Название | Mission Unendlichkeit - Das 1529 Science Fiction Abenteuer Paket |
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Автор произведения | Mara Laue |
Жанр | Научная фантастика |
Серия | |
Издательство | Научная фантастика |
Год выпуска | 0 |
isbn | 9783745202748 |
„Wie heißt du?“, fragte sie nun. „Du bist ein Jäger. Oberweltler.“ Raubtierhaft schritt sie auf und ab im Raum.
„Wie kommst du darauf?“, fragte er.
„Einmal die Haut. Minimal dunkler als das, was du hier unten bekommen kannst bei Kunstlicht und der seltenen Sonne. Zweitens dein Aussehen. Kleidung. Die zwei kleinen Holster. Die meisten hier unten haben keine so gute Ausrüstung. Viele tragen lieber größere Waffen. Also? Mach ich mal den Anfang. Mein Name ist Vanadis. Vanadis Poe. Kannst mich aber auch Rabe nennen“, erklärte sie nun. Dabei deutete sie auf eine Rabentätowierung, die einen Teil ihres Rückens einnahm.
„Der Rabe? Wieso?“
„Weich nicht aus. Rabe, weil das ein Tier von der Erde ist, das auf andere Welten eingeschleppt wurde. Hartnäckig. Hat nun schon ‘ne ganze Menge überlebt. Zudem gilt es als hinterlistig, glaube ich.“
„Isaak“, stellte er sich nun vor. „Kopfgeldjäger.“
„Dacht‘ ich‘s mir. Willst den großen Wurf landen und einen hier unten fangen, der allen entkommen ist, nur nicht dir? Vergiss es. Es hat seinen Grund, wieso nur die Verzweifelten herkommen.“
„Ist das nicht gerade sowieso egal?“, bemerkte Isaak und deutete auf den Raum um sie herum.
Sie lachte und nickte.
„Ich will hier nicht sterben, klar?“
„Ach, hast du einen Plan?“
„Natürlich“, erklärte sie ruhig. Sie hatte etwas in ihrem Blick, das Isaaks Nackenhaare dazu brachte sich aufzustellen. Er bekam eine Gänsehaut. Das war der Blick einer Frau, die viel Leid erfahren hatte. Und der Blick einer Killerin.
Sie erschien ihm zwar einerseits wie ein Raubtier, das berechnete und gnadenlos tötete, aber da war mehr. Etwas, das unter der Oberfläche lauerte.
Isaak hatte in seinem Beruf ein gutes Gefühl für Menschen entwickelt. Sie war das, was man einfach als gefährlich bezeichnen musste.
„Wie sieht der Plan aus?“, fragte er.
„Sie werden dich gleich rausbringen aus der Zelle und mustern. Haben sie bei mir auch getan. Machen Fotos, nehmen Maße für die Sklavenauktion“, erklärte sie.
„Sie versteigern uns?“
„Ich denke mal, du bist bisher noch nicht oft mit Sklaverei in Kontakt gekommen“, schlussfolgerte Vanadis.
Er schüttelte den Kopf. „Es ist widerlich.“
„Urteilt der Kopfgeldjäger“, spie Vanadis aus, lachte dann aber erneut dieses raue, humorlose Lachen.
„Die Kerle würden sich gegenseitig verkaufen, wenn sie keine Angst voreinander hätten. Also, wenn sie dich holen wollen, versuchen wir sie zu überwältigen.“
„Genialer Plan, so tiefgründig und verschachtelt“, stimmte Isaak entnervt zu.
Sie zeigte ihm ein hintergründiges Lächeln.
„Du kennst mich nicht.“
Isaak nickte und sie versanken in angespanntes Schweigen.
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ENDLICH ÖFFNETE SICH die Tür.
Mehrere Stimmen waren zu hören.
Es wurden Befehle gebellt.
Dann trat ein glatzköpfiger Mensch mit üblen Narben auf Gesicht und Hals in den Raum. Er trug eine leichte Rüstung aus Platten, die vermutlich kleinere Projektile aufhalten würde.
Dafür schränkte sie definitiv seine Bewegungen ein.
Isaak bemerkte, dass er sich langsam und betont ruhig bewegte.
Vermutlich war die Rüstung neu. Darum wirkten die Bewegungen nicht flüssig.
„Steh auf“, knurrte Narbengesicht Isaak an.
Isaak tat wie geheißen und bewegte sich langsam, als würde das Betäubungsmittel noch wirken.
„Keine Hektik“, nuschelte er. Der Glatzkopf entspannte sich etwas.
Die Tür wurde geöffnet. Mehrere Humanoide standen im Halbkreis und warteten angespannt. Als Isaak langsam in den Türrahmen trat, entspannten sie sich. Zumindest die Mehrheit, wie Isaak aus leicht zusammengekniffenen Augen erkannte.
Dann drehte er sich um und schlug Narbengesicht ins Gesicht, so dass dieser taumelte und zu Boden ging.
Einer der Umstehenden fluchte.
Isaak wirbelte herum und trat nach dem nächsten Gegner, dessen Schienbein er erwischte.
Der Getroffene knickte ein.
Doch Isaak war bereits dabei, sich gegen einen bärtigen Menschen mit dunkler Haut zu wehren, der ihn im festen Würgegriff hatte.
Plötzlich ließ dieser locker und Isaak konnte sich befreien.
Was er nun sah, verschlug ihm glatt den Atem. Vanadis wirbelte im Raum umher, als wäre sie kein Mensch.
Sie duckte sich unter Schlägen weg, verpasste einem Angreifer einen Kinnhaken, der ihn ausknockte, und war in der gleichen Sekunde bereits zur Seite gerollt, um einem Tritt auszuweichen.
Schon war sie wieder auf den Beinen und schlug einen weiteren Angreifer so fest gegen die Wand, dass es vernehmbar knackte.
Isaak hatte allerdings kaum Zeit ihre Kampfkünste zu bewundern, denn ein anderer Gegner stellte sich ihm bereits gegenüber.
Er wich einem rechten Haken von Isaak aus, als plötzlich ein Schuss donnerte.
Dann ein weiterer.
Alle Anwesenden erstarrten und blickten in die Richtung, aus der er gekommen war.
Vanadis hatte einem der Sklavenhändler eine Pistole abgerungen und nun zwei erschossen.
„Duck dich“, rief sie noch, dann begann sie auf alle Anwesenden zu schießen.
Isaak ließ sich reflexartig einfach zu Boden fallen.
Blut spritzte, als ein nahe stehender Sklavenhändler am Kopf getroffen wurde.
Nach nur wenigen Sekunden war alles vorbei.
Um Isaak lagen ein Dutzend Leichen. Blutlachen bildeten sich.
Er sah Vanadis an.
Einerseits war er dankbar, andererseits hasste er unnötige Tote. Das war für ihn bestenfalls schlampige Arbeit.
„Was?“, keifte sie ihn an, als sie seinen Blick bemerkte.
„Nichts.“
Isaak betrachtete die Toten genauer.
„Wo sie wohl unsere Habseligkeiten aufbewahren?“, fragte er, während er einem Toten die Pistole abnahm. Der Mann war nicht alt, vielleicht gerade einmal zwanzig Jahre. Sein Kiefer wirkte unnatürlich, gebrochen und falsch zusammengewachsen.
„Keine Ahnung. Hast du was Wichtiges verloren?“, fragte Vanadis und begann dabei ebenfalls die Toten zu überprüfen. Ruppig wühlte sie in deren Taschen.
„Lebenswichtig“, erklärte Isaak. „Einen Handcomputer.“
Er überlegte, wie weit er ihr vertrauen konnte.
Als sich ihre Blicke erneut begegneten und er diesen Wahnsinn in ihrem sah, wusste er es.
Gar nicht.
„Eine Karte“, stellte sie fest. „Oberweltler, der etwas sucht, also eine Karte.“ Sie tippte sich dabei zufrieden an ihre Stirn.