„… Gesetz und Freiheit ohne Gewalt“: „Die höchste Form der Ordnung“. Richard A. Huthmacher

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Название „… Gesetz und Freiheit ohne Gewalt“: „Die höchste Form der Ordnung“
Автор произведения Richard A. Huthmacher
Жанр Историческая литература
Серия
Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783959637664



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       Ausführungen zu Fußnote 15:

      Max Nettlau ist, wie Du sicher weißt, meine Liebe, der Historiker des Anarchismus´; er verfasste Artikel in einer Vielzahl anarchistischer Zeitschriften wie z.B. in Les Temps Nouveaux (1895 als Nachfolge-Zeitschrift von La Révolte gegründet), in Freedom (1886 Nachfolgerin von The Anarchist) oder in Freiheit (radikal sozialdemokratische, später mehr und eher sozialrevolutionäre sowie anarchistische Zeitschrift, die von 1879-1910 gedruckt und konspirativ sowie zu Zeiten der Bismarckschen Sozialistengesetze auch illegal im deutschsprachigen Raum verbreitet wurde – unter Tarntiteln wie „Der Revolutionär“, „Der Rebell“, „Freie Presse“, „Der Anker“, „Gerechtigkeit“, aber auch unter Tarnnamen wie „Der Soldatenfreund“).

      Nettlau schrieb u.a. Biographien über Bakunin und Malatesta; sein Hauptwerk ist die siebenbändige Geschichte der Anarchie.

       Ausführungen zu Fußnote 23:

      „Begünstigt durch das Gesprächsklima, das in jenem Intellektuellenzirkel, der als ´Kreis der Freien´ bekannt wurde, herrschte, und in Diskussionen mit anderen Junghegelianern wie Ludwig Feuerbach, Friedrich Engels und Arnold Ruge, vollzieht sich sein [i.e. Stirners] Bruch mit der Philosophie seines geistigen Mentors Hegel … In mehreren deutschen Staaten wurde … [Der Einzige und sein Eigentum] sofort verboten …

      Auch seine Diskussionspartner lassen nicht lange mit einer Reaktion auf sich warten. Ludwig Feuerbach, … Karl Marx und Friedrich Engels greifen zur Feder.

      Erstgenannte[r], um sich gegen die von Stirner implizierten philosophischen Angriffe zur Wehr zu setzen, letztere beide, um im Rahmen ihrer Auseinandersetzung in der ´Deutschen Ideologie´ unter dem Ttel ´Sankt Max [Stirner]´ ihre eigene Position zu schärfen.“

       Ausführungen zu Fußnote 26:

      Wilhelm Marr war Anarchist und glühender Antisemit; er schrieb „Anarchie oder Autorität?“ (Hoffmann und Campe, Hamburg, 1852) – „Ich will mein volles Freiheitsrecht! Find ich die g´ringste Beschränkniß, verwandelt sich mir das Paradies in Hölle und Gefängniß“, so das Motto des Buches (Heinrich Heine entlehnt: Neue Gedichte. Adam der Erste) –, und in „Der Anarchismus. Kritische Geschichte der anarchistischen Theorie“ (von E. V. Zenker. Verlag Gustav Fischer, Jena, 1895, S. 90) ist über ihn zu lesen:

      „Am 6. Mai 1819 zu Magdeburg geboren, hatte sich Marr ursprünglich dem kaufmännischen Berufe zugewendet, war aber seit seinem Aufenthalte in der Schweiz (1841) davon vollständig abgewichen und auf die politische und schriftstellernde Laufbahn übergetreten. Anfangs dem Weitling´schen Communismus zugethan [„Namentlich in der Schweiz hatten Weitling, August Becker (ein höchst bedeutender Kopf, der aber an innerer Haltlosigkeit zugrunde ging wie so viele Deutsche) und andre eine starke, mehr oder weniger auf Weitlings kommunistisches System vereidigte Organisation geschaffen“: Friedrich Engels: Zur Geschichte des Bundes der Kommunisten. Karl Marx/Friedrich Engels – Werke. Dietz Verlag, Berlin. Band 21, 5. Auflage 1975, unveränderter Nachdruck der 1. Auflage 1962, Berlin/DDR. S. 206-224], stellte er sich später zu diesem in principielle Opposition durch die scharfe Betonung seines individualistischen Standpunktes, den er, der eifrige Anhänger Feuerbachs, aber nicht in der Richtung Stirners, sondern in der Proudhons suchte.

      Im Verein mit einem gewissen Hermann Döleke suchte Marr diese Ansicht den Schweizer Handwerkervereinen einzubinden. Es war allerdings nur ein sehr negatives Programm. Marr bezeichnet es selbst: ´Vernichtung aller herrschenden Begriffe von Religion, Staat und Gesellschaft war das Ziel, welches wir mit vollbewusster Consequenz verfolgten“ [eig. Hervorhbg.].

      Marr gilt zudem als Anti-Semit: „In seinen frühen Schriften … spielten die Juden für Wilhelm Narr keine Rolle. Erst die Enttäuschung der politischen Hoffnungen von 1848 führte bei ihm zu einer radikalen Umorientierung, in der das Judentum zunehmend in den Mittelpunkt der Kritik rückte, da nach seiner Auffassung mit der Judenemanzipation auch die Judenherrschaft eingesetzt habe (Der Judenspiegel [Wilhelm Marr, 1862]. In: EVZ-Stiftung. Erinnerung, Verantwortung, Zukunft [Hrsg.]: Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Walter de Gruyter, Berlin/Boston, 2013, S. 360).

       Ausführungen zu Fußnote 27:

      Ruge war glühender Burschenschaftler, weshalb er zu einer 15-jährigen (Festungs-)Haft-Strafe verurteilt wurde (wovon er immerhin 4 Jahre absitzen musste), später Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und Mittelpunkt der so genannten Jungheglianer, eines Freundeskreises, dem u.a. die (bereits genannten) Gebrüder Bauer, (der Philosoph und Theologe) David Friedrich Strauß, Ludwig Feuerbach, Max Stirner und Theodor Echtermeyer angehörten; mit letzterem zusammen gab Ruge die „Hallischen Jahrbücher für deutsche Kunst und Wissenschaft“ heraus, die bald als die Publikations-Plattform der Jungheglianer galten und für die auch die Gebrüder Grimm arbeiteten und schrieben.

      Im Pariser Exil edierte Ruge (1843) zusammen mit Karl Marx die „Deutsch-Französischen Jahrbücher“ und kehrte nach einer Zwischenstation in Zürich 1847 nach Deutschland zurück, wo er in Leipzig eine Buchhandlung eröffnete und einen kleinen Verlag gründete (in dem u.a. – wusstest Du dies, Liebste? – Friedrich Hebbel, der Dramatiker, und Georg Herwegh, der revolutionäre deutsche Dichter des Vormärz und einer der seinerzeit populärsten deutschsprachigen Lyriker, veröffentlichten).

      Nach Niederschlagung der Märzrevolution 1848/49 musste Ruge (nach England) fliehen, söhnte sich später aber – ähnlich Richard Wagner – „mit den Reichen und Mächtigen“ aus und erhielt (ab 1877) einen jährlicher Ehrensold in Höhe von 3000 Reichsmark: auf persönlichen Wunsch Bismarcks.

       Ausführungen zu Fußnote 29:

      Richard Wagner: Die Kunst und die Revolution. Otto Wigand Verlag, Leipzig, 1849:

      „Es wäre grausam, den Tausenden von dieser Not Betroffene[n] ein menschliches Mitleid zu versagen. War noch vor kurzem ein beliebter Künstler gewöhnt, von dem behaglich sorglosen Teile unsrer vermögenden Gesellschaft für seine gefälligen Leistungen goldenen Lohn und gleichen Anspruch auf behaglich sorgloses Leben zu gewinnen, so ist es für ihn nun hart, von ängstlich geschlossenen Händen sich zurückgewiesen und der Erwerbsnot preisgegeben zu sehen: er teilt hiermit ganz das Schicksal des Handwerkers, der seine geschickten Hände, mit denen er dem Reichen zuvor tausend angenehme Bequemlichkeiten schaffen durfte, nun müßig zu dem hungernden Magen in den Schoß legen muß. Er hat also recht, sich zu beklagen, denn wer Schmerz fühlt, dem hat die Natur das Weinen gestattet.“

       Ausführungen zu Fußnote 30:

      Institute für Marxismus-Leninismus beim ZK der KPdSU und der SED als Begleitorgan[e] der Marx-Engels-Gesamtausgabe (Hrsg.): Marx-Engels-Jahrbuch 1-5. Band 4 (1981), S. 223 ff: Walentina Smirnowa: Engels Kritik an den Auffassungen Proudhons und sein Kampf gegen den Proudhonismus in der internationalen Arbeiterbewegung:

      „Über die Ideologie des französischen kleinbürgerlichen Sozialisten Pierre Joseph Proudhon und über seine prinzipiellen Meinungsverschiedenheiten mit Marx und Engels wird in der Historiographie und politischen Literatur erbittert gestritten. Die Gegner des Marxismus versuchen, die Marxsche Kritik am Proudhonismus zu entstellen und ihre Bedeutung zu mindern; sie behaupten, Marx habe sich auf die Analyse der frühen Werke Proudhons beschränkt und damit die wichtigsten nach 1848 entstandenen Arbeiten dieses französischen Sozialisten unberücksichtigt gelassen.

      Daraus ergibt sich für die marxistische Geschichtswissenschaft, nachzuweisen, daß ´Das Elend der Philosophie´, wenn auch das wichtigste, so doch nicht das einzige Werk der Begründer des wissenschaftlichen Kommunismus´ ist, das sich mit Proudhon´schen Ideen auseinandersetzt.

      Man muß die kritischen Bemerkungen von Marx und Engels in einer Reihe anderer Arbeiten analysieren und zeigen, wie aufmerksam beide die Entwicklung der Auffassungen Proudhons verfolgten und welch beharrlichen Kampf sie gegen den Proudhonismus in der Arbeiterbewegung, besonders in den Jahren der Ersten Internationale, führen mußten.“

       Ausführungen zu