Dør. Daniel Decker

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Название Dør
Автор произведения Daniel Decker
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783947720378



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      Daniel Decker

      Dør

      

      Ach je Verlag

      Berlin ~AT&Tlantis ~Tschuri

      https://ach.je

      Dank an Tine, Mika,

      Jasper Nicolaisen und Lazer Medusa,

      Lennart Thiem, Tobias Vogel, Jonas Engelmann

      sowie Stephan Urbach und alle beim Ach je Verlag.

       COVER TITEL INHALT PROLOG NORSK DIE LETZTE BEWEGUNG DER EINZIGE BESUCHER STOLZ AUFLÖSUNG REISEBERICHT DATIERT AUF DEN 13. SEPTEMBER 1935 ANHANG IMPRESSUM

      Orientierungsmarken

      1  Cover

      PROLOG

      Es muss Ende Januar letzten Jahres gewesen sein, als ich Susann das letzte Mal sah. Petra und Klaus, gemeinsame gute Freunde, riefen mich unabhängig voneinander an und fragten, ob ich in letzter Zeit etwas von ihr gehört hätte. Sie würden sich Sorgen machen, da sie Susann nun schon seit einigen Wochen nicht erreichen konnten. Beide wohnten nicht in Berlin und baten mich, mal bei ihr vorbei zu gehen um zu schauen, ob alles okay sei. Also stand ich am folgenden Montagabend nach der Arbeit vor ihrem Haus und klingelte Sturm. Dicke Regentropfen prasselten auf mich nieder und ich suchte notdürftig Schutz unter dem Türsturz am Eingang. Susann war schon immer etwas eigenbrötlerisch gewesen und krächzte nicht selten durch die Sprechanlage, dass sie zu tun hätte und man doch einfach abhauen sollte. Diesmal öffnete sie die Tür erst gar nicht und kein Mucks kam durch den kratzigen Lautsprecher. Nach wenigen Minuten wurde mir das Ganze zu doof und ich wollte gerade umkehren, als sie mit zwei vollen Einkaufstüten um die Ecke bog. Sie war blass. Blasser als sonst. Und sie sah müde aus. Dunkle Ringe zeichneten sich unter ihren Augen ab.

      »Daniel, was machst Du denn … komm erstmal rein. Bei dem Scheißwetter.«

      Beim Aufschließen fiel eine ihrer Einkaufstüten um und einige Sachen purzelten heraus. Als ich ihr half, Malkreide, Salz und Kerzen vom Boden zu sammeln, lächelte sie verschämt. Sie lächelte wie jemand, den man bei einer Peinlichkeit erwischt hat.

      Ihre Wohnung war ein Berliner Zimmer. Winziges Duschbad, dazu knapp vierzig Quadratmeter mit Kochnische und einem kleinem Fenster im Seitenflügel zum Hinterhof hinaus. Die Tür zur Vorderhaus-Wohnung, zu der das Zimmer einst gehört hatte, war zugemauert. Die Regale an der Wand waren vollgestopft mit Schallplatten und Büchern. Neben der Stereoanlage stapelten sich CDs. Die Vorhänge waren zugezogen und es stank nach kaltem Zigarettenrauch. Statt die Vorhänge aufzuziehen und Licht durch das Fenster zu lassen, schaltete Susann das Deckenlicht ein und ließ sich auf ihr altes Ledersofa fallen, das aussah, als hätte es bereits den ein oder anderen Kampf mit wilden Tieren durchgemacht. Auf dem Tisch davor quollen die Aschenbecher über und das Leergut stapelte sich in der Ecke.

      »Haben SIE dich geschickt?«

      In Annahme dass sie mit SIE Petra und Klaus meinte, bejahte ich.

      »Dachte ich mir schon, dass sie dich auch noch schicken würden. Sie sind clever. Sie wissen wen sie einspannen müssen. Du weißt also auch bescheid.«

      Schnell nahm das Gespräch eine seltsam unangenehme Richtung und Susann beklagte sich, dass ihr seit ihrer Reise nach Norwegen übel mitgespielt wurde.

      »Sie wollen mich an meiner Arbeit hindern«, ließ sie mich wissen und steckte sich mit nervösen Handbewegungen eine Zigarette an, »Sie wollen nicht, dass sie erscheint. Mein Text für die 23. Ausgabe der testcard. Der wurde auch abgelehnt. Die letzte Bewegung. Ich weiß nicht wie sie das hinbekommen haben. Vielleicht haben sie die Mails abgefangen und den Anhang ausgetauscht.«

      Ich betrachte die Unterlagen auf ihrem Schreibtisch und nahm in Gedanken eines der aufgeschlagenen Bücher an mich und blätterte darin. Fragend las ich den Titel vor, »Skala der Sinnen?« Esoterischer bis okkulter Kram über Portale zu anderen Dimensionen. »Vielleicht solltest du dich weniger mit solchem Zeug beschäftigen.«

      Susann zog hastig an ihrer Zigarette.

      »Daniel, genau das wollen sie ja. Dass ich aufhöre mich damit zu beschäftigen. Aber ich habe die Wahrheit bereits gesehen. Ich muss wieder zu ihr gelangen. Ich habe keine Angst vor dem Fremden, ich sehne es herbei. Niemand wird mich daran hindern!«

      »Ist alles okay mit Dir? Ich mach’ mir ein wenig Sorgen. Petra und Klaus übrigens auch.«

      »Ich hab alles aufgeschrieben. Alles was passierte. Ich hab recherchiert und archiviert. Hier …«, sie hob einen Stapel Fotokopien hoch, »Polizeiakten aus Bergen und mit Inge hab ich mich auch getroffen. Sie war nicht dabei, aber sie konnte sich gut erinnern und das Tagebuch ihres Vaters hatte sie auch noch. Aber das wichtigste Beweisstück fand ich im Leibniz-Institut in Gatersleben. Es erklärt alles. Ich habe die Teile zusammengefügt. Das Puzzle gelöst.«

      »Wovon redest du, Susann? Was für Akten und wer ist Inge? Was für ein Puzzle?«

      Sie sah mich überrascht und prüfend an, als hätte ich all das wissen müssen. Dann nahm sie einen Zug von der Zigarette, lehnte sich zurück und schien kurz nachzudenken.

      »Du scheinst noch nicht vollends ins Spiel integriert zu sein, du musst mir etwas versprechen. Du hast deine Versprechen mir gegenüber stets gehalten. Wenn mir etwas passiert, sorge dafür, dass die Leute alles erfahren. Alle müssen lesen woran ich gearbeitet habe. Es ist wichtig! Es ist wirklich wichtig! Versprichst du mir das?«

      Sie stieß den Rauch aus, den sie inhaliert hatte. Die Situation begann mich zu überfordern. Mit Susann stimmte eindeutig etwas nicht. Was war bitte so wichtig an ihrer Arbeit? Sie war doch lediglich Popkultur-Autorin. Eine verdammt gute, aber dennoch. Wieso sollte ihr etwas passieren? Dennoch versprach ich ihr zu tun was sie verlangte, schon alleine der Freundespflicht wegen. Wenn ihr etwas zustöße, würde ich mich selbstverständlich kümmern, versicherte ich ihr.

      Nachdem ich ging, musste ich an den merkwürdigen Brief denken, den sie mir damals aus Norwegen geschickt hatte. Rückblickend war dieser bereits seltsam, doch Susann hatte manchmal einen recht verschrobenen Humor, weswegen ich mir zuerst keine Gedanken machte und alles für einen ihrer merkwürdigen Witze hielt. Einige Tage später verschwand sie. Sie war einfach weg, wie vom Erdboden verschluckt. Sie schien nichts aus ihrer Wohnung mitgenommen zu haben, keinen Koffer, keine Kleidung, keine persönlichen Gegenstände, nichts. Als ich ihren Eltern bei der Wohnungsauflösung half, sah es fast genauso aus wie bei meinem letzten Besuch. Die Pfandflaschen, die überquellenden Aschenbecher und der selbe kalte Rauch, der sich über alles gelegt hatte. Nur die Farbe an der Wand, dort an der Stelle wo einst die Tür zum Vorderhaus war, war abgeblättert. So als hätte jemand versucht, sie mit bloßen Händen abzukratzen. Kratzer die sich auf dem schweren Dielenboden vor dieser für immer verschlossenen Tür fortsetzten