Название | Die Pest |
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Автор произведения | Kent Heckenlively |
Жанр | Эзотерика |
Серия | |
Издательство | Эзотерика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783962571924 |
1986 bekam Holmes von Patienten umgerechnet 690 US-Dollar für Testverfahren und untersuchte damit sechs Betroffene und sechs gesunde Kontrollen. Er entdeckte bei vier von sechs Patienten Reverse Transkriptase, ein Enzym, das Retroviren für ihren Vermehrungsprozess benötigen. Darüber hinaus fand er „… Zellen mit hirnähnlich verformten Zellkernen, vergleichbar mit denen, die beim ARC-Syndrom [AIDS-related complex] beschrieben werden. Diese waren bei den Kontrollpersonen nicht vorhanden.“
„Wir möchten eine Retrovirus-Ätiologie für CFS vorschlagen. Unsere These basiert nicht nur auf dieser Pilotstudie, sondern auch auf der deduktiven Beobachtung, die uns dazu veranlasst hat, sie überhaupt in Betracht zu ziehen“, schrieb Holmes. Ein Teil dieser deduktiven Beobachtung war das Zytokin „Interferon“, das man bei ME-Patienten in extrem hohen Konzentrationen festgestellt hat. „… Die stärksten Interferon-Induktoren sind Retroviren“, fügte Holmes hinzu.
Zwei Jahre später erhielt Holmes 7.000 Dollar von Patienten, um die Jagd fortzusetzen, diesmal mit zwanzig Patienten. Wieder sah er die „hirnähnlich verformten Zellkerne“, die auch bei HIV zu sehen waren. Vier Jahre später hatte er genug Geld beisammen, um weitere zwanzig Patienten zu untersuchen und kam zu ähnlichen Ergebnissen. Zu diesem Zeitpunkt, 1991, hatte die amerikanische Immunologin Elaine DeFreitas ihre eigene Entdeckung retroviraler Gensequenzen bei 80 Prozent der Erwachsenen und Kindern mit ME und in 4 Prozent der Kontrollen veröffentlicht. Bedauerlicherweise ist man, wie es Holmes in denkwürdigen Worten ausdrückte, „… über sie hergefallen und hat sie den Wölfen vorgeworfen“. Holmes’ Ansicht nach geriet seine interessante Forschung beim wissenschaftlichen Establishment in Neuseeland und auch im Rest der Welt in eine Sackgasse. Nachdem Holmes seine Ergebnisse 1994 auf einer ME-Konferenz in Fort Lauderdale, Florida, vorgestellt hatte – unter sechzig Präsentationen die einzige Studie über Kausalität –, sagte mir der CDC-Epidemiologe Keiji Fukuda ganz nüchtern: „Über Ätiologien zu sprechen, bedeutet, falsche Hoffnungen zu wecken … Es wird nicht so sein, dass Agens X die Krankheit Y verursacht.“ Keiji Fukuda ist heute stellvertretender Generaldirektor für Gesundheit, Sicherheit und Umwelt bei der Weltgesundheitsorganisation.
Fukudas Kommentare waren repräsentativ für die Mentalität der Verleugnung, auf die die lebhafte, oft sarkastische DeFreitas bei den CDC traf. Diese wurde deutlich, als Wissenschaftler aus Atlanta auf sie zukamen, nachdem über ihre Entdeckung in Newsweek und mehreren großen Zeitungen berichtet worden war. DeFreitas, die ein schnell aufsteigender Stern am Wistar Institute in Philadelphia und von ihrem weltberühmten Direktor Hilary Koprowski betreut worden war, nötigte den männlichen Retrovirologen an den CDC ebenso viel Respekt ab wie den Patienten, deren Blut sie untersuchte. Unter Missachtung des Protokolls weigerten sie sich mit allen Mitteln, ihren Untersuchungsmethoden zu folgen. Sie ignorierten ihr Verbot, das Blut einzufrieren. Die Wissenschaftler froren die ME-Blutproben ein, um in Urlaub zu fahren. Sie setzten chemische Reagenzien ein, vor denen DeFreitas gewarnt hatte. Sie ließen Reagenzien weg, die sie empfohlen hatte. Sie betrachteten die Mischungsverhältnisse von bestimmten Nährstoffen, die DeFreitas zur Ernährung ihrer Zellkulturen (und des Virus) verwendete, als unwichtig. „Es ist immer genug Zeit, es falsch zu machen, aber nie genug Zeit, um es richtig zu machen“, bemerkte DeFreitas damals. Sie sagte auch vorausschauend: „Wenn dieses Land von einer Pest heimgesucht würde, wären die CDC die letzten, die es mitkriegen.“
Schließlich drängte DeFreitas die Behörde, eine Wissenschaftlerin in ihr Labor in Philadelphia zu schicken, um Seite an Seite mit ihr zu arbeiten. Sie würde die Pferde zu Wasser bringen und hoffen, dass sie trinken. Wistar-Direktor Koprowski bot den CDC-Wissenschaftlern das luxuriöse Besucherappartement des Instituts als Unterkunft an. Unter Berufung auf einen Mangel an Geld, den Hin- und Rückflug eines Wissenschaftlers aus Atlanta zu bezahlen, lehnten CDC-Verwaltungsbeamte beide Einladungen ab. Das zeigte, es war der US-Regierung entweder egal, was DeFreitas bei den Opfern dieser sich schnell ausbreitenden Krankheit gefunden hatte, oder sie wollte es nicht wissen.
„Es ist die Schuld der CDC“, sagte Mikovits während eines Gesprächs über DeFreitas’ Entdeckung. „Sie lassen es zu, dass sich eine ganze Generation ansteckt. Ich denke, sie wissen alle, dass es hier eine riesige Sammelklage geben wird.“
Als Beamte der CDC bekanntg aben, sie hätten DeFreitas’ Ergebnisse in keiner von vier Publikationen bestätigen können, und einen Brief an ihren Chef geschrieben hatten, in dem sie ihre Entlassung vorschlugen, verglichen Wissenschaftler DeFreitas mit Jeanne d’Arc. Sie hatte es gewagt, eine infektiöse Ätiologie für ME vorzuschlagen; sie hatte es gewagt, daraus eine „echte“ Krankheit zu machen. Ich dachte immer, ein Vergleich mit der mythologischen Cassandra sei viel passender.
DeFreitas’ damals 75-jähriger Chef Koprowski war ein polnischer Emigrant der 1930er-Jahre und wurde von vielen als persönlich verantwortlich für den europäischen „Brain Drain“ der 1950er-Jahre angesehen, in dem Wissenschaftler Europa in Scharen verließen und nach Amerika auswanderten; viele von ihnen fanden ein Zuhause im Wistar Institute. Koprowski, der sich sehr für ME interessierte und es als eine „infektiöse Erkrankung des Gehirns“ charakterisierte, sagte mir, er glaube, dass die NIH ein Institut in der Größe und mit dem Kompetenzbereich des National Cancer Institute benötige, um ME und andere aufkeimende Erkrankungen des zentralen Nervensystems zu bekämpfen. Koprowski glaubte, dass sich bei allen eine infektiöse Ursache herausstellen würde, ähnlich wie bei Polio und Tollwut.
Mit der Vernichtung von DeFreitas’ provozierenden Befunden durch die CDC rutschte die Forschung über die Ursache von ME schnell in ein wissenschaftliches Äquivalent der Mojave-Wüste. Dort lag die Krankheit zwanzig Jahre lang wie eine Leiche, um von einer sich anschleichenden psychiatrischen „Lobby“, wie Patienten die immer noch einflussreichen Psychiater nennen, aufgegriffen zu werden. Letztere haben ME in einen augenzwinkernden Euphemismus verwandelt, den sie „Bodily Distress Syndrome“ nennen, gekennzeichnet durch „medizinisch ungeklärte Symptome“, auch bekannt unter der Abkürzung „M.U.P.S.“ [Medically Unexplained Physical Symptoms]. Sie haben es geschafft, einen Großteil des medizinischen Establishments davon zu überzeugen, dass kognitive Verhaltenstherapie eine wirksame Behandlung sei. Sicherlich ist es kostengünstiger, eine Gesprächstherapie zu verordnen, als umfassende Forschungsanstrengungen zur Ursache zu finanzieren.
Es gab keine finanzielle Förderung durch die Bundesregierung der USA, um nach möglichen Pathogenen für die Ursache der Krankheit zu suchen. Der Nihilismus legte sich über die wenigen andersdenkenden klinischen Forscher und die noch selteneren Wissenschaftler, die die Krankheit weiterhin alarmierend fanden. Sie wandten sich wieder der Veröffentlichung von Artikeln über Symptome zu wie etwa der pompös betitelten „post-exertional malaise“ – dem unvermeidlichen Absturz, der bei Patienten auftritt, die sich angestrengt haben – oder Symptomen wie einer gestörten Durchblutung des Gehirns oder dem pathologisch niedrigen Blutdruck. Heute gibt es etwa 5.000 Artikel über Anomalien bei ME, die seit Beginn der 1980er-Jahre in wissenschaftlichen Zeitschriften erschienen sind. Aber die Beamten der Regierung sagen Reportern weiterhin: „Es gibt keine Biomarker.“ Mit verhängnisvoller Logik erzählen sich die gleichen Beamten untereinander, dass die Krankheit in unzählige „Untergruppen“ aufgeteilt werden müsse. Denn sie bestehen darauf, es sei einfach unvorstellbar, dass alle das Gleiche haben könnten – eine neue Art, es so auszudrücken, wie es der CDC-Epidemiologe Keiji Fukuda vor zwanzig Jahren schon sagte: „… Es wird nicht so sein, dass Agens X die Krankheit Y verursacht.“
Nachdem ich Judy Mikovits im Frühjahr 2009 in London kennengelernt hatte, fragte ich mich: War der Tag der Abrechnung gekommen? Würde Mikovits die Wissenschaftlerin sein, die diese Krankheit lösen würde, oder würde man sie zerstören? Ohne hintersinnig sein zu wollen, glaube ich, dass die Antwort in beiderlei Hinsicht ein bisschen „Ja“ lautet.
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„Wir haben diesen Artikel CDC-sicher gemacht“, versicherte mir Mikovits im September 2009, kurz bevor ihre Studie in Science veröffentlicht wurde. Sie war vielleicht noch nicht lange dabei, was die Erforschung der Krankheit betraf, aber sie war mit deren politischer Geschichte bestens vertraut. Im Juli zuvor hatte sich ihre Arbeit sehr gut behauptet,