Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore

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Название Einäugige Killer: 5 klassische Krimis
Автор произведения Cedric Balmore
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213867



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kurbelte die Nummer herunter. Eine samtene Mädchenstimme gurrte durch die Leitung.

      »Ist Mr. Norwich im Office?« fragte ich sie.

      »Ja, Sir. Wen darf ich melden?«

      »Augenblick noch, bitte. Ich habe eine Frage. Wie lautet der Kosename Ihres Chefs?«

      »Erlauben Sie mal!« entrüstete sich die junge Dame. »Ich würde mir nie erlauben…«

      »Es geht nicht um Sie«, warf ich ein. »Wird er von seinen Freunden Les genannt?«

      »Ja.«

      »Wann war er das letztemal mit Lala Price zusammen?« wollte ich wissen. Kurze Pause.

      »Was sollen diese Fragen?« erkundigte sich die Teilnehmerin indigniert. Das Samtene war aus ihrer Stimme verschwunden. »Sind Sie von der Polizei — oder von der Konkurrenz?«

      »Weder das eine noch das andere«, sagte ich. »Ich melde mich später noch einmal.«

      Ich legte auf.

      »Er heißt Les«, berichtete ich, »aber er lebt noch. Das hat freilich nicht viel zu besagen.«

      »Für ihn schon«, spottete Milo. »Offen gestanden kann ich dir nicht mehr folgen.«

      »Lala behauptete mir gegenüber, daß ich Les erschossen hätte. Sie sagte nicht, daß sie den Toten gesehen hatte. Es gibt keinen Beweis dafür, daß ein Toter dieses Namens existiert. Möglicherweise wurde Lala geblufft. Irgend jemand hetzte sie auf meine Fährte.«

      »Warum?«

      »Weil er eine alte Rechnung mit mir begleichen wollte, oder weil ihm gerade mein Name,einfiel.«

      »Klingt nicht sehr wahrscheinlich — oder?« fragte Milo.

      Ich zuckte mit den Schultern und wählte eine weitere Nummer. Das Leichenschauhaus meldete sich. Ich fragte, ob ein Toter namens Les oder Lester eingeliefert worden wäre.

      »Nein, aber ein Unfallopfer, das noch nicht identifiziert werden konnte. Ein Siebzehnjähriger.«

      Ich bedankte mich. Mein dritter Anruf galt Lieutenant Baker. »Bernie Hobson ist nicht vor morgen früh vernehmungsfähig«, teilte er mit. »Ich habe inzwischen herausgefunden, daß er aus Brooklyn stammt und arbeitslos ist. Vor zwei Monaten arbeitete er noch als Lastwagenfahrer. Er wurde wegen eines kleineren Diebstahls entlassen, die Firma hat jedoch auf eine Anzeige verzichtet. Sie hielt die Entlassung für eine ausreichende Strafe. Es ging ihm zuletzt ziemlich dreckig. Verbindungen zur Unterwelt konnte ich bislang nicht entdecken.«

      »Haben Sie eine Spur von Fred Harper gefunden?«

      »Nein, er ist noch nicht wieder aufgetaucht, aber sein Kollege Stan Pollock hat gestanden, Hobson in Lalas Schlafzimmer mit einem Messer niedergestochen zu haben. Er warf die Waffe nach der Tat aus dem Fenster. Wir haben sie gefunden — mit Pollocks Fingerabdrücken.«

      »Die Diamanten gehörten Hartford«, sagte ich. »Ich nehme an, Sie haben von dem Flugzeugabsturz gehört. Sie erhalten von uns noch einen detaillierten Bericht.«

      Ich legte auf. Mr. McKee entschied, daß Milo versuchen sollte, das Killerflugzeug ausfindig zu machen, während ich den Auftrag bekam, die New Yorker Spuren weiterzuverfolgen. Ich entschied mich dafür, Lester Norwich einen Besuch abzustatten.

      Seine Officeräume lagen in einem repräsentativen zwölfstöckigen Gebäude. Die mit Palisanderholz getäfelten Räume und die Eleganz der Einrichtung machten klar, daß Lester Norwich zu den Großverdienern gehörte. Eir empfing mich in seinem Privatbüro, einem saalartigen Raum, dessen Office-Look durch ein paar bequeme Polstermöbel aufgelockert wurde.

      Lester Norwich war der Golfspielertyp, schmal und drahtig, mit gebräuntem Gesicht, hellen Augen und tadellosen Zähnen. Ich schätzte ihn auf fünfundvierzig. Er trug eine saloppe Jacke aus englischem Tweed mit einer dazu passenden Wollkrawatte. Seine Herzlichkeit wirkte auf Anhieb überzeugend, aber wenn man ein bißchen Menschenkenntnis besaß, spürte man sehr schnell, daß sein Charme nur aufgesetzt war. Darunter verbarg sich der smarte, clevere Geschäftsmann, den im Leben nichts anderes interessierte als die Aufstockung seines Bankkontos.

      »Obwohl die Weltmarktpreise für Diamanten beständig steigen, bleibt für uns Zwischenhändler nicht viel Luft darin«, meinte er. »Der Hartford-Posten sollte nach Amsterdam weiterverkauft werden. Meine Vermittlerprovision hätte günstigstenfalls zwei Prozent der Rechnungssumme betragen. Sie können daraus ersehen, daß mir kein großes Geschäft in die Brüche gegangen ist. Andererseits bin ich entsetzt und schockiert, daß dieses Verbrechen passieren konnte. Hartford und Broadstairs waren prächtige Menschen.«

      »Morgen könnte Ihnen etwas Ähnliches zustoßen«, sagte ich und war mir durchaus darüber im klaren, daß diese Bemerkung wenig taktvoll war. »Schon deshalb liegt es in Ihrem Interesse, unsere Ermittlungen zu unterstützen.«

      »Aber das steht doch außer Frage, Sir!«

      »Übrigens haben wir die Beute gefunden.«

      »Phantastisch!« murmelte er.

      Ich fand, daß sein Blick starr wurde, aber ich konnte mich irren.

      »Das wird insbesondere die Versicherung freuen«, meinte er.

      »Wollen Sie nicht wissen, wie und wo wir die Diamanten entdeckten?«

      »Natürlich«, sagte er eifrig. »Das interessiert mich brennend.«

      »Ich fand sie auf dem Toilettentisch einer jungen Dame, die heute morgen vor meinen Augen erschossen wurde.«

      »Das — das ist ja kaum glaublich«, murmelte Norwich. Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Seine Augen wirkten hart und glasig, aber es war nicht die Glasigkeit eines Betrunkenen.

      »Ich spreche von Lala Price«, sagte ich.

      Lester Norwich griff nach einem Holzkästchen. Er öffnete es und entnahm ihm eine Zigarette. Als er sie ansteckte, zitterte seine Hand.

      »Ich kenne — pardon, kannte das Mädchen«, sagte er.

      Ich war fast ein wenig überrascht, daß er das zugab. Schweigend wartete ich auf weitere Erklärungen.

      »Ich bin einige Male mit ihr ausgegangen«, fuhr er fort. »Einmal war auch Hartford dabei — ich glaube, das Ereignis wurde sogar im Bild festgehalten.« Er öffnete eine Schublade seines Schreibtisches und kramte darin herum. Endlich hatte er gefunden, was er suchte. Er überreichte mir ein postkartengroßes Foto, eine typische Nachtklubaufnahme. Das Bild zeigte Lala Price zwischen zwei Männern. Sie trug ein schulterfreies Cocktail- oder Abendkleid und strahlte in die Kamera. Links von ihr saß Norwich, auf der rechten Seite ein Mann, den ich nicht kannte — Hartford, wenn Norwich die Wahrheit sagte. In das Bild hinein ragte der von einer Serviette umwickelte Hals einer Champagnerflasche. Norwich sah auf dem Bild ernst, sogar ein wenig mürrisch aus. Hartford lachte. Er hatte seinen Arm um das Mädchen gelegt.

      »Wo war das?« fragte ich.

      »Im Copa«, antwortete er.

      »Darf ich das Bild behalten?«

      »Bitte, ich lege keinen Wert auf seinen Besitz«, meinte er kühl. »Das war nämlich der Abend, an dem Hartford mir das Mädchen ausspannte.«

      »Soll das heißen, daß er mit ihr befreundet war?«

      »Davon bin ich überzeugt, aber ich kann es nicht beweisen«, sagte Lester Norwich. »Die Wahrheit ist, daß ich beleidigt war. Nach diesem Abend wollte ich Lala Wiedersehen, aber sie wimmelte mich immer wieder mit dummen, durchsichtigen Ausreden ab. Da begriff ich, daß Hartford sie mir weggeschnappt hatte. Die Bestätigung dafür erhielt ich vor zwei Monaten in Philadelphia, wo ich die beiden zufällig in einem Restaurant sah. Ich glaube nicht, daß sie mich bemerkten. Jedenfalls ging ich hinaus, ohne sie begrüßt zu haben.«

      »War Hartford verheiratet?«

      »Ja, er hatte sogar zwei