auch war. Aber stattdessen nahm ihn seine Arbeit vollkommen ein. Er hatte Paul, einen armen Praktikanten, der ihm etwas unter die Arme greifen sollte, aber nachdem Lucia einen neuen Job in Suzys Gästehaus angenommen hatte, hatte er niemanden mehr eingestellt. Lacey konnte nicht verstehen, warum er für den Rest der Hochsaison keine Aushilfe gesucht hatte. Vor allem, wenn man bedachte, dass er über das bevorstehende Sommer-Reiterfest bestens informiert war. Es war fast so, als ob er ihre Beziehung sabotieren wollte.

      „Habe ich ihm zu früh gesagt, dass ich ihn liebe, Chester?“, fragte sie ihren Vertrauten. „Denkt er, er kann sich jetzt auf seinen Lorbeeren ausruhen, weil er mich sowieso sicher hat?“ Sie begann, sich in ihre Angst hineinzusteigern. „Sind wir bereits in einen Trott verfallen? Wir sind doch erst seit ein paar Monaten zusammen. Das sollte doch eigentlich unsere Flitterwochenzeit sein, in der uns vor Glück ganz schwindlig und alles perfekt ist! Stattdessen spiele ich die zweite Geige nach einer Konditorei!“

      Chester winselte.

      Lacey schürzte die Lippen. „Okay. Vielleicht projiziere ich da auch ein bisschen was hinein.“

      Wieder bekam sie ein Winseln als Antwort.

      „Alles klar, okay, ich hab’s verstanden. Ich erwarte, dass Tom so wie David werden wird, obwohl sie sich überhaupt nicht ähnlich sind. Deshalb habe ich mich in ihn verliebt, weil er so anders ist als David. Ich bin nur unzufrieden, weil ich mehr Zeit mit ihm verbringen möchte und es nicht kann.“ Sie streckte sich nach hinten aus und strich über Chesters samtweiche Ohren. „Danke, dass du so ein guter Zuhörer bist, Junge.“

      Eine halbe Stunde später fuhr Lacey den Lieferwagen über den Kamm eines Hügels und das offene Meer lag vor ihr. Unten angekommen sah sie den Hafen von Poole, der keineswegs das war, was sie erwartet hatte. Für sie war ein Hafen eine von Menschenhand geschaffene Konstruktion. Der Hafen von Poole hingegen schien natürlich entstanden zu sein, mehrere große Flüsse trafen hier aufeinander. Das Wasser war extrem flach und mit mehreren kleinen Stücken Land durchsetzt. Jachten, Kreuzfahrtschiffe und große Passagierfähren bewegten sich träge durch das Wasser.

      „Halt die Augen nach dem Ledergeschäft offen“, sagte Lacey zu Chester.

      Sie folgte der Straße, die parallel zum Hafen verlief. Sie war von schicken Strandrestaurants gesäumt, deren Außensitze voll von Wochenend-Ausflüglern waren, die die letzten Wochen der Sommersonne genossen, in der Erwartung, dass sie bald dem Herbst weichen würde.

      Herbst. Laceys Lieblingsjahreszeit. Sie war gespannt, wie England aussehen würde, wenn sich die Blätter orange, rot und braun färbten. Wilfordshire würde mit Sicherheit umwerfend aussehen und wenn die High Street zum Jahreszeitwechsel mit kleinen Flaggen geschmückt wurde (was sowohl im Frühling als auch im Sommer der Fall war), würde der Ort sogar noch schöner aussehen. Laceys spann ihren romantischen Tagtraum weiter und stellte sich vor, wie sie mit Tom am Lagerfeuer saß und gegrillte Marshmallows futterte, an einem warmen gewürzten Apfelwein nippte und geröstete Kastanien mampfte.

      Falls er überhaupt Zeit dafür hat, dachte Lacey mürrisch und ihr romantisches Bild zersplitterte in ihrem Kopf wie ein zerbrochener Spiegel.

      Es