Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis. A. F. Morland

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Название Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis
Автор произведения A. F. Morland
Жанр Зарубежные детективы
Серия
Издательство Зарубежные детективы
Год выпуска 0
isbn 9783745213447



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den Auftrag, Turner einige Anweisungen zu geben.“

      „Auf Befehl des CIA, nehme ich an?“ Wilsons Stimme klang höhnisch.

      „Allerdings!“, sagte der Fremde. „Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen?“

      „Wenn Sie Mitglied des CIA sind, bin ich Putins Vertrauensmann in Amerika!“, spottete Wilson.

      „Moment“, sagte der Fremde. „Ich zeige Ihnen den Ausweis.“

      „Woher haben Sie das Ding?“

      „Sehen Sie ihn sich genau an“, riet die heisere, keineswegs unangenehme Stimme selbstzufrieden. „Er ist echt. Ich muss Sie allerdings bitten, das alles vertraulich zu behandeln. Die Öffentlichkeit darf nicht das geringste davon erfahren.“

      „Sie machen mir Spaß!“, meinte Wilson. „Wofür halten Sie mich eigentlich? Ich bin nicht an Ihre komischen Geheimhaltungsvorschriften gebunden! Ich bin Reporter. Ich lebe davon, Knüller aufzuspüren und darüber zu schreiben! Das hier ist ein Reißer ganz besonderer Art. Was hat die CIA mit dem Bankraub zu tun? Wäre eine Schlagzeile nach meinem Geschmack. Musste Turner sterben, weil es die CIA so wollte? wäre eine andere Möglichkeit. Hm, lieber nicht. Das würde uns in Schwierigkeiten bringen. Bestimmt findet sich etwas anderes, ähnlich zugkräftiges. Fest steht, dass der Bericht wie eine Bombe einschlagen wird.“

      „Sie werden nichts dergleichen bringen“, sagte die belegte Stimme ruhig.

      „Niemand kann mich daran hindern, die Wahrheit zu schreiben!“, erklärte Wilson entschlossen.

      „O doch“, meinte der Fremde, ohne die Stimme zu heben. „Ich kann es.“

      „Sie?“

      „Sagen wir, meine Dienststelle, die CIA.“

      „Die Abwehr hat eine Menge Einfluss, aber sie hat nicht die Macht, die Öffentlichkeitsarbeit der freien Presse zu beeinträchtigen“, meinte Wilson.

      Der Fremde lachte kurz und spöttisch.

      „Ich kann verstehen, dass Sie sich ärgern, Wilson. Sie sind einer sensationellen Sache auf die Spur gekommen und dürfen nichts darüber bringen. Das nagt an Ihrem Reporternerv, das haut Sie förmlich um. Aber so ist es nun einmal. Der Fall ist Staatsgeheimnis. Darauf weise ich Sie hiermit ganz offiziell hin. Okay?“

      „Eine Bank wird überfallen“, sagte Wilson bitter. „Der Kassierer wird niedergeschossen. Die Täter entkommen mit einer Beute von vierzehn Millionen Dollar. Der niedergeschossene Kassierer wird ins Hospital eingeliefert und operiert. Die Operation gelingt. Stunden später wird der Kassierer ermordet. Ich werde davon durch einen Anruf in Kenntnis gesetzt und erinnere mich, die Stimme schon einmal gehört zu haben. Ich spüre sie auf und erfahre, dass Sie Turner im Krankenhaus besucht haben. Angeblich war er zu diesem Zeitpunkt schon ermordet. Sie fragen bei Ihrer Dienststelle an, was zu tun sei, und man befiehlt Ihnen, mich anzurufen. Angeblich lag es im Interesse des CIA, Turners Tod rasch bekannt werden zu lassen. Fantastisch! Wollen Sie mir bitte erklären, wo da ein innerer Zusammenhang besteht? Es dreht sich noch immer um den Bankraub, es geht um die gestohlenen vierzehn Millionen, und es geht um den Mord an Turner! Um nichts weiter, klar? Ich wäre nicht Ronny Wilson, wenn ich darauf verzichtete, die sensationelle, reichlich undurchsichtige Story auf der Frontseite der New York Post zu bringen!“

      „Mensch, Wilson in dieser Stadt vergeht kein Tag ohne Mord, Verbrechen, Sensationen. Es heißt, dass früher in Amerika das Geld auf der Straße lag. Heute sind es die Knüller, die Sensationen, die man nur aufzuheben braucht. Sie wissen das doch am besten! Suchen Sie sich einen anderen, weniger explosiven Stoff. Der Fall Turner und alles, was damit zusammenhängt, ist für Sie ab sofort tabu. Verstanden?“

      „Sie werden Ihr blaues Wunder erleben!“, verkündete Wilson grimmig.

      Ich hörte das Rücken von Stühlen. Schritte entfernten sich, eine Tür knarrte. Dann fiel sie ins Schloss.

      Sekunden später fiel etwas anderes. Ein Schuss.

      Er war nicht sehr laut. Offenbar kam er aus einer mit Geräuschdämpfer versehenen Waffe. Ganz sicher war der Schuss in der Mansardenwohnung abgefeuert worden. Ich bewegte mich so rasch auf das offene Fenster zu, wie es mit meiner Sicherheit in Einklang zu bringen war. Ich sprang ins Innere des erleuchteten Zimmers. Ich nahm mir nicht viel Zeit, die schäbige Einrichtung zu mustern. Mit wenigen Schritten war ich an der Tür. Ich wollte sie öffnen, aber die klemmte. Von außen drückte etwas gegen die Tür. Ich stemmte mich dagegen und hatte Erfolg. Ich sah, was ich beiseitegeschoben hatte. Es war Ronny Wilson.

      Er lag auf dem Rücken, mit weit aufgerissenen Augen. Eine Hand hatte er in Höhe des Herzens in den Anzug verkrallt.

      Er lebte noch.

      Der Ausdruck seiner Augen und die Lage der Schusswunde ließen mich vermuten, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.

      Ich kniete neben ihm nieder. Er wandte den Kopf und erkannte mich. Irgendetwas zerrte an meiner Kehle, als ich sah, dass er matt lächelte.

      „Sie haben mich gewarnt, Hill“, brachte er mühsam und kaum hörbar hervor. „Es ist nicht Ihre Schuld!“

      „Sprechen Sie kein Wort zu viel!“, sagte ich und beugte mich zu ihm hinab. „Wer war es?“

      Ein dumpfes Stöhnen war die einzige Antwort. Er schien plötzlich Schmerzen zu empfinden. Ich streifte meine Jacke ab, rollte sie zusammen und schob sie unter seinen Kopf. Als ich den Kopf losließ, rollte er zur Seite. Ich sah, dass der Ausdruck der Augen sich verändert hatte. Sie sahen so starr und gläsern aus, als wären sie aus bemaltem Porzellan.

      Ich begriff, dass diese Augen nichts mehr sahen. Ronny Wilson war tot.

      8

      Im Haus war alles still. Ich stürmte durch das Wohnzimmer ans offene Fenster. Unten, auf der Straße, entzündete sich ein gelbroter Feuerblitz. Dicht neben mir klatschte etwas in die Wand. Ich zog meinen Kopf zurück, aber es bestand keine Gefahr. Die Entfernung zwischen Straße und Mansarde war zu groß für eine Pistole.

      Ich hörte Schritte und das Klappen einer Wagentür. Fenster wurden geöffnet. Neugierige steckten die Köpfe ins Freie. Ein paar Rufe wurden laut, Fragen nach der Ursache des Knalls.

      Dann heulte ein Wagenmotor auf. Ich versuchte das Dunkel der Straßenschlucht mit den Blicken zu durchdringen, sah aber nur das höhnische Leuchten der roten Wagenschlusslichter, die mir wie die Augen eines feixenden Teufels vorkamen.

      Ich wandte mich um. Das Zimmer war etwa zwanzig Quadratmeter groß. Die Bettcouch stand an der Längswand. Auf dem runden Tisch in der Mitte des Zimmers verqualmte im Ascher eine Zigarette. Das Zimmer war so unpersönlich wie der Warteraum eines Arztes.

      Ich öffnete den Kleiderschrank, der der Couch genau gegenüberstand. Er war leer.

      Ich ging in die Diele.

      Ich blickte den Toten an und spürte, dass sich in meinem Inneren etwas verschob. Ronny Wilson! Er war ein Zyniker gewesen, ein sensationsgieriger Reporter. Das war die eine Seite. Es gab noch eine andere. Ronny Wilson hatte seinen Beruf ernst genommen, er hatte den Lesern geliefert, was sie wollten. Es war leicht, sich über Sensationen zu mokieren; feststand, dass Ronny Wilson einer von denen gewesen war, die sie in meisterhafter Form brachten. Ich war manchmal mit ihm