Название | Sechs utopische Thriller |
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Автор произведения | Conrad Shepherd |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745202267 |
»Du könntest das arrangieren? Hättest wirklich die Macht dazu?«
Santana zuckte die Schultern und bestätigte: »Ja. Meine Vollmachten sind recht weitreichend, um es einmal so zu formulieren.«
»Warum machst du das?«
»Wir suchen Leute wie dich. Wir brauchen Männer, für die ein Wort ein Wort ist, die noch schätzen können, was ein Eid ist und die ein Versprechen zu würdigen wissen.«
Conroy sah ihn mit hochgezogenen Brauen an.
Schweigend, mit einem ironischen Zug um den sensiblen Mund.
Schließlich sagte er: »Okay, Angus. Jetzt habe ich alles gehört, was du so normalerweise als Moraloffizier von dir gibst. Du vergisst, mein Lieber, dass ich die gleiche psychologische Scheiße über mich ergehen lassen musste, als ich ins Blackwatch-Regiment eingetreten bin. Ich will jetzt die Wahrheit von dir hören!«
»Okay!« Angus Santana tat zerknirscht. »Sagen wir um der alten Zeiten willen.«
Conroy sah ihn lange an. Hinter seiner Stirn arbeitete es. Alles ging so schnell; es war wie schwarzes Loch, das sich plötzlich vor ihm öffnete, ihn in seinen mahlenden Strudel hineinzog, um ihn dann – wo? – wieder auszuspeien. Andererseits: Was immer man ihm anbot, nichts konnte so schlimm sein, wie im STRALAG-2 auf das endgültige Urteil zu warten und dabei langsam zu verrotten. Die Militärgerichtsbarkeit war nach dem Tohuwabohu, das die Kriege hinterlassen hatten, völlig überfordert und ständig überlastet.
»Nun?«, brachte sich Santana wieder in Erinnerung. Sein Gesicht hatte jenen Ausdruck, den auch Luzifer gehabt haben musste, als er auf der Spitze eines Berges vor ein paar tausend Jahren jemanden überreden wollte, sich auf seine Seite zu schlagen.
Doch das war eine andere Zeit, eine andere Geschichte.
Und wer war er schon, durchfuhr es Conroy, dass er ein solches Angebot ablehnen konnte?
Außerdem: Hatte er seine Entscheidung ohnehin nicht schon längst getroffen?
»Okay«, sagte er schließlich, »ich nehme den Job an.«
5. Kapitel
Er lag nackt auf dem Bauch zwischen schweißfeuchten Laken und versuchte noch weiterzuschlafen, während der Fernseher lief.
Er hatte ihn die ganze Nacht laufenlassen und nur leiser gestellt, als sie meinte, der Krach würde ihre Konzentration stören.
Die zuckenden Bilder, die Reflexe auf seine Netzhaut warfen, störten ihn nicht im geringsten – lange genug hatte er auf Nachrichten verzichten müssen – wohl aber das hartnäckige Summen des Bildtelefons.
Nur widerwillig erlaubte sich Conroy, die Augen einen Spalt breit zu öffnen. Es herrschte eine perlgraue Dämmerung im Zimmer, irgendwo lief Wasser.
Willkommen unter den Lebenden...
Er war auf der Erde.
Mit einem tiefen Seufzer rollte er sich auf den Rücken und gab sich seinen Gedanken hin.
Entgegen Angus Santanas Versicherung hatte es doch fast vierundzwanzig Stunden gedauert, bis sie Luna und STRALAG-2 an Bord eines schnellen, nur leicht gepanzerten Kurier-Shuttles verlassen konnten. Diese Zeitspanne bot Conroy Gelegenheit, sich auf die radikal veränderte Situation einzustellen. Santana nutzte sie außerdem dazu, ihn in groben Zügen über Ziele und Zweck von SY.N.D.I.C. zu informieren.
Nur speziell über die Aufgabe, die auf ihn wartete, darüber verlor er kein Wort.
Conroy war es egal. Was immer sie auch für ihn hatten, alles war besser als STRALAG-2. Außerdem – die Rehabilitierung würde ihn wieder zu dem machen, was er vor dieser unwürdigen Verhandlung vor dem Militärgericht in Virginia, wo man ihn zum Sündenbock abgestempelt hatte, gewesen war...
Er gähnte, wälzte sich herum. Seine Hand tastete. Das Bett neben ihm war leer, nur ihr Geruch und ihre Wärme hingen noch im Laken.
Etwas mühsam setzte er sich im Bett auf.
Er hatte auch Kopfschmerzen von zu viel Alkohol. Als er sich zur Seite drehte, fiel sein Blick auf zarte Unterwäsche und ein paar Kleidungsstücke für darüber, die den Boden vor dem Bett bedeckten; ein hochhackiger Stöckelschuh mit winzigen Riemchen stand im Zimmer. Sein Pedant lag umgefallen etwas weiter entfernt.
Conroy blinzelte.
Ein Lichtstreif fiel durch die halbgeöffnete Badezimmertür. Dort lief das Wasser.
»Kyra?«, rief er.
Falls das überhaupt ihr richtiger Name war...
Das Wasser hörte auf zu rauschen. »Bist du wirklich endlich wach?«, antwortete das Mädchen. »Oder sprichst du wieder nur im Schlaf?«
Conroy stützte sich auf die Ellbogen.
»Wer ist gestern eingeschlafen?«, fragte er.
»Kann ja mal vorkommen – nach drei Nächten mit dir! Herrje, wo warst du die letzten Jahre, Mann? Im Knast?«
Das Wasser begann wieder zu laufen.
»Könnte man so sagen«, murmelte Conroy und grinste schwach. Er zog das Kissen hoch und lehnte sich damit gegen die Wand. Er versuchte, sich an die vergangenen drei Tage zu erinnern – er bekam nicht mehr alles zusammen.
Akklimatisiere dich erst mal, hatte Angus Santana angeordnet und ihn in einem Apartmenthochhaus in Berwyn Heights außerhalb New Washingtons untergebracht, das das Pentagon für derartige Anlässe ständig reserviert hielt.
Seitdem akklimatisierte er sich.
Auf seine Weise.
Seine physische Verfassung hatte sich schnell wieder den irdischen Schwerkraftverhältnissen angepasst. Das lag nicht zuletzt daran, dass er die wenigen Angebote, die STRALAG-2 für seine Insassen bereithielt, regelmäßig und konsequent genutzt hatte. Das eine Jahr in der geringen Mondschwerkraft hatte Conroys körperlichen Fähigkeiten nur in sehr geringem Maße zusetzen können.
Vielleicht hatte er es ein wenig übertrieben mit der Akklimatisierung...
Himmel, das Telefon summte noch immer. Aufdringlicher jetzt; der Bildschirm flackerte an den Rändern, blieb aber noch dunkel.
Kyra-wer-auch-immer kam aus dem Badezimmer.
Nackt.
Sie war braungebrannt, gut gewachsen, mit vollen Brüsten – und einem leicht ordinären Zug im Gesicht; daran änderte auch die wilde Haarmähne nichts.
»Gehst du nicht ran?«, fragte sie und grapschte nach ihren Sachen. Wie ein Storch von einem Bein auf das andere hüpfend, zog sie Stück für Stück an.
»Später«, winkte Conroy ab und sah ihr beim Ankleiden zu. In wenigen Minuten hatte sie die erstaunliche Verwandlung vollzogen, die sie von einer nackten Liebesdienerin des Eskort-Service zu einer kühlen, nahezu geschäftsmäßig wirkenden Angestellten eines x-beliebigen Konzerns machte.
Als sie bis auf die Schuhe angekleidet