Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery. Robert E. Howard

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Название Schwerter gegen Bestien: Fantasy Sammelband 1026 Seiten Sword & Sorcery
Автор произведения Robert E. Howard
Жанр Историческая фантастика
Серия
Издательство Историческая фантастика
Год выпуска 0
isbn 9783745204797



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Mann! Der Überrest eines kleinen Heeres von fünfhundert, das so stolz von der Mauer des Hadrian aus gen Norden gezogen war. Bei Zeus, was für ein Plan! Fünfhundert Mann sollten sich durch ein Land schlagen, das von Barbaren aus einem anderen Zeitalter nur so wimmelte. Bei Tage marschierten wir und hieben uns einen roten Pfad durch die blutdürstigen Horden, bei Nacht schlugen wir Lager auf, die von knurrenden Unholden umschlichen wurden. Und immer wieder verloren Wachtposten ihr Leben unter dem raschen Dolch. Kampf, Blutvergießen, Schlächterei.

      Und der Kaiser in seinem noblen Palast würde Kunde davon erhalten, daß wieder eine Expedition in den nebligen Bergen des mystischen Nordens verschwunden war.

      Ich warf meinen Kameraden einen Blick zu. Es waren Römer aus Latium und aus Rom selbst, Briten, Germanen und ein feuerhaariger Hibernier. Ich blickte zu den Wölfen in Menschengestalt hinüber, die uns umringten: gnomenhafte Menschen, vornübergebeugt, mit langen, starken Armen und zottigem Haar über fliehenden Stirnen. Schwarzglühende Augen starrten uns bösartig an. Die Barbaren waren fast unbekleidet, trugen kleine Rundschilde, lange Speere und Schwerter mit ovalen Klingen. Kaum einer maß mehr als fünf Fuß, doch ihre unglaublich breiten Schultern zeugten von ungewöhnlicher Stärke. Und flink waren sie wie Katzen.

      Da stürmten sie auch schon wieder heran. Die kurzen Schwerter der Angreifer prallten auf die römischen Kurzschwerter. Es war ein Kampf auf engstem Raum, denn es war sowohl die Taktik der Wilden wie auch die der römischen Legionäre. Der römische Schild stellte einen Nachteil dar, denn er war zu schwer für rasche Bewegungen, und die Barbaren stießen geduckt von unten herauf.

      Wir standen Rücken an Rücken, und wenn einer von uns fiel, schlossen wir die Reihe wieder. Sie drängten gegen uns, so daß wir einander Angesicht zu Angesicht gegenüberstanden und ihr säuerlicher Atem uns in die Nase stank. Wie Krieger aus Stahl hielten wir unsere Stellung. Die Heide, die Hügel, ja selbst die Zeit wurde bedeutungslos. Wir waren keine Männer mehr, sondern nur noch kämpfende Automaten. Die Schlacht ließ keinen Platz für Gedanken und Gefühle. Hauen und stechen. Eine Klinge zersplittert auf einem Schild. Ein tierhaftes Gesicht knurrt. Schlag zu! Das Gesicht verschwindet und wird durch eine andere Fratze ersetzt.

      Die Jahre der römischen Kultur verschwanden wie Nebel unter den Strahlen der Sonne. Ich war wieder ein Wilder, der einem feindlichen Stamm gegenüberstand. Ich verfluchte die Kürze meines römischen Schwertes. Ein Speer brach an meinem Brustpanzer, ein Schwert zersprang auf meinem Helm, hämmerte mich zu Boden. Ich taumelte empor und tötete den Angreifer mit einem aufwärts geführten Hieb. Dann hielt ich mit erhobenem Schwert inne. Stille herrschte auf der Heide. Kein Feind stand mehr auf den Beinen. Nur noch Leichen lagen umher. Und von uns dreißig waren nur noch fünf übrig: zwei Römer, ein Brite, der Ire und ich. Das Römerschwert und der römische Panzer hatten den Sieg davongetragen.

      Es blieb nur eines zu tun, den Marsch nach Süden fortzusetzen. Aber bevor wir uns daran machten, fand ich etwas auf dem Schlachtfeld, was mein Herz mit Freude erfüllte, einen Bihänder in der verkrampften Hand eines der Wilden. Das Langschwert eines Nordmanns, bei Thor! Der Tote hielt die Waffe so fest umklammert, daß ich gezwungen war, ihm die Hand abzuschlagen, um es mir anzueignen.

      Nun fühlte ich mich wohler. Kurzschwert und Schild mochten für einen Mann mittlerer Größe genügen, reichten jedoch für einen Krieger, der sechseinhalb Fuß maß, nicht aus.

      Wir überquerten die Berge, krochen wie Insekten eine Steilwand hoch und wurden oben fast vom Sturm weggeblasen, der wie ein Riese brüllte. Und dort warteten sie auf uns. Der Brite fiel mit einem Speer im Körper, taumelte hoch, umklammerte den Angreifer, und zusammen stürzten sie über den Rand des Abgrundes tausend Fuß hinunter. Nach einem kurzen, wütenden Gefecht war der Kampf auch schon zu Ende. Vier Feinde lagen bewegungslos zu unseren Füßen, während einer der Römer auf dem Boden hockte und das Blut zu stillen versuchte, das aus seinem Armstumpf hervorsprang.

      Die Gefallenen rollten wir über den Rand der Schlucht, und den Arm des Römers umwanden wir fest mit Lederriemen. Dann setzten wir unseren Weg fort.

      Weiter. Weiter. Zerklüftete Felsen rund um uns. Die Sonne senkte sich dem Horizont entgegen. Als wir, von Steinblöcken gedeckt, auf einem breiten Felsband hockten, zog eine Schar Eingeborener unter uns vorbei. Wild aufbrüllend sprang der Ire mitten unter sie. Sein rotes Haar schimmerte zwischen ihren schwarzen Schöpfen. Der erste, der ihn erreichte, fiel mit gespaltenem Schädel, und der zweite kreischte auf, als ihm der Arm von der Schulter getrennt wurde. Mit einem wilden Kampf schrei versenkte der Ire sein Schwert in einer haarigen Brust, riß es heraus und hieb einen Kopf ab. Dann waren sie über ihm wie Wölfe über einem Löwen, und einen Augenblick später zierte sein Haupt eine Speerspitze.

      Der Trupp zog weiter, ohne unsere Anwesenheit zu ahnen, und wir setzten unseren Weg fort. Die Nacht fiel ein, und der Mond ging auf und warf gespenstische Schatten. Bis zum Morgengrauen taumelten wir weiter, verbargen uns bei Tagesanbruch in Felsnischen und machten uns des Nachts wieder auf den Weg.

      Bei Einbruch der Morgendämmerung erreichten wir eine riesige Hochebene, die an drei Seiten von Bergen eingerahmt war. Nur gen Süden zu schien das Land flach zu sein, und so glaubte ich, daß wir endlich das Hügelland vor uns hatten, das in die fruchtbaren Ebenen des Südens überging.

      An einem See hielten wir an. Kein Feind war zu sehen, und nirgends stieg Rauch auf. Aber als wir so standen, kippte der einarmige Römer lautlos vornüber. Ein Wurfspeer stak in seinem Körper.

      Unsere Blicke suchten den See ab. Kein Boot war zu sehen und auch kein Gegner im spärlichen Schilf am Ufer. Wir wandten uns um und blickten forschend über die Heidelandschaft. Da brach der zweite Römer mit einem kurzen Speer zwischen den Schulterblättern zusammen.

      Das Schwert gezückt, suchte ich mit den Blicken die Hänge ab. Die Heide erstreckte sich zwischen den Bergen, und nirgends war das Heidekraut hoch genug, um einen Mann zu verbergen – nicht einmal einen Kaledonier. Keine Welle kräuselte die Seeoberfläche. Wieso bewegte sich das eine Schilfrohr, während die übrigen still standen? Ich beugte mich vor und spähte ins Wasser. Neben dem Rohr stieg eine Luftblase hoch. Ich bückte mich noch mehr und blickte in ein tierhaftes Antlitz unter der Oberfläche! Erstaunen ließ mich einen Augenblick lang zögern, dann spaltete mein Schwert das haarige Gesicht und parierte im letzten Moment den Speer, der gegen meine Brust zuckte. Das Wasser schäumte auf, und kurz darauf trieb die Leiche des Wilden an die Oberfläche. Seine Hand hielt immer noch das Schilfrohr umklammert, durch das er geatmet hatte. Nun wußte ich, warum so viele Römer an den Seeufern auf geheimnisvolle Weise das Leben verloren hatten.

      Ich warf meinen Schild weg und behielt nichts außer Schwert, Dolch und Rüstung. Ein wildes, erhebendes Gefühl durchströmte mich. Ich war allein in einem rauhen Land voller Feinde, die nach meinem Blut dürsteten. Bei Thor und Odin! Ich würde ihnen zeigen, wie ein Nordmann zu sterben vermochte! Mit jedem Atemzug verlor ich mehr von der Schale der römischen Kultur. Zuletzt blieb nur noch der primitive Mann übrig, und kalte Wut erfüllte mich, gepaart mit Verachtung für meine Feinde. Ich war nahe daran, zum Berserker zu werden. Die kämpferische Seele des Nordmanns regte sich in mir. Ich war kein Römer. Ich war ein gelbbärtiger Barbar. Und ich schritt über die Heide, als befände ich mich an Bord meines Langschiffs. Wer waren schon die Pikten? Verkrüppelte Zwerge, deren Tage gezählt waren. Sie entstammten aus einem anderen Zeitalter, ein Volk, das die Kelten und Nordleute vor sich her getrieben hatten. Und irgendwo in meinem Geist hauste die verschleierte Erinnerung an wilde, gnadenlose Kriege aus einer dunkleren Zeit.

      Aber da war auch eine gewisse Scheu – nicht vor ihren kämpferischen Fähigkeiten, sondern vor der Zauberei, die sie beherrschen sollten. Ich hatte ihre Kromleche in ganz Britannien gesehen und auch den Wall, den sie unfern von Corinium erbaut hatten. Ich wußte, daß die keltischen Druiden sie in einem solchen Ausmaß haßten, das selbst für Priester erstaunlich war. Nicht einmal die Druiden vermochten zu erklären, wie das Steinzeitvolk die mächtigen Steinwälle zu errichten imstande gewesen war. Zauberei mußte im Spiel sein.

      Ich begann mich zu fragen, zu welchem Zweck wir fünfhundert Männer eigentlich ausgeschickt worden waren. Einige behaupteten, um einen bestimmten Piktenpriester gefangenzunehmen, andere, um den Aufenthaltsort eines Piktenhäuptlings mit Namen Bran Mak Morn