Название | Sechs utopische Thriller |
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Автор произведения | Conrad Shepherd |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745202267 |
Conroy saß abseits und wurde von den meisten Häftlingen ignoriert; es handelte sich überwiegend um niedrigere Dienstgrade. Ein ehemaliger Oberleutnant war ihnen suspekt, wenn nicht sogar verhasst.
Es störte ihn nicht, machte ihm nichts aus.
Er war es gewohnt.
Der Außenseiter zu sein, hatte mitunter seine Vorteile.
Schweigend aß er, die Sinne hellwach, angespannt... und behielt seine unmittelbare Umgebung genaustens im Auge. Er sah Sarge ein paar Tische weiter vorne sitzen, hektisch auf einige seiner schwarzen Brüder – ehemalige Raumsoldaten, wie Conroy wusste, und Lebenslängliche – einredend. Was er sagte, ging in dem herrschenden Radau unter. Unvermittelt schaute er wie alarmiert hoch und zu ihm herüber.
Und plötzlich war Conroy, als würde der Lärm um ihn herum leiser, verhaltener.
Dann spürte er, wie sich seine Nackenhaare elektrisiert aufrichteten. Er schob das Tablett von sich und stand betont langsam auf. Drehte sich um.
Sie waren zu viert.
Drei nur Staffage für den vierten. Ein feister Kerl, trotz seiner Größe. Sein Gesicht war das eines Frosches mit hervorquellenden Augen und fast farblosen Brauen. Die Kerle waren ihm fremd. Mussten gerade erst eingeliefert oder aus einer anderen Ebene hierher verlegt worden sein.
Und schon suchten sie Streit. Aber das war abgekartete Sache. Eine vorbereitete Aktion, sonst hätte Sarge ihn nicht warnen können. Also steckte jemand anderer dahinter, der nicht in Erscheinung treten wollte. Noch nicht. Oder vielleicht überhaupt nicht. Wer konnte das an diesem höllischen Ort schon sagen!
Frosch baute sich vor Conroy auf.
Er war gewaltig. Ein Fleischberg. Vielleicht ein paar Zentimeter kleiner als Morton, aber vermutlich zweimal so schwer. Aber das war nicht unbedingt ein Vorteil hier auf dem Mond.
»Du da, Scheißkerl, verschwinde von hier«, sagte Frosch schleppend. »Ist unser Territorium. Kapiert?«
»Seit wann?«
»Seit ich es sage.«
Frosch grinste ihn an, doch es lag keine Freundlichkeit in diesem Grinsen. Es war eine Maske, genau wie der scheinbar aufgequollene Körper. Frosch verbarg durchtrainierte Muskeln unter seiner Fettschicht, und er schien begierig darauf, sie ins Spiel zu bringen.
»Na? Wird's bald?!«
Frosch trat noch einen Schritt näher. Seine Kumpels blieben hinter ihm. In der Messe wurde man aufmerksam auf das, was sich hier abzuzeichnen begann. Die anderen Häftlinge rückten näher, bildeten einen lebenden Wall um den Tisch, um sie gegen die Blicke der Wachen am Eingang abzuschirmen.
Conroy bewegte den Kopf, sah nach links und nach rechts, blickte wieder auf Frosch, der, seine Kopfbewegung missdeutend, mit einem trüben Grinsen sagte: »Sieht so aus, Arschloch, als ob keiner dir hilft, wie?«
»Sieht es denn aus, dass ich Hilfe bräuchte?«, versetzte Conroy mit ätzender Stimme. Er streckte die Hand aus, drehte sie, dass der Rücken oben lag und spreizte die Finger. »Oh nein! Tatsächlich, ich zittere.«
»Einer von der ganz harten Sorte, wie's scheint«, meinte einer aus Froschs Gefolge.
»Besser, du bringst ihm gleich bei, was Sache ist, Dave.« Ein anderer.
Es schien Zeit, dem Trauerspiel ein Ende zu bereiten. Conroy schüttelte mit sorgenvoller Miene den Kopf. »Weißt du, Fettsack«, sagte er mit nachsichtiger Stimme, »eigentlich ist es so, dass du in meinem Territorium bist, Arschgesicht. Aber ich lasse dir die Wahl. Entweder du verziehst dich von selbst, oder du ernährst dich auf der Krankenstation für eine ganze Weile aus der Schnabeltasse.«
»Ach ja?«, schnaufte Frosch. Verblüfft und überrascht, dass es nicht nach seinen Vorstellungen ablief.
»Wie ich sage, Schwachkopf. Ich zähle jetzt bis drei, dann bist du entweder verschwunden oder trägst die Konsequenzen, ja?«
Frosch starrte Conroy an.
»Eins«, begann Morton.
Keine Reaktion.
»Zwei«, zählte Morton weiter.
Wieder keine Reaktion.
Die Umstehenden wurden ungeduldig, begannen zu johlen und Anfeuerungen zu rufen.
Dann täuschte Morton seinen Gegner.
Tue stets das Unerwartete.
Statt bis drei zu zählen – sei infam – versetzte er Frosch einen Kopfstoß direkt ins Gesicht. Er legte sein ganzes Gewicht auf den hinteren Fuß, verlagerte seinen Körperschwerpunkt nach unten, so weit es ging, stieß sich ab und schmetterte seine Stirn auf die Nase von Frosch. Der Stoß brachte dessen armselige Welt mit einem Paukenschlag zum Einsturz. Seine Beine knickten weg. Er schlug einen Rückwärtssalto, prallte gegen seine Kumpane, was ihn daran hinderte, noch weiter abzutreiben, und schlug in der geringen Mondschwerkraft auf dem Boden auf wie eine zappelnde Marionette, deren Schnüre man gekappt hatte.
Conroy wandte sich an Froschs Kumpane.
»Noch jemand Lust?«
Sie schwiegen.
Starrten ihn an.
Conroy starrte zurück.
Dann senkten sie die Blicke.
»Und jetzt bringt euren Kumpel raus, ehe die Wachen...« aufmerksam werden hatte er sagen wollen. Aber es war bereits geschehen. Sie waren schon da. Befehle wurden gebrüllt. Neurostöcke geschwungen. Brutal, begleitet von Flüchen und Tritten, trieb man die Häftlinge auseinander.
Wortlos hob Conroy beide Arme in Kopfhöhe, als er die polternden Schritte hinter sich hörte. Und da waren sie auch schon heran. Ein Kolbenhieb zwischen die Schulterblätter presste ihm explosionsartig die Luft aus den Lungen, zwang ihn aufstöhnend in die Knie. Schmerz zuckte durch seinen Rücken wie eine heiße Klinge. Sekundenlang verschwamm alles vor seinen Augen. Zwei, drei Wachmänner rissen ihn hoch und herum.
Conroy blinzelte. Nur undeutlich zunächst, dann wieder klar, sah er Spoczynskis Gesicht vor sich auftauchen.
Spoczynski war der verantwortliche Spieß der Wachmannschaft dieser Ebene.
»Keine Schlägerei, Conroy«, keuchte er wild. Ein böser Schimmer war in seinen Augen. »Nicht hier. Nicht in meinem Bereich. Geht das denn nicht in deinen Schädel, verdammter Klugscheißer?«
Conroy sagte: »Hab mich nur gewehrt...«
Spoczynski knallte ihm eine mit dem Handrücken. Die Bewegung war so blitzartig schnell, dass er sie nicht sah, sondern nur fühlte.
»Halt deine gottverdammte Schnauze, Soldat, bevor ich mich vergesse!« Spoczynski war nahe dran, die Beherrschung zu verlieren. Er duldete keinen Widerspruch. Nicht in seinem Bereich. Nicht in seinem Leben. Und sein Leben setzte er mit STRALAG-2 gleich. »Hast du verstanden, Drecksack?«
Conroy nickte. Mühsam. Seine Unterlippe war aufgeplatzt. Er schmeckte Blut.
»HAST DU VERSTANDEN, DRECKSACK?«, blaffte der Sergeant, jedes einzelne Wort betonend.
Conroy beschloss, ihn nicht weiter zu provozieren.
»Sir! Ja, Sir!«, brüllte er und spuckte Blut dabei.
Das rotgeäderte Gesicht Spoczynskis verzog sich in einem wilden Feixen. Sein Kehlkopf hüpfte. »So ist's brav, mein Junge.« Er machte eine Handbewegung. Seine gepanzerten Schergen ließen von Conroy ab.
Spoczynski fixierte die Kumpane des am Boden liegenden Mannes.
»Ihr da, bringt diesen Kadaver hier raus. Vorwärts!«
Die Männer in ihrer groben Gefängniskleidung zogen ihren Anführer hoch, hielten ihn links und rechts an den Oberarmen gepackt und schleiften