Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019. Jan Gardemann

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Название Mitternachts-Thriller Sammelband 4001 - Vier Romane um Liebe und Geheimnis Juli 2019
Автор произведения Jan Gardemann
Жанр Триллеры
Серия
Издательство Триллеры
Год выпуска 0
isbn 9783745209419



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      22

      Lucinda rannte hinaus in die Nacht. Der Wind zerzauste ihr das Haar, als sie die Stufen des ausladenden Portals hinabstieg. Und der Regen durchnässte sie innerhalb weniger Augenblicke bis auf die Haut.

      Es war eine unheimliche Nacht.

      Der Wind blies die dunklen Wolken schnell vor sich her.

      Der Regen klatschte kalt in ihr Gesicht.

      Lucinda rannte quer über den Burghof bis zu ihrem Wagen.

      Hastig holte sie den Schlüssel hervor und steckte ihn mit zitternden Fingern ins Schloss hinein. Sie riss die Tür auf und setzte sich hinter das Steuer des Fiats.

      Was war es nur, das ich da gerade gesehen habe?, ging es ihr schaudernd durch den Kopf. Diese Erscheinung hatte sie töten wollen, das stand für sie fest.

      Genau wie Miss Kelvin in der vergangenen Nacht!, durchzuckte es sie.

      Allein bei der Erinnerung an das grauenerregende Erlebnis, das hinter ihr lag, überkam sie ein Schaudern.

      Keine Minute länger hätte sie es in den düsteren Mauern von Gilford Castle ausgehalten.

      Ein Gefühl der Panik erfüllte sie. Sie ließ den Motor an und setzte den Wagen etwas ruckartig zurück. Dann ließ sie ihn nach vorne schnellen, dachte im letzten Moment noch daran, das Licht einzuschalten und brauste anschließend die schmale Straße entlang, die von Gilford Castle wegführte.

      Sie fuhr viel zu schnell.

      Die Sicht war schlecht. Die Wischblätter ihrer Scheibenwischer schafften es kaum, ihr einigermaßen freie Sicht zu verschaffen.

      Eine scharfe Kurve schaffte sie mit knapper Not. Der Wagen rutschte ein wenig.

      Ganz ruhig!, sagte sie sich selbst. Nur die Fassung bewahren ...

      Wie dunkle Schatten tauchten jetzt an der Seite die Bäume des finstere Waldes auf. Büsche und Sträucher wurden vom Wind hin und her geweht.

      Schatten, die sich bewegten ...

      Unheimliche, dunkle Umrisse ...

      Im nächsten Augenblick erfasste das Fernlicht ihres Fiat etwas Finsteres, das auf der Straße lag ...

      Sie trat mit aller Kraft auf die Bremse. Die Reifen quietschten, und der Wagen kam schließlich zum Stehen.

      Der Puls schlug Lucinda bis zum Hals.

      Zwei oder drei Baumstämme!, ging es ihr durch den Kopf, während sie durch den Regen hindurch auf die schmale Straße starrte. Der Sturm muss sie entwurzelt haben.

      Sie atmete tief durch und schluchzte auf.

      Dies war der einzige Weg, der sie von diesem schrecklichen Ort namens Gilford Castle wegführen konnte! Zumindest, wenn sie mit dem Wagen fahren wollte und nicht über aufgeweichte Wald- und Feldwege meilenweit zu Fuß lief!

      "Nein!", rief sie verzweifelt.

      Und dann glaubte sie ihren Augen und Ohren nicht zu trauen ...

      Das Geräusch von Pferdehufen!

      Eine hochaufgeschossene Gestalt tauchte aus der Dunkelheit des nahen Waldes heraus auf und näherte sich von der Seite her dem Wagen.

      Das Mondlicht, das für einen Augenblick zwischen den düsteren Wolken hindurchfiel, beleuchtete einen metallenen Helm mit geschlossenem Visier, einen massiven Brustharnisch und den Griff eines riesenhaften Schwertes ...

      Ein Ritter!

      Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag und einen Augenblick lang glaubte sie, sich in einem Alptraum zu befinden. Dies konnte einfach nicht wahr sein.

      Das Pferd des Ritters wieherte und dieses Geräusch erlöste sie aus der Lähmung, die sie für einen Augenblick befallen hatte.

      Der Ritter zog sein Schwert, eine riesige Klinge, die mit beiden Händen geführt werden musste.

      Er holte aus, während Lucinda mit zitternder Hand den Rückwärtsgang einzulegen versuchte.

      Dann krachte Metall auf Metall.

      Das Schwert sauste auf die Kühlerhaube des Wagens nieder.

      Es gab ein hässliches Geräusch, als Blech sich bog. Erneut holte der geisterhafte Ritter zu einem Schlag aus ...

      Und dann hörte sie die Stimme. Keine gewöhnliche Stimme, sondern eine, die sie in ihrem Kopf zu hören glaubte. Sie klang tief und kehlig.

      "Niemand wird Gilford Castle in dieser Nacht verlassen ... Niemand ..."

      Und dann glaubte sie, ein schauerliches Lachen zu hören, das sich auf grauenerregende Weise mit den Geräuschen von Wind und Regen vermischte ...

      23

      In der Dunkelheit fasste ich nach Roberts Hand und fand sie.

      Es dauerte einige Augenblicke, bis ich mich an die Dunkelheit gewöhnt hatte. Am Ende des Flurs leuchtete der Mond durch ein Fenster herein.

      Ich ließ Roberts Hand los und ging vorsichtig ein paar Schritte vorwärts.

      Beinahe lautlos schritt ich voran und erreichte schließlich die Biegung.

      Das Mondlicht schien mir ins Gesicht.

      Ich sah um die Ecke, wo der Flur in einem Erker endete, in dem sich eine antike Sitzgruppe befand. Durch die hohen, viergeteilten Fenster konnte man hinaus in die Nacht blicken.

      Draußen heulte der Wind durch die Mauern von Gilford Castle.

      Baumkronen wurden heftig hin- und herbewegt.

      Ich hatte wieder dieses besondere Gefühl ...

      Das Gefühl, nicht allein zu sein und beobachtet zu werden ...

      Sie musste hier irgendwo sein. Das Unbehagen in meiner Magengegend wurde immer stärker. Die Bedrohung musste irgendwo ganz in der Nähe lauern. Irgendwo, zwischen den eigenartigen Schatten, die das Mondlicht warf ...

      Aus den Augenwinkeln heraus nahm ich eine Bewegung war.

      Einer dieser schattenhaften Umrisse hatte sich bewegt ...

      Mein Blick wandte sich einem bestimmten Punkt zu, der vollkommen im Dunkeln lag. Die verwinkelte Architektur dieses Gebäudes bildete dort eine Nische.

      Und dann ...

      Das Erste, was ich von ihr sah, war der unglaublich intensive Blick ihrer Augen. Ein Blick, der einen schaudern lassen konnte. Hass flackerte in ihnen, gepaart mit unendlicher Verzweiflung und ...

      Schmerz!

      Zweifellos hatte man Joanne einst sehr wehgetan.

      Reglos stand sie da und verursachte keinen Laut. Das fahle Mondlicht ließ ihr blondes Haar beinahe weiß erscheinen. Ihr hübsches Gesicht mit den hohen Wangenknochen.

      "Rache!"