„… dass die Welt zwischen den Liebenden verbrannt ist“. Richard A. Huthmacher

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Название „… dass die Welt zwischen den Liebenden verbrannt ist“
Автор произведения Richard A. Huthmacher
Жанр Историческая литература
Серия
Издательство Историческая литература
Год выпуска 0
isbn 9783959637633



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Wunder, denn Reinhard war für die Arbeit, Gregor fürs Repräsentieren sowie für die Verschwendung und Veruntreuung von Firmengeldern zuständig gewesen.

      Auch Prof. Neunmalklug hatte sich zu Schulzeiten nicht mit Ruhm bekleckert; dass auch er, ähnlich Gregor Großkotz, bis zum Abitur zwei Ehrenrunden drehen musste, war indes kein Hindernis, später Psychiatrieprofessor zu werden. Reinhard indes gab seine Karriere auf dem Weg zu einem Psychiatrie-Lehrstuhl auf, nachdem er sich zu einem entschiedener Gegner der Psychiatrie – jedenfalls in der menschenverachtenden Form, in der sie betrieben wird – gewandelt hatte.

      Immer mehr nimmt sich diese Psychiatrie auch der Alzheimer´schen Erkrankung an, weil dort für überwiegend hirnrissige Ergebnisse viel Ruhm zu ernten und massenhaft Geld zu verdienen ist. Auch Prof. Neunmalklug hielt sich für einen großen Alzheimer-Forscher; dass Reinhard unverblümt eine entgegengesetzte Meinung vertrat, war wesentliche Ursache für das Zerwürfnis der beiden – und für die Rache von Neunmalklug, die darin bestand, dass er die Zwangseinweisung von Maria betrieb.

      Reinhard hielt Neunmalklug für nicht übermäßig intelligent, jedoch für außerordentlich machtbesessen; es hat den Anschein, dass die Ausübung uneingeschränkter Kontrolle Neunmalklug geradezu erregen konnte. Und Neunmalklug war allzeit bereit, im wahrsten Sinne des Wortes über Leichen zu gehen. Eingebunden in eine medizinische Pseudo-Disziplin, welche den ihr eigenen Irrsinn als Normalität betrachtet und ureigene menschle Bedürfnisse, Hoffnungen und Sehnsüchte als irr-sinnig erachtet, konnte Neunmalklug, der Psychiater, offensichtlich nicht mehr zwischen psychisch gesund und seelisch krank unterscheiden.

      Mit untrüglichem Sinn für das, was gerade opportun war, dafür, wie er sich Meriten verdienen und der Pharmaindustrie andienen konnte, hatte Neunmalklug sich des Themas „Alzheimer“ angenommen. Über die Existenz oder Nicht-Existenz der Alzheimerschen Erkrankung, über deren Ätiologie und Therapie hatten er und Reinhard eine Vielzahl von Diskussionen geführt, ohne ihre gegensätzlichen Standpunkte auch nur im Entferntesten einander annähern zu können. Deshalb ließ Reinhard ihm, Neunmalklug, einen Artikel zukommen, den er, Reinhard, dann später mit geringen Änderungen veröffentlichte.

      Die einschlägigen Ausführungen Reinhards wurden von Neunmalklug gleichsam als In-Frage-Stellen seiner eigenen Arbeit empfunden, denn neunmalklug beanspruchte Neunmalklug die Deutungshoheit für sich allein. Unbeabsichtigt hatte Reinhard sich den neunmalklugen Neunmalklug unwiderruflich zum Feind gemacht.

      Frau Prof. Tausendschön erschien Reinhard weniger bösartig als Prof. Neunmalklug und Dr. Großkotz. In erster Linie war sie schööön. Nicht nur erfolgreiche Ordinaria, sondern einfach nur schööön.

      In der Yellow-Press war sie omnipräsent, kein sogenannter Prominenter konnte peinlich genug sein, als dass sie sich nicht mit ihm zusammen hätte ablichten lassen.

      „Von einem Trachtenmodenhersteller wurde sie kürzlich am Rednerpult eines Kongresses als Fotomodell entdeckt. Nicht alle Kollegen reagierten mit Verständnis, als bekannt wurde, dass sie für das Fotoshooting nach Marokko fliegen würde. ´Aber ich provoziere nun mal gern´, sagt sie, und ihre Augen funkeln kampfeslustig. ´Es hat mich als Frau gereizt, besonders schöne Fotos von mir zu erhalten. Außerdem hatte ich auf der Reise abends endlich Zeit, einige Bücher zu lesen´“: Was unter Beweis stellt, dass sie in der Tat lesen kann.

      ‎

      In x-ter Ehe war sie mit einem Sportreporter verheiratet, der gerne in angesagten Mach-mich-doof-Sendungen Präsenz zeigte. Gemäß der Volksweisheit, gleich und gleich geselle sich gern, entsprach er offenbar ihrem intellektuellen Niveau, was indes nicht verhindern konnte, dass sie Ordinaria wurde. Wiewohl die Berufungskommission sie abgelehnt hatte. Aber weil sie Frau und eben schööön war, verhalf ihr das Sondervotum des zuständigen Ministers – gegen den Vorschlag der Fakultät – zum Lehrstuhl; nun war ihr aufgeblähtes Ego durch keine andere Meinung mehr zu erschüttern. „Während die Berufung an der Uni selbst mit Zurückhaltung aufgenommen wurde, gab es von verschiedenen Seiten Lob für Z.s Entscheidung, der sich über das Votum der Chefärzte hinweggesetzt hatte.“

      Frau Prof. Tausendschön war entschiedene Verfechterin der Schulmedizin; jede abweichende Meinung war ketzerisch und gehörte auf den Scheiterhaufen.

      Reinhard indes widersprach den schulmedizinischen Theorien, Hypothesen und Spekulationen über die Entstehung von Krebserkrankungen und deren Behandlung. Damit stellte er schulmedizinischen „Wahrheiten“ und „Weisheiten“ radikal in Frage, weshalb er und seine schöööne Kollegin aufeinander prallten wie Feuer und Schwefel, als sie Therapie und Prognose der Krebserkrankung von Maria diskutierten. Neben dem neunmalklugen Psychiater hatte sich Reinhard damit auch die schöööne Frau Professor zum Feind gemacht.

      DAS DRAMA NIMMT SEINEN LAUF

      Als Maria aufwachte und mit Bestürzung wahrnahm, dass sie in einem fremden Bett lag, an Armen und Beinen gefesselt war und einen Schlauch im Hals und eine Kanüle in der Luftröhre hatte, und als ihr die Erinnerung an die Ereignisse der letzten Tage zu dämmern begann, konnte sie sich zwar noch den Pfleger ins Gedächtnis rufen, der, groß, dunkelhaarig, auf den ersten Blick durchaus nicht unsympathisch, an ihr Bett getreten war, als sie zu ihrem Entsetzen nicht in der chirurgischen Wachstation, sondern in der psychiatrischen Klinik aufgewacht war, sie konnte sich auch noch daran erinnern, dass er in gebrochenem Deutsch zu ihr gesagt hatte, dass er ihr jetzt eine Spritze gegen die Schmerzen geben werde, gegen Schmerzen, die sie gar nicht hatte, sie konnte sich weiterhin erinnern, dass sie sich gegen die Spritze gewehrt hatte – die nächsten 2 Tage indes waren aus ihrem Gedächtnis gelöscht.

      Nur aus späteren Erzählungen, aus den Eintragungen in ihrer Krankenakte – soweit die einschlägigen Dokumente nicht auf merkwürdige Weise zwischenzeitlich verschwunden waren –, aus den Schilderungen von Pflegern, die Reinhard bestochen hatte, damit sie ihm die tatsächlichen Ereignisse berichteten, sowie aufgrund anderer Zeugnisse, wie diese nach und nach ans Licht kamen, wurden ihr bewusst, dass man sie „abgespritzt, niedergespritzt“ hatte, dass sie dann ins Koma gefallen, klinisch tot gewesen war, weil man ihr eine zu hohe Dosis verabreicht hatte, dass sie von Ärzten, die nicht in das Komplott verstrickt waren, reanimiert wurde, dann zwei Tage nicht bei Bewusstsein gewesen und zwischenzeitlich von dem beschließenden Richter, der sich nicht einmal die Mühe machte, zu hinterfragen, warum sie bewusstlos war, als psychisch krank eingeschätzt und dass ihre weitere zwangsweise Unterbringung verfügt worden war, so dass sie, aufgrund des Verbrechens des Prof. Neunmalklug und mit Hilfe eines kleinen juristischen Kunstgriffs – bei jedem sonstigen Opfer eines Gewaltverbrechens oder auch Unfalls hätte man selbstverständlich hinterfragt, weshalb dieses vorübergehend bewusstlos ist, und hätte das Opfer nicht auch noch für geisteskrank erklärt –, so dass sie also aufgrund eines Verbrechens und eines Kunstgriffs des beschließenden Richters als Helfershelfer des verbrecherischen Psychiaters von einer hoch angesehenen Geisteswissenschaftlerin zum psychiatrischen Fall erniedrigt wurde.

      Dr. Großkotz – der nicht nur, wie zuvor berichtet, Reinhard über Jahre hinweg mit Meineiden und falschen eidesstattlichen Versicherungen überzogen hatte, was indes, wie ebenfalls dargelegt, ohne jegliche Konsequenzen blieb, sondern ihn, Reinhard, auch durch Privatdetektive bespitzeln und abhören ließ, was, bereits lange vor der NSA-Affäre, von den staatlichen Verfolgungsorganen geduldet wurde und wodurch er, Gregor, über Reinhards und Marias Aktivitäten genauestens im Bilde war –, Gregor Großkotz hatte sich vor der Zwangspsychiatriesierung Marias tatsächlich bei Prof. Neunmalklug gemeldet und diesem, ganz verschwiegen und kollegialiter, mitgeteilt, welch Scharlatan Reinhard doch sei und dass er, Reinhard, gar die Krebserkrankung seiner eigenen Frau mit äußerst obskuren Methoden behandele.

      Zwar hatte Gregor Großkotz keine Ahnung von Krebstherapie, wie er auch sonst nicht gerade durch ärztlichen Fähigkeiten glänzte, jedoch stießen solche Nachrichten bei Prof. Neunmalklug, der, wie ausgeführt, mit Reinhard wegen inhaltlicher Differenzen über die Praxis der psychiatrischen Behandlung im Allgemeinen und über Sinn und namentlich Unsinn der von Neunmalklug vertretenen Alzheimer-Therapie im Besondern über Kreuz lag, auf offenen Ohren. Ohnehin hatte sich bereits die schöööne Frau Prof. Tausendschön mit der Frage an ihn, Neunmalklug, gewandt, was denn zu tun sei,