Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett

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Название Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga
Автор произведения Pete Hackett
Жанр Вестерны
Серия
Издательство Вестерны
Год выпуска 0
isbn 9783745213249



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hatten.«

      »Was hat Sie geleitet? Rachsucht? Wollten Sie das Gesetz selbst in die Hand nehmen?«

      »Nein, Sir. Ich wollte die Mörder dem Gesetz überantworten. Allerdings kam es zu einem Kampf, bei dem vier der Killer starben. Die anderen drei entkamen.«

      »Es starben auch Soldaten.«

      »Parker McAllister wurde bei dem Kampf getötet«, räumte Whitlock ein. »Jesse Cameron und Price Mahoney töteten die Skalpjäger aus dem Hinterhalt. Um zu verhindern, dass sie weiter den Hass und die Unruhe bei den Apachen schüren, sind Corporal Patty und ich den Mördern nach El Paso gefolgt. Das Kommando über die Patrouille übergab ich Sergeant Tom Billinger. Er war ein erfahrener, in vielen Kämpfen mit den Apachen erprobter Mann.«

      »Sie stellten diesen Wilburn und seine Komplizen in El Paso?«, fragte einer der Offiziere.

      »Ja. Und wieder gab es einen Kampf. Einer der Banditen starb, ein anderer wurde verwundet. Scott Wilburn nahmen wir fest und gaben ihn sowie den verwundeten Banditen in die Obhut des Kommandanten von Fort Bliss, der mir zusicherte, die beiden Banditen nach New Mexiko auszuliefern.«

      »Hielten Sie es für derart wichtig, die Skalpjäger zu stellen und der Bestrafung zuzuführen, dass Sie, um ihrem Willen Geltung zu verschaffen, die Patrouille sich selbst überließen?«, kam es von einem der anderen Offiziere, einem Captain, dessen narbiges Gesicht von vielen Kämpfen zeugte.

      »Einen Apachen zu töten, ohne ihm eine Chance zu lassen, ist nach dem Buchstaben des Gesetzes Mord, Sir«, antwortete Whitlock. »Es waren über ein Dutzend Apachen, die diese Männer aus dem Hinterhalt ermordeten. Von Fort Wingate aus wird das Apachenland überwacht. Die Besatzung des Forts hat für Ruhe und Frieden in der Apacheria zu sorgen. Ich gehöre zur Besatzung. Sollte ich zulassen, dass Wilburn und seine Killer weitermorden? Gewalt zieht immer neue Gewalt nach sich. Ich fühlte mich verpflichtet, den Banditen das blutige Handwerk zu legen. Was ich getan habe, kann ich vor Gott und vor meinem Gewissen verantworten. Ich hätte keinen Schlaf mehr gefunden, wenn ich zugelassen hätte, dass weiterhin ein Rudel zweibeiniger Wölfe mordend durchs Land zieht.«

      »Sie handelten also in der hehren Absicht, den Frieden im Land zu wahren?«

      »Das war mein Sinnen und Trachten, Sir. Ich fühlte mich weder als Richter noch als Henker. Doch es gab niemand außer mir und den Männern, die mit mir ritten, die den gesetzeswidrigen, blutigen Machenschaften der Banditen in den Weg getreten wären.«

      »Ihre Vorgesetzten haben Sie immer vorzüglich beurteilt, Lieutenant«, meinte ein Major. »Auch Colonel McIntosh hat Sie uns als einen integeren, herausragenden Mann dargestellt.«

      »Ich habe immer mein Bestes gegeben, Sir.«

      »Sie sind seit dreizehn Jahren bei der Armee.«

      »Ja, seit meinem zweiundzwanzigsten Lebensjahr. Die Armee ist meine Heimat, Sir.«

      Der Major lächelte.

      Auch der General schmunzelte.

      »Haben Sie Ihr Handeln auch nur für einen Augenblick in Zweifel gezogen, Lieutenant?«, fragte wieder der Major.

      »Ich machte mir Sorgen wegen meiner Leute. Doch ich war mir auch sicher, dass sie bei Sergeant Billinger in den besten Händen waren. Außerdem wies ich den Sergeanten an, die Apachen auf keinen Fall herauszufordern. Bei Feindkontakt sollte sich die Patrouille zurückziehen.«

      »Dies zu bestimmen lag nicht in der Macht des Sergeanten«, wandte der General ein. »Aus den Protokollen, die aufgrund Ihrer Einvernahmen gefertigt wurden, ist zu entnehmen, dass er sich dem feindlichen Zugriff nicht entziehen konnte. Die Patrouille war gezwungen, sich zu verteidigen. Ein Rückzug war nach Ihren eigenen Erkenntnissen nicht möglich, Lieutenant.«

      »Ich habe nur wiedergegeben, was ich den Spuren entnehmen konnte, Sir. Man hat die Patrouille in einen Hinterhalt gelockt. Die Männer hatten keine Chance. Es war vermessen, mit nur zwei Dutzend Männern in die Mimbres Mountains zu reiten und zu glauben, Victorio zur Aufgabe überreden oder zwingen zu können.«

      »Sie stellen die ganze Aktion in Frage, Lieutenant?«, blaffte ein Lieutenant Colonel.

      »Jawohl, Sir. Die Mission war von vorneherein zum Scheitern verurteilt.» Whitlock schien kurz nachzudenken und seine weiteren Worte im Kopf zu formulieren. Dann erhob er wieder das Wort: »Es war blinder Aktionismus, der dazu führte, dass zwei Dutzend Soldaten in die Mimbres Mountains geschickt wurden, eine Alibiaktion, um zum einen der Öffentlichkeit vor Augen zu führen, dass sich die Armee von einer Hand voll Apachen nicht auf der Nase herumtanzen lässt, und zum anderen dem Vorwurf der Tatenlosigkeit zu entgehen.« Wieder machte der Lieutenant eine Pause. »Man hat die Männer verheizt. Ihr Tod war sinnlos und schürte im Lande nur den Hass auf die Apachen. Nicht die Aktionen der Armee haben Victorio bewogen, aufzugeben. Es war der strenge Winter, der ihn veranlasste, die Kapitulation anzubieten. Er war sogar noch in der Lage, Bedingungen geltend zu machen.«

      »Sie sind sehr mutig, Lieutenant«, sagte der General versonnen. »Wissen Sie, dass Sie damit einige Leute ziemlich vor den Kopf stoßen?«

      »Ich kann es nicht ändern, Sir. Ich halte das alles für eine Farce. Am Schicksal der Patrouille hätte sich nichts geändert, auch wenn ich sie geführt hätte. Ich will nicht einmal ausschließen, dass der Verlust der Patrouille einkalkuliert war und akzeptiert wurde, nur um einigen Leuten, die ein scharfes Durchgreifen der Armee fordern, den Mund zu stopfen und anderen, die die Apachen als wilde Tiere hinstellen, Munition für ihre These zu liefern. Ich weiß nicht, welche Ziele die Indianerpolitik, die Washington betreibt, verfolgt. Aber ich habe Augen im Kopf und ich kann denken. Und ich bin in einer Situation, in der ich nicht mehr schweigen kann und auch nicht mehr schweigen will.«

      Betroffenheit prägte die Gesichter. Der General hatte die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen und kaute darauf herum. Er wirkte nachdenklich. Die Mienen einiger der Offiziere hatten sich verdüstert. Einer stieß hervor: »Sie reden sich um Kopf und Kragen, Lieutenant.«

      Whitlock schwieg.

      »Haben Sie uns sonst noch etwas zu sagen, Lieutenant?«, fragte der General.

      »Ja, Sir. Ich fühle mich unschuldig und ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass ich richtig gehandelt habe, als ich mich mit einigen Soldaten auf die Fährte der Skalpjäger setzte, um ihnen das Handwerk zu legen.«

      »Wir werden über Ihr weiteres Schicksal beraten, Lieutenant. Sie wissen, was Ihnen blüht, für den Fall, dass ein Verfahren vor dem Militärgericht gegen Sie eröffnet wird?«

      Whitlock nickte. »Ihre Entscheidung kommt einer Vorverurteilung gleich, Sir. Ja, ich weiß, was mir blüht. Man wird mir die Schulterklappen herunterreißen und mich mit Schimpf und Schande aus der Armee jagen.«

      »Das ist das Mindeste«, murmelte der General, dann gab er den beiden Wachsoldaten einen Wink.

      Tyler Whitlock wurde abgeführt. Nachdem sich die Tür hinter ihm und seinen Wächtern geschlossen hatte, räusperte sich der General, dann sagte er: »Die Armee steht durch die Unruhen im Apachenland im Rampenlicht der Öffentlichkeit. Wenn wir gegen Whitlock Anklage erheben, werden sich die Reporter sämtlicher namhafter Zeitungen im Land wie die Aasgeier draufstürzen. Es werden Dinge zur Sprache kommen, die kein besonders gutes Licht auf die Verantwortlichen werfen werden. Grundsätzlich hat Whitlock Recht. Es war blinder Aktionismus, als nacheinander drei Patrouillen in die Mimbres Mountains geschickt wurden, um Victorio und seine Renegaten zur Räson zu bringen.« Der General atmete tief durch. »Whitlock ist der falsche Mann, der auf dem Altar einer mangelhaften Indianerpolitik geopfert werden soll. Ihn vor Gericht zu stellen dürfte der Armee mehr schaden als nutzen. Schon im Hinblick darauf, dass ihr ein erfahrener und bewährter Offizier verloren geht.«

      Die anderen Offiziere diskutierten nicht lange. Und schon nach wenigen Minuten stand fest, dass keine Anklage gegen Tyler Whitlock erhoben werden würde. Der Ausschuss kam zu dem Ergebnis, dass der Lieutenant unverzüglich auf freien Fuß zu setzen war und seinen Dienst anzutreten hatte.

      Der